Hanwag: ein Schuh fürs Leben

Der bayerische Schuster Hanwag feiert den 100. Firmengeburtstag. Produktionsleiter Hüda Öztürk ist seit 1984 dabei.
Hanwag Hueda Oeztuerk
Für jeden Fuß und jede Tour: Im Hanwag-Sortiment stecken 100 Jahre Erfahrung.
Hüda Öztürk begann 1984 als 21-jähriger Arbeiter bei Hanwag und erwies sich bald als talentierter Schuhmacher, der von Firmengründer Hans Wagner gefördert wurde. Sein Können ergänzte er durch ein VWL-Fernstudium. Seit vielen Jahren leitet er die Produktion von Hanwag.

Hallo Hüda Öztürk. Wie kann man sich die Anfänge von Hanwag vorstellen?
Als Hanwag-Gründer Hans Wagner 1921 seine Werkstatt in Vierkirchen eröffnete, war das Schustern reine Handarbeit in vielen, oft sehr anspruchsvollen Schritten: das Zuschneiden, das Nähen, die ganze Formgebung und die Besohlun­g. Körperlich war das anstrengend, die Schuster saßen auf kleinen Hockern, hatten den Leisten im Schoß und zogen mit viel Kraft Leder darüber. Damals schaffte ein guter Handwerker nur eine Handvoll Schuhe am Tag.

Aber die Qualität stimmte damals schon?
Auf jeden Fall. Für die Kunden war die Anschaffung eine große Sache – oft war das ein Schuh fürs Leben, der nur ab und zu eine neue Sohle bekam.

Wie hat sich das Handwerk seither verändert?
Im Lauf der Zeit bekamen die Schuster maschinelle Hilfe, etwa beim Nähen oder Zwicken. Neben dem klassischen Leder werden heute auch funktionelle Kunststoffe und Textilien verarbeitet. Und natürlich spielt bei Formen­planung und Design der Computer eine große Rolle. Doch bis heute gilt: In einem guten Schuh steckt jede Menge Erfahrung und Handarbeit.

Die Auswahl hat auch stark zugenommen, oder?
Allerdings, Hanwag fertigt über 50 verschiedene Modelle. Zum einen sind diese fein abgestimmt auf verschiedene Einsatzbereiche vom Alltag bis zur Himalaja-Expedition, zum anderen können wir viele Schuhe in verschiedenen Breiten anbieten, damit jeder Kunde seine perfekte Passform findet – das ist beim Schuhkauf immer noch das Wichtigste. Der Aufwand dahinter ist sehr groß, aber das macht unsere Arbeit eben besonders.

Wenn die Passform das Wichtigste ist, was ist beim Schuhkauf das Zweitwichtigste?
Dass der Schuh nicht nur zu meinem Fuß passt, sondern auch zu meinen Plänen. Einsteiger neigen manchmal dazu, massive Trekkingstiefel auszuwählen, mit denen sie dann aber eher leichte Wanderungen von ein paar Stunden unternehme­­n. Das ist wie bei Fahranfängern: Die brauche­n ja auch nicht gleich das dickste Auto.

Was wäre für Wander-Einsteiger die bessere Wahl?
Ein leichter Wanderschuh, der auf kürzere Distanz viel komfortabler ist als ein sehr stabiler Trekkingstiefel, den wir ja auf hohe Belastungen, lange Tragezeiten und zusätzliches Gewicht im Rucksack auslegen. Leicht gebaut macht alles mehr Spaß, man wandert öfter, lernt seine Vorlieben und seine Füße kennen – und wenn die Touren später wirklich länger werden, kauft man mit der gewonnenen Erfahrung ein passendes Modell. Das nächste Auto, um im Bild zu bleiben (lacht).

Auch die besten Produkte sind nicht immun gegen Verschleiß. Was tun, wenn der geliebte Wanderschuh nach vielen tollen Touren durchgelaufen ist?
Du bringst ihn zu Globetrotter und lässt »neue Reifen« aufziehen. Alle Hanwag-Schuhe lassen sich neu besohlen. Schuhe fürs Leben, wie vor 100 Jahren.

Mehr von Hanwag: Die Hanwag Stories

Zum 100. Geburtstag darf man sich auch selbst beschenken: Hanwag tut dies mit der toll gemachten Website »Hanwag Stories«. Hier geht’s weniger um Schuhe, sondern mehr um die Menschen, die Hanwag-Schuhe benutzen. So wie die Hamburger Illustratorin Sanna Wandke (Zeichnung rechts), die den lengendären Pacific Crest Trail bewältigt hat: 4300 Kilometer, 120.0000 Höhenmeter. Das Ganze in fünf Monaten und mit nur einem Satz Schuhe – einem Paar Hanwag Tatra. Sarahs Geschichte und noch viele andere erzählen die Hanwag Stories.