War doch mehr Arbeit als gedacht«, resümiert der gebürtige Brandenburger Jens Klatt sein dreijähriges Buchprojekt. »In den 1990ern habe ich auf den Brandenburger Gewässern im Faltboot das Paddeln gelernt – das hat mein weiteres Leben geprägt und ich habe in den Folgejahren die Welt mit meinem Wildwasserkajak entdeckt. Von der Idee, Berlin per SUP neu zu entdecken und darüber einen Reiseführer zu schreiben, war ich daher gleich Feuer und Flamme. Aber solche Projekte dauern meist länger als gedacht: Mal fehlte mir die Zeit, mal spielte das Wetter nicht mit, eine gebrochene Hand erzwang eine Pause. Von Corona ganz zu schweigen. Am Ende jedoch behielt mein Faible für urbanen Wassersport die Oberhand.«
Stand-Up-Paddling können wirklich alle, eine normale Portion Balancegefühl reicht.
Berlin ist eine der einwohnerstärksten Städte Europas und berühmt-berüchtigt für die raue Berliner Schnauze, für seine Kieze, für Architektur und Kunst, die Musikszene und das wilde Nachtleben. Aber dass Berlin auch die Hauptstadt der Entspannung auf dem Wasser ist, wird oft vergessen. Wenn Kraftklub singen: »Ich will nicht nach Berlin!«, liegt das allein daran, dass sie nicht paddeln.
Multitalent: Jens Klatt ist Papa, Hundeflüsterer, Fotograf, Grafiker und nun auch Buchautor. Ein Rosinenbomber schmückt das Deutsche Technikmuseum am Landwehrkanal in Kreuzberg. Schon Albert Einstein wusste: »Komm nach Caputh und pfeif auf die Welt – wenn’s dir gefällt!« Ob ihn der nahe Wentorfgraben inspiriert hat?
Innerhalb der Stadtgrenzen bringen es Spree, Dahme und Havel auf eine Strecke von fast 90 Flusskilometern, die künstlich angelegten Kanäle werfen noch einmal 67 Kilometer in den Pott. Insgesamt sind stattliche sieben Prozent der Berliner Gesamtfläche von Wasser bedeckt – das entspricht der Größe von 8403 Fußballfeldern!

Nimmt man alle Wasserflächen Berlins zusammen, dann kommt man auf fast 60 km² – das sind immerhin 7 Prozent der Gesamtfläche.
Weitere Argumente für SUP-Touren in und um Berlin gefällig? Nun, die regionalen Gewässer sind sehr strömungsarm – und das ist gut für StehpaddlerInnen. Rundtouren sind oft möglich, und die gute Erschließung mit Bus und Bahn macht die Anreise oft auch ohne eigenes Auto möglich. Denn während in den Anfängen des SUP-Sports der Großteil der Bretter noch starr und sperrig war, sind moderne Boards heute zu 99 Prozent aufblasbar und damit leicht transportabel. Zusammen mit Paddel und Pumpe wiegt die Ausrüstung kaum zehn Kilogramm und kommt auf rucksacktaugliche Maße.
Wer will, kann daher alle Touren des Buches in Angriff nehmen, ohne das Auto zu bewegen – muss dafür aber natürlich mehr Zeit einrechnen und auch mal einen Fußmarsch in Kauf nehmen.
Molecule Man! Die 30 Meter hohen Männer reichen sich am Schnittpunkt der Stadtteile Kreuzberg, Alt-Treptow und Friedrichshain die Hände.

SUP-GUIDE BERLIN & UMLAND
Auf 152 Seiten stellt der Führer 15 Touren vor und lässt auch die Einkehrmöglichkeiten links und rechts des Wassers nicht außer acht. Eine kleine SUP-Fahrschule rundet den Ausflug aufs Wasser ab. Der SUP-Guide kostet 16,90 €.