Rausbildung Herbst/Winter 2025: Fossilien
Rausbildung ist die kleine Outdoorschule im Globetrotter Magazin. Diesmal geht es um die faszinierende Welt der Fossilien.
#1 – Was ist ein Fossil?
Fossilien sind Überreste und Spuren von Lebewesen, die vor mindestens 10 000 Jahren gestorben und im Gestein erhalten geblieben sind. Sie entstehen durch Prozesse wie Versteinerung, Umhüllung in Harz (Bernstein) oder Einfrieren. Fossilien kann man an vielen Stellen auf der Erde finden, auch in Deutschland. »Fossil« bedeutet übrigens »ausgegraben«.
Damit ein Organismus zum Fossil wird, muss er der natürlichen Zersetzung, insbesondere durch Sauerstoffkontakt, entzogen sein. Dies geschieht zum Beispiel durch die Bedeckung mit Sediment am Grund eines Meeres oder Sees. Harte Panzer oder einteilige Gehäuse bleiben dabei besser erhalten als ein zerbrechliches Skelett. Unter Druck wird Porenwasser verdrängt und Minerallösungen verfestigen das lockere Sediment.
Findet man diese Fossilien dann Millionen Jahre später im Gestein, helfen sie dabei, das Alter der geologischen Formation zu bestimmen und vergangene Zeiten zu rekonstruieren.
Im Permafrostboden von Alaska und Sibirien hat man mumifizierte Körper von Mammuts gefunden, die so gut erhalten waren, dass sogar ihr Mageninhalt untersucht werden konnte. Man weiß heute, dass die riesigen Steppenbewohner Gräser, Kräuter und Wildblumen gefressen haben.
#2 – Der Urvogel hängt bei Globetrotter
Nach aktuellen Erkenntnissen beginnt die Geschichte der Vögel vor rund 150 Millionen Jahren im mittelfränkischen Altmühltal. Seit 600 Jahren werden dort in der Gegend von Eichstätt und Solnhofen Kalkplatten abgebaut. 1860 fand ein Steinbrucharbeiter die erste versteinerte Feder, ein Jahr später das erste vollständige Exemplar des Urvogels. Dieser Archaeopteryx, was übersetzt »uralte Feder« bedeutet, befindet sich heute im British Museum of Natural History in London – ein weiteres Exemplar im Berliner Naturkundemuseum. Der Archaeopteryx hatte Zähne im Kiefer, Krallen an den Schwingen und einen langen Echsenschwanz. Gleichzeitig besaß er aber auch Flügel mit Schwungfedern, hohle Knochen und vogelähnliche Füße. Er gilt damit als Bindeglied zwischen Reptilien und Vögeln.
Hast du das gewusst? Das Logo der Outdoor-Marke Arc’teryx (siehe Seite 2) zeigt das Skelett des Urvogels – aber nicht komplett. Als Mitgründer Jeremy Guard seinem Team ein Bild des Skeletts faxte, fehlte wegen eines Übertragungsfehlers ein Teil des Beckenknochens. Die Gründer fanden das fehlerhafte Bild aber so ansprechend, dass sie es trotzdem für ihr Logo übernahmen. Und so sieht es bis heute aus.
#3 – Die Kunst der Fälschung
So alt wie die Leidenschaft des Fossiliensammelns ist auch die Geschichte der Fälschungen. Ein Beispiel: 1725 erhielt der Würzburger Professor Johann Beringer einige Kalksteine von drei Jugendlichen, die diese angeblich in einem Weinberg gefunden hatten. Die Steine zeigten Tiere, Blumen und sogar Sterne. Beringer schrieb ein monumentales Buch über seine Entdeckungen. Erst sieben Jahre später erkannte er die Figurensteine als Fälschungen, als er auf einem Stein sogar seinen eigenen Namen in hebräischen Zeichen entdeckte. Es stellte sich heraus, dass ihm die vermeintlichen Fossilien von zwei seiner Kollegen untergeschoben wurden. Diese »Würzburger Lügensteine« erlangten schließlich Weltruhm.
Auch heute noch stößt man auf Flohmärkten oder Börsen auf gefälschte Fossilien: Trilobiten aus Gussformen, die auf echte Steine geklebt wurden, oder Mosasaurus-Kiefer, die aus mehreren Teilen zusammengesetzt und mit Gips ergänzt sind. Mit einem genauen Blick, am besten unter UV-Licht, lassen sich Klebenähte oder Bläschen im Kunststoff erkennen und so viele Fälschungen entlarven.
#Experiment: Fossilien gießen
Lust auf eine Zeitreise? Stell dir doch selbst Fossilien (oder Lügensteine) her. Du brauchst: Modellgips, Wasser, leere Joghurtbecher, ein Stöckchen zum Rühren, Knete – und ein Objekt, das zum »Fossil« werden soll (z. B. Muscheln, Schneckenhäuser oder eine kleine Figur).
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Drück die Knete auf den Boden eines Bechers. Dein Objekt sollte hineinpassen. Drücke nun dein Objekt auf die Knetschicht und hol es wieder heraus – das ist dein Abdruck.
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Rühr den Gips mit Wasser in einem anderen Becher an, bis er dickflüssig wie Joghurt ist. Gieß ihn vorsichtig in die Form, etwa 2 cm über die Knete.
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Nach einigen Stunden ist alles hart – du kannst dein selbst gemachtes Fossil vorsichtig herauslösen.
Worauf achten? Arbeite zügig, denn Gips härtet schnell. Falls du deinen Reliefstein nach dem Trocknen vorsichtig abschleifen möchtest, setz dir gegen den Staub am besten eine FFP2-Maske auf. Dann noch ein bisschen anmalen und fertig ist dein persönliches Fossil.
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