So findest du die richtigen Schneeschuhe

Schneeschuhwandern ist die ideale Wintersport-Alternative für alle, die sportliche Herausforderung, Ruhe und Naturgenuss suchen. Auch wenn die Ursprünge im Norden liegen, gibt es mittlerweile hierzulande eine stetig wachsende Schneeschuh-Fangemeinde. Hier sagen wir dir, worauf du bei der Auswahl der Schneeschuhe achten musst.

Unterschiedliche Bauarten bei Schneeschuhen

Wirft man einen Blick auf handelsübliche Schneeschuh-Modelle, erkennt man direkt deutliche Unterschiede. Es gibt mit Gewebeplane bespannte Modelle mit Metallrahmen – entweder aus gebogenen Alurohr oder auch aus einem aufgestellten, gezahnten Rahmen. Diese Schneeschuhe, vor allem jene mit dem Rohr, erinnern noch an die klassischen Holzmodelle aus Nordamerika, mit denen zuerst Ureinwohner, dann aber auch schnell Jäger, Trapper und Siedler gleichermaßen durch die riesigen Wälder streiften. Eine weitere Variante bilden die Kunststoffmodelle. Hier gibt es mittlerweile ein breites Repertoire für alle Einsatzbereiche. Bei der Auswahl der richtigen Schneeschuhe muss vor allem auf den hauptsächlich geplanten Einsatzbereich geachtet werden.

Tubbs
WILDERNESS 25 - Schneeschuhe

Schneeschuhe zum Schneewandern

Wenn wir hier von Schneewandern sprechen, ist Wald- und Hügelgelände gemeint. Also das Wandern in Alpentälern, Mittelgebirgen oder beispielsweise Nordeuropa. Hier braucht man vor allem etwas, das gut trägt und auch durch lockeren Schnee gut gleitet. Die Modelle mit einem Rahmen aus Alurohr sind hier besonders gut geeignet. Sie haben lediglich unter der Bindung, bzw. der Schuhsohlenfläche einen Zahnkranz, der beim flächigen Auftreten für den nötigen Grip sorgt. Die Bespannung und der Rahmenbereich sind glatt und lassen sich so beim Gehen hervorragend durch frischen, tiefen Schnee ziehen. Zudem gibt die Bespannung etwas nach und verhindert so ein Anstollen (Haften) des Schnees. Perfekt für Wintertouren im Wald, wo der Schnee im Schatten der Bäume lange weich und pulvrig bleibt, sowie für Skandinavien oder Kanada.

  • drei Personen beim Schneeschuhwandern vor Bergkulisse
  • Schneeschuhgeher in tief verschneiter Landschaft
Tubbs FLEX TRK 24 - Schneeschuhe

Schneeschuhe zum Bergwandern

Werden die Schneeschuhe für Bergwanderungen verwendet, ändern sich die Bedingungen und auch die Anforderungen. Verschneite Hüttenwege und Wiesen verlangen deutlich mehr Trittfestigkeit, vor allem in steileren Passagen. Auch der Schnee hat in den Bergen oft ganz andere Verhältnisse zu bieten. Direkte Sonneneinstrahlung am Tag und extrem tiefe Temperaturen in der Nacht sorgen oft schon wenige Tage nach Neuschnee für Harschbildung. Die Oberfläche taut tagsüber an, reichert Wasser an und friert nachts wieder ein. Die Folge sind Schneeflächen, die tragfähiger sind, aber an Hängen auch mehr Seitenhalt erfordern. Hierfür bieten sich vor allem Kunststoffmodelle an, die mit Zahnreihen unter der Bindung und an den Seiten bestückt sind. So wird ein Wegrutschen zuverlässig vermieden und die Schneeschuhe können auch für kurze Hangquerungen verwendet werden.

Ein weiterer Punkt, vor allem bei längeren Touren, ist die Steighilfe. Hierbei handelt es sich um einen Bügel, der einfach nach oben geklappt werden kann und so die Ferse und die Achillessehne bei steilen Aufstiegen unterstützt. Das spart richtig Kraft! Ist die steile Passage überwunden, einfach den Bügel wieder herunterklappen und entspannt weitergehen.

Atlas HELIUM MTN 26 - Schneeschuhe

Schneeschuhe für alpine Touren

Schneeschuhe können nicht nur Wanderungen, sie können auch Touren. Seien es Snowboarder, die mit auf Skitour kommen oder einfach Bergsteiger, die nicht so skitourenaffin sind – mit den passenden Schneeschuhen ist selbst das Hochgebirge begehbar. Auch hier greift man am ehesten zu Kunststoffmodellen, allerdings mit deutlich aggressiverer Zahnung und einem stabilen Kantenaufbau. Die Krallen sind zudem länger, was nochmals für höheren Seitenhalt im weglosen Gelände sorgt. Auch die Bindung verdient bei der Auswahl etwas Aufmerksamkeit. Sie sollte gut bedienbar sein und den Bergschuh stabil fixieren. Viele Modelle bieten hier eine – auch mit Handschuhen – einfache Einstellmöglichkeit. Entweder wird die Bindung über Gummiriemen gespannt oder über ein BOA-System mit wenigen Drehungen angepasst. Die Steighilfe ist hier natürlich unverzichtbar. Ebenso das nötige Maß an alpiner Erfahrung.

Warum sind Schneeschuhe unterschiedlich groß?

21, 25, 30? Was bedeuten die Zahlen in den Modellnamen der verschiedenen Schneeschuhe? Nun, das sind die Größenangaben in Inch (1 Inch = 2,54 cm). Aber warum gibt es bei Schneeschuhen überhaupt so viele verschiedene Größen? Ganz einfach: Je nach Größe ist der Schneeschuh mehr oder weniger tragfähig. Daher spielt bei der Auswahl auch das Körpergewicht eine Rolle. Die Angabe des Maximalgewichtes unterscheidet sich je nach Hersteller aber häufig bei fast gleicher Größe.

Im Durchschnitt kann man folgendes sagen:

  • 21 Inch ist bis ca. 65 kg geeignet
  • 25 Inch ist bis ca. 85 kg geeignet
  • 30 Inch ist bis ca. 100 kg geeignet 


(Gesamtgewicht inkl. Rucksack)


Zudem gilt die Faustregel: »Je steiler, desto kleiner.« Wiegt man knapp über dem angegebenen Maximalgewicht und ist vorwiegend alpin unterwegs, sollte dennoch auf die kleinere Variante gesetzt werden, die ist nicht so sperrig und reicht im harschigen Gelände aus.

Macht man eher Touren im Tal kann auch knapp unter dem Maximalgewicht die größere Variante Sinn ergeben, da diese einfach tragfähiger ist. Der Sprung zum größeren Modell ist allerdings auch etwas von der Körpergröße abhängig. Bringt man mit 1,65 m 90 Kilo auf die Waage, wird die Schrittlänge bei 30 Inch schnell zum Verhängnis – man steigt sich ständig auf die eigenen Schneeschuhe. In diesem Fall lieber die kleinere Variante wählen und etwas tiefer einsinken.

Gibt es bei Schneeschuhen Damenmodelle?

Schneeschuhe sind an sich Unisex geeignet. Frauen gehen aber in den meisten Fällen weniger breitbeinig als Männer, daher gibt es bei Schneeschuhen auch spezielle Damenmodelle. Diese sind insgesamt schmaler und im hinteren Bereich stärker tailliert. Vorsicht, hier variiert auch die Tragfähigkeit durch eine geringere Auflagefläche.

Tipp: Die Damenmodelle eignen sich zudem ideal für größere Kinder, da die Bindung etwas schmaler ist.

Welche Ausrüstung braucht man zum Schneeschuhwandern?

Beim Schneeschuhwandern kommt man mit verhältnismäßig wenig Ausrüstung zurecht, aber ein paar Gegenstände sollten dabei sein:

  • ein gutsitzender Rucksack mit Platz für zusätzliche Bekleidung
  • Trekkingstöcke erleichtern den Aufstieg, bieten Balance und Stabilität beim Queren von Hängen
  • ein Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke, um kleine Verletzungen zu versorgen und den Körper im Notfall warm zu halten
  • eine Isolierkanne mit warmem Getränk
  • Grödel für ausgesetzte Gipfelpassagen
  • Sonnenbrille
  • Sonnenschutz
  • Wichtig für alpine Touren: Hier gilt das gleiche, wie auch beim Skitourengehen und Freeriden – abseits von befestigten Pisten und Wegen ist im Winter eine vollständige Lawinenausrüstung und das Wissen, wie man damit souverän umgeht, unverzichtbar.

Welche Kleidung ist zum Schneeschuhwandern die richtige?

Hier sollte vor allem auf die Eventualitäten am winterlichen Berg geachtet werden, wie starke Temperaturschwankungen oder Wetterumschwünge. Aber auch Nässeschutz spielt eine Rolle. Am besten zieht man sich nach dem Zwiebelprinzip an.

  • Funktionsunterwäsche aus Merino oder Kunstfasern
  • wärmendes Funktionsshirt (Langarm)
  • isolierende Wanderhose oder Softshellhose (ideal mit Ventilationsöffnungen)
  • Isolationsjacke mit Daune oder Kunstfaserfüllung
  • Hardshelljacke zum Wetterschutz
  • warme Mütze und Handschuhe
  • je nach Hose Gamaschen
  • Schlauchtuch als Windschutz

Die Geschichte der Schneeschuhe

Schneeschuhe haben eine lange Geschichte, die bis weit in die prähistorische Zeit zurückreicht. Anfangs waren es lediglich zusammengebundene Äste, die an den Füßen fixiert wurden. Die Ursprünge finden sich in den schneereichen Regionen Nordamerikas und Eurasiens, wo sie benötigt wurden, um effizienter zu reisen und zu jagen. Die ersten Schneeschuhe wurden dort von den indigenen Völkern entwickelt. Diese frühen Modelle bestanden oft aus Holzrahmen, die mit Tierhäuten, Schnüren oder anderen Materialien bespannt waren, um die Auflagefläche zu vergrößern und das Einsinken im Schnee zu verhindern. Die Designs haben sich seither zwar dezent weiterentwickelt, aber das Grundprinzip blieb das gleiche. Auch wenn das Bergsteigen und der Spaß im Schnee damals noch nicht im Vordergrund standen. Wobei … wer weiß?


TEXT: Andé Tappe
FOTOS: Archiv Kochalpin

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