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Seitenstraßen der Seidenstraße –
Eine Reise mit dem Fahrrad


Direkt von meiner Haustür aus auf dem Landweg nach China zu reisen, so wie vor Jahrtausenden Kamelkarawanen, die wertvolle Seide aus dem fernen Osten in das Römische Reich brachten – das ist ein Traum, der mich schon etliche Jahre verfolgt. Der Reiz des Unbekannten, des Abenteuers, und der atemberaubenden Landschaften und die gastfreundlichen Menschen haben mich schon immer in den Bann gezogen. Im Herbst 2017 ist es dann soweit. Ich packe meine Sachen auf mein altes Mountainbike, ein Fully, das mich die erste Etappe über die Alpen und durch die Balkanländer bis an die Grenze Europas bringen soll. Nicht gerade das perfekte Bike für die lange Strecke. Aber das beste Bike, um die Welt zu entdecken, ist nun mal eben das, das man hat. In Asien aber steige ich dann auf ein besser taugliches Fatbike um, das ich mit BAM-Original in Handarbeit extra für die Strecke in Asien aus Bambus zusammengebaut habe. Nicht umsonst wurde die Seidenstraße mit Kamelen bereist. Weite Wüsten und trockene Steppen warten mit versandeten Pfaden auf, die Gebirge dafür mit losem, grobkantigem Schutt. So wie die Füße des Kamels sich beim Auftreten weiten, nutze ich die Möglichkeit, Fatbikereifen mit niedrigem Luftdruck fahren zu können, um auf den Spuren der Karawanen in die entlegenen Gebiete der alten Seidenstraße vordringen zu können.

Thomas Schenker, sein Fahrrad und sein Zelt auf einer licht gefluteten Wiese
Zwei Iranische Soldaten posieren mit Thomas Schenkers Fatbike
Doch als ich mich dann im Iran zum ersten Mal abseits der Zivilisation in die Wüste wage, zwingt mich die Natur ganz unerwartet in die Knie. Die sandige Piste ließ sich mit den breiten Reifen gut befahren, dann aber bricht ausgerechnet an meinem Geburtstag plötzlich ein Sandsturm von enormer Stärke über mich herein, zerstört mein Zelt und auch meine Kamera. In der Wüste kann ich nicht bleiben ohne Zelt, und so beginnt die nächtliche Flucht durch den Sturm zurück in Richtung Zivilisation. Zum Glück kommt mich zwei Wochen später meine Frau besuchen um für 10 Tage gemeinsam den Iran zu bereisen. Sie kann mir Material für die Reparatur des Zeltes mitbringen.
Dann soll es für mich weiter gehen in Richtung Osten. Ich bange um ein Visum für Turkmenistan. Laufend telefoniere ich mit der turkmenischen Botschaft in Deutschland. Am Ende verwehrt mir das Land die Einreise, und ich muss einen anderen Weg nach Taschkent finden, wo mich mein Vater erwartet, um mich bei der Überquerung des Tien Shan Gebirges mit seinem E-Bike zu begleiten. Die abgelegenen Pässe im Tien Shan ohne Dörfer mit Stromversorgung machen das Unterfangen zu einer logistischen Herausforderung. Die Schneemassen in den enormen Höhen des Gebirges machen es auch nicht einfacher. Dafür aber belohnen die atemberaubenden Hochplateaus, und die freundlichen Halbnomaden, die gerade angefangen haben, meist zu Pferde, ihre Herden auf die Sommerweiden zu treiben. Auf der anderen Seite des Gebirges geht es dann für mich weiter, durch die endlose, trockene Steppe Kasachstans in die sich der atemberaubende Scharyn-Canyon eingegraben hat.
In China bekommt die Reise noch einmal einen anderen Charakter. Bin ich bisher hauptsächlich recht langsam gereist, um die Welt in mir aufzusaugen, habe ich nun nur ein 30 Tage Visum um die über 4000km lange Strecke bis nach Peking zurückzulegen. Mit dem Fahrrad ist das nicht zu schaffen, und der Personenzug transportiert mein Fahrrad nicht. So versuche ich mit allen möglichen Fahrzeugen ein paar Kilometer in Richtung Hauptstadt zu kommen.
Thomas Schenkers Fatbike auf einem Laster beim Trampen
Zwei Frauen auf dem Po i Kalyan Platz in Bukhara
Ein Halbnomade auf einem Pferd mit zwei Hunden auf der Seidenstraße
Bevor aber dort meine Reise endet, möchte ich mich in der Wüste Gobi noch einmal abseits der geteerten Straßen und Pisten in die Wüste hineinwagen, denn bis jetzt weiß ich noch nicht, ob sich mein voll beladenes Fatbike über Dünen fahren lässt. Wie im Iran habe ich auch dieses Mal die Satellitenbilder genau studiert. Die zusätzlichen 20 Liter Wasser und die steilen Dünen am Rand des Dünenfelds vereiteln aber meinen Versuch ins Innere der Dünen vorzudringen sofort. Dann entdecke ich ein Wadi, ein ausgetrocknetes Flusstal, das zu weniger steilen Dünen führt und die sich zu meiner Freude mit dem Fatbike befahren lassen. Als ich vom ersten Dünenkamm abfahre und dann beschließe eine komplette Durchquerung des Dünenfelds zu versuchen, ist es eine Reise ins Ungewisse, denn die steilen Dünenseiten, die ich abfahre, lassen sich im Anstieg nicht bewältigen. Auf gleicher Strecke gibt es keinen Weg zurück. So wird Adrenalin mein ständiger Begleiter und als ich bemerke, dass sich der Sand nur so gut befahren lässt, da es 2 Tage zuvor geregnet hat, wird die Durchquerung ein Wettlauf gegen die Zeit…
Thomas Schenker auf seinem Fatbike in der Wüste Gobi

Über Thomas

Selfie vom verschlafenen Thomas Schenker
Für seine erste Reise nach dem Abitur hatte Thomas Schenker noch schnell eine kleine Kompaktkamera gekauft. Sie überlebte den Trip nicht, dafür aber war eine Leidenschaft für die Reisefotografie geboren. Als er dann seine berufliche Ausbildung beendet hat, begibt er sich auf den Trip, von dem er schon seit 10 Jahren träumte, aber auch immer Angst vor der großen Unternehmung hatte: von seiner Haustüre loszuradeln und mit dem Fahrrad über die Seidenstraße nach China zu reisen.
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