Dr. Tomas Jelinek erläutert Übertragungsmöglichkeiten, Kranheitsverlauf und Schutzmassnahmen zum Thema Zika-Virus.
Spätestens seit im Februar 2016 die Weltgesundheitsorganisation WHO den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen hat, ist der Zika-Virus auch bei uns zum Thema geworden. Diesen Notstand ruft die WHO nur aus, wenn ein Gesundheitsrisiko über Ländergrenzen hinaus besteht und daher ein koordiniertes Vorgehen nötig ist. Zuvor waren in Ländern mit Zika-Ausbrüchen vermehrt Neugeborene mit zu geringem Kopfumfang (Mikrozephalie) auf die Welt gekommen sowie neurologische Erkrankungen wie das Guillain-Barré-Syndrom häufiger aufgetreten. Ein Zusammenhang zwischen Zika und diesen Erkrankungen gilt mittlerweile als gesichert.
Übertragung
Erstmals wurde das Zika-Virus 1947 im gleichnamigen Wald am Victoriasee in Uganda bei einem Affen isoliert. In der Folge traten nur selten menschliche Erkrankungen in verschiedenen Ländern Afrikas und Südostasiens auf. 2007 gab es dann einen ersten Ausbruch auf der mikronesischen Yap-Insel, 2013 in Französisch-Polynesien. Die ersten Fälle auf amerikanischem Festland wurden Ende April 2015 aus Brasilien gemeldet. Danach begann sich das Virus rapide auf dem südamerikanischen Kontinent und in der Karibik zu verbreiten. Auch auf den Südseeinseln Amerikanisch -Samoa, Samoa und Tonga gibt es lokale Übertragungen. Seit Ende 2016 kommt es zunehmend auch zu Ausbrüchen in Südostasien.
Das Zika-Virus wird durch Stechmücken der Gattung Aedes übertragen, die auch Träger für das Gelbfieber-Virus und das Dengue-Virus sind. Auch durch eine Bluttransfusion kann das Virus übertragen werden, ebenso in der Schwangerschaft von einer Mutter auf ihr Kind. Sehr untypisch für diese Art von Viren gibt es auch eindeutige Hinweise auf eine sexuelle Übertragung. Offensichtlich zieht sich das Virus im Körper besonders in Gewebe zurück, wo es einen gewissen Schutz vor dem Immunsystem genießt. Hierzu gehören auch Hoden und Uterus.
Krankheitsverlauf und Nachweis
Etwa 80 Prozent aller Infektionen verlaufen ohne Beschwerden. In den übrigen Fällen kommt es überwiegend zu milden Verläufen. Neben erhöhter Temperatur, Kopf- und Gliederschmerzen treten ein Hautausschlag sowie eine nichteitrige Entzündung der Augen auf. Die Symptome klingen nach etwa einer Woche von alleine wieder ab. Schwere Verlaufsformen bis hin zum Tod sind bislang nur vereinzelt beobachtet worden. Der Nachweis der Viren kann bei akut Erkrankten in der ersten Woche aus dem Blut und später aus dem Urin erfolgen, nach etwa vier Wochen werden Antikörper aus dem Blut bestimmt. Auch bei Reiserückkehrern ohne Beschwerden kann eine Antikörperbestimmung vier Wochen nach der Reise klären, ob sie eine Infektion durchgemacht haben und möglicherweise noch ansteckungsfähig sind. Dies gilt vor allem für Schwangere, Männer mit einer schwangeren Partnerin sowie Partner mit Kinderwunsch. Eine spezifische Behandlung für eine Zika-Erkrankung existiert nicht. Zur symptomatischen Behandlung werden fiebersenkende und schmerzstillende Mittel verabreicht, zudem sollte der Patient viel Flüssigkeit zu sich nehmen.
Schutzmaßnahmen
Ein Impfstoff befindet sich in der ersten klinischen Prüfung, mit einem fertigen Produkt ist aber in den nächsten Jahren nicht zu rechnen. Die wichtigste Schutzmaßnahme bleibt das Vermeiden von Mücken stichen, etwa durch das Tragen körperbedeckender Kleidung und das Auftragen von Repellentien auf unbedeckte Hautstellen (vorzugsweise mit DEET). Die Kleidung kann zur Verstärkung des Schutzes mit Permethrin eingesprüht bzw. imprägniert werden. Die übertragenden Moskitos sind vorwiegend tagaktiv, wenn möglich sollte man sich daher tagsüber gut schützen. Schwangere sowie Frauen mit Kinderwunsch sollten zum gegenwärtigen Zeitpunkt von nicht zwingend notwendigen Reisen in aktuelle Ausbruchsgebiete absehen.
Medizinischer Direktor des BCRT
Prof. Dr. med Tomas Jelinek ist Medizinischer Direktor des BCRT Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reise- und Tropenmedizin Düsseldorf, Vertragsarzt (Consiliarius Tropenmedizin) am Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Lehrbeauftragter der Universität zu Köln (Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene), Consulting Expert der WHO und Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste.
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