50 Jahre Osprey

Der Adler macht Beute
 

Wer an Outdoor-Rucksäcke denkt, kommt an Osprey nicht vorbei. Kaum eine andere Marke steht so für Innovation und Komfort im Backpack-Business. 2024 feiern die Amerikaner mit dem Adler-Logo ihren 50. Geburtstag. Ein Blick in die Historie.

Vielleicht sitzt Mike Pfotenhauer 1974 im Bus. Er ist 21, sonnengebräunt, wilde Frisur und schaut zu, wie die Häuser der Küstenstadt Santa Cruz, Kalifornien, an der Scheibe vorbeiziehen. Plötzlich steigt eine Gruppe Backpacker ein. Sie stöhnen, als sie ihre wuchtigen Rucksäcke in den Bus hieven. Einer wedelt mit dem Buch »South-East Asia on a Shoestring« (auf Deutsch: »Südostasien ohne Geld«). Der frisch erschienene Lonely-Planet-Reiseführer ist mitverantwortlich dafür, dass man gerade überall Backpackern begegnet.

Mike lächelt. Er fühlt sich mit ihnen verbunden. Auch er ist Outdoor-Fan und gerne in den Bergen rund um Santa Cruz unterwegs. Und auch ihn nervt: Die aktuellen Rucksäcke sind viel zu schwer und unbequem. Wuchtige Außengestelle aus Alu sind der Hit. Aber keiner passt so richtig zur eigenen Rückenform, es drückt und reibt und in der kalifornischen Hitze läuft einem der Schweiß den Rücken herunter. Das Thema beschäftigt ihn schon lange. Schon mit 16 hat er seinen ersten Rucksack selber genäht. Jetzt – 1974 – auf dem Höhepunkt des Backpacker-Booms, macht er Nägel mit Köpfen. Er gründet eine Firma: »Osprey Packs«, benannt nach dem englischen Wort für Fischadler. Auf Bestellung fertigt er maßgeschneiderte Rucksäcke für Freunde, Backpacker, Reisende. Und die – sind happy! Die Rucksäcke von Mike sind so bequem, dass jeder sie weiterempfiehlt.

»Ich genieße das Leben mehr, wenn ich mich mit Dingen umgebe, die ich selbst gemacht habe.« Mike Pfotenhauer, Gründer von Osprey

Osprey schafft Rucksack-Innovationen

Den ersten Durchbruch erlebt Mike dann acht Jahre später. 1982 lobt das renommierte Sport- und Reisemagazin Outside das Osprey-Modell Ariel in höchsten Tönen. Warum? Weil das leichte, atmungsaktive Mesh-Material den Rücken um Welten besser belüftet und der verstellbare Brustgurt jedem das Gefühl gibt, einen individuell angepassten Rucksack zu tragen. Doch mit dem Erfolg kommen die Probleme: Mike fehlt in Kalifornien Personal, um der Nachfrage gerecht zu werden. Durch Zufall erfährt er, dass in Colorado gerade eine Gore-Tex-Fabrik dichtgemacht hat und die Arbeiterinnen und Arbeiter aus dem angrenzenden Navajo-Reservat einen neuen Job suchen. Ideale Bedingungen für Osprey. Und so sticken ab 1990 die Navajo-Näherinnen den charakteristischen Adler auf die immer populärer werdenden Modelle.

Von Colorado nach Vietnam

2001 folgt dann der absolute Durchbruch: Das Modell Aether 60 schafft es auf das Cover des Time Magazine. Und zwar auf dem Rücken von Erik Weihenmayer, der als erster blinder Bergsteiger den Gipfel des Mount Everest erreichte. Die Titelseite des meistgelesenen Nachrichtenmagazins der Welt – das bedeutete maximale Publicity für Mike und sein Team. Das produziert auch zu diesem Zeitpunkt noch komplett in Colorado. Damit ist Osprey die einzige große Outdoormarke in den USA, die ihre Fertigung noch nicht in Billiglohn-Länder ausgelagert hat. Mike ist hin- und hergerissen: Einerseits will er preislich mit der Konkurrenz mithalten, andererseits will er seinen US-Standort und die gewohnte Qualität nicht aufgeben. Schließlich entscheidet er sich: Es geht nach Vietnam. Und ganz nach dem Motto »Wenn wir das machen, dann richtig«, kommen er und seine Familie mit. Ab 2002 lebt Familie Pfotenhauer vier Jahre lang in Ho-Chi-Minh-Stadt, während Mike den Aufbau der Produktion in Vietnam betreut. Ein fast symbolischer Schritt für einen US-Unternehmer, der zeigt: Gründer Mike ist es mit Osprey nie ums schnelle Geldmachen gegangen, sondern um die hundertprozentige Qualität seiner Rucksäcke.

  • Durch Innovationsfreude und kompromisslose Qualität …
  • … hat sich Osprey längst einen Namen als weltweit führender Rucksackhersteller gemacht.

Ospreys DNA: Bequem, langlebig, nachhaltig

2003 expandiert Osprey auch nach Europa. Dort macht der Fischadler den etablierten Rucksack-Platzhirschen mit cleveren Ideen Konkurrenz. Die meisten davon meldet Mike zum Patent an und gewinnt in den 2000er-Jahren zahlreiche Gear-Of-The-Year-Auszeichnungen. Die drei wichtigsten Osprey-Innovationen wollen wir uns in unserem Globetrotter Portrait genauer anschauen.

AntiGravity

Verteilt das Gewicht

AntiGravity ist die Schlüssel-Technologie, die viele mit Osprey verbinden. Statt dichtem Schaumstoff oder anderen schweren Materialien nutzt Osprey als erstes ein luftiges, federndes Netzgewebe für die Rückenseite seiner Rucksäcke. Das setzt seit der Einführung 2015 einen neuen Industriestandard in der Branche. Aufgebaut ist das legendäre Rückensystem so, dass die Last gleichmäßig von den Schulterblättern über den untern Rücken bis zum Hüftgurt verteilt wird.

Zu finden im Atmos AG/Aura AG

AirSpeed

Belüftet den Rücken

Durchgeschwitzte T-Shirt-Rücken beim Wandern gehören dank der äußerst beliebten AirSpeed-Technologie der Vergangenheit an. Hierbei wird ein strammes, aber gleichzeitig flexibles Mesh-Gewebe über den Rucksackrücken gespannt, wodurch ein maximal belüfteter Zwischenraum zwischen Körper und Backpack entsteht.

Zu finden im: Stratos/Sirrus

Custom Molding

Passt sich dem Körper an

Die Möglichkeit, den Hüftgurt eines Rucksacks für jeden Käufer individuell mithilfe von Hitze anzupassen, sorgt bei der Einführung von Custom Molding für Aufsehen. Wie das funktioniert? Hüftgurt nach dem Kauf abnehmen, im Ofen leicht erwärmen, an die eigene Hüfte andrücken und fertig. Scheuerstellen haben keine Chance mehr und man profitiert von den Vorteilen einer weichen Polsterung gepolsterten und denen eines steifen, tragenden Hüftgurtes.

Zu finden im: Aether Pro/Ariel Pro

Die Zukunft von Osprey beginnt mit Globetrotter

Nach 40 Jahren voller Ideen, neuer Materialien und Technologien, standen die letzten zehn Jahre bei Osprey ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. 2020 beschloss die Marke sogar, die fortschrittlichste, transparenteste und nachhaltigste Outdoor-Hardware-Marke der Welt zu werden. Dazu gehört vor allem das Bemühen, Produkte wenn möglich zu reparieren statt zu ersetzen. Das bedeutet: Wer einen Rucksack gekauft hat und Mängel feststellt, kann diesen kostenlos von Osprey beheben lassen. Dieser Service bezieht sich zwar hauptsächlich auf Produktionsfehler, aber auch bei Schäden durch Verschleiß oder Beschädigungen tut Osprey alles, um den Rucksack zu reparieren. In den Globetrotter Werkstätten werden beispielsweise diverse Ersatzteile wie Schnallen und Gurte Bereit gehalten. Außerdem verwendet Osprey seit 2021 als bluesign-Partner schadstofffreie Materialien, die einen möglichst geringen Einfluss auf die Umwelt haben und ressourcenschonend hergestellt wurden.

Heute sind einige der beliebtesten Rucksäcken bei Globetrotter von Osprey. Die Marke steht wie keine andere für Komfort im Rucksackgeschäft. Fans auf der ganzen Welt schätzen die organisch gewachsene Marke, die ihrer Kernkompetenz treu geblieben ist, für ihre Langlebigkeit und Zuverlässigkeit. Auf die nächsten 50 Jahre Osprey!

Osprey-Meilensteine im Überblick

  • 1969: Der 16-jährige Mike Pfotenhauer ist schlechtsitzende Rucksäcke leid, bringt sich selbst das Nähen bei und fertigt seinen ersten eigenen Rucksack.
  • 1974: Pfotenhauer gründet die Firma »Osprey Packs« in Santa Cruz, Kalifornien.
  • 1990: Die Firma zieht in eine alte GoreTex-Fabrik nach Colorado und profitiert von den Fähigkeiten der dortigen Navajo-Näherinnen.
  • 1998: Der verstellbare ErgoPull-Hüftgurt wird eingeführt und setzt einen neuen Standard bei Rucksack-Hüftgurten.
  • 2001: Der Osprey Aether schafft es auf das Cover des Time Magazine – getragen vom blinden Kletterer Erik Weihenmayer auf seinem Weg auf den Mount Everest.
  • 2002: Um preislich mit der Konkurrenz mithalten zu können, zieht die Osprey-Produktion nach Vietnam – Gründer Pfotenhauer und seine Familie kommen mit.
  • 2015: Im gleichen Jahr, in dem die legendäre AntiGravity-Technologie auf den Markt kommt, wird der europäische Hauptsitz in Poole, England, eingeweiht.
  • 2022: Die Nachhaltigkeitsstrategie trägt Früchte: Schon 60 Prozent der Hauptmaterialien werden aus recycelten Stoffen hergestellt.
  • 2024: Unter anderem mit der UNLTD-Produktserie feiert Osprey 50 Jahre nachhaltige Innovation im Rucksack-Business.

Live-Talk mit Laura Dahlmeier

Vortrag über Herausforderungen, die Freiheit in den Bergen und warum es wichtig ist sein Ding durchzuziehen in München

Mit Zielstrebigkeit und Willensstärke stand Laura Dahlmeier als Doppel-Olympiasiegerin und 7-fache Weltmeisterin auf dem Gipfel des Biathlon-Sports. 2019 beendete Sie mit nur 25 Jahren ebenso konsequent und selbstbestimmt ihre Karriere.
Die bodenständige Garmisch-Partenkirchnerin schätzt ihre neu gewonnene Freiheit. Einen Gang runter schalten gibt es für Laura aber nicht. Neben dem Studium der Sportwissenschaften widmet sie sich intensiv ihrer Bergleidenschaft. Sie stellt sich weiterhin sportlichen Herausforderungen, im Berglauf, bei Alpinkletter- und Bergsteigerprojekten, Skitouren oder auch auf dem Rad. Dabei steht für sie trotz ambitionierter Leistungsziele das Erlebnis in der Natur und mit Freunden zunehmend im Vordergrund.

Der Live-Talk fand am 16.04.24 in der Globetrotter Filiale München statt.


TEXT: Jana Wagner  |  FOTOS: Osprey

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