»Wir haben das Auto jeden Tag versenkt«

Produktmanager Nico Thomas erzählt zum 40-jährigen Jubiläum von Globetrotter die Geschichte hinter diesem Bild
Archiv Nico Thomas

Das Bild entstand 2001 in einer Salzpfanne nördlich der Etosha. Wir waren auf dem Weg zu einer biologischen Expedition im Okavango-Delta. Eingeladen hatte das Harry Oppenheimer Okavango Research Centre. Wir sollten zwei Monate lang die Auswirkungen von Sprühflugzeugeinsätzen gegen die Tsetsefliege erforschen. Dort, wo damals wie heute nur superteure Lodges operieren und reiche Amerikaner 900 Dollar pro Nacht bezahlen. Für uns war es wie der Garten Eden. Und da es im Garten Eden natürlich keine Tankstellen gibt, haben wir das Dach mit Spritkanistern voll geladen und unterwegs dann auch noch ein Kanadier aufgesammelt. Für 120 Kilometer Fahrstrecke brauchten wir eineinhalb Tage. Wir mussten durch Tiefsand-Passagen, Flüsse mit selbstgebauten Pontons überqueren und haben das Auto bestimmt jeden Tag einmal irgendwo versenkt. 

Den Tsetsefliegen auf der Spur

Vor Ort haben wir dann die Sprühflugzeuge mittels GPS-Daten gelenkt und im Anschluss die installierten Netze unter den Bäumen darauf gecheckt, was darin noch kreucht und fleucht. Zahlreiche Proben wurde in Ethanol eingelegt und weltweit in Labore geschickt. So sollte in dem auf zehn Jahre angelegten Projekt die optimale Dosis eines Mittels gegen Tsetsefliegen, welche die gefüchtete Schlafkrankheit überträgt, erforscht werden. 

Als »partner in crime« war meine heutige Frau dabei. Sie ist Biologin und hatte die Einladung ergattert. Bei Locals war der Job aber ohnehin nicht sehr beliebt. Zwei Monate im Busch, kein TV, schlafen im Zelt und drumherum nur Sumpf oder Löwen. Für uns dagegen war es das Paradies. Und natürlich auch ein Beziehungstest. Heute kann ich mit Fug und Recht behaupten: wer zwei Monate Okavango schafft, der schafft auch alles andere im Leben. 

Einen Teil der Ausrüstung hatten wir seinerzeit schon von Globetrotter, wo meine Frau neben dem Studium in der Textilabteilung gearbeitet hat. Ich kam aus dem Handwerk und war bei Globetrotter so eine Art »Hang around« – immer zugegen, wenn am Wochenende was los war. Ein GPS-Workshop bei Klaus Denart zum Beispiel. 

Nach der letzten langen Afrikareise war ich aber für meinen gelernten Beruf nicht mehr zu gebrauchen: ich hatte eine zu hohe Dosis Fernweh abbekommen. Und so habe ich ebenfalls bei Globetrotter angeheuert. Zuerst im Lager, da man mich nicht wirklich einordnen konnte. Dann kam die Assistenz bei ersten Fotoproduktionen hinzu (»wer sollte schließlich das Auto mit Frontantrieb im Hinterland Kretas den Berg hochjagen?«), wenig später textete ich erste Katalogseiten. Und schließlich bin ich im Einkauf gelandet, wo ich noch heute für Teile der technischen Hardware verantwortlich bin.

Und er fährt immer noch

Und das gelbe Auto? Das gibt es immer noch. Ein Nissan Patrol, der im südlichen Afrika Safari heißt. Da ist der Name Programm. Ich hatte ihn seinerzeit an einen Safariguide in Swakopmund verkauft. Er hat auch das einstige Nissan-Logo am Grill auf dem Gewissen. Beziehungsweise eine Elefantenkuh am Chobe River, mit der er sich nicht ganz einig war…. So hat sie das Auto kurzerhand mal 300 Meter die Straße runtergeschoben. Vier Jahre später, wir waren erstmals mit unseren Söhnen in Afrika, habe ich ihm das Auto wieder abgekauft und einige weitere Touren unternommen. Dann ging es an einen anderen Safariguide, der es noch heute besitzt. Ich wüsste, wo die Schlüssel sind. 

Allerdings fehlt mir gerade etwas die Zeit, da ich nach Feierabend an einem anderen Projekt werkle: ein Ford-LKW von 1934, den ich restauriere und zum zuverlässigen Expeditionsvehikel umbaue. Mit so einem LKW war schon Sven Hedin in der 30er Jahren auf seiner Seidenstraßen-Expedition unterwegs.


Text: Nico Thomas
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