Über Stock und Stein mit Kimi Schreiber

Kimi Schreiber ist 26 Jahre alt und seit mehr als drei Jahren auf den Trails Mitteleuropas unterwegs. Als Athletin für adidas TERREX läuft sie für ein großes und international vertretenes Team und kann ihre Passion mit ihrer Arbeit als freie Texterin im Bereich Sportpublizistik kombinieren. Als gesponserte Läuferin geht es Kimi im Training nicht mehr allein um die Freude am Laufen, sondern auch um Disziplin und Konsistenz. In diesem Interview erzählt die Münchnerin von ihren Erfahrungen, ihrem Weg und gibt einige nützliche Tipps rund um ihre Leidenschaft, das Trailrunning

Kimi, wie bist du zum Trailrunning gekommen? 

Ich bin mehr oder weniger zufällig dazu gekommen und wusste ehrlich gesagt sehr lange nicht, dass ich im Laufen eine Differenzierung machen muss. Ob auf einer Forststraße, in der Stadt oder bergauf am Trail: ich bin gelaufen. 2017 hat mich ein Freund aus meinem Laufverein auf einen Trainingslauf mitgenommen und wir waren ausschließlich im Gelände und auf wunderbaren Trails unterwegs. Da habe ich gemerkt, dass mir das Laufen fernab von überlaufenen Wegen sehr viel Spaß macht und mir dieses Trailrunning ganz gut liegt – deswegen bin ich direkt dabeigeblieben. Trotzdem sehe ich da keine Differenzierung. Ich laufe überall gerne, nur der Untergrund ist eben hier und da ein anderer.

Was ist für dich das Besondere am Trailrunning? 

Trailrunning, also das Laufen im Gelände und in der freien Natur, ist für mich die Möglichkeit Abstand von meinem Alltag und den damit verbundenen, schnelllebigen Eindrücken zu bekommen. Ich bemerke, dass mir das kein Lauf im Flachen und im urbanen Gelände geben kann. Diese innere Ausgeglichenheit, diese Aufregung, das Gefühl Neues zu erleben und irgendwie alles erreichen zu können. Mich fasziniert diese Einfachheit bei gleichzeitiger Erhabenheit. Einfachheit, weil es nicht viel mehr braucht als ein Paar Schuhe mit Grip und die Freude am Laufen. Ich weiß, das klingt ein bisschen blumig. Erhabenheit, weil man eben doch am Berg und auf mehr oder weniger gefährlichem Terrain unterwegs ist und man die eigenen Schritte wohlüberlegt setzen muss. 

Welche Tipps würdest du EinsteigerInnen geben? 

Man darf nicht zu viel auf einmal wollen und man darf nicht vergessen, dass man sich oft im anspruchsvollen Gelände bewegt. Ich sehe auf Instagram, dass der Sport immer mehr zum Lifestyle verkommt und dass viele Menschen in gefährlichem Terrain unterwegs sind, oder mit einer viel zu wenig durchdachten Ausrüstung im alpinen Gelände rumspringen – nur für Likes und Follower. Mir fehlt heutzutage ein bisschen der Respekt vor sportlicher Leistung und der Arbeit, die dahintersteckt. Es geht nicht von heute auf morgen, dass man bedenkenlos und einfach so mehrere Stunden am Berg unterwegs sein kann. Trailrunning braucht Training, es verlangt eine gute und ausgebildete Grundfitness und Vertrauen in den eigenen Körper. Disziplin und Konsistenz sowieso. Also, um zur Frage zurückzukommen: Kauft euch ein paar ordentliche Schuhe, startet mit laufbaren und nicht allzu technischen Trails, vielleicht reichen für die ersten Einheiten sogar Forstwege. Am Ball bleiben, auch weiterlaufen, wenn es mal nervig ist und nicht nur bei Sonnenschein. Konsistenz ist das A und O und dann kommen die aufregenden Trails von ganz allein. 

Was waren bisher deine größten Erfolge im Sport? 

Mein größter Erfolg im Sport war mein Sieg bei den »Salomon 4 Trails« im Juli 2021. Es war mein erstes Etappenrennen und durch die Corona-Pandemie war ich viele Monate zuvor keinen Wettkampf mehr gelaufen. Ich wusste, dass ich einige starke Konkurrentinnen neben mir hatte und das machte mich ziemlich nervös. Dass ich am Ende nicht nur den Gesamtsieg mitnehmen konnte, sondern auch jede einzelne Etappe für mich entschieden habe, war eine unglaublich schöne Belohnung für die vielen Monate Training zuvor. Nach der langen Wettkampfpause war das eine schöne Bestätigung: Zu sehen, dass das Training anschlägt und ich durchaus in einem starken Feld aus Läuferinnen mitlaufen- und sogar vorneweg laufen kann. Das macht Lust auf mehr. 

Und welche Pläne hat Kimi Schreiber für die Zukunft? 

Meine Pläne für die Zukunft, puh. Eine gute Frage. Ich möchte einige internationale Rennen mitlaufen und dadurch neue Länder und neue Trails kennenlernen. Aber auch im Alpenraum gibt es noch einige Wettkämpfe, die auf meiner Liste stehen. Nachdem mein erstes Etappenrennen so gut lief, rückt natürlich auch der »Transalpine Run« in greifbare Nähe. Mal sehen, langweilig wird mir bestimmt nicht.

Durch Corona wurden viele Wettkämpfe verschoben oder sogar abgesagt. Dadurch suchten sich viele AthletInnen neue Herausforderungen, eine davon ist die »FKT«: Fastest Known Time. Hast du selbst auch schon eine FKT aufgestellt und was hältst du von dieser neuen Form der Herausforderung? 

Ich selbst habe noch keine FKT aufgestellt, finde die Idee dahinter aber sehr cool und spannend. Abseits von einem professionell organisierten Wettkampf und oft auf sich allein gestellt eine Bestzeit zu laufen, das hat schon was. Ich kann verstehen, dass sich viele LäuferInnen dadurch eine Alternative zum Wettkampf gesucht haben. Durch die Corona-Pandemie ist unsere Bühne weggefallen, Wettkämpfe haben kaum mehr stattgefunden und es fehlte irgendwie die Herausforderung, oder auch das Ziel, worauf man hintrainieren konnte. Eine »Fastest Known Time« zu setzen klingt daher ganz verlockend.