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Globetrotterin unterwegs

Solo, Selbstversorgerin, Rekord:
Paulina Zäck auf dem Te Araroa Trail


INTERVIEW: Sebastian Lüke

Paulina Zäck hat mit ihrer Solo-Durchquerung Neuseelands auf dem Te Araroa Trail eine Meisterleistung vollbracht. In 54 Tagen, 9 Stunden und 48 Minuten stellte sie eine neue Fastest-Known-Time (FKT) für Frauen auf – und das als Selbstversorgerin mit nur fünf Kilogramm Gepäck. Mit einer durchschnittlichen Tagesdistanz von über 56 Kilometern meisterte sie steile Anstiege, Flussdurchquerungen und erlebte atemberaubende Landschaften – ohne Unterstützungsteam.

Tagtäglich ist sie als Beraterin bei Globetrotter Köln anzutreffen und bald auch als Vortragsreferentin in allen Globetrotter Filialen. Im Interview erzählt Paulina, woher sie die Motivation nimmt, welche Ängste sie überwinden musste und beantwortet die Gretchenfrage: Nord- oder Südinsel?

Landschaft Te Araroa Trail bei Nacht

    Motivation und Durchhalten

    Alleine und Rekord: Du warst ohne Support unterwegs und hattest als Ziel die FKT für Frauen zu knacken. Was war die größte Herausforderung daran?

    Ich glaube, bei solchen Touren ist die mentale Komponente grundsätzlich die größte Herausforderung – 54-mal aufzustehen mit der Gewissheit, heute laufe ich den ganzen Tag, mit sich selbst und seinen Gedanken klarzukommen, die eigenen Grenzen auszuloten, egal wie schwierig die Bedingungen gerade sind, welches Wetter herrscht. Es hilft enorm, wenn man – wie ich – einfach richtig Lust darauf hat, wenn einem das Ganze wirklich Spaß macht und Aufgeben gar keine Option ist. Trotzdem gibt es natürlich Momente, in denen einen die Realität einholt.

    Logistisch war es oft tricky: immer genug Essen haben, die Distanzen so planen, dass ich nicht »verhungere«, bevor der nächste Ort kommt. Dazu kommen noch Punkte, die man leicht vergisst: Fähren und Shuttles buchen, Gezeiten und Flussüberquerungen abstimmen, Unterkünfte planen…

    Und körperlich? Täglich ein Ultramarathon – das sagt eigentlich alles. Darauf muss man vorbereitet sein und den Körper an die Dauerbelastung gewöhnen. Aber ich sage immer: In erster Linie muss man sowas wirklich wollen, sonst funktioniert es nicht. Gerade mental und wenn man so lange allein unterwegs ist.

    Blick auf geschwollenen Fuss Patina Zaeck
    Te Araroa Trail

      Sicherheit und Angst

      Allein in der neuseeländischen Wildnis – gab es Momente, in denen du echte Angst hattest, und wie hast du dich abgesichert?

      Richtig Angst hatte ich eigentlich kaum – das darf man auch nicht haben, wenn man allein loszieht und draußen schläft. Neuseeland ist zum Glück ein sehr sicheres Land: Es gibt keine gefährlichen Tiere, und auch den Menschen begegnet man dort fast immer mit Offenheit und Gastfreundschaft.

      Was einem eher Respekt einflößt, sind die Naturgewalten: Flussüberquerungen, Abhänge, loses Gestein, plötzliche Wetterumschwünge. Die brenzligste Situation hatte ich wahrscheinlich am Waiau Pass im strömenden Regen, bei Kälte und starkem Wind. Der Abschnitt hat mit Wandern eigentlich schon gar nichts mehr zu tun. Wenn man die Hände zur Hilfe nehmen muss, um über nasse, schroffe Felsen zu klettern, während sich der Trail in einen Bach verwandelt und man die volle Breitseite von Wind und Kälte abbekommt, ist man doch froh, wenn man heil wieder unten ankommt.

      Als Sicherheitstool hatte ich mein Garmin inReach Mini 2 dabei – ein GPS-Satelliten-Kommunikationsgerät, mit dem man im Notfall ein SOS-Signal absetzen kann.

      Te Araroa Trail Box mit Botschaft für Laufende

        Mentale Stärke

        Es gab sicher Tage, an denen es einfach nur wehgetan hat. Woher hast du die mentale Power genommen, um alleine weiterzulaufen, wenn niemand da war, der dich gepusht hat?

        Mentale Stärke kommt aus einer Grundhaltung heraus. Für mich war klar: Ich will das wirklich. Ich habe mir das ausgesucht, wollte jeden einzelnen dieser 54 Tage draußen sein und hatte ein klares Ziel vor Augen. Wenn man das verinnerlicht, muss man sich nicht ständig neu motivieren, es ist quasi alternativlos.

        Natürlich gab es Tage, an denen alles wehgetan hat oder ich mental komplett durch war. Aber das gehört eben dazu, wie auch sonst im Leben. Ich wusste immer: Das geht vorbei, und jeder Schritt bringt mich näher ans Ziel. Und außerdem eignet sich das Alleinsein in der Natur ziemlich gut, um einfach mal all seinen Frust in den Wald zu brüllen.

        Te Araroa Trail Vulkan im Hintergrund
        Te Araroa Trail Vulkan im Hintergrund
        Kuh versperrt den Weg auf Te Araroa Trail

          Neuseeland & Natur

          Lieblings-Moment: Wenn du nur einen einzigen Moment vom Trail im Kopf hättest, in dem die Natur Neuseelands am atemberaubendsten war – welchen würdest du uns zeigen?

          Wahrscheinlich ein Bild von einem dieser verwunschenen, tiefgrünen, komplett vermoosten Wälder. Sowas gibt es bei uns einfach nicht. In Neuseeland fühlt es sich an, als würde man mitten durch ein Märchenbuch laufen. Ich war bereits einige Jahre zuvor auf dem Te Araroa unterwegs. Als ich jetzt wieder so einen Wald betreten habe, konnte ich überhaupt nicht aufhören zu grinsen.

          Begegnungen: Obwohl du alleine gelaufen bist, hast du sicher Leute getroffen. Was war die schönste oder lustigste Begegnung mit anderen Trail-Wanderern oder Locals?

          Auf jeden Fall! Am Anfang habe ich noch andere Wandernde getroffen, die mir von Norden entgegenkamen – das war immer lustig, besonders abends in den Hütten. Am Ende waren es eher Locals, die ich zufällig traf. Besonders in Erinnerung bleibt eine Begegnung mit Gabby, einer älteren Frau, die mich spontan zu sich nach Hause eingeladen hat. Wir haben gemeinsam Burger gegessen, Bier getrunken, und ich hatte wahrscheinlich das bequemste Bett und die beste Dusche auf der gesamten Wanderung. Solche Momente zeigen, wie gastfreundlich Menschen sein können.

          Nord- oder Südinsel?

          Die Südinsel ist die raue und wilde Seite des Te Araroa, deutlich geringer besiedelt. Landschaftlich unglaublich abwechslungsreich – Berge, Flüsse, Gletscher, abgelegene Abschnitte, die wirklich nur zu Fuß erreichbar sind. Der Trail dort verlangt körperlich alles ab, aber man bekommt auch wahnsinnig viel zu sehen.

          Die Nordinsel ist grüner, wärmer und etwas zugänglicher. Landschaftlich weniger extrem, aber trotzdem wunderschön – subtropische Wälder, Strände, Vulkanlandschaften. Außerdem trifft man häufiger Menschen: etwa drei Viertel aller Kiwis leben auf der Nordinsel. Ein Nachteil sind verhältnismäßig viele Straßenabschnitte – Horror für die Füße.

          Mein Favorit? Schwer zu sagen – beide Inseln haben ihren Reiz. Südinsel für die Herausforderung und die absolute Wildnis, Nordinsel für die Nähe zu den Locals und die Kultur. Wenn man die Zeit hat, würde ich immer beide Inseln wandern. Musste ich mich entscheiden: Südinsel wegen der Herausforderung – unvergesslich.

          Paulina Zwecks Ausrüstung für Te Araroa Trail
          Paulina Zaeck beim packen

            Globetrotter & Ausrüstung

            Die perfekte Ausrüstung: Als Solistin zählt jedes Gramm doppelt. Welches Ausrüstungsteil hat dich auf diesem Solo-Trip am meisten überzeugt?

            Neu kennen- und lieben gelernt habe ich den Sun Hoodie. In Neuseeland ballert die Sonne stark, und unter dem Hoodie bleibt man trotz Hitze luftig, schwitzt nicht unnötig und ist gleichzeitig vor UV-Strahlung geschützt. Seitdem immer im Gepäck, besonders im Sommer.

            Ultraleicht-Tipp: Was ist der wichtigste Ausrüstungs-Tipp, den du jetzt mit deinem Solo-Erfahrungsschatz an die Globetrotter Kunden weitergibst, die mit kleinem Rucksack losziehen wollen?

            Überlege bei jedem Teil genau, ob du es wirklich brauchst. Alles, was man mitnimmt, sollte einen klaren Zweck erfüllen. Weniger dabei zu haben, kann richtig befreiend sein – man behält alles im Blick, packt schneller und leichter. Ich hatte z. B. ein Tarp statt Zelt, einen Daunenquilt statt Schlafsack, war ohne Kocher unterwegs. Vorher testen und Erfahrung sammeln ist entscheidend.

            Paulina Zäck, Te Araroa Trail
            Hängebrücke auf Te Araroa Trail

              Inspiration für Frauen

              Viele Frauen zögern, alleine ein so großes Abenteuer zu starten. Was ist deine zentrale Botschaft an die Globetrotter-Community, um gerade Frauen zu ermutigen, ihre Solo-Abenteuer zu verwirklichen?

              Traut euch! Einfach mal machen! Viele Ängste sind oft irrational, gerade als allein wandernde Frau. Alleine unterwegs zu sein heißt nicht unsicher zu sein – gut planen, sich auf die Natur einlassen, auf das Bauchgefühl hören. Herausfordernd, aber man wächst enorm. Das Allerwichtigste: Habt Spaß. Die Freiheit, die Natur im eigenen Tempo zu erleben, und das Selbstvertrauen, das man dadurch gewinnt, sind unersetzlich.

              Abenddämmerung Te Araroa Trail

                Paulina Zäck in den Globetrotter Filialen

                In ihrem Vortrag erzählt Paulina vom Wie und Warum, von Selbstgesprächen, Grenzerfahrungen, Nächten unter Sternen, mentaler Stärke und dem Abenteuer, über sich selbst hinauszuwachsen – davon, wie es ist, wenn man sich ganz auf sich selbst verlässt. Und was passiert, wenn man einfach losläuft und nicht mehr aufhört.

                Düsseldorf

                13.01.2026

                Dortmund

                14.01.2026

                Münster

                15.01.2026

                Bonn

                20.01.2026

                Trier

                21.01.2026

                Wiesbaden

                22.01.2026

                Hannover

                27.01.2026

                Leipzig

                29.01.2026

                Dresden

                30.01.2026

                Nürnberg

                02.02.2026

                Regensburg

                03.02.2026

                Ulm

                04.02.2026

                Stuttgart

                05.02.2026

                Augsburg

                09.03.2026

                München

                10.03.2026

                Berlin

                12.03.2026

                Hamburg Barmbek

                13.03.2026

                Köln

                17.03.2026

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