Sonne, Boot und Sterne

Während des „Sonne, Boot und Sterne“-Testivals kommen nicht nur Paddel-Fans auf ihre Kosten. Auch Globetrotter-Azubis können hier zeigen, was in ihnen steckt. Und hautnah lernen, worauf es wirklich ankommt. Ein Erfahrungs-Bericht über Zelten im Regen, erweiterte Komfortzonen und Erfahrungen fürs ganze (Berufs-)Leben.

Theorie ist gut, Praxis ist besser. Dieses Motto könnte in Großbuchstaben über der Ausbildung bei Globetrotter stehen. Auch dieses Jahr kamen wir Azubis deshalb aus ganz Deutschland am Ratzeburger See zusammen, um mit dem „Sonne, Boot und Sterne“-Testival die Freiluft-Saison einzuleiten. Auch wenn es diesmal eher „Regen, Boot und Sterne“ heißen müsste, tat das der Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil: Sonne kann bekanntlich jeder. Gutes Equipment und echte Insider-Tipps aber zahlen sich erst bei „anspruchsvollem“ Wetter (oder „Deichwetter“ wie unser Ausbilder gerne betonte …) so richtig aus. Und darum geht es ja schließlich bei Globetrotter: Natur erleben, Ausrüstung kennenlernen und Erfahrung weitergeben. In dieser Hinsicht war das diesjährige Azubi-Wochenende ein voller Erfolg! Aber der Reihe nach …

Lektion 1: Abenteuer beginnen, wo Komfortzonen aufhören

Man merkt es deutlich: Dem Frühling steckt der Winter noch in den Knochen, als wir Ende März am Ratzeburger See anreisen. Kahle Bäume, graue Wolkenberge und eine erfrischend feuchte Brise empfangen uns auf der Wiese am See, wo wir für die nächsten Tage unser Schlaflager aufschlagen. Herrlichstes Globetrotter-Wetter also! Zumindest, wenn es nach unserem Ausbilder Sönke geht. Er ist erfahrener Outdoorer und hat sichtlich Spaß dabei, sich selbst und seine Ausrüstung jedem Wettertest zu unterziehen. Nach gefühlten zwei Sekunden springt der Funke auf uns über. Auch wir merken schnell, alles halb so wild. Im Gegenteil: Die Luft, die Geräusche und wenig Einfallsreichtum beim Aufbauen – das alles hat einen ganz eigenen Reiz. Na klar, Wetter ist zum Erleben da. Und genau dafür sind wir hier!

»Die eigene Expertise in der Realität zu erweitern – das ist Ziel. Jeder hier verlässt seine individuelle Komfortzone, und zusammen begibt man sich in die Lernzone.«

Sönke Schiretz, Ausbildungsleiter

Azubis aus allen Filial-Städten sind gekommen, um drei Tage im Freien zu verbringen, zu zelten, zu paddeln, am Lagerfeuer zu sitzen und zu lernen. Im Gepäck nur Zelt, Schlafsack und das Nötigste. Aber – erstes Learning! – was bei welchem Wetter wirklich nötig ist, kann sehr unterschiedlich sein. Stichworte: Schlafsackisolation, Layering System, Überflüssiges von Essentiellem unterscheiden … Unter uns sind ebenso viele erfahrene alte Outdoor-Hasen wie Frischlinge, das merkt man schnell. Eine perfekte Mischung also, die erste Gelegenheit für einen hilfsbereiten Austausch untereinander bietet. Zunächst aber gilt es, sich einen Überblick zu verschaffen und auf dem Gelände anzukommen. Und das geht wie von alleine. Denn auch wenn viele von uns sich noch nie vorher gesehen haben: Nach einer kurzen Vorstellrunde reden wir bereits wie alte Freunde miteinander. Jetzt muss noch das Organisatorische geklärt werden: Jede*r Auszubildende kann sich einer bestimmten Fokusgruppe anschließen, die sich während des Testivals ganz bestimmten Aufgaben widmen wird, etwa Video/Foto-Dokumentation, Ausstellerbetreuung und-Unterstützung wie Schwimmwestenausgabe oder Essenszubereitung.

»Es ist super zu sehen, wie schnell die Azubis sich untereinander connecten und verstehen. Das ist wichtig, weil sich dadurch Netzwerke bilden, durch die die Azubis voneinander lernen können und die sie in ihr späteres Berufsleben mitnehmen.«

Sönke Schiretz, Ausbildungsleiter

Darüber hinaus steht für alle auf dem Programm: Testival-Organisation, Material- und Equipment-Kunde, Facheinführung durch die Hersteller sowie ein Survival/Erste-Hilfe-Workshop. Schließlich sind wir zum Lernen hier. Und lernen bedeutet: machen.
Also legen wir gleich los. Weil nicht jede Globetrotter Filiale eine Boot-Abteilung hat, müssen erstmal alle auf den gleichen Stand gebracht werden. In verschiedenen Schulungen zeigen uns die Experten vor Ort, die Boots-Ausstellenden und Markenvertreter*innen, worauf es bei den verschiedenen Modellen ankommt. Den ganzen Tag lernen wir alles über Kajaks und Kanus, über Kanadier, Faltboote, Luftboote, Schlauchboote, Seekajaks, Tourenkajaks, Wildwasserkanus und, und, und … Schließlich sollen wir morgen mit anpacken und fit sein für die weiteren Freiluft Veranstaltungen der Saison.

Lektion 2: Rechne immer mit dem Unerwartbaren

Während die Schulungen bereits auf Hochtouren laufen, erwartet uns noch eine echte Überraschung. Ein Hanwag-Mitarbeiter beehrt uns und hat etwas ganz Besonderes im Gepäck: den BLUERIDGE ES. Jede*r von uns wird mit dem neuesten Schuh von Hanwag ausgestattet. Was für ein tolles Geschenk geschenkt. Und was für eine tolle Möglichkeit. Denn auch Schuh-Einlaufen will gelernt sein …

Nach so vielen Eindrücken meldet sich gegen Abend langsam auch der Hunger. Gemeinsam kochen wir ein leckeres veganes Abendessen und tauschen uns am Lagerfeuer über das Gelernte und unsere Erfahrungen aus. Rund ums knisternde Feuer, satt, warm und mehr als zufrieden mit unserem Tagewerk, spielen wir noch so einige Spiele unter dem wolkenbedeckten Sternenhimmel. Ein wahnsinnig schöner Ausklang für einen spannenden Tag. Und morgen soll es ja erst richtig losgehen…

Eröffnung

Und wie es losgeht. Nach einem schnellen Frühstück und einem letzten Briefing werden die Pforten für die Kundinnen geöffnet. Trotz des Deichwetters kommen sie in Scharen! Warum auch nicht? Für Ostfriesen gibt es kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. „Regen oder Sonne, das ist gefischt wie geangelt“, lacht mich ein Kunde an und streckt seinen Kopf genüsslich dem Regen entgegen. Und so beginnt das Testival auch für uns Azubis. Wir sind dabei, wie die Hersteller die überaus interessierten und kundigen Besucher beraten, helfen bei der Paddelausgabe, testen die Boote, machen Touren, führen Lasergravuren durch und lernen die unglaublich netten Marken-Expertinnen persönlich kennen. Für zwei Tage sind wir eine eingeschworene Gemeinschaft, jeder kennt jeden, alle packen mit an und helfen sich gegenseitig. Immer mit dabei: die sieben Mitarbeitenden von der Seerettung Ratzeburg. Denn auch das gehört zu jeder guten Organisation und Vorbereitung dazu: die Absicherung für den Ernstfall. Glücklicherweise gab es an diesem Wochenende nichts für sie zu tun. Ein gutes Zeichen, wie einer der Helfer mir sagt: „Es ist ein guter Tag, wenn wir nichts zu tun haben, weil das bedeutet, dass jede*r alles richtig macht.“

Lektion3: Vorbereitung ist die halbe Miete

Ein besonderes Highlight – für Kund*innen wie für uns – ist der Survival-Work-Shop. Dort erfahren wir, wie man in Notsituation mithilfe alltäglicher Gebrauchsgegenstände Feuer machen kann, wie man einen Feuerstahl richtig benutzt, wie man Blutungen stoppen und Verletzungen behandeln kann und welche Utensilien unverzichtbar sind auf einer echten Abenteuer-Tour. Eine Schulung fürs Leben, spannend, informativ und ungemein nützlich.

Fazit

Über die Tage des Testivals merken wir schnell, wo unsere Talente liegen und wie wir sie einbringen können. Denn um so eine logistische Herausforderung zu meistern, braucht es viele verschiedene Fähigkeiten. Von der Planung, über die Orga bis zur Umsetzung, Kundenbetreuung und Verpflegung. Dass wir das alles geschafft haben, dazu noch bei widrigen Wetterbedingungen, macht uns alle ziemlich stolz. Und das können wir auch sein.

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»Die Planung war super anstrengend, doch es hat sich mehr als gelohnt. Ich liebe diesen Job und gehe voll in ihm auf.“«

Maja, Auszubildende als Eventmanagerin

Die vielen Besucherinnen konnten alles ausprobieren, was sie wollten. Viele gute Boote haben glückliche neue Besitzerinnen gefunden. Und viele Azubis haben wertvolle Erfahrungen gemacht.

Unser Dank richtet sich an die Organisator*nnen des Events, Arne, Bjarne, Maja, Sönke und all die Azubis, die sich mit Herz und Fleiß eingebracht haben und so dafür gesorgt haben, dass das Event für alle Teilnehmenden unvergesslich geworden ist. Die Bootsaison kann kommen, wir sind bereit!

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