(R)Ausbildung im Sommer

Praktisches Wissen über Beeren, Käfer, Stockbrot und Biber rund um die sommerliche Natur.

#1 Bärenstarkes Beerenwissen

Kennst du auch Leute, die immer mit unnützem Detailwissen auftrumpfen? Sollte dein Gegenüber von den leckeren Beeren in seinem Garten schwärmen und die großen Erdbeeren, die saftigen Himbeeren oder die tiefschwarzen Holunderbeeren loben, kannst du einfach mal den Spieß umdrehen: Im botanischen Sinn handelt es sich nämlich nicht um Beeren, sondern um Steinfrüchte. Wobei die Erdbeere genau betrachtet eine Sammelnussfrucht und die Himbeere eine Sammelsteinfrucht ist. Nur die Heidelbeere ist eine »echte« Beere. Aber genug der botanischen Spitzfindigkeiten. 

Quérine Wegman Abbildung nur beispielhaft. Pflanzen können im Original abweichen. Sammle nur Beeren, die du wirklich kennst. 

Die Himbeere (Rubus idaeus)
schmeckt ­lecker und ist leicht zu sammeln. Ein Blick in die gepflückte Frucht lohnt aber, denn in ihr steckt oft nicht nur viel Vitamin C, sondern auch Protein – in Form von Maden. Wer diese nicht mitessen will, kann die ­Himbeere ins Wasser legen – dann können die Insekten nach einiger Zeit von der ­Wasseroberfläche abgesammelt werden.

Die Walderdbeere (Fragaria vesca)
ist entgegen der weitverbreiteten Annahme nicht­ die Wildform der Gartenerdbeere, sondern der wenig bekannten Monatserdbeere. Was die Walderdbeere so besonders macht, ist ihr intensiver Geschmack. Sie schmeckt frisch gepflückt, aber auch als Marmelade und in Desserts. Einziger Nachteil: Man muss ganz schön viel pflücken, denn die Früchte sind meist nur erbsengroß.

Beeren schmecken gut, 
sind gesund und lassen sich prima zu Säften, Marmeladen oder Kompott verarbeiten.

Holunderbeeren (Sambucus nigra)
gibt es nur, wenn im Frühjahr nicht alle Blütendolden gesammelt wurden, denn nur aus der Blüte entwickelt sich die Frucht. Die Holunderbeere darf nicht roh verzehrt werden. Erst durch Erhitzen werden Giftstoffe zerstört.

Die Kornelkirsche (Cornus mas)
auch wenn weniger bekannt ist sie köstlich als Marmelade oder Saft. Wenn sie überreif und fast schwarzrot ist, hat sie einen süßsauren Geschmack. Man kann sie auch trocknen oder Lamm und Reis damit garnieren.

Die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus):
Glaubt man Superfood-Blogs und Schönheitsexperten, sind Heidelbeeren perfekt, um den Alterungs­prozess aufzuhalten. Sicher ist, dass die Heidelbeere eine Vitamin-C- und -E-Bombe ist. Und selbst wenn sie nicht gegen Falten hilft, sollte man sie trotzdem essen, denn sie schmeckt einfach nur lecker. 

Auch wenn man viele Früchte benötigt, um nennenswerte Mengen an Leckereien herzustellen, sollte man nicht alle Früchte einer Pflanze pflücken, denn auch für viele Tiere sind Beeren ein kulinarisches Highlight.

#2 Borkenkäfer

Quérine Wegman Das Fraßbild des Borkenkäfers alias Buchdruckers ähnelt einem aufgeschlagenen Buch mit Zeilen.

Buchdrucker und Kupferstecher sind die harmlosen Namen der gefürchtetsten Schädlinge im Fichtenforst. In Europa gibt es über hundert Borkenkäferarten, aber nur der 4 bis 6 mm große Buchdrucker (ips typographus) vernichtet ganze Fichten­wälder. Die Männchen fressen sich in die Rinde und legen eine Rammelkammer an, von der aus die Weibchen den sogenannten Muttergang fressen, in den sie in regelmäßigem Abstand ihre Eier legen. Schlüpfen die Larven, fressen sie sich im rechten Winkel vom Muttergang weg. Das somit entstandene Fraßbild ähnelt einem aufgeschlagenen Buch mit Zeilen – ­daher hat der Buchdrucker seinen Namen. Für den Baum gibt es keine Überlebenschance, denn die Käfer unterbrechen durch die angelegten Gänge den Nährstofftransport innerhalb des Baums. Zusätzlich schleppen sie Pilze in die Gänge, die ebenfalls dafür sorgen, dass der Baum abstirbt.

#3 Verdammte Plagegeister

Zecken, Bremsen und Stechmücken sind im Sommer allgegenwärtig. Wären sie einfach nur da, hätte Mensch kein Problem, doch sie stechen und verursachen dadurch juckende Schwellungen, die sich schlimmstenfalls entzünden, einen aber zumindest in den Wahnsinn treiben können. Bei den meisten Plagegeistern sind es ausschließlich die Weibchen, die auf Blut angewiesen sind. Das im Blut enthaltene Protein ist für die Eientwicklung essenziell. Da die Männchen keine Eier legen, ernähren sie sich von Nektar. Nur bei den Zecken sind beide Geschlechter fies – hier saugt auch das Männchen Blut. Es benötigt aber weniger. Nach einem Stich hilft Lavendelöl, um den Juckreiz zu lindern.

#4 Leckeres vom Stock

Quérine Wegman

Wer Lagerfeuer-Feeling mit Brotgenuss kombinieren will, der sollte am besten das Rezept für Stockbrot auswendig lernen und natürlich die passenden Zutaten parat haben:

1. 400 g Mehl, ­1 Pck. Trockenhefe, 1 EL Zucker, 1/2 TL Salz und 2 EL Öl vermengen. 300 ml warme Milch zugeben und zu einem homogenen Teig kneten. Es darf auch Pi mal Auge sein: Der Teig sollte nicht zu fest und nicht zu klebrig sein. Ca. 15 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen.

2. Den Stock vorher einmal kurz ins Feuer halten, um lose Rinde zu lösen und ihn zu reinigen. Den Teig in 12 Portionen teilen, je eine lange Wurst formen und diese oben um den Stock wickeln.

3.Das Stockbrot über das Feuer halten. Achtung: nicht in die Flammen, sonst wird es schwarz. Wenn man das Brot gut von unten nach oben über den Stock schieben kann, ist es fertig.

#5 Biberleben

Mit Bibern ist es wie mit Architekten:
Sie selbst sieht man fast nie, aber ihre Bauwerke sind weithin sichtbar. Während Schilder den Weg zu berühmten Bauwerken weisen, sind es beim Biber die in typischer Weise angenagten Bäume, die dem Interessierten zeigen, wo er nach einer Biberburg oder einem Damm suchen muss. Die Biberburg ist das Zuhause des Bibers. Aber wie bei allen Bauwerken dauert es lange, bis die Burg so groß ist. Um sich in seinem Zuhause sicher zu fühlen, benötigt der Biber kein Türschloss – er legt die Eingänge einfach unter Wasser an. Damit das immer gewährleistet ist, siedelt der Biber sich nur an Gewässern an, die im Sommer nicht trockenfallen und im Winter nicht zufrieren. Dazu bedarf es einer Tiefe von etwa 80 bis 100 cm.

Der Biber benötigt kein Türschloss,
um sich in seinem Zuhause sicher zu fühlen – er legt die Eingänge einfach unter Wasser an.


Sollten dem Biber die jährlichen Pegelschwankungen zu groß sein, zeigt er sein zweites Talent. Er ist nämlich nicht nur ein Spezialist im Wohnhausbau, sondern auch im Dammbau. Mit Stöcken, Schlamm, Steinen und Pflanzen baut er einen Damm, hinter dem sich ein sogenannter Biberteich bildet. Hier bleibt der Pegel relativ homogen und der Biber kann ohne Probleme schwimmen, tauchen, Baumaterial transportieren und seinen Bau auf dem Wasserweg erreichen.

Quérine Wegman
Text: Globetrotter Magazin