Mikroplastik und Mikrofasern

Über die Meere gelangen Mikroplastik-Partikel aus in unsere Nahrung. Illustration: Nadia Nörbom

In weniger als einem Jahrhundert ist Kunststoff so vielseitig und erschwinglich geworden, dass es ihn überall gibt, wohin wir schauen.

Leider auch dort, wo wir ihn lieber nicht finden würden.

Was ist die Verschmutzung durch Mikroplastik und Mikrofasern und woher kommt sie?

Unter Mikrofaser-Verschmutzung versteht man, dass winzige Kunststoff-Fragmente mit einem Durchmesser von weniger als 0,01 mm in die natürliche Umwelt und in Organismen gelangen, was unerwünschte Folgen hat. Oft passiert das unbeabsichtigt und unbemerkt, etwa wenn sich Plastikflaschen oder synthetische Materialien in Kleidung oder Ausrüstung abnutzen und Partikel absondern, oder wenn solche Materialien nicht recycelt werden und auf Mülldeponien oder in der Natur landen. Mikrofasern können aus vielen Gegenständen stammen, die dem Verschleiß ausgesetzt sind, z. B. in der Industrie, im Haushalt und in Automobiltextilien. Technisch gesehen können diese Fasern auch entweder natürlich oder synthetisch sein. Textiles Mikroplastik steht nach Reifenabrieb und Plastik-Kleinteilen an dritter Stelle der Verursacher für Mikroplastik in den Meeren.

Untersuchungen zeigen, dass der größte Teil des Plastiks in den Weltmeeren aus weniger wohlhabenden Ländern stammt, in denen die Flüsse oft als Müllkippen genutzt werden. Aber auch reichere Länder tragen in Form von Kunstrasengranulat und Autoreifen erheblich zur Plastikverschmutzung bei.

Die Forschung zeigt auch, dass eine wichtige Quelle für persistente Mikrofasern in der Natur synthetische Kleidung (Polyester, Nylon, Rayon und andere) ist. Während der Produktion, der Nutzung durch den Verbraucher oder am Ende des Lebenszyklus der Kleidung gelangen langlebige Mikrofaserpartikel, oft Träger gesundheitsschädlicher Chemikalien, in die Umwelt. Man schätzt, dass allein in Europa jährlich 13.000 Tonnen Mikrofasern aus Textilien in den Meeren landet.

Wie wirkt sich die Verschmutzung durch Mikrofaserpartikel aus?

Hier ist es wichtig, zwischen verschiedenen Kunststoffen und Zusatzstoffen zu unterscheiden, wobei nicht alle Mikroplastikpartikel gleichermaßen gesundheitsschädlich sind. Das eigentliche Problem sind vielmehr die Stoffe, die dem Kunststoff zugesetzt wurden, um ihm bestimmte Eigenschaften zu verleihen (z.B. Kunststoffweichmacher) und die später, aus dem Kunststoff herausgelöst, die Umwelt und ihre Bewohner schädigen. 

Wir wissen bereits, dass in Kunststoffen verwendete chemische Zusätze wie Bisphenol und Phthalaten die Hormonproduktion von Mensch und Tier stören können. Während die langfristigen Auswirkungen dieser Art von Verschmutzung noch weiter erforscht werden müssen, ist die Verschmutzung durch Mikroplastik und Mikrofasern bereits auf allen Kontinenten und in allen Ozeanen der Welt sowie in vielen Nahrungsketten zu finden.

Unter Mikroplastik versteht man winzige Kunststoff-Fragmente mit einem Durchmesser von weniger als 0,01 mm.
Mikroplastik findet sich mittlerweile selbst an den entlegensten Plätzen unserer Erde.

Was unternimmt die Industrie, um diese Probleme zu lösen?

Das Ausmaß der Verschmutzung durch Mikrofasern hat dazu geführt, dass sich manche Bekleidungsmarken entschieden haben, synthetische Kunststoffe zugunsten natürlicher Materialien aus dem Sortiment zu nehmen – zumindest so lange, bis eine geeignete Lösung gefunden ist. Andere wiederum betrachten Kunststoff nach wie vor als das ultimative Material mit geschlossenen Kreisläufen und geringen Auswirkungen. Hier hofft man stattdessen, die schädlichen Nebenwirkungen reduzieren zu können. Insbesondere bei den “Nassprozessen” wie Waschen und Färben in der Herstellung, wo der Mikroplastikverlust deutlich größer ist als bei der der Haushaltswäsche, sieht die Branche Verbesserungspotential (Studie Textile Mission der Deutschen Sportartikel Industrie und der Hochschule Niederrhein).

Bis vor Kurzem gab es über das Problem der Mikroplastik-Verschmutzung noch wenige quantifizierbare Daten. Das ändert sich allerdings zunehmend. Mehrere Akteure in der Textilindustrie, wie etwa die NGO “Microfiber Consortium”, arbeiten inzwischen daran, die Auswirkungen der Plastikpartikel zu messen und zu bewerten. Dabei entwickelt man Testmethoden, um festzustellen, welche Arten von Stoffen am problematischsten sind. Mit dem Ziel, durch einen detaillierten Fahrplan den Mikrofaser-Abrieb langfristig zu reduzieren.

Was können wir tun, um die Verschmutzung durch Mikroplastik zu verringern?

  • Synthetische Kleidungsstücke seltener waschen und stattdessen einfach lüften.
  • Beim Waschen niedrige Temperaturen verwenden, die Waschmaschine voll laden und die Textilien anschließend zum Trocknen aufhängen anstatt den Trockner zu benutzen.
  • Flusen in den Mülleimer, nicht in den Abfluss entsorgen
  • Bewusst für qualitativ hochwertige Kleidungsstücke entscheiden, die lange halten und verantwortungsbewusst unter hohen Umweltstandards produziert wurden, z.B. aus dem “Eine grünere Wahl”-Sortiment
  • Grundsätzlich die Verwendung von Plastik im täglichen Leben verringern und Plastik recyceln.
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Text: Philipp Olsmeyer
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