Ab in den Süden: Namibia A-Z

Winter entfliehen. Im Gepäck: eine Portion Abenteuerlust und die perfekte Ausrüstung von Globetrotter.

Im November waren Line, Mariana, Julian und Sebastian in Namibia unterwegs und haben sich am vielleicht schönsten Land Afrikas begeistert. Hier ist ihr How-to-Namibia – falls dich ebenfalls das Fernweh packt …

A wie Anreise:

Am besten via Frankfurt und von dort als Direktflug nach Windhoek in Namibia. Erste Wahl ist hier die Air Namibia. Bequeme zehn Stunden später sieht man in Namibia die Sonne aufgehen. Jetlag? Fehlanzeige, denn die Zeitverschiebung zu Mitteleuropa ist minimal.

Jannis Keil Mit der richtigen Ausrüstung den Urlaub genießen. Diese Hängematte gibt es hier

A wie Ausrüstung:

Namibia ist gut für erstaunliche Temperatursprünge. Je nach Region und Jahreszeit spreizt sich das Quecksilber im Thermometer von leichtem Nachtfrost bis beinahe 30 Grad um die Mittagszeit. Entsprechend angepasst sollte die Bekleidung sein. Eine warme Daunen- oder Kunstfaserjacke für Afrika einzupacken mag ungewöhnlich erscheinen, ist aber angeraten. Noch besser, wenn diese für Pirschfahrten im offenen Safarijeep auch noch winddicht ist. Ähnliches gilt fürs Übernachten im Dachzelt. Zwar stellt der Vermieter einen Schlafsack gegen Gebühr, doch der macht bei Minusgraden wenig Freude. Besser, man nimmt einen guten Daunenschlafsack von daheim mit. Außerdem elementar sind ein guter Sonnenschutz (breitkrempiger Hut, lange Bekleidung mit einem UV-Schutz von 50+ und natürlich ausreichend Sonnencreme) und staubdicht verpacktes Reisegepäck (rund 70 % der Straßen Namibias sind Schotterpisten). Nicht vergessen sollte man Fernglas und eine Wasserflasche zum Auffüllen.

B wie Baden:

Da nahezu jede Unterkunft und viele Campingplätze über einen Pool verfügen, sind Badehose und Bikini Pflicht. Nennenswerten Badetourismus an der Küste gibt es in Namibia aufgrund der Wassertemperatur und der mächtigen Brandung allerdings nicht.

Hast du die Löwen auch gehört? Die Nächte in der Wildnis sind machmal aufregender als einem lieb ist.

Julian Rohn

C wie Camping:

Das stabile Wetter, die Weite, die grandiose Natur – Namibia und Camping, das passt zusammen wie Hamburg und die Elbe. Wildes Campen ist zwar nicht üblich und vielerorts auch nicht ratsam, dafür gibt es aber Hunderte ausgewiesener Zeltplätze von Basic bis Deluxe. Allen gemein ist eine Feuerstelle, wo man mit dem an vielen Tankstellen angebotenen Spaltholz eine klassische Grillerei (in Namibia Braai genannt) veranstalten kann – fabelhafte Antilopensteaks vom Metzger inklusive.

D wie Deadvlei:

Auch wenn es bei uns aufgrund eines mehrtägigen Sandsturms nicht geklappt hat: Ein Besuch des Deadvlei gehört ganz oben auf die To-see-Liste. Das Deadvlei ist eine mit toten Bäumen bestandene Salzpfanne, umrahmt von 300 Meter hohen Dünen. Entstanden ist das Vlei durch den Fluss Tsauchab, der alle paar Jahre nach ergiebigen Regenfällen erwartungsvoll vom Gebirge Richtung Atlantik stürmt – um dann in den Sanddünen der Namib-Küstenwüste zu versanden, über 50 Kilometer vom Meer entfernt. Besonders schön anzuschauen ist dieses Weltwunder der Natur bei Sonnenaufgang. Damit das gelingt, bedarf es der Poleposition in Form eines Standplatzes auf dem im Nationalpark gelegenen Campingplatz. Ansonsten steht man bis sechs Uhr vor dem Park und wartet, bis die Ranger das Tor öffnen und die zahlreich wartenden Autos nacheinander reinwinken. Den Sonnenaufgang erlebt man dann irgendwo unterwegs auf der 65 Kilometer langen Strecke bis zum Parkplatz am Deadvlei. Das Gate am Campingplatz dagegen öffnet eine Stunde früher, und wer unterwegs nicht zu sehr trödelt, hat deutlich besseres Licht und angenehmere Wandertemperaturen bei der Erkundung des Deadvlei. Unser Tipp: zuerst linker Hand Big Daddy erklimmen, eine der höchsten Dünen weltweit, und dann barfuß die »Nordwand« hinab in die Pfanne surfen. Oder einen neuen Purzelbaum-Weltrekord aufstellen.

E wie Etosha:

Auf 23.000 Quadratkilometern bietet der Etosha-Nationalpark die höchste Konzentration an Wildtieren in Namibia. Neben den echten »Big Five« gibt es über 130 weitere Säugetierarten wie Giraffen, Zebras, Gnus, Hyänen oder Wildhunde im Nationalpark. Besonders zum Ende der Trockenzeit im August / September präsentieren sich die Tiere wie auf dem Silbertablett. Die Vegetation ist karg, und außerhalb der angelegten Wasserstellen finden die Tiere keinen Tropfen. Angelegte Wasserstellen? Ja, denn anders als etwa die Serengeti ist der komplette Nationalpark eingezäunt. Tierwanderungen zu den jeweils besten Jagdgründen sind seither nicht mehr möglich.

K wie Kajak:

Die Seekajaktour zwischen Flamingos, Pelikanen und Robben in der Walvis Bay in anfängerfreundlichen Booten ist ein unglaubliches Spektakel. Gepaddelt wird in einer Bucht, die von einem schmalen Streifen Sand vom Meer geschützt ist. Wer es aufregender will und gut surfen kann: auf der anderen Seite der Bucht läuft bei bestimmten Bedingungen »Donkey«, eine der besten Wellen der Welt. Infos und buchen bei www.pelican-point-kayaking.com.

Morgens Klettern an der Spitzkoppe, abends Surfen am Meer – Namibia ist ein Land extremer Kontraste.

K wie Kosten:

Nach Berechnungen der OECD ist der Urlaubs-Euro in Namibia fast doppelt so viel wert wie daheim. Den voll ausgestatteten Campingjeep etwa gibt es je nach Saison ab 90 Euro am Tag, ein voller Einkaufswagen mit Nahrungsmitteln kostet im Vergleich zu Deutschland in etwa die Hälfte, beim Restaurantbesuch ist es ähnlich.  

L wie Little Five:

In den Ausläufern der Namibwüste bei Swakopmund bietet Tommy Collard seine legendäre »Little Five Tour« an. Anstelle der Big Five Löwe, Büffel, Elefant, Nashorn und Leopard stehen hier Spinne, Skorpion, Gecko, Schlange und Chamäleon auf der To-see-Liste. Wenn man sie denn sieht. Als Gringo würde man entweder nichts sehen oder erst, wenn man drauf steht – was bei Schlange und Skorpion keine gute Idee ist. Tommy und seine Guides dagegen spulen die Tiere im Viertelstundentakt ab, und es mutet schon beinahe hellseherisch an, wenn Tommy den Jeep aus voller Fahrt stoppt, um Sekunden später ein stecknadelgroßes Loch im Sand zu begutachten, um darin eine Spinne zu orten.

L wie Linksverkehr:

So wie in Südafrika wird auch in Namibia auf der »falschen« Seite gefahren. Da der Verkehr außerorts minimal ist, hat man aber schnell den Dreh raus. Will man, wenn es doch mal eng wird, nicht durch alte Reflexe einen Fehler riskieren, nimmt man im Zweifel einfach das Tempo raus. Das gilt auch für die waschbrettartigen Schotterstraßen. Hier gilt vielerorts ein Tempolimit von 80 Stundenkilometern – und das nicht ohne Grund. Gerät man in zu schnell gefahrenen Kurven auf die weiche Bankette, ist der Überschlag schnell passiert.  

M wie Malaria:

Zur Trockenzeit gelten die Mitte und der Süden Namibias als frei von Malaria. Im Norden, und dazu zählt auch der Etosha-Nationalpark, steigt das Risiko, besonders zur Regenzeit. Um gar nicht erst gestochen zu werden, helfen mit Permethrin behandelte Kleidung (etwa von Craghoppers), das Auftragen von Moskitospray mit DEET und das Schlafen unter einem Moskitonetz

M wie Milchstrasse:

Es gibt zwei Orte auf der Welt, die perfekt für Sternegucker sind: die Atacamawüste in Chile und die Namib in Namibia. Fern jeglicher Licht-verschmutzung und Luftfeuchte scheint die Milchstraße zum Greifen nah. Wohl dem, der dann zum Fotografieren eine gute Kamera, ein lichtstarkes Objektiv und ein solides Stativ dabeihat.

Michael Neumann

M wie Mietwagen:

Bus und Eisenbahn scheiden aus und das Fahrrad ist aufgrund der Distanzen und der Hitze nur den Ausdauerndsten vorbehalten. Bleibt der Mietwagen. Hier empfiehlt sich ein Modell, wie man es nur im südlichen Afrika findet. Ein Pick-up mit Doppelkabine und speziellem Alukasten auf der Ladefläche. Darin verbirgt sich das komplette Campingequipment, angefangen von der Axt über eine große Kühlbox bis zum Korkenzieher. Obenauf thronen ein bis zwei Dachzelte für bis zu vier Personen. Bedenkt man, dass solch ein Schweizer Taschenmesser auf Rädern Fortbewegungsmittel und Hotel zugleich ist, relativiert sich auch der Preis: ab 90 Euro pro Tag.   

R wie Reiseroute:

Wer zum ersten Mal nach Namibia fährt, dem sei folgende Runde empfohlen: nach der Ankunft in Windhoek ab zum »Akklimatisieren« in den roten Wüsten-sand der Kalahari bei Mariental. Hier warten erste Tiersichtungen und kleinere Wanderungen rund um die Lodges. Je nach Zeitfenster geht es im Anschluss weiter Richtung Fish River Canyon und der Küstenstadt Lüderitz, oder man steuert gleich Richtung Westen zum Namib-Naukluft-Nationalpark, wo Wüste auf Gebirge trifft. Hier findet man anspruchsvolle Mehrtageswanderungen genauso wie kindgerechte Tagestouren im größten Sandkasten der Welt: Über 2500 Kilometer erstreckt sich die Namibwüste von Südafrika bis hoch nach Angola. Knirscht genug Sand zwischen den Zähnen, geht es zum Abkühlen nordwärts gen Swakopmund. Nach Flamingos und Pelikane gucken im nahen Walvis Bay und der obligaten Little-Five-Safari folgt die Pelzrobbenkolonie am Cape Cross, bevor es landeinwärts durchs Damaraland zum Etosha-Nationalpark geht. Wer noch ein paar Überstunden mehr abfeiern muss, hängt die Epubafälle an der Grenze zu Angola an oder durchmisst den Caprivizipfel und schaut sich noch die Victoriafälle im nahen Sambia und den Chobe-Nationalpark in Botswana an. 

S wie Swakopmund:

Die Stadt am Atlantik ist nicht nur aufgrund ihrer deutschen Geschichte ein absoluter Kontrapunkt zum Rest Namibias. Hier steht ein rot-weißer Leuchtturm zwischen Palmen, die Gebäude heißen Amtsgericht und es gibt ein Brauhaus. Doch es ist besonders das Klima, das Swakopmund so anziehend macht – zumindest für die hitzegeplagten Hauptstädter. Wenn es dort im Sommer 40 Grad hat, kühlt der Benguelastrom das Wasser vor der Küste derart ab, dass die Temperatur in der Region selten über 25 Grad steigt. 

U wie Unterkunft:

Ob Campground oder Luxuslodge – »Schöner Wohnen« beherrscht man in Namibia wie nirgends sonst auf der Welt. Und egal wie groß der Geldbeutel, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt immer. Wer bei der Wahl der Unterkünfte gern auf nur einen Betreiber setzt, dem seien die übers ganze Land verteilten Herbergen der Gondwana Collection empfohlen. Mehr unter www.gondwana-collection.com.

Z wie Zeit:

Grundsätzlich kann man rund ums Jahr nach Namibia reisen. Selbst zur Hauptregenzeit von Dezember bis Anfang April hat das Land seinen Reiz, wenn kurze Starkregenfälle dem Land die dringend benötigte Feuchtigkeit bringen. Hauptsaison ist der Winter auf der Südhalbkugel von Juni bis September. Diese Zeit ist ideal für Tierbeobachtungen, da dann Büsche und Bäume kahl und Wasserstellen rar sind. 

Jannis Keil