Rausbildung Frühjahr/Sommer 2025

Nicht weglaufen!
Was tun bei Tierbegegnungen?

Rausbildung ist die kleine Outdoorschule im Globetrotter Magazin.
Heute auf dem Stundenplan: Was tun bei Tierbegegnungen?

Rausbildung Tierbegegnung Straßenhund mit gefletschten Zähnen

Tierbegegnung #1 – ­Hunde, die bellen …

… beißen nicht. Sicher? Wer in Südeuropa oder auf dem Balkan unterwegs ist, kennt sie: frei laufende Straßenhunde. Sie streunen allein oder in Rudeln; ausgesetzt, unkastriert und auf sich gestellt.

Einerseits können einem die Fellnasen leidtun, andererseits sollte man auf der Hut sein. Immer wieder berichten Wander- und Radreisende von Angriffen. Gefährlich sind dabei nicht nur die spitzen Zähne, es besteht auch das Risiko von übertragbaren Krankheiten oder Parasiten. Besonders im Süden Italiens – in Sizilien, Kalabrien und Apulien – trifft man auf verwilderte Hunde. Die allermeisten Begegnungen verlaufen harmlos – oft sind die vernachlässigten Tiere neugierig und auf eine Kuschel­einheit aus. Greift ein Hund doch an, kann das unterschiedliche Gründe haben: Angst, territoriales Verhalten oder die Verteidigung der eigenen Welpen.

Distanz ist das beste Mittel, um die Hunde nicht aus der Ruhe zu bringen – haltet am besten mehrere Meter Abstand zu den Streunern. Kommen sie trotzdem aggressiv auf euch zu, bewegt euch langsam weiter und vermeidet Augenkontakt. Bei einer echten Attacke hilft ein Stock zur Bedrohung, ein Spritzer aus der Wasserflasche zum Abschrecken oder sogar ein geworfener Stein. Viele Radreisende berichten, dass schon eine plötzliche Vollbremsung die Angreifer in die Flucht geschlagen hat.

Tierbegegnung #2 – Zwei Zimmer, ­Küche, Sau

Die Städte gehören nicht mehr nur den Menschen. Wilde Tiere wie Füchse, Wildschweine (es war eben doch keine Löwin, die im Sommer 2023 vor den Toren Berlins unterwegs war) und sogar Elche erobern urbane Räume. Was sie anzieht? Ein Überfluss an Nahrung, sichere Kinderstuben und der Schutz vor natürlichen Feinden. Paradoxerweise fühlen sich die Kulturfolger also sauwohl in den trubeligen Städten. So leben in Berlin zum Beispiel inzwischen rund 5000 Wildschweine.

Im nordrhein-westfälischen Hagen kam es vor ein paar Jahren wegen eines ungebetenen Gastes in einer Erdgeschosswohnung gar zu einem Polizeieinsatz. Als die Beamten die Tür öffneten, entpuppte sich der Einbrecher als Wildsau – die gemütlich auf dem Sofa fläzte. Kein Wunder – hatte sie sich doch vorher beim Durchpflügen der Wohnungseinrichtung ordentlich verausgabt. Die Sau war zuvor einfach durch eine offene Balkontür eingetreten.

Elche gelten hierzulande seit dem späten Mittelalter als ausgerottet. Davon unbeeindruckt kam Knutschi, wie ihn die Boulevardpresse taufte, 2008 von Polen ins sächsische Görlitz spaziert. Mittlerweile bleibt es nicht bei Besuchen: Schon 15 Elche leben dauerhaft in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern – Tendenz steigend.

Das gilt für viele Wildtiere in der Stadt: Von Ackerhummel bis Zwergfledermaus – der urbane Artenreichtum nimmt seit den 1960er-Jahren zu, vor allem im Vergleich zu monotonen Agrarlandschaften und dort, wo nicht jede Fläche versiegelt ist.

Tierbegegnung #3 – Gefahr im Gras

Abenteuer im Grünen – das bedeutet fast überall in Deutschland: Zeckengefahr! Das wohl gefährlichste Tier hierzulande lauert auf Gräsern, Sträuchern oder im Unterholz. Hier wartet die Zecke auf ihre nächste Mahlzeit. Zecken können Krankheiten wie Borreliose oder die Frühsommer-Meningoenzephalitis übertragen. Vor FSME schützt eine Impfung, bei Borreliose hilft nur eine schnelle Behandlung mit Antibiotika. Wichtig ist, die winzigen Blutsauger rasch zu entfernen, da Borrelien erst mehrere Stunden nach Beginn des Saugaktes übertragen werden.

Zecken sind echte Überlebenskünstler: Sie hungern jahrelang, überstehen extreme Temperaturen und tarnen ihre Stiche mit Betäubungsmitteln. Dank milder Winter und Klimawandel sind sie heute fast ganzjährig aktiv und erobern neue Lebensräume – selbst höhere Lagen bleiben nicht verschont.

Also besser nicht mehr rausgehen? Doch! Lange Kleidung, (haut- und umweltverträglicher) Insektenschutz und das gründliche Absuchen des Körpers nach dem Ausflug durch Wald und Wiese halten die Gefahr durch die acht­beinigen Parasiten in Schach.

#Experiment: Regenwürmer ­anlocken

Ein vibrierendes Trampeltänzchen – das machen Amseln und andere Vögel, wenn sie an Regen- oder Wattwürmer kommen wollen. Wir machen es ihnen nach. Dafür brauchst du: zwei Stöcke (etwa besenstieldick), ein Schnitzmesser, eine ruhige Stelle mit Erde oder Rasen.
  1. Schnitze mehrere Mulden untereinander ins obere Drittel eines Stocks.
  2. Stecke den Klangstock etwa zehn Zentimeter tief in die Erde, am besten an eine Stelle, wo Regenwurm-Kot sichtbar ist.
  3. Reibe mit dem zweiten Stock schnell und mit leichtem Druck über die Mulden deines Stocks bis er vibriert.

Jetzt sollten bald Regenwürmer aus der umgebenden Erde kriechen. Halten sie die Vibrationen für einen nahenden Maulwurf, vor dem sie flüchten? Oder warten sie wirklich auf den Regen, der sie vor dem Austrocknen bei der Futtersuche an der Oberfläche schützt? Fest steht: Seinen Namen hat der Wurm nicht vom Regen. Früher hieß er nämlich »reger Wurm«, weil er ständig gräbt, frisst und kostbaren Humus ausscheidet – und so die Erde düngt.


TEXT: Elena Kruse

ILLUSTRATION: Melanie Kreiss, melaniekreiss.com

Cover Globetrotter Magazin #35
Dieser Beitrag ist Teil des

Globetrotter Magazin 35, Frühjahr/Sommer 2025

Willkommen im Globetrotter Magazin #35! Wie immer vollgepackt mit großen Abenteuern, kleinen Abstechern und jeder Menge Know-how.
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