Spikes? Grödel? Womit bin ich im Winter sicher unterwegs?

Der erste Schnee sorgt alljährlich nicht nur für Chaos im Straßenverkehr, auch gestürzte Spaziergänger und Wanderer trudeln reihenweise in den Notaufnahmen ein. Dabei gibt es für vereiste, verschneite Untergründe diverse Schneeketten, Spikes oder Grödel für die Schuhe – wir erklären euch hier die Unterschiede.


Der Winter ist eure liebste Zeit und ihr seid bei jeder Witterung draußen unterwegs? Auch in den Bergen schreckt euch Schnee und Eis nicht ab? Das ist schön, aber was sorgt für den stabilen Tritt, wenn’s richtig rutschig ist? Nun, hier gibt es viele Möglichkeiten und da ist sicher auch eine für euch dabei. Natürlich hängt die Auswahl auch vom Einsatzbereich ab.

1. Kleine Spikes für Glatteis oder Winterspaziergänge

Wo passieren im Winter die meisten Stürze? Richtig, vor der Haustür und in der Stadt. Da, wo man nur schnell raus geht, eine kleine Runde dreht und die angetauten oder festgetretenen Flächen über Nacht zu einer perfekten Rutschbahn gefroren sind.

Hier gibt es nützliche Helfer. Schneeketten mit kleinen Spikes sind schnell anzulegen und sorgen für guten Halt auf Glatteis und verschneiten Wegen. Zudem sind sie auch bei recht weichen Sohlen nicht störend und passen sich der Abrollbewegung perfekt an. Natürlich sind die dezenten Helfer nicht nur für den Schaufensterbummel oder zum Schneeräumen gedacht. Auch ein ausgedehnter Waldspaziergang wird zum trittfesten Vergnügen. Hier ist man mit dem Modell Chainsen City von Snowline sicher unterwegs.

Da sich der Halt hier aber nur auf einen Teil der Schuhsohle beschränkt, und die Ketten nur gering in Eis und Schnee eindringen, sind abschüssige und steilere Wanderwege mit der Ultraleichtvariante tabu.

2. Spikes zum Winterwandern und Rodeln

Wenn ihr in die Berge wollt und auf Winterwanderwegen, Rodelbahnen oder steileren Forststraßen unterwegs seid, braucht es schon etwas mehr Grip unter den Wanderschuhen. Hierfür gibt es leichte Spikes, die über den gesamten Sohlenbereich verteilt angeordnet sind und so auch beim Abrollen noch sicher greifen. Auch der Spanngummi liegt nicht nur vorne und hinten am Schuh an, er sitzt ringsum. Die Schuhe sollten für guten Halt schon etwas fester sein, ein Wanderschuh der Kategorie A/B ist aber ausreichend. Ebenso ein festerer Winterstiefel. Die Modelle Chainsen Light und Chainsen Walk von Snowline sind hier zu empfehlen.

Übrigens, auch wenn’s eigentlich selbstverständlich ist: Bei aller Freude auf den warmen Apfelstrudel – die Spikes werden noch vor der Hütte ausgezogen, die mag der schöne alte Zirbenboden nämlich gar nicht und da ist er sich mit dem Hüttenwirt sehr einig. Ansonsten gibt’s am Ende gar keinen Apfelstrudel und die Hütte nur von außen zu sehen.

3. Spikes zum Bergwandern

Wenn die Spikes auch mal für einfachere Gipfel herhalten müssen, sollten die Zacken nochmals etwas länger sein. Gut sitzende Spikes in Verbindung mit stabilen Schuhen (Bergschuhe ab Kategorie B) lassen hier schon einiges an Steigung zu. Aber die griffigeren Modelle sind nicht nur für Wintertouren geeignet. Auch Altschneefelder im Frühjahr und erste verschneite Gipfelzustiege im Spätherbst sind für die etwas griffigeren Modelle kein Problem. Hier sind die Modelle Chainsen Pro von Snowline und die Microspikes von Kahtoola erste Wahl.

Bedenkt bei alpinen Touren im Schnee immer auch die anderen Sicherheitsfaktoren. Ist die Schneefläche stabil, wie ist die Lawinensituation und ist der Hang nicht zu stark geneigt? Frischer Schnee im Herbst hat noch keine Grundlage und rutscht daher bei Erwärmung schnell ab. Die Spikes greifen nur an der Oberfläche, wird es sehr steil oder eisig, sind Steigeisen gefragt. Im Winter ist natürlich bei allen alpinen Touren die Lawinenausrüstung unverzichtbar.

Gibt es auch Spikes zum Joggen im Winter?

Auch zum Laufen und fürs Trailrunning könnt ihr euch im Winter Spikes unter die Schuhe spannen. Das Modell »Chainsen Trail« von Snowline Spikes ist hier sehr beliebt. Die Zacken sind nicht zu lang, sorgen aber dennoch für guten Halt, auch auf etwas festeren Laufschuhen oder Trailrunningschuhen. Ein gutes Allroundmodell, welches auch Wanderungen im gemäßigten Gelände problemlos mitmacht.

Tipp: Wenn ihr die Spikes vorzugsweise zum Joggen nutzen wollt, achtet beim Kauf auf festen Sitz an den Laufschuhen, die sind deutlich zierlicher als Wanderschuhe oder Winterstiefel.

Wofür sind 6-Zack-Grödel geeignet?

Die klassischen Eisengrödel mit sechs Zacken werden vorwiegend im hochalpinen Gelände verwendet. Sie dringen tiefer in den Schnee ein und sind durch den Rahmen absolut verwindungssteif. Sie sind für Passagen in gefrorenen Altschneefeldern oder für kurze Querungen auf aperen (schneefreien) Gletscherausläufern (nicht stark geneigt und spaltenfrei!) gedacht. Es sind keine Steigeisen für Hochtouren! Ein gutes Modell ist hier das 6-Point-Grödel von Edelrid, die durch die Körbchenbindung an der Ferse sehr einfach anzulegen ist und über eine Antistollplatte verfügt. Die verhindert, dass sich feuchter Schnee zwischen den Zacken sammelt und so weit aufbaut, dass sie nicht mehr greifen. Die Anpassung an den Bergschuh erfolgt über zwei Schrauben, mit denen die Breite eingestellt wird.
Wichtig: Hier sollte auf stabile Bergschuhe geachtet werden. Modelle ab Kategorie B/C sind empfehlenswert, da weichere Schuhe sich lockern und herauswinden können und der Rahmen auf festem Untergrund sonst durchdrückt.

Was ist der Unterschied zwischen Steigeisen und Grödel?

Auch wenn die 6-Zack-Grödel schon etwas an Steigeisen erinnern, sind sie für diese Einsatzzwecke nicht geeignet. Die Grödel befinden sich nur in der Schuhmitte und müssen flächig aufgesetzt werden. Für An- und Abstiege auf dem Gletscher funktionieren sie nicht, da der Vorfuß und die Ferse im Steilgelände abrutschen können. Hier müssen echte Steigeisen verwendet werden. Diese sind von der Ferse bis zum Vorfuß gezackt und verfügen außerdem über Frontalzacken. Damit können auch steile Passagen im Eis überwunden werden.


TEXT: Andé Tappe
FOTOS: Archiv Kochalpin

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