Reisedurchfall

Reisedurchfall ist ein Krankheitsbild mit plötzlichem, nicht blutigem, oft dünnflüssigem, wässerigem Durchfall.

Er beginnt nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis acht Tagen und hält etwa drei bis vier Tage an. In 90 Prozent der Fälle dauert er nicht länger als eine Woche. Ist der Durchfall blutig, hält länger als 14 Tage an oder hat der Patient Fieber, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Je nach Region sind 25 bis 82 Prozent aller Traveller von Reisedurchfall betroffen. Hochrisikogebiete sind Nordafrika, der indische Subkontinent, Süd- und Ostasien, Südamerika, Mexiko und der Nahe Osten. Die Wahrscheinlichkeit zu erkranken hängt ab von der Reiseform (Backpacker gefährdeter als Sternehotelgäste) und den Umständen, unter denen der Reisende seine Mahlzeiten und Getränke einnimmt (Streetfood gefährdeter als gehobenes Restaurant). Wasserfilter können einen gewissen Schutz bieten. Untersuchungen zeigen aber auch, dass das Essverhalten die Häufigkeit von Reisedurchfall nur gering beeinflusst. Grundsätzlich sinnvolle Empfehlungen wie »Koch es, schäl es oder vergiss es« machen nur bei konsequenter Umsetzung Sinn.

Symptome und Verursacher

Die Symptome von Reisedurchfall sind sehr eindeutig. Eine ärztliche Behandlung benötigen weniger als zehn Prozent der Erkrankten und dann oft nur, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Die Infektion ist von kurzer Dauer und klingt in der Regel von allein wieder ab – kann aber für Reisende eine unangenehme Unterbrechung des Urlaubs bedeuten. Eine diätetische Beratung und die Mitnahme von Medikamenten sind also sinnvoll, um trotzdem möglichst viel von der Reise zu haben.

Hauptursache des Reisedurchfalls sind E.-coli- Bakterien (ETEC), die unter anderem ein Toxin produzieren, das mit dem vom Cholera-Erreger produzierten Toxin identisch ist. Daher bietet die Schluckimpfung gegen Cholera einen gewissen Schutz. Je nach Kontinent finden sich auch andere Verursacher (Bakterien wie Salmonella enteritidis, Shigella nondysenteriae, Vibrio non-cholerae, Campylobacter, Aeromonas oder Viren wie der Rotavirus und Norwalk-ähnliche Viren).

Empfehlungen

  • Reisende sollten sich aufmerksam ernähren und potenziell kontaminierte Nahrung vermeiden.
  • Bei Durchfall ist die Einnahme von reichlich Flüssigkeit, der Elektrolyte und Glucose zugesetzt sind, nach wie vor das Wichtigste. Glucose ist für die Aufnahme von Flüssigkeit notwendig, da der natürliche Salztransport durch Toxine gehemmt wird.
  • Die Schluckimpfung mit Dukoral gegen Cholera bietet einen guten Schutz gegen ETEC. Studien zeigen Schutz- raten bis zu 57 Prozent.
  • Eine Kombination aus Tanninalbuminat und Ethacridinlactat (Tannacomp) hat in Studien eine hohe Effektivität sowohl in der Behandlung der Reisediarrhoe als auch im vorbeugenden Einsatz gezeigt (ca. 40 %), ohne eine Lähmung der Darmmotilität hervorzurufen.
  • Die Einnahme von Racecadotril (Vaprino) führt zu einer deutlichen Reduktion des Flüssigkeitseinstroms in den Darm. Damit reduziert das Mittel vor allem den Wasser- und Blutsalzverlust. Kann gut mit Tannacomp kombiniert werden.
  • Durch darmmotilitätshemmende Stoffe wie Loperamid (z.B. Imodium) oder Diphenoxylat/Atropin (Reasec) kann die Behandlung ergänzt werden. Symptome einer Ruhr (blutig, schleimiger Stuhl) dürfen in diesem Fall aber nicht vorliegen. Ebenso ist zu beachten, dass diese Präparate lediglich zu einer Lähmung des Darms führen und das Wachstum von Krankheitskeimen unter Umständen begünstigen. Deshalb sind diese Mittel nur in besonderen Situationen zu empfehlen.
  • Zur schnellen Behandlung des unkomplizierten Reisedurchfalls ist Rifaximin (Xifaxan) verfügbar. Dieses Antibiotikum wirkt ausschließlich im Darm.
  • Reisende in Risikogebieten sollten zur Selbstbehandlung von schweren, blutigen Durchfällen ein Makrolid (Azithromycin 500mg) mitnehmen. Bei anhaltenden Symptomen kann die antibiotische Behandlung mit je einer Tablette an drei aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt werden.
  • Milchsäurebakterien enthaltende Tabletten sind populär zur Vorbeugung. In Studien konnte aber nur eine geringgradig schützende Wirkung (ca. 10%) nachgewiesen werden.

Bei schwerem Durchfall sollten Reisende und ganz besonders Kinder einen Arzt aufsuchen. Zeichen einer schweren Diarrhoe sind anhaltende Durchfälle, Fieber, blutiger oder schleimiger Stuhl oder ausgeprägter Flüssigkeitsmangel.

Text: Globetrotter Magazin