Interview mit Sarah Marquis
Interview mit Sarah Marquis
Sarah Marquis ist eine der größten Grenzgängerinnen unserer Zeit. Sie fühlt sich als Teil der Natur und meistert mit dieser Gewissheit erbarmungslose Abenteuer.
Mehr als 50 000 Kilometer ist Sarah auf der ganzen Welt gelaufen – alleine und oft weglos, mit Nahrung nur aus der Natur.
Sarah, du scheinst besonders gut darin zu sein, nicht auf andere Menschen zu hören?
Sarah: Ja. (lacht) Nein, weißt du was? Ich bin besonders gut darin, auf mich selbst zu hören.
War das schon immer so? Was war die kleine Sarah für eine Person?
Dein Weg ist – wortwörtlich – wie kein anderer. Dich hat es schon früh solo auf lange Weitwanderungen gezogen. Wie hat das damals dein Umfeld aufgenommen?
Warum gerade zu Fuß gehen? Warum nicht mit einem Fahrzeug oder dem Fahrrad?
für deine nächste Wanderung
Aber warum bist du gerade an diesen Orten unterwegs – in den unwirtlichsten Regionen Australiens zum Beispiel?
Was ist das für eine Sprache?
Wie können wir uns das konkret vorstellen?
Aber du startest keineswegs naiv und spontan in deine Abenteuer. Du bereitest dich akkurat vor …
Du sprichst mit den Einheimischen?
Ja, ich habe viel von den Ureinwohnern Australiens, den Aborigines, gelernt. Ihr Wissensschatz ist unglaublich, so wertvoll, so alt. Aber auch neu (lacht) …
… ist »National Geographic«-Abenteuerin des Jahres 2014, war nominiert für den »21st Century Adventurer Award 2025« und zehnfache Buchautorin. Sie wuchs mit zwei Brüdern in Montsevelier im Schweizer Jura auf. Ihr großer Entdeckerdrang manifestierte sich schon im Kindesalter. Als Siebzehnjährige entschied sie, Zentralanatolien per Pferd zu erkunden – ohne reiten zu können.
Bald ging es aber auf den eigenen Füßen (und solo) weiter: 4260 Kilometer durch den Westen der USA, 14 000 Kilometer durch das australische Hinterland, acht Monate auf Inka-Pfaden von Chile nach Peru und 2010 für drei Jahre von Sibirien durch die Wüste Gobi, die Mongolei, Laos, Thailand bis nach Australien.
Das Outback hat es ihr generell angetan – auf einem 750-Kilometer-Trip durch Kimberley, die unwirtlichste Region Australiens, hatte sie nur Essen für zehn Tage dabei und sprach über Wochen mit keiner Menschenseele.
Das klingt nach einer Geschichte!
Wie weißt du, was du essen kannst und was nicht?
Liegst du immer richtig?
Was machst du in so einer Situation?
Du bist auch noch ganz klassisch mit Karte und Kompass unterwegs, oder?
Wenn die Wahrnehmung so intensiv gefordert ist, bleibt weniger Platz für das, was in der Zivilisation viel Raum einnimmt, oder?
Das klingt nach Transzendenz.
Aber es ist ja alles kein Spaziergang. Du bist dem Tod viele Male nur knapp entkommen. Krokodile in Australien, Denguefieber im Dschungel von Laos, der Armbruch im tasmanischen Regenwald oder alkoholisierte Reiter in der Mongolei, die dich bedroht haben.
Aber unser Kopf und die Menschen um uns rauben einem oft das Vertrauen, oder?
Hast du denn einen Tipp, wie man sich von den Vorbehalten lösen kann?
Entdeckst du denn noch neue Dinge an dir?
Das ist auch faszinierend an dir. Du bewegst dich in der einsamen Natur genauso selbstverständlich wie unter Menschen. Du scheinst eine Frohnatur zu sein und in keiner Weise eine Menschenfeindin, die in die Abgeschiedenheit der Natur flüchtet.
Und auch speziell als Inspiration für Frauen, oder?
Schaut man sich in der Welt der Entdeckungen und Abenteuer um, sind Frauen noch eine Rarität.
Wenn du auf die Welt blickst, was siehst du?
INTERVIEW: Sissi Pärsch
FOTOS: Archiv Sarah Marquis
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