Patagonia Torrentshell 3L Rain Jacket
KATEGORIE: 3-Lagen-Hardshelljacke
STATUS: Robuste und nachhaltige Regenjacke mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis.
WER HAT GETESTET: Sebastian Lüke, Outdoor Redakteur
FÜR WEN GEEIGNET: für alle Regentrotzer auf dem Weg zur Arbeit, mit den Kindern auf dem Spielplatz oder bei einer Mehrtageswanderung im Fjell.
KURZ UND KNAPP: Die Patagonia Men’s Torrentshell 3L Rain Jacket ist eine super komfortable Regenjacke mit hoher Atmungsaktivität (und Unterambelüftung). Als eine der wenigen Hardshell besitzt sie die »Grünere Wahl«-Auszeichnung und das zu einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Wasser- und winddicht ist sie natürlich auch.
HISTORIE: »Don’t buy this Jacket« ist wohl eine der bekanntesten Marketing-Kampagnen der Welt. Anfang der 2000er forderte Patagonia so seine Kunde auf, bewusster zu konsumieren und Produkte länger zu nutzen. Dieser Fokus auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung machte Patagonia zu einem Vorreiter der Branche und einem Symbol für umweltbewusstes Unternehmertum weltweit. Das dies nicht nur Marketing ist, sondern die kalifornische Firma auch handelt, bevor ein Thema hip wird, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: 1980 Einführung von recycelten Materialien, 1996 Umstellung auf 100 % Bio-Baumwolle, 2011 »Worn Wear«-Initiative (Reparatur und Wiederverwendung von Kleidung) und 2022 aus Patagonia wird eine gemeinnützige Stiftung, um alle Gewinne für den Umweltschutz zu nutzen.
Die Hardshell führt in meinem Outdoor-Leben ein Schattendasein. Die meiste Zeit verbringt sie im Kleiderschrank daheim oder im Rucksack. Doch wenn sie zum Einsatz kommt, dann muss ich mich auf sie verlassen können. Verlassen bedeutet: Ich möchte trocken (von außen und innen) von A nach B kommen oder eine Zeit X im Regen verbringen, ohne danach durchnässt zu sein. Rechne ich die Anschaffungskosten auf die tatsächlichen Tragestunden runter, treibt mir dies Tränen in die Augen. Insbesondere dann, wenn ich daran denke, dass alle technischen Bekleidungsstücke einem Alterungsprozess unterliegen. Meine Lösung: Eine Hardshell muss für mich einen breiten Anwendungsbereich haben. Angefangen vom Weg ins Büro, über die Stunden auf dem Fußballplatz mit den Kids bis hin zur mehrtägigen Rucksackwanderung oder der Radreise, dafür bin ich auch bereit Kompromisse einzugehen.
Nun liegt das Patagonia M’s Torrentshell 3L Rain Jacket zum Testen bereit (Größe M bei 1,84 m Körpergröße). Drei Monate haben wir veranschlagt inkl. einer Radreise in Südfrankreich und einem Strandurlaub in Kroatien, dazwischen wird die Jacke zum Alltagsbegleiter, aber nur bei zu erwartendem Niederschlag. Gleich fällt der hohe Tragekomfort auf, das Material ist etwas dicker und wirft eher Falten, als dass es sich den Bewegungen anpasst, dafür raschelt es nur wenig. Das Innenmaterial ist fast schon ein Hautschmeichler. Es klebt auch auf nackter Haut kaum und lässt sich easy überziehen. Im Kragenbereich ist ein komfortables Microfleecefutter eingelegt. Die Kapuze lässt sich vorne und hinten in der Größe regulieren. Sie besitzt einen laminierten Schirm.
Beim Blick auf die Waschzettel fällt das Globetrotter Grünere Wahl Label auf. Dies zeichnet die nachhaltigeren Alternativen innerhalb einer Produktgruppe im Globetrotter Sortiment aus. Die Torrentshell Jacke bekommt die Auszeichnung, da Patagonia diverse soziale und umweltpolitische Kriterien erfüllt. Und, weil diese Jacke eine Membran und auch eine Imprägnierung (DWR: Durable Water Repellency, sorgt für den Abperleffekt) besitzt, die ohne die Ewigkeitschemikalien PFAS auskommt. Im Produktsortiment der 3-Lagen-Hardshelljacken ist dies noch nicht selbstverständlich.
Zwei-Wege-Reißverschluss als Unterarmbelüftung.
Volumenregulierbare Kapuze.
Die Klettverschlüsse an den Bündchen lassen sich eng schließen.
Ein laminierter Schirm und die Fleeceabdeckung des Reißverschlusses sorgen für hohen Tragekomfort bei Schietwetter.
Zu Beginn des Testzeitraums perlt Regen am Oberstoff sehr gut ab.
Ein Logo mit Fernwehpotential – die kalifornische Marke ist Vorreiter in Sachen umweltbewusstes Unternehmertum.
Wir fahren E-Lastenrad – ins Schwitzen komme ich so nicht. Es regnet Hunde und Katzen. Ich bleibe trocken. Wie zu erwarten – bei einer neuen Jacke – perlt der Regen bereits oberflächig ab, innen bleibt alles trocken. Die DWR wirkt. Für den aufrechten Sitz auf unserem Lastenesel reicht auch die Arm- und Rückenlänge aus. Anders sieht dies bei der sportlicheren Sitzposition auf meinem Bio-Stadtrad aus, da wünschte ich mir längere Arme und eine angepasste Rückenpartie, aber das sind die Kompromisse, die ich gerne eingehe (s. oben). Eine für alles.
Ich kann mir kaum eine schweißtreibendere Aktivität vorstellen, als mit einer F-Jugend um den Sieg zu kämpfen. Hier spielt die 3-Lagen-Jacke (Oberstoff, Membran, Futterstoff) ihre Stärke aus. Ich fühle mich nicht wie in eine Frischhaltefolie verpackt (klassische Fußballjacke), sondern merke, wie trotz Regenschutz, die warme Luft nach außen transportiert wird. Dies funktioniert durch die mikroporöse Struktur der Membran die Regen (Tropfen) nicht, Schweiß (Wasserdampf) aber durchlässt. Als es richtig zur Sache geht, öffne ich die Unterarmbelüftung. Auch den Härtetest Stollenschuh übersteht die Jacke ohne Schaden. Schweißtreibender wird es auf keiner Bergtour, Atmungsaktivität kann sie!
Die Jacke bleibt zehn Tage in der Radtasche, verpackt in ihrer eigenen, umgekrempelten Reißverschlusstasche. Das Fazit: Es gibt leichtere und kleiner verstaubare Jacken, aber wir sind keine Gewichtsoptimierungs-Fetischisten. Passt!
Das ist die Königsdisziplin für eine Hardshell. Die Rucksackriemen schrubben auf den Schultern. Der Beckengurt presst sich um die Taille. Die Rückenpartie liegt großflächig an. Der Regen prasselt meist über Stunden, von unten arbeitet sich der Schlamm an den Hosenbeinen hoch. Ganz so wild wird es bei unserer Testtour nicht. Durch einen leichten Regenschauer stapfen wir. Die Kapuze lässt sich perfekt an den Kopf anpassen, sogar Gespräche sind so möglich. Der laminierte Schirm schützt das Gesicht gut. Nach circa einer Stunde stellt sich ein feuchtes Gefühl im Beckenbereich und am Rücken ein. Undicht ist die Jacke aber nicht, die anliegenden Rucksackpolster lassen die Jacke nicht »atmen«, der Schweiß sammelt sich an der Innenseite der Jacke. Hier hilft nur ausziehen, langsamer machen, sodass man nicht ins Schwitzen gerät. Und schlussendlich abschätzen, was schlimmer ist: Nässe von außen oder innen. Am Abend zeigt sich jedoch die Auswirkung des Rucksacks. Die Rucksackriemen zeichnen sich bei einem erneuten Regenschauer deutlich auf der Jacke ab. Die Dauer-Scheuerbelastung hat die DWR »abgenutzt« und der Oberstoff nimmt die Feuchtigkeit an den Schulterpartien nun schneller auf. Undicht ist die Jacke trotzdem nicht, feucht, kalt und unangenehm fühlt sie sich aber an. Hier heißt es daheim nachimprägnieren.
Die Jacke hält nicht nur beim Bummeln im Hafen trocken, sondern sieht auch schick aus.
Patagonias M’s Torrentshell 3L Jacket ist eine hervorragende Allround-Regenjacke für den Alltag und auf gelegentlichen Touren zu einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Für spezielle Aktivitäten (Radreise, Klettern, Mehrtagestrekking) gibt es funktionellere Jacken, willst du aber eine für alles, schau dir die Torrentshell-Serie (Jacken + Hosen) genauer an.
Die Wasserdichtigkeit wird in einem Druck angegeben, der der Füllhöhe einer Wassersäule entspricht. Die M’s Torrentshell 3L Rain Jacket erfüllt Patagonias H2No Performance Standard und garantiert damit höchste Funktionalität. Ein Teil des Standards beinhaltet auch die Messung der Wasserdichtigkeit im »Killer-Waschtest«. Dazu wird das Textil so lange geknickt und gescheuert, wie es einer 30-jährigen Nutzung entspricht. Danach wird ein Zylinder mit einer Wassersäule von 20.000 Millimeter gefüllt und auf den Stoff gestellt. Das Material darf das Wasser nicht durchlassen.
Im Jahr 2022 überschrieb Yvon Chouinard, Gründer von Patagonia, das Unternehmen an eine gemeinnützige Stiftung. Seit dem gehört Patagonia dem Holdfast Collective und dem Patagonia Purpose Trust. Jeglicher Überschuss wird in Umweltprojekte investiert.
Beachte den Waschzettel. Diesen findest du in der Jacke. Regelmäßiges Waschen erhält die Funktion der Membran. Schweiß und Schmutz setzen diese zu und sorgen für eine Abnahme der Wasserdampfdurchlässigkeit. Schweiß und Hautfette sind außerdem sehr aggressiv und können Naht-Tapes oder das Laminat angreifen. Achte hier besonders auf die Reinigung im Halsbereich, unter den Armen und an den Handgelenken. Nutze für die Wäsche niemals Weichspüler, sondern ein Feinwaschmittel ohne weichspülende Anteile. Nach dem Waschprogramm sollten Funktionstextilien mehrfach mit klaren Wasser gespült werden. Verzichte auf das Schleudern oder schleudere maximal mit 400 Umdrehungen. Nach dem Waschen und Trocknen kann die Jacke ggf. nachimprägniert werden.
TEXT UND FOTOS: Sebastian Lüke