Grönland: Wo alle Wege enden

Zwischen Küste und Inlandeis liegt in Westgrönland ein Paradies für Wildnistrekker – und die Heimat der Moschusochsen.

Moritz Becher

Vier Stunden und 40 Minuten. Genau so kurz dauert es, in eine völlig andere Welt einzu­tauchen. Größer könnte der Kontrast kaum sein. Am Vormittag noch szeniges Kopenhagener Innen­stadtflair – am Nachmittag: Kangerlussuaq. Was für ein toller Name – für einen der trostlosesten Orte, den man sich ausmalen kann. Denn Kanger­ lussuaq ist eigentlich nichts anderes als der größte Flughafen Grönlands, mit ein paar Häusern, pardon Ex­-Militärbaracken, außen rum. Groß und wettermäßig stabil genug, um die fetten Flieger – häufig randvoll mit Kreuzfahrttouristen – landen lassen zu können. Ein Erbstück des US­-Mili­tärs, das den Armeestützpunkt im Zweiten Weltkrieg errichtet und 1992 für den Symbolpreis von einem US­-Dollar an Grönland zurückverkauft hatte. In einem Café sitzen oder durch die Innenstadt schlendern? Kann man hier vergessen! Ebenso wenig, wie Kangerlussuaq heimeligen Klein­ stadtcharme besitzt, gibt es Straßen, die ernsthaft irgendwohin führen. Flucht zwecklos! Außer zu Fuß. Und genau das werden wir tun. Elf Tage, mit großem Rucksack, durch die weglose Natur des arktischen Sommers.

START IN RICHTUNG INLANDEIS

Der nächste Morgen, sechs Uhr. Im »Vandrerhjem«, der Jugendherberge von Kangerlussuaq, treffen wir den Mann, der die hiesige Wildnis wie seine Westentasche kennt. Jens-­Pavia – 50 Prozent grönländische, 50 Pro­zent dänische Wurzeln – wäre rein phänotypisch der perfekte Ambassador für kernige Outdoormarken. Vor seinen Füßen stehen leuchtend blaue Ikea­-Taschen, randvoll mit portionierten Lebensmitteln: Brot, Müsli, Wurst, Käse, Eier, Reis und vieles mehr. »Das müssen wir sauber auf alle Schultern aufteilen«, sagt Jerome. Jerome ist Profi­-Abenteurer und Ver­anstalter von außergewöhnlichen und langen Trekkingtouren rund um den Globus. 2008 hatte er mit Ski und Pulka das grönländische Inlandeis von Ost nach West überquert. Gemeinsam mit Jens­-Pavia wird er unsere Tour führen. Wir, das ist ein bunter Haufen Abenteuerlustiger aus Deutsch land. Das Ziel: Wir wollen zu Fuß das mächtige Inlandeis erreichen. Ge­schlafen wird im Zelt, gekocht auf dem Holzofen und offenem Feuer. Die Distanz ist weniger die Herausforderung als die gänzlich fehlende Infra-struktur. Es gibt keinerlei Wege, nur gelegentliche Tierpfade. Und auch wenn Jens­-Pavia an einigen Stellen etwas Proviant gebunkert hat, den Großteil müssen wir selbst tragen. Neben Karibus und Schneehühnern ist die Region vor allem bekannt für ihre Moschusochsen, die hier mit über 10 000 Tieren den weltweit größten Bestand bilden.

Ein Lkw­-Taxi bringt uns bis ans Ende einer Staubpiste. Die ersten Kilo­meter mit schwerem Rucksack fühlen sich noch ungewohnt an. Es ist Ende August – die Jahreszeit ist optimal. Den Moskitos ist es schon zu kalt, und der einsetzende Herbst verwandelt die Tundra in ein pracht­ volles Farbenmeer. Gelb­, Rot,­ Grün­ und Brauntöne in allen Facetten, durchbrochen von grünblauen Seen. Doch das Grönlandwetter zeigt sich divenhaft, Zuckerbrot und Peitsche. Mal brennt die Sonne so, dass es selbst im Funktionsshirt zu warm wird, fünf Minuten später schiebt sich eine dunkle Wolke davor, der Wind dreht auf und pfeift eisig auf die verschwitzte Brust. Krank werden ist keine gute Idee – mit jedem Ta­gesmarsch entfernen wir uns weiter von Kangerlussuaq, ein Rückzug ist nicht so ohne Weiteres möglich. Eine Bergwacht gibt es nicht – und der Helikopter, das einzige Transportmittel für Notfälle, steht nicht immer parat. Aber genau das verleiht der Tour ihre Extraprise Abenteuer.

Moritz Becher Guide Jens-Pavia trägt seinen
Rucksack lieber mithilfe eines Stirnbands statt des Hüftgurts.

MOSCHUSDUFT LIEGT IN DER LUFT

Plötzlich hebt Jens­-Pavia die Hand und deutet in Richtung einer Senke. Keine 300 Meter vor uns liegen drei Moschusochsen ruhig und friedlich im Buschwerk. Wir stehen gegen den Wind, unser Vorteil. Leise legen wir die großen Rucksäcke ab, pirschen uns mit gezückten Kameras an. Nur noch 50 Meter – dann haben sie uns entdeckt. Ein kurzer Check – kenn’ich nicht, wirkt aber unsympathisch – und ab geht’s im Moschusochsengalopp. Ihr Duft hängt den Tieren wirklich nach. Kein wohlriechendes Parfüm in unserem Sinne, eher eine Mischung aus Trainingsshirt­-im­-Rucksack­vergessen und sehr altem Landstreicher. So verstörend ihr Geruch, so beeindruckend ist ihre Erschei­nung. Mächtige Hornplatten auf der Stirn, dazu wie Schürhaken geschwungene, spitze Hörner. Übrigens: Der Name ist irreführend, diese Ochsen sind gar keine Rindviecher. Moschusochsen sind große arktische Ziegen, rein genetisch betrachtet. Der Name, den die Inuit ihnen gegeben haben, trifft es da schon eher: Umimmaq, auf Deutsch »Tier mit Fell wie ein Bart«. Ihr bis zum Boden reichendes Haarkleid lässt sie nicht nur mächtig wirken, es ist auch ein gigantisch guter Wind­ und Kälteschutz.

Der echte Duft der Moschusochsen riecht eher verstörend als betörend.

Unser Tagesziel – der Moschusochsen-­See – verrät, dass die zotteligen Stinker häufiger dort anzutreffen sind. Nach sechs Stunden permanentem Auf und Ab taucht der See auf. Am Nordufer, wo Jens­-Pavia ein Materialde­pot angelegt hat, liegen schon sieben Kajaks bereit, die uns morgen auf die andere Seite bringen sollen. Davor Paradeplatz für ein Camp: eine riesige, brettebene Wiese mit Sandstrand davor, Platz für 50 Zelte, mindes­tens. Wir haben nur fünf und somit reichlich Raum. Auch trockenes Holz – Mangelware in der arktischen Tundra – zieht Jens­-Pavia aus seinem Lager. Eine Stunde später werden die Kalorienspeicher aufgefüllt mit Reis, Kari­bu-­Eintopf und Erdnüssen. »Warum kochst du eigentlich nicht mit Gas oder Benzin – wäre das nicht schneller und unkomplizierter?«, möchte ich von ihm wissen. »Das müsste ich erstens alles hier rausschleppen«, antwortet er, »und zweitens verursacht es Müll. Vom Holz bleibt nur die Asche zurück.«

Moritz Becher Traumhaftes Grundstück mit Trinkwasseranschluss.

EIS AM HORIZONT

»Wer von euch ist schon einmal gepaddelt?« Drei Hände wandern zaghaft in die Höhe. »Keine Sorge, ihr wärt die Ersten, die auf die­ sem See kentern«, sagt Jens­-Pavia lachend. Eine Stunde dauert die Überfahrt. Konzentrierte Stille, bis sich die Anspannung löst und das glasklare Wasser und das umgebende Berg­panorama genossen werden können. Auf der anderen Seite wird entladen. Während ein Teil die Strecke nochmals zurücklegt, um Holz und Proviant nachzuholen, baut der andere Teil das Lager auf. Nach und nach ent­wickelt sich Routine: Zelt aufbauen, häuslich einrichten, Holz auf Kocher­ größe zerkleinern, Wasser holen, kochen, abspülen.
Es folgt die bislang härteste Etappe. Wir müssen mehrere Bergrücken überschreiten. Zahlreiche Höhenmeter, überwuchertes Geröll und schwere Rucksäcke sind eine ordentliche Herausforderung für Muskeln, Sehnen und Konzentration. Die Belohnung: Oben angekommen, sehen wir in der Ferne glitzernd unser Ziel, das Inlandeis.

Der Sommer ist in dieser Region, anders als direkt an der Küste, sehr stabil – normalerweise. Für uns hält das Wetter die gesamte Bandbreite parat. Optimale Testbedingungen für Funktionsausrüstung. Doch die Himmelskapriolen sind wunderschön, denn der düstere Wolken­-Regen­-Mix mit vereinzelten Sonnenstrahlen verleiht der wilden Landschaft eine mystische Aura. Fast meint man, in Tolkiens »Herr der Ringe« mitzu­spielen. Träfen wir hinter dem nächsten Felsriegel auf langbärtige Zwerge, die auf Moschusochsen ritten, es würde gut in die Szenerie passen. Statt­ dessen sehen wir Karibus, die die bunte Buschvegetation nach Essbarem absuchen. Sobald sie uns entdecken, flüchten sie in dem für sie so typischen Trab mit waagerechter Kopfhaltung. Wie eine Diva, die beim Klauen erwischt wurde – Flucht mit Contenance. Immer wieder tauchen Polarhasen als leuchtend weiße Punkte auf dem dunklen Untergrund auf. Ihre Tarnung wird erst in einigen Wochen funktionieren, wenn der Winter die Natur in seinen eisigen Mantel hüllt.

Moritz Becher Wege sind Mangel- ware, deshalb ist robuste Ausrüstung besonders wichtig.

Beim letzten Abstieg öffnet sich ein weites Tal, durch das sich ein namen­ loser Fluss wie eine gigantische Anakonda schlängelt. Im Hintergrund türmt sich eine schroffe Bergkette auf. Der Lagerplatz, den Jens­Pavia ausgewählt hat, lässt keine Wünsche offen. Direkt an einer Flussbiegung mit kleinen ebenen Stellflächen zwischen hüfthohen, wind­-blockenden Büschen. Feuerholz, frisches Trinkwasser und große, flache Steine zum Kochen auf dem Feuer im Überfluss. Nach vier Tagen Wandern und Schwitzen ist der Waschdrang enorm. Die Sache hat nur einen Haken: Gletscherflüsse stellen die Männlichkeit in jeder Hinsicht auf die Probe. Trotzdem, auch wenn ich Angst um meine zukünftigen Kinder habe, das Bad ist jeden Quadratzentimeter Gänsehaut wert. Das Gefühl danach, von Tausenden feinsten Nadelstichen auf der Haut, mollig eingehüllt und frisch gereinigt am Lagerfeuer zu sitzen, ist unbezahlbar.

PLAN B

Am Morgen von Tag fünf dann die Hiobsbotschaft: Über Nacht ist aus der leichten Erkältung von Matthias eine ausgewachsene Bronchitis geworden. Durch die Nylonwände seines Zelts ist seine Misere unüberhörbar, keine Chance aufs Weiterwandern. Kriegsrat. Wir sind wegen einer Schlechtwetterpause ohnehin zeitlich etwas im Rückstand. Wenn wir den heutigen Tag verlieren, haben wir keine Chance, das Inlandeis auf diesem Weg zu erreichen. Teilen wir die Gruppe auf? Brechen wir ab? Gibt es Alternativen? »Es tut mir leid, aber das Risiko ist hier draußen selbst bei einer vermeintlich harmlosen Krankheit zu groß. Die Gruppe zu teilen, kommt leider nicht infrage«, entscheidet Jerome, der die Gesamt­ verantwortung trägt. Enttäuschung, Verständnis, Trauer, Missmut – alle verarbeiten die schlechte Nachricht anders. Doch Jens­-Pavia bemüht sich um Schadenbegrenzung: »Ich mache euch einen Vorschlag. Heute er­kunden wir die Gegend, es gibt westlich von hier Überreste einer mensch­lichen Siedlung. Und morgen wandern wir zum Moschusochsen­-See zurück, dort habe ich im Depot mein Gewehr. Wir gehen gemeinsam jagen. Wenn wir Glück haben, erlegen wir ein Karibu oder einen Moschus­ochsen.« Begeisterung bei den einen, Skepsis bei den anderen. »Ich weiß nicht, ob ich das gut finde – ein Tier töten, wegen uns«, kommt eine Gegenstimme aus der Gruppe. »Für uns Grönländer ist die Jagd eine Notwendigkeit, damit ernähren wir unsere Familien«, entgegnet Jens­-Pavia. »Es ist kein makabrer Zeitvertreib, wir verwerten das gesamte Tier.« Und Jerome fügt hinzu: »Wir können die Wanderung zum Inlandeis noch anhängen, wenn wir uns von Kangerlussuaq aus einige Kilometer vor Point 660 absetzen lassen. Dann schlagen wir noch für zwei Nächte ein Camp auf und wandern zu Fuß zum Eisschild.« Kurze Überlegung, gefolgt von allgemeiner Zustimmung.

Zwei Tage später – Matthias hat das Schlimmste überstanden – pirschen wir so lautlos wie möglich durch die Hügelketten. Immer wieder bedeutet uns Jens­-Pavia zu warten, dann läuft er alleine weiter, bleibt mal 15 Minuten, mal 45 Minuten weg. Aus der Aufregung ist ein wenig Ernüchterung geworden – Geduld ist nicht der Jagdlaien Stärke. Mittler­weile ist es früher Nachmittag. Wir dösen unter wolkenlosem Himmel in einem Fleckenteppich endloser Naturfarben. Es gibt Schlimmeres. Jens­-Pavia kommt wieder und schüttelt den Kopf. Enttäuscht brechen wir ab, laufen über eine andere Route zurück Richtung See und Lagerplatz. Plötz­lich gleitet unser Guide zu Boden und signalisiert uns vehement, dasselbe zu tun. Ein Blick durchs Fernglas gibt Gewissheit: Auf dem Hügel gegenüber grasen zwei Karibus, eines davon ein junger Bulle. Lautlos schleicht sich Jens­-Pavia in gebückter Haltung an. Wir beobachten die Szene wie von einem Logenplatz aus. Als er nah genug dran ist, kniet er nieder. Stille. Ein Schuss. Der Karibubulle blickt auf, macht drei Schritte und fällt um. Auf ein Zeichen eilen wir nach. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Routiniert zerlegt und häutet der Grönländer das Wild. Wer möchte, kann mit Hand anlegen. Einige wenige Bestandteile werden den Polarfüchsen und Raben überlassen, der Rest auf alle Schultern verteilt.

Stunden später brutzeln zarte Filetstücke auf heißen Steinen. »Irgendwie habe ich ein schlechtes Ge­wissen«, gibt Andrea zu. »Auch wenn es wirklich unglaublich lecker ist.« Jerome kontert: »Ich finde, jeder, der Fleisch und Wurst isst, sollte einmal im Leben miterlebt haben, wie ein Tier dafür getötet wird. Und so, wie es Jens-­Pavia hier in traditioneller Jagd gemacht hat, ist es sicher fairer als in den Groß­schlachtereien bei uns.«

Moritz Becher Die mystischen Wetterstimmungen geben der wilden Bergwelt in Westgrönland einen Hauch von Fantasyabenteuer.

EIS GEFÄLLIG?
82 Prozent der Fläche Grönlands sind von einem Eispanzer bedeckt, das sind insgesamt 1,8 Millionen Quadratkilometer. Nach dem antarktischen Eisschild ist es die weltweit zweitgrößte permanent vereiste Fläche – Tendenz sinkend, der Klimawandel lässt rapide grüßen. Trotzdem sind die Ausmaße des Eises nach wie vor schwer vorstellbar: von Norden nach Süden 2500, von Ost nach West an der breitesten Stelle 1100 Kilometer. Stellenweise ist das Eis 3000 Meter dick, im Durchschnitt 1500. 2,67 Millionen Gigatonnen Eis, abertausende Jahre alt. Sein Gewicht hat die Landmasse darunter zu einer Art Pfanne geformt. Würde es gänzlich abschmelzen, läge der Meeresspiegel etwa sieben Meter höher als heute.

Bärtige Zwerge, die auf Moschusochsen reiten? Würde in diese Kulisse passen.

ENDLOSE EISWÜSTE

Nach acht Tagen in der Wildnis erreichen wir die Schotterstraße, von der uns zwei Taxen aufsammeln und beim Vandrerhjem in Kangerlussuaq absetzen. Die Duschen des dunklen Flachbaus laufen auf Hochtouren, in den Gemeinschaftsküchen treffen wir auf andere Trekker. Sie werden am nächsten Morgen ein etwas größeres Projekt in Angriff nehmen: In Kangerlussuaq beginnt auch der Arctic Circle Trail, eine 170 Kilometer lange Weitwanderroute bis nach Sisimiut, der zweitgrößten Stadt Grönlands. Tags darauf springen wir in ein dreiachsiges Monster. Der Allrad­-Lkw schrubbt über die zerfurchte Schotterpiste, die zum Point 660 am Ende des grönländi­schen Eispanzers führt. Um die Jahrtausendwende hatte der Volks­wagen­-Konzern die Fahrspur gebaut als Zufahrt zu einem geheimen Testgelände auf dem Inlandeis. Kurios: Mit 35 Kilometern ist sie die längste Straße Grönlands.

Plötzlich steigt der Fahrer in die Eisen. Wir springen mit unseren Ruck­säcken ab und verschwinden im Nichts der beige­grauen Berge auf der Suche nach einem würdigen letzten Zeltplatz. Die Farbenpracht des kurzen Herbstes ist schnell vorüber, wir haben tatsächlich den perfekten Zeitpunkt erwischt. 20 Stunden später, nach einem Halbtagesmarsch mit leichtem Gepäck durch eine grandiose Landschaft aus geschwun­genen Hügelketten, Tundrasteppe, Flüssen, Seen und Gletscher­ moränen, stehen wir auf dem zweitgrößten Inlandseisschild der Welt. Hier, am Rand der Eiswüste, türmen sich die Eismassen in surrealen Formationen, durchzogen von zu Momentaufnahmen erstarrten Schmelzwasserbächen. Unter den Sohlen klimpern die Kristalle, als würden wir durch einen riesigen Scherbenhaufen wandern. So weit das Auge reicht, nur endlose weiße Weite. »600 Kilometer sind es von hier bis nach Isortoq an der Ostküste«, erzählt Jerome und hängt in Gedan­ken seiner Inlandeisdurchquerung nach.

Der Abschied von Grönland zwei Tage später erfolgt an demselben trostlosen Ort wie zu Beginn unserer Reise. Doch wir sehen Kanger­ lussuaq nun mit anderen Augen. Nein, es ist kein romantischer Sehn­ suchtsort mit pittoresker Inuit­Kultur – es ist das Tor in eine echte, ursprüngliche und atemberaubend schöne arktische Wildnis. Und im Kopf spuken schon erste Pläne für den Arctic Circle Trail …

INUIT-SNACKS
Wenn unsereins den Müsliriegel oder das »beef jerky« als Tourensnack auspackt, schüttelt sich vielleicht der eine oder andere Grönländer. Und vice versa. Denn packen Inuit beim Trekken ihre Hausmannskost-Snacks aus, dreht sich so mancher Westmagen um. Das Drei-Gänge-Menü unseres Guides Jens-Pavia sah wie folgt aus: 1. Gang: Trockenfisch am Stück (Konsistenz: altes Handtuch; Geschmack: je länger gekaut und durchgespeichelt, umso fischiger). 2. Gang: »Blubber« – stark von Gefäßen durchzogenes, pures Robben- oder Walfett (Konsistenz: kalte Gummibärchen; Geschmack: fischig-fettig). 3. Gang: Moschusochsen- oder Karibuzunge im Ganzen, wird 30 Minuten in Salzwasser gekocht (Konsistenz: zergeht auf der Zunge; Geschmack: herbsüßlich-fleischig).