Die Kinder-Schnitzwerkstatt

In unserer kleinen Schnitzschule lernst du ein paar Grundtechniken und wir geben dir die wichtigsten Sicherheitsregeln an die Hand. An die Messer, fertig, los!

Tom Jutzler

Los geht’s!

Schau dir die Schnitzregeln und Hinweise an, damit dein kleines Messer-Abenteuer nicht in einem kleinen Unglück endet. Auch wenn du mit einem Kindermesser arbeitest: Es bleibt ein echtes Messer! Also denk daran: wenn du Quatsch machen willst, immer erst das Messer schließen und weglegen. Ich weiß, du denkst, »das ist doch eh klar, blablabla, können wir jetzt anfangen?« … ja können wir, also los geht’s: Dein Schnitzabenteuer kann beginnen!

Was nehme ich mit?

Zum Schnitzen brauchst du natürlich ein Messer. Kindermesser haben eine abgerundete Klinge, sind aber genauso scharf wie ein Messer für Erwachsene. Das ist wichtig, denn mit einem stumpfen Messer kann man nicht arbeiten. (Liebe Väter und Mütter: bloß nicht die Messer künstlich abstumpfen! – ihr macht es den Kindern unnötig schwer. Die Verletzungen sind mit stumpfen Messern auch nicht weniger schlimm. Im Gegenteil, es ist wahrscheinlicher, dass es zu Verletzungen kommt, da euer Kind mehr Druck am Stock aufbauen muss!)

Mit einer Säge kannst du Äste auf eine handliche Länge kürzen. Achtung: Lebende Bäume sind tabu. Nur Äste, die am Boden liegen, dürfen angesägt werden.

Ein Kastanienbohrer ist ein kleiner Handbohrer, mit dem du Löcher in deine Schnitzereien bohren kannst. Wenn du zum Beispiel ein solches Loch in deine selbst geschnitzte Gabel gebohrt hast, kannst du diese mit einer Schlaufe versehen. Dafür benötigst du nur etwas Schnur.

Wenn du nun noch etwas Wunddesinfektion und ausreichend Pflaster mitnimmst, bist du gut für deinen Schnitz-Ausflug gerüstet.

Die richtige Technik

Es ist wichtig, dass du gut sitzt! Such dir einen Baumstamm oder Stein, wenn du zu Hause bist, geht natürlich auch ein Stuhl oder ein Treppenabsatz. Deine Füße sollen fest auf dem Boden stehen und die Beine gehören auseinander. Wenn du so sitzt, kannst du deine Ellenbogen auf den Oberschenkeln abstützen. Das spart Kraft. (Wenn keine Sitzgelegenheit zu finden ist, setze dich möglichst breitbeinig auf den Boden.) Achte darauf, dass niemand in deiner unmittelbaren Nähe sitzt. Beim Öffnen und Schließen deines Messers passt du auf, dass deine Hände niemals den Schlitz im Schaft verdecken, damit du dich nicht schneidest, falls das Messer unerwartet zuschnappt. Während du auf der Suche nach einem geeigneten Ast umherstreifst, ist dein Messer natürlich geschlossen und in deiner Tasche verstaut. Nicht mit offenem Messer herumlaufen oder gar rennen!

Ganz wichtig ist die Schnitzrichtung: immer vom Körper und der haltenden Hand weg! Versuche zunächst, in Richtung der Holzfasern zu schnitzen. Arbeitest du gegen die Faser, also quer zum Holz, kann es anstrengend werden. Außerdem reißt das Holz vielleicht oder der Stock fasert aus.

Willst du eine Aststelle wegbekommen oder sehr genau und filigran arbeiten, benutzt du den sogenannten Daumendruck. Drücke mit dem Daumen der haltenden Hand gegen die Oberseite der Klinge. Schiebe das Messer in kleinen »Rutschern« nach vorne. So kannst du sehr präzise Druck aufbauen (an einer harten Stelle zum Beispiel) und rutschst nicht plötzlich ab. Auch wenn du einen Ast verzieren möchtest, nimmst du den Daumendruck.

Kleine Äste kannst du sogar mit deinem Schnitzmesser spalten. Stelle den Stock auf eine harte, flache Unterlage. Lege die Messerklinge auf die Schnittstelle deines Stocks und halte den Stock mit dem Messer, indem du nach unten drückst. Jetzt klopfst du vorsichtig mit einem zweiten Aststück von oben auf die stumpfe Seite der Klinge. Das Messer versinkt im Holz und mit ein paar gezielten Schlägen auf die Klinge spaltest du den Stock.


Dein erstes selbst geschnitztes Gedeck

oder: endlich mal ein paar Beispiele!

Für den Anfang zeigen wir dir, wie du eine Gabel, ein (Butter-)messer und ein Schälchen aus Birkenrinde anfertigen kannst.

Starten wir mit dem Besteck: Das ist einfach herzustellen und eignet sich gut für den Einstieg. Für die Gabel brauchst du einen etwa 20 cm langen und 1 bis 2 cm dicken Stock aus relativ weichem Holz, etwa Hasel, Erle oder junge Buche.

Ein richtig scharfes Messer kann man natürlich aus weichem Holz nicht anfertigen, aber ein hübsches Butter- oder Marmeladen- oder Leberwurstmesser natürlich schon. Genau wie ein richtiges Messer bekommt das Buttermesser eine scharfe und eine stumpfe Klingenseite. Übe beim Messer-Schnitzen den Daumendruck!

Auf ins nächste Level!

Jetzt, wo du schon ein bisschen Übung hast, trauen wir uns an eine etwas schwierigere Schnitzerei. Die Schale aus Birkenrinde braucht nämlich ein bisschen Vorbereitung! Mach dich auf die Suche nach einer jungen (aber schon gefällten) Birke und löse ein circa 15 x 15 cm großes Stück Rinde aus dem Stamm. Lege dir außerdem vier Buchenstöckchen (je 5 cm lang) zurecht.

Nachdem du dein Birkenrindenquadrat vom Stamm gelöst hast, musst du es möglicherweise ein bisschen wässern. (Das gilt für Birkenstämme, die schon etwas länger herumliegen und ausgetrocknet sind.) Nimm die Rinde mit nach Hause und lege sie ein paar Stunden in eine Schale mit Wasser. Dann machst du oben und unten – jeweils mit 2 cm Abstand vom Rand – einen senkrechten, etwa 2 cm langen Schnitt. Biege die Seiten nach oben und verschachtele die Ecken. Die sich überlappenden, aufgestellten Seiten werden nun von den gespaltenen Zweigen zusammengezwickt.

Wir hoffen, wir konnten dir ein paar nützliche Tipps geben, und wünschen dir viel Spaß beim Schnitzen. In der nächsten Folge unserer kleinen Schnitzschule zeigen wir dir, wie du für deine Schnitzereien Feuer zu Hilfe nimmst.

Text: Thomas Jutzler
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