Royal Robbins im Portrait

Vom Yosemite in die Welt

Performance mit Stil. Das ist die Outdoor-Bekleidung von Royal Robbins. Die Vision vom »Clean Climbing« der Kletterpioniere Royal und Liz Robbins prägt die Marke seit über 55 Jahren – und hat die Firma zu ehrgeizigen Nachhaltigkeitszielen inspiriert.


TEXT: Franziska Haack

FOTOS: Archiv Royal Robbins

»Wie du kletterst, ist wichtiger, als was du kletterst.«

Schwer klettern oder gemäß der eigenen Ethik klettern? Royal Robbins kombiniert beides und macht sich in den 50er-, 60er-Jahren mit verschiedenen (Erst-)Begehungen unter anderem an El Capitan und Half Dome im Yosemite einen Namen. Als Verfechter des »Clean Climbing« will er möglichst wenig Spuren in der Natur hinterlassen und verwendet beispielsweise Klemmkeile statt Schlaghaken. Anfang der 60er-Jahre lernen sich Royal und Liz Burkner im Yosemite kennen, sie gehen gemeinsam klettern, werden bald ein Paar, heiraten und klettern weiter – im Yosemite und in aller Welt.

Zum zehnjährigen Jubiläum von Royals Erstbegehung der Nordwestwand des Half Dome, die erste Route in Amerika im Schwierigkeitsgrad VI, begehen Royal und Liz die mehrtägige Tour 1967 zusammen. Liz ist damit die erste Frau, die den Half Dome und diesen Schwierigkeitsgrad klettert. Ein großer Moment für die Klettergeschichte, aber auch für die Gründung ihrer Firma, wie die beiden später immer wieder erzählen. Als sie sich in abgeschnittenen Jeans und ausgeblichenen T-Shirts auf dem Foto sehen, das ein Tourist nach der Klettertour von ihnen gemacht hat, sagen sie sich: »Wir sollten wohl ins Bekleidungsgeschäft einsteigen.« Für die absolute Nischensportart Klettern gibt es damals keine passende Kleidung, nichts, was gleichzeitig ausreichend robust und funktionell, geschweige denn ansehnlich wäre.

Klettern auf schräger Platte im Yosemite
Erstbesteigung 1868 Glen Denny

»Wir sollten unsere Fähigkeiten verbessern, anstatt den Schwierigkeitsgrad zu senken.«

1968 gründen Liz und Royal ihre eigene Firma für den Import und Vertrieb von Kletterkleidung und Ausrüstung. Auch wenn die Idee wohl schon vor der historischen Begehung in ihren Köpfen herumgeschwirrt ist, kokettieren sie fortan mit dem Slogan: Auf dem Half Dome gezeugt, im Basecamp geboren (Conceived on Half Dome, born in basecamp).

Nachdem sie lange vergeblich nach der perfekten Kletterhose gesucht haben, beschließt Liz schließlich, selbst eine zu entwerfen – ohne je zuvor ein Schnittmuster angefertigt zu haben. Hilfe bekommt sie von ihrer Freundin Susie Tompkins, Mitgründerin von Esprit und The North Face. In unzähligen Versuchen entsteht die mittlerweile legendäre Billy Goat. Das Erfolgsrezept: Große Bewegungsfreiheit dank weit geschnittener Hosenbeine und elastischem Bund an einer Hose, die nicht einfach aus reinem Polyester besteht.

Denn Liz und Royal legen nicht nur Wert auf funktionale Schnitte und Stil, sondern auch auf hochwertige Naturfasern.

  • Alte Royal Robbins Werbung

»Natur und Abenteuer sind gut für die Seele.«

Die Ausrichtung ihrer Firma ist eng mit dem Lebensstil und den Vorlieben von Liz und Royal verknüpft: Sie sind Outdoormenschen, lieben es, draußen in der Natur zu sein, zu campen, wandern, klettern und auf Abenteuerreisen die Welt zu entdecken. Von ihren Reisen bringen sie Ideen und Inspiration mit, wie die wärmenden, robusten Wollpullover, die sie bei einem Klettertrip in England entdecken. Als Royal wegen Arthritis in den Händen nicht mehr klettern kann und sich aufs Kajak fahren verlegt – auch dies sehr erfolgreich mit schwierigen Erstbefahrungen –, erweitern sie die Produktpalette auf Wassersport. Die Bluewater Shorts, eine Weiterentwicklung der Billy Goat, wird zur beliebten Segelhose.

  • Bivy at Camp VI - El Cap Nose '60
  • Royal Robbins
  • Royal on El Cap Dihedral Wall

»Vor der Verwirklichung kommt der Traum.«

2000 verkaufen Liz und Royal ihr Unternehmen, doch ihre Vision von ästhetischer, strapazierfähiger und funktionaler Outdoor-Kleidung und der Grundgedanke des Clean Climbing im Sinne von Natur- und Umweltschutz prägen Royal Robbins weiterhin. Viele der multifunktionalen, zeitlosen Designs kommen mit Naturfasern wie Wolle, Baumwolle und Hanf oder biobasierten Materialien wie Modal (Zellulose aus Buchenholz) und Sorona (auf Mais-Basis).

2018 wird Royal Robbins Teil der schwedischen Fenix-Outdoor-Gruppe, deren Marken wie Royal Robbins für Naturverbundenheit und Outdoor-Liebe stehen. Möglichst umweltfreundlich zu produzieren, ist weiterhin ein Leitmotiv von Royal Robbins und zeigt sich in ehrgeizigen Nachhaltigkeitszielen. So sind die Kollektionen seit 2020 ohne PFAS gearbeitet. Bis 2025 sollen die bei der Firma bzw. auf das Produktsortiment entfallenden Emissionen um 40 bzw. 50 Prozent gesenkt werden (gegenüber 2019). Bis dahin sollen außerdem 80 Prozent biobasierte oder recycelte Polyester, 50 Prozent zertifizierte, nachverfolgbare Wolle und ausschließlich Bio- oder bevorzugte Baumwolle (bessere Standards) sowie FSC- oder PEFC-zertifiziertes Holz zum Einsatz kommen. Ziele, die teils bereits erfüllt sind, etwa bei Baumwolle oder Recycling-Polyester.

Und so verfolgt Royal Robbins, mittlerweile im Segment »Bekleidung für Abenteurer und Reisende mit kleinem Gepäck« sehr gut aufgestellt, seinen Pfad Richtung größtmöglicher Nachhaltigkeit, in kleinen, aber stetigen Schritten, ganz nach seinem Gründer: »Wenn ich nach einem langen Klettertag denke, ich kann nicht mehr weiter, konzentriere ich mich auf den nächsten Meter. Und dann auf den nächsten Meter und den nächsten. Und schon bald bin ich am Ziel.«

  • Royal on El Cap Dihedral Wall
  • RoyalRobbins_Liz
  • Liz on Rappel
  • El Cap

Eine Zeitreise mit Royal Robbins

  • 1967

    Liz und Royal Robbins gelingt die Wiederholung von Royals Erstbegehung am Half Dome

  • 1968

    Gründung der Outdoorfirma

  • 1970

    Eröffnung des Ladens »Mountain Paraphernalia« in Modesto, Kalifornien, Verkauf importierter Kleidung (z. B. Woll-Pullover), Ausrüstung und Bücher

  • 1975

    Liz entwirft die erste Kletterhose Billy Goat

  • 1980er-Jahre

    Kajakfahren wird zur neuen Passion. Royal gelingen Erstbefahrungen mit Doug Tompkins, Yvon Chouinard und Reg Lake. Die Waterline Shorts und die Bluewater Shorts (verstärkte Gesäßpartie und Cargotaschen) entwickeln sich zu weiteren Markenzeichen.

  • 1999

    Das kultige #1-Adventure-Shirt aus TENCEL™ Modal und recyceltem Polyester kommt auf den Markt. Bis heute verkauft es sich über 1 Million Mal.

  • 2000

    Liz und Royal Robbins verkaufen ihr Unternehmen

  • 2003

    Inspiriert von Royal Robbins und anderen engagierten Kletterern wird die „Yosemite Climbing Association“ zum Schutz und Erhalt des Yosemite als Klettergebiet gegründet. Die Organisation veranstaltet u. a. jährliche Aufräumaktionen, an denen auch das Team von Royal Robbins teilnimmt. Liz Robbins wird später Vorstandsmitglied.

  • 2012

    Royal Robbins wird Teil der Firmen-Vereinigung »Conservation Alliance«, die die Arbeit von (Graswurzel-)Umweltorganisationen unterstützt.

  • 2016

    Liz kehrt ins Unternehmen zurück.

  • 2017

    Royal Robbins stirbt im Alter von 82 Jahren

  • 2018

    Der schwedische Konzern Fenix Outdoor kauft Royal Robbins.

  • 2020

    Die Ewigkeitschemikalien PFCs werden aus den Kollektionen verbannt.

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