„Das Getriebe ist hinüber“
Ein Gebrauchtteil ist nirgends aufzutreiben – bis auf eins für schlappe 6.000 Dollar. So viel hat der ganze Bulli nicht gekostet! Alternativ könnte die Werkstatt ein Getriebe nachbauen, aber auch das kommt kaum günstiger. Und ein gebrauchtes Getriebe im Ausland suchen und nach Texas schicken lassen? – Allein für den Transport veranschlagen die Paketdienste einen hohen dreistelligen Betrag. Plus den Preis für das Getriebe plus Zoll plus Einbau durch einen Kfz-Mechaniker. Das Ergebnis der Überschlagsrechnung fällt nicht besser aus als bei den anderen Alternativen. „Und was, wenn wir einfach mal im ersten Gang weiterfahren?“ Kaputt zu machen ist ja nichts mehr. Und in Mexiko sind die Kosten sicherlich deutlich niedriger – schließlich produziert VW dort. Da muss es doch billige Ersatzteile geben, oder?
Letztlich bleibt uns nicht viel anderes übrig und so stellen wir uns auf eine lange Fahrt im ersten Gang ein… Doch dann das Wunder: Als wir auf den Highway einbiegen, schaltet Bärtha wieder. Dabei haben die Mechaniker doch gar nichts repariert und eindeutig einen Totalschaden diagnostiziert! Braucht Bärtha vielleicht einfach nur mal eine Pause von uns?
Tatsächlich fahren wir mit normaler Geschwindigkeit und kommen früher als erhofft in Austin an. Doch leider wissen wir auch, dass die Sache hiermit noch nicht erledigt sein wird. Die Symptome haben sich zwar kurzfristig verbessert, aber der Getriebeschaden als Ursache ist noch lange nicht behoben. Doch im Moment wollen wir nicht weiter daran denken und genießen erst einmal die Live-Musik-Metropole Austin.
Als wir uns nach ein paar Tagen langsam an den Gedanken gewöhnen, den Bulli auszuschlachten und als Backpacker weiterreisen zu müssen, erreicht uns unverhofft eine Nachricht: „Ich hatte einmal ein ähnliches Problem mit meinem Golf. Wenn ihr die Ersatzteile besorgt und ein Sixpack Bier mitbringt, repariere ich euch das Getriebe.“
Wir sind zunächst skeptisch. Wer macht den sowas? Auf der anderen Seite: Was haben wir zu verlieren? Und so vereinbaren wir ein Treffen mit Absender Elias. Im texanischen San Antonio wirft Elias einen ersten Blick auf unseren Bulli. Er ist zuversichtlich, alle Probleme beheben zu können und diktiert uns prompt eine lange Liste an Ersatzteilen, die es zu bestellen gilt. Am Ende des Treffens sind wir uns jedenfalls sicher: die anfängliche Skepsis war Quatsch. Elias ist ein rundum guter Typ, der einfach nur helfen will. Nicht jeder, der so großzügig seine Hilfe anbietet, hat Hintergedanken. Manche Menschen sind wirklich einfach nur hilfsbereit und nett!
Und das allerbeste: Elias ist nicht nur nett, sondern auch äußerst fähig. Keine zwei Wochen nach unserem Fiasko brummt Bulli Bärtha wieder vor sich hin. Es kann weitergehen!
Und zwar nach Mexiko. Waren die Grenzübertritte in den USA und Kanada noch ein Kinderspiel, so wird in Mexiko und Zentralamerika alles komplizierter. Sowohl an den Grenzen, als auch beim Vanlife allgemein. Komplizierter, aber als Reise nicht weniger schön und erlebnisreich. Doch das ist eine andere Geschichte…