Firmenportrait Roeckl Sports

Das Roeckl-Prinzip

Seit 1839 konzentriert sich das Münchener ­Familienunternehmen Roeckl auf die Entwicklung von Handschuhen, die allen Widrigkeiten trotzen – sei es beim Bikependeln ins Büro, auf der Tour de France oder am Matterhorn.

Prototypen hassen Max. Bevor sie nämlich als neue Modelle ins Sortiment kommen, hat der Oberbayer Max Kroneck aus dem ­Athletenteam von Roeckl Sports oft seine Finger im Spiel. Die Steckenpferde des Bergführers sind nahezu alle Spielarten im Gebirge und auf dem Bike. Und das so oft und so lang wie möglich. Nur bei der dritten Sortiments­säule des Handschuh­herstellers muss er passen: den echten Pferden. Max’ tägliche Routine im Winter sieht in etwa wie folgt aus: im Schein der Stirnlampe auf dem Gravelbike noch vor dem Morgen­grauen vom Kochelsee im Alpenvorland Richtung Wetterstein, dort dann eine steile Rinne mit den Tourenski auf dem Rücken und dem Eisgerät in der Hand hinaufpickeln. Oben angekommen, geht es mit den Ski in weitem Bogen außenrum durch den tief verschneiten Wald wieder ins Tal und mit dem Bike zurück. Schließlich muss Max zu Mittag dahei­­m sein, wo seine drei kleinen Kinder auf ihn warten …
Um optimal ausgerüstet zu sein, braucht Max für solche Touren mindestens drei, besse­­r vier verschiedene Handschuhe. Und meist sind das eben erwähnte Prototypen aus dem Hause Roeckl Sports, die ihm die Produkt­designer noch weit vor Marktstart wortwörtlich in die Hand drücken. Sollten sie seinen Erwartungen im Praxistest nicht entsprechen, wird nachgebessert, bis Max’ Daumen nach oben geht.

Vorteil Fachhandel

Über 300 Handschuh-Modelle hat Roeckl Sports im Sortiment. Gegründet von Jakob Roeckl im Jahr 1839, ist heute Christian Roeckl der Mann hinter dieser immensen Vielfalt. Ein Roeckl in sechster Generatio­­n. Bei unserem Gespräch in seinem Büro strahlt er die perfekte Balance zwischen gewissenhaftem Kaufmann und leidenschaft­lichem Nutzer seiner Produkte aus.
Dafür, dass ein Handschuh durch seinen direkten Kontakt zum Sportgerät so eine wichtige Rolle spielt, wird er Christian ­Roeckls Meinung nach oft zu stiefmütterlich ausgewählt. »Man informiert sich Stunden über Hose, Jacke und Schuhe – und nimmt dann noch schnell auf dem Weg zur Kasse ein paar Handschuhe mit, die farblich passen.« Dabei müsse man die Kund:innen nur so weit bekommen, dass sie einmal in einen Roeckl schlüpfen. Denn dann spürt man den direkten Passform-Unterschied – und da können die Münchener mit zwölf halben Größen und der jahrhunderte­langen Exper­tise punkten. Um die weiteren Vorteile eines Roeckl herauszuarbeiten, braucht es aber eine kompetente Fach­beratung. Daher liegt den Handschuhmachern der stationäre Fachhandel so sehr am Herzen, und Globetrotter mit seinen bundes­weit 22 Filialen ist ihm da ein perfekter Partner. In Onlin­­e-Schulungen bringt man deren Mitarbeitende regelmäßig auf den neuesten Stand, damit diese den Mehrwert der Handschuhe auch »weiterberaten« können.

»Wir unterstützen ein Tour-­de-France-Team und über ­30 Nationalmannschaften im Winter­sport. Sie liefern uns wichtigen Entwicklungs-Input.«

Christian Roeckl, Geschäftsführer

Bei der Auswahl der Materialien achten die Produktentwickler darauf, dass diese so umweltverträglich wie möglich sind, ohne bei der Funktion Abstriche machen zu müssen. So war Roeckl Sports im letzten Jahr etwa einer der Ersten im Globetrotter Sortiment, der die neue Gore-Tex-Membran aus Poly­ethylen, in einem Serienprodukt verbaut ­hatte. Die neue Membran weist einen geringeren CO2-Fußabdruck auf, ist ressourcen­­­effizienter und sowohl die Membran wie auch die Imprägnierung sind PFC-frei. PFC steht für per- und polyfluorierte Chemikalien. Dies sind Kohlenstoffketten, bei denen die Wasserstoffatome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Diese künstlichen Substanzen gibt es so in der Natur nicht, auch verfallen sie nicht von selbst. Ent­sprechend steigt ihr Anteil im Wasser und im Boden – und wir nehmen sie bevorzugt übers Trinkwasser zu uns. Einmal im Körper angereichert, stehen sie im Verdacht, krebserregend zu sein. Ein weiterer Pluspunkt der neuen Membran ist ihre Geschmeidigkeit, trägt sie doch nur halb so dick auf wie bisherige Gore-­Tex-Membrane. Das freut den Handschuhbauer und schmeichelt deinen Händen.
Der Gipfel all dieser Bemühungen ist die »Eco.Series«. Diese ist in all ihren Lagen so ressourcenschonend wie möglich konzipiert. Für die Isolierung verwendet man beispielsweise europäische Wolle von Lavalan statt Kunst­faser. Das verbaute Leder wiederum ist trommelgegerbtes Ziegenleder – ein Neben­produkt aus der Lebensmittelproduktion. Die Oberstoff-Ausrüstung (gegen Nässe und Schmutz) ist auch frei von umweltschädlichen PFCs. Aktuell beziffert Roeckl den Anteil nachhaltiger Materialien in seinem Sortiment auf etwa 70 Prozent. Ob irgendwann mal 100 Prozent drin sind? Möglich, aber nicht in nächster Zukunft, gibt sich Roeckl realistisch. Dazu sind Materialvielfalt und Lagenaufbau einfach zu komplex.

  • Mit dem Bike zum Berg, oft über Hunderte Kilometer und bei jedem Wetter – da braucht Max Kroneck ­(hier ­mit seinem kongenialen Partner Jochen Mesle) hochwertige und langlebige Handschuhe.

Lang lebe das Lange

Über allem steht aber ohnehin die Lang­lebigkeit der Produkte. Denn das sei doch die beste Form der Nachhaltigkeit, so der Münchene­­r. »Wie der Schuster stets bei seinen Leisten bleiben soll, machen wir nur Handschuhe.« Keine Schals, keine Socken, keine sonstigen Accessoires, Roeckl Sports ist einhundert Prozent Handschuh. Entsprechend hoch sind Konstruktions- und Ver­arbei­tungsqualität. Um Letztere zu gewährleisten, ist Erstere ­elementar. »Was nutzt es, wenn wir im Proto­typen-Bau tolle Uni­kate entwickeln, die dann groß skaliert in der Serien­pro­duktion nicht umsetzbar sind?« Immerhin besteht so ein Handschuh aus bis zu 30 Einzel-
teilen, die von versierten Näherinnen in Handarbeit zusammen­gesetzt werden. Genäht wird in Asien, in Fabriken, die regelmäßig bezüglich Arbeitsbedingungen und sozialen Standards unabhängig auditiert werden.
Und Max? Der macht erst mal Urlaub. Wie? Nun, er nimmt sein Bike und einen Schlafsack und fährt kreuz und quer durch die Schweizer Alpen. Ohne Ski, ohne Kletterzeug, ohne Verpflichtungen. Diesmal mit einem Paar Proto­typen aus der Rennradkollektion von Roeckl Sports. Was wohl sein Nutzer-Feedback nach 440 Kilo­metern und 15 000 Höhen­metern in fünf Tage­­n sein wird?


10. April 2024
Autor: Michael Neumann

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