(R)ausbildung: Frühlingsboten

Rausgehen, die Natur erleben und Pflanzen und Tiere­ entdecken. 
Rausbildung ist deine kleine Outdoorschule im Globetrotter Magazin.

Blüte Vogelkirsche im Frühjahr

#1: Knospen

Wie durch Zauberhand sprießen im Frühling Blüten und Blätter. Doch mit Magie hat das nichts zu tun.

Nach den ersten sonnigen Tagen hüllen sich die Laubbäume in frisches Grün. Ihre Blätter und Blüten sprießen so rasant, als hätte Harry Potter sie mit dem Herbivicus-Zauber für schnelles Wachstum besprochen. Ist hier wirklich Zauberei im Spiel?
Natürlich nicht! Der Baum hat vorgesorgt: Blüten und Blätter werden nicht erst im Frühjahr neu gebildet, sondern schon im Vorjahr angelegt. Die kleinen, zarten Anlagen mit ihren sehr teilungsfähigen Zellen verpackt der Baum in Knospen mit ledrigen, harzigen oder pelzigen Schuppen, die im Winter als Schutzschild gegen Kälte, Regen und Frost dienen. In der kalten Jahreszeit wächst die Knospe nicht weiter, sie befindet sich in der Knospenruhe. Erst wenn durch längere Lichtdauer, höhere Temperaturen und das Zusammenspiel verschiedener Pflanzenhormone der Frühjahrs-Startschuss fällt, zeigt sich, was in der Knospe steckt.
Die Zellen beginnen sich rasant zu teilen, der Inhalt der Knospe wächst und die Schuppen werden aufgesprengt. Aus einigen Knospen wachsen Blätter, daher nennt man sie Blattknospen, aus den Blütenknospen entstehen Blüten und aus gemischten Knospen sprießen sowohl Blüten als auch Blätter. Sogenannte Terminalknospen sorgen dafür, dass der Baum in die Länge wächst und sich somit einen Platz an der Sonne sichern kann. Da jeder Baum für ihn typische Knospen hat, kann man seine Art selbst dann bestimmen, wenn er noch unbelaubt ist.

Knospen Esche und Rotbuche im Frühjahr

#2: Hummel, Lass die Muskeln spielen!

Auch wenn es nicht so aussieht, die Hummel ist der Schwarzenegger unter den Insekten. Wie Arni hat sie nämlich eine massive Brustmuskulatur, die sie ebenso gut spielen lassen kann wie der »Terminator«. Das hummelige Muskelspiel ist allerdings keine Show, sondern erfüllt gleich mehrere Zwecke.
Wie andere Insekten ist die Hummel wechsel­warm – sie hat per se keine konstante Körpertemperatur und kann daher bei niedrigen Temperaturen nicht aktiv sein. Ihr Trick, um den Körper dennoch auf Betriebstemperatur zu bringen: Sie koppelt die Flügel von der Brust- und Flugmuskulatur ab und zittert mit den Muskeln. So wird Energie in Form von Wärme frei und die Körpertemperatur bleibt konstant bei 30 °C.
Wer Energie verbraucht, braucht Nachschub – die Hummel in Form von Pollen. Die sitzen, beispielsweise bei Kartoffeln und Tomaten, tief in engen Staubbeuteln, an die die Hummel nicht rankommt. Ihr Kniff: Sie packt den Staubbeutel an der Basis mit ihren Beißwerkzeugen und lässt ihre Muskeln erzittern. Der Staubbeutel vibriert, Pollen rieseln heraus und bleiben am Pelz der Hummel hängen. Diese Technik beherrscht die Hummel schon von klein auf, jedoch macht Übung den Meister: Je häufiger sie das Vibrieren übt, umso mehr Pollen rieseln aus den Staubbeuteln.


#3: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – und auch keine Prognose.

Schon lange versuchen wir, das Wetter vorherzusagen – heute mit ausgeklügelten Messinstrumenten, früher durch Beobachtungen, aus denen sogenannte Bauernregeln entstanden. »Wenn die Schwalben niedrig fliegen, werden wir bald Regen kriegen. Fliegen sie bis in die Höh’n, bleibt das Wetter weiter schön.« So lautet sicher eine der bekanntesten Bauernregeln. Doch eignet sich die Schwalbe tatsächlich als Wetterprophetin? Forscher der Uni Bern sind nicht davon überzeugt. Sie beobachteten Rauch- und Mehlschwalben und fanden dabei zwischen Flughöhe und allgemeinen Wetterfaktoren keinen Zusammenhang. Ihre Ergebnisse widerlegten die Bauern­regel sogar, denn die Schwalben flogen bei schlechtem Wetter höher als bei gutem. Zwar wollen die Forscher die Regel nicht vollends kippen, dafür sei die Studie einfach zu klein. Sie geben aber zu bedenken, dass das Flugverhalten von Vögeln von sehr vielen Faktoren abhängt.
Ein weiteres Sprichwort besagt: »Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.« Das beruht darauf, dass Schwalben als Zugvögel nach dem Winter aus Gebieten wie Afrika zu uns zurückkehren. Kommt eine Schwalbe allein, hat das noch keine Bedeutung. Sind aber ganze Schwärme zu sehen, wissen wir: Frühling und Sommer nahen.


Ostereier Frühjahr

#4: Eier-Bräuche weltweit

Das Ei ist an Ostern allgegenwärtig: Bei uns wird es von einem Hasen in ein Nest gelegt, in Schottland hingegen eine abschüssige Straß­e hinuntergerollt. Gewinner ist der, dessen Ei mit heiler Schale am weitesten kommt. Die Eier symbolisieren bei diesem Brauch die Steine, die vor Jesu Grab weggerollt wurden. Anderswo, in einem kleinen Ort in Frankreich, werden die Eier zu einem riesigen Omelette gebacken. Der Rekord liegt bei 15 000 Eiern und einem Durchmesser von vier Metern. Laut Legende geht dieser Brauch auf Napoleon zurück, der in dem Ort ein Omelette für seine ganze Armee forderte.


#4: DIY — Das Luftballonbarometer 

Mittels Luftdruck lässt sich das Wetter vorhersagen: Ist er hoch, wird das Wetter meist schön, ist er niedrig, eher schlecht. Für ein richtiges Luftdruck-Barometer wird Quecksilber verwendet, aber auch mit einem Luftballon kannst du das Wetter vorhersagen.

Rausbildung Barometer

Schritt 1:

Du brauchst ein Glas, Karton, einen Holzklotz, Kleber, einen Luftballon, eine Schere, einen dünnen Schaschlikspieß und ein normales Haushaltsgummi.

Rausbildung Barometer

Schritt 2:

Den Hals des Luftballons abschneiden. Den Ballon über das Glas stülpen und mit dem Gummi befestigen. Nun den Spieß mittig auf den Ballon kleben.

Rausbildung Barometer

Schritt 3:

Auf den Karton oben eine Sonne, unten eine Wolke malen und am Holzklotz befestigen. Karton neben das Glas stellen. Die Position des Holzstabs markieren.

Schritt 4:

Ab mit dem Glas in den Schatten. Steigt nun der Luftdruck (gutes Wetter im Anmarsch), bekommt die Ballonhaut eine Beule nach innen und die Spießspitze steigt zur Sonne. Sinkt der Luftdruck, beult der Ballon nach außen und die Spießspitze zeigt auf Regen.


# Noch mehr Wetterkunde gibt es hier:

      Text: Mira Klatt | Illustration: Quérine Wegman