Herstellerporträt: Reima

In Finnland ist Reima schon fast ein Synonym für Kinderbekleidung. Seit 1944 spielt und tobt der nordische Nachwuchs in funktionellen Teilen des Unternehmens aus Helsinki durch die Natur.

Reima

Was!? Schon wieder eine kaputte Hose!?« Als Eltern weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll, wenn der Nachwuchs mal wieder mit zerrissener Bekleidung aus Kita, Schule oder vom Spielen zurück nach Hause kommt. Denn einerseits sind Löcher an Knien und Hosenboden ein untrüglicher Indikator dafür, dass die Kleinen aktiv waren – vom Smartphone-Gedaddel gehen Kinderklamotten jedenfalls nicht kaputt. Auf der anderen Seite belastet jedes Teil, was neu gekauft werden muss, die Familienkasse.

Form folgt Funktion

Und hier kommt Reima ins Spiel. Die Finnen haben nämlich nicht nur Sauna, Schlittschuhe und salziges Lakritz erfunden, aus ihrem Land stammt auch der weltweit größte Hersteller von funktioneller Kinderbekleidung. Eigentlich erstaunlich bei einer Nation mit gerade einmal 5,5 Millionen Einwohnern. Aber Finnland ist zu über 80 Prozent von Wäldern bedeckt und beheimatet 187 888 Seen, dazu kommen 40 000 Kilometer Schärenküste. Finnland ist ein Land für Abenteurer, und das schon ab dem Windelalter. Einleuchtend, dass finnische Kinder Kleidung brauchen, die Wind und Wetter strotzt, die robust und wasserfest ist.

Manuel Arnu Steht seit 2012 an der Spitze von Reima: Elina Björklund rückt bei allen Entscheidungen die Kinder in den Fokus.

Die Zentrale von Reima, gleich neben dem Flughafen von Helsinki gelegen, ist ein hochmodernes, lichtdurchflutetes Gebäude mit großen Glasflächen und offenen Arbeitsbereichen. Es gibt höhenverstellbare Schreibtische für gesundes und entspanntes Arbeiten, weite Korridore, und dazwischen hängen – wohlsortiert – bunte Kinderjacken, Hosen und T-Shirts. Auf den ersten Blick nordisch nüchtern, aber Reima ist keine Marke, die sich auf alten Geschichten und Legenden ausruht. Hier ist der Blick nach vorne gerichtet, fokussiert auf die Produkte, alles dreht sich um Kinderbekleidung. »Wir hören seit über 70 Jahren auf das, was Kinder wollen. Wir stellen die Kids in den Mittelpunkt, rund um die Uhr«, erklärt Geschäftsführerin Elina Björklund, was ihr Unternehmen auszeichnet. Sie blickt durch die großen Fenster auf die Wälder am Stadtrand von Helsinki. Draußen jagen Windböen graue Regenwolken vorbei. Echtes Reima-Wetter! »Wir bieten aktiven Kindern alles von Kopf bis Fuß, damit sie Spaß im Freien und an der Bewegung haben. Für jeden Tag, für jede Jahreszeit und jedes Wetter!«

Ausrüstung statt Mode

Fast jedes Kind in Finnland ist mit Reima groß geworden: Babys werden in Reima-Stramplern spazieren gefahren, Kleinkinder gehen in Reima-Overalls in den Kindergarten, Kinder tollen mit Reima-Hosen durch die Wälder und Teens tragen Reima-Skijacken auf der Piste. Dahinter steckt eine einfache Idee: Das Sortiment soll mit dem Wachstum der Kinder Schritt halten können und in jeder Lebenslage passen. Derzeit beliefert Reima 35 Länder auf drei Kontinenten, das Unternehmen macht einen dreistelligen Millionenumsatz. »Unser größter Markt ist Russland, gefolgt von Skandinavien«, berichtet Elina Björklund. In Deutschland ist die Marke noch relativ unbekannt, erst seit 2014 kann man hierzulande Kinder-Outdoorbekleidung von Reima kaufen.

»Reima-Bekleidung ist wie ein Mercedes – kein Verschleißartikel, sondern eine Investition.«

Eine anspruchsvollere Zielgruppe gibt es nicht. Produkte, die heute gefallen, können morgen schon für den Rest ihres Lebens in die Ecke verbannt werden. Bis ein Kleidungsstück zum Lieblingsteil wird, muss es bei Kindern viele Belastungsproben bestehen. Aber Reima scheint den Geschmack der Kids immer wieder zu treffen. »Wir sprechen bei unserer Bekleidung eher über Ausrüstung als über Mode. Reima bietet Kindern ein Werkzeug an, um aktiv zu sein«, sagt Elina. Und die Anforderungen an die Kollektion sind immens. »Kinder beanspruchen ihre Bekleidung stärker als viele Erwachsene. Fast wie ein Extrembergsteiger, der noch zusätzlich im Matsch herumkriecht«, schmunzelt Elina. Finnisches Design – egal ob Werkzeug oder Mode – ist immer als Gebrauchsgegenstand gestaltet. Im Vordergrund stehen Qualität und Funktionalität, auch bei Reima. Kleine Details wie reflektierende Zipperkordeln haben immer einen zusätzlichen Nutzen, auch wenn sie wie ein dekoratives Element erscheinen. Schnitte werden altersgerecht optimiert, Nähte minimiert. An vielen Details lässt sich erkennen, dass Reima die Nöte und Wünsche von Kindern und Eltern kennt: Es gibt breite, leichtgängige Reißverschlüsse, die in großen Zippergaragen enden, damit sich Kinder nicht daran aufreiben; überall, wo es Hautkontakt gibt, sind weiche hautfreundliche Materialien verarbeitet; die Bündchen sind äußerst flexibel und anschmiegsam. Das gefällt Kindern!

Archiv Reima Abhängen mal anders: Reima macht Bekleidung für aktive Kids.

»Die Kleinen mögen, dass unsere Kleidung so bequem ist. Sie spüren kaum, was sie tragen«, fügt Elina hinzu. Gute Kindergarderobe kann bei Eltern als echte Problemlösung punkten: keine nassen, frierenden Kids mehr; kein Geschrei bei klemmenden Reißverschlüssen; kein Sonnenbrand dank integriertem UV-Schutz. Das zeitlose Design kann über Jahre hinweg getragen und dank der Haltbarkeit die Bekleidung auch von Kind zu Kind weitergereicht werden. Auch das ist Nachhaltigkeit. Und Reima setzt viel daran, die Alltagstauglichkeit der Produkte zu verbessern. Schmutz- und wasserabweisende Oberflächen machen die Bekleidung sehr pflegeleicht, wodurch Wasser, Energie und Waschmittel eingespart werden können. Das gefällt Eltern!

Die Bewegungshelfer

Seit diesem Winter ist Reima-Bekleidung zu 100 Prozent fluorcarbonfrei, viele Materialien sind Oeko-Tex zertifiziert. Um neue Recyclingmöglichkeiten ins Unternehmen zu integrieren, ist Reima dem EU-Forschungsprojekt Trash-2-Cash beigetreten – und kehrt damit ein Stück weit zu seinen Wurzeln zurück: In den Nachkriegsjahren fertigte die 1944 gegründete Firma mangels Rohstoffen Arbeitskleidung aus alten Zelten und Schneeanzügen der finnischen Armee. In den 50er-Jahren erlebte Finnland seinen ersten Outdoorboom, Reima schneiderte die Bekleidung dazu. 1965 entwickelte Reima Enstex, Overalls aus diesem wasserabweisenden Gewebe wurden zur »Kinder-Uniform« der 70er. Reima setzte stets auf eigene Materialien, um bezahlbare Produkte herstellen zu können. 1995 kam Reimatec auf den Markt, wasserdicht und atmungsaktiv zugleich. Die Membran wurde ein durchschlagender Erfolg, denn nun gab es auch Kinderbekleidung, die erschwinglich war und bei jedem Wetter funktionierte.

Archiv Reima Mit ReimaGO will das Unternehmen Kinder zu mehr Bewegung animieren.

So viel zur Vergangenheit, heute geht es um die Zukunft. »Wir versuchen, unsere Bekleidung intelligenter zu machen«, sagt Elina Björklund. »Wearables« lautet das Zauberwort. In Kooperation mit dem finnischen Uhrengiganten Suunto entwickelte Reima den wasserdichten Aktivitätssensor ReimaGO. »Wir sind der Überzeugung, dass körperliche Aktivität entscheidend für eine bessere Gesundheit, Freude am Lernen und guten Schlaf ist«, erklärt Elina. Denn obwohl die Outdoorbranche stetig wächst, gibt es einen bedenklichen Trend, auch in Deutschland: Kinder und Jugendliche bewegen sich immer weniger, nicht mal ein Drittel ist eine Stunde oder mehr am Tag körperlich aktiv. ReimaGo soll das ändern. Der Sensor zeichnet tagsüber die Aktivität auf, später können Kinder auf der ReimaGO-App nachverfolgen, wie viel sie sich bewegt haben. »ReimaGO ist kein Game. Es soll Kinder zu Bewegung motivieren und sie belohnen«, begründet Elina. Sie selbst trägt einen der Sensoren in ihrer Kleidung. »Wir Erwachsenen müssen als Vorbild vorangehen.« Für einen aktiven Lebensstil hat Reima die passende und langlebige Bekleidung. In den Laboren werden Gewebe auf Wasserbeständigkeit, Abriebfestigkeit, Atmungsaktivität, Waschechtheit, Reißfestigkeit, Sonnenschutzfaktor und vieles mehr geprüft. Vor allem aber testen Kinder jedes Produkt auf Herz und Nieren, bevor es zur Marktreife kommt. Diese aufwendige Entwicklung und die hochwertigen Materialien spiegeln sich allerdings auch im Preis wider. Elina Björklund hat dazu eine klare Meinung: »Reima-Bekleidung ist wie ein Mercedes. Für den höheren Preis bekomme ich ein enorm wertstabiles Auto. Der Mercedes ist eine Investition, kein Verschleißartikel.« Und tatsächlich: In Finnland gibt es eine Facebook-Seite, die ausschließlich den Wiederverkauf von gebrauchter Reima-Bekleidung organisiert. Kann es ein besseres Gütesiegel geben?