Nova Scotia –
viel Mee(h)r erleben

Im Norden bergig, schroff und aussichtsreich, im Süden Leuchtturm- und Fischerdorfromantik. Und überall das Meer ganz nah. Nova Scotia ist abwechslungsreich und kulturell besonders: Sechs große Siedlernationen sowie die Mi’kmaq-Ureinwohner prägen die ostkanadische Provinz. Das garantiert ganz eigene Erlebnismomente.

Text Christian Haas / Ingo Hübner            Fotos Tourism Nova Scotia

Aufgepasst, die Hauptstadt von Nova Scotia wurde jüngst vom renommierten Magazin Condé Nast Traveler zu einer der meistunterschätzten Citys Kanadas gewählt. In der Tat gibt es in Atlantik-Kanadas größter Stadt vergleichsweise wenige Touristen und dafür viel zu sehen. Allein der Beiname »City at the edge – where land meets sea« klingt ja verlockend! Und was passt da besser als eine Erkundung zu Land und zu Wasser? Der extrabreite Halifax Harbour Hopper Bus jedenfalls ist eine Schau. Allein wie er hügelauf, hügelab herumtuckert. Derweil hören die Mitfahrer lustige Anekdoten. Von Halifax’ vielen Studierenden, etlichen neuen Mikrobrauereien und der landesweit höchsten Pub-Anzahl pro Einwohner. Wir merken uns für den Abend Seahorse Tavern und Old Triangle. Doch zuvor lauschen wir auf dem Citadel Hill der oder besser den Geschichten über die Briten, die 1856 die Zitadelle fertigstellten. Bis heute hält die Tradition des fast täglichen Kanonenschusses. The Boom at Noon!

Ein Knaller ist auch der Blick auf den zweitgrößten Naturhafen der Welt. Eine Bucht mit Magnetwirkung: Zwischen 1920 und 1970 landeten am Pier 21, heute Standort des Canadian Museum of Immigration, eine Million Einwanderer an. Einige blieben und trugen zum Aufstieg als Handels- und Finanzzentrum bei. Wolkenkratzer gibt es aber keine, selbst die Innenstadt wirkt charmant. Kleine Geschäfte neben großflächigen Murals, alte Bauwerke wie die St. Paul’s Church von 1750 neben modernen Häusern im Stil der gläsernen Zentralbibliothek von 2014.

Abendstimmung Halifax Hafen

Am meisten los ist jedoch an der Waterfront, dank Amphibienbus, in Teil zwei eben Boot, auch vom Wasser aus einsehbar. Hier Imbissbuden und Ess-Terrassen, dort Outdoorkunst wie das 18-Meter-Kunstwerk Tidal Beacon, das per Illumination den Gezeitenstand anzeigt. Es liegt mitten im neuen Kulturviertel Queen’s Marque, in dem 2021 das 5-Sterne-Boutiquehotel Muir eröffnet hat, inklusive des stylishen Restaurants Drift. Nicht nur Anthony Walshs Top-Gerichte sorgen für Ahs und Ohs, auch Signature-Cocktails wie The Boom at Noon mit seinen aufsteigenden Rauchschwaden.

Wer sich lieber an Museen berauscht, schlägt den Weg zur Art Gallery of Nova Scotia mit über 18.000 historischen und zeitgenössischen Werken ein. Ebenfalls ums Eck befindet sich das Maritime Museum of the Atlantic, Kanadas größtes Schifffahrtsmuseum. Highlight ist die weltbeste Sammlung von Titanic-Holzartefakten. Schließlich kamen nach der Eisbergkollision die Erstretter aus Halifax.

Leuchttürme voraus

Die großen Zeiten der Seefahrt sind zwar vorbei, doch an Nova Scotias Ostküste spielt sie eine immer noch weithin sichtbare Rolle: Südlich der Hauptstadt Halifax beginnt die Lighthouse Route mit dem Fischerdorf-Schmuckstück Peggy’s Cove. Wahrlich pittoresk ist es hier: Rot bemalte Holzhäuser, vor denen die obligatorischen Hummerkäfige stehen, schmiegen sich in eine sanft geschwungene Granitfelsenlandschaft, und auf einem dieser Felsen thront der meistfotografierte Leuchtturm Kanadas. Nur einen Steinwurf weiter auf der anderen Seite der Bucht liegt das als Filmkulisse sehr in Mode gekommene Lunenburg – Netflix-Enthusiasten wahrscheinlich mindestens aus Locke & Key und The Sinner bekannt.

Lunenburg
Peggy's Cove

Hier kommen zu den roten Hafengebäuden noch eine ganze Menge weiterer bunter Häuser dazu. Den Berg steil hinaufkletternde Straßen. Restaurant-Terrassen mit Blick auf den Fischerhafen. Wenn, dann ist in Lunenburg noch der Geist der großen Seefahrerzeit spürbar. Weiter oben in den Straßen wundert man sich dann über die vielen deutschen Namen auf den Klingelschildern an den Häusern. Lunenburg ist Kanadas älteste von Deutschen bewohnte Siedlung und ganz einfach ein historisches Gesamtkunstwerk, natürlich mit dem Status eines UNESCO-Weltkulturerbes.

Alte Steine, viele Sterne

Aber auch das Landesinnere von Nova Scotia hat seine Reize. Das gilt für die kleinen, ursprünglichen Dörfer ebenso wie für den Kejimkujik National Park. Der 426 Quadratkilometer große Nationalpark begeistert mit Seen, Wäldern und – ja, auch das gibt es – Stränden, auf dem historischen Land der Mi’kmaq. Allein in Nova Scotia gibt es 13 First Nations, darunter eben auch eine, die den Park ihr Zuhause nennt, der übrigens als einziger in Kanada obendrein als National Historic Site ausgezeichnet wurde. Der Grund sind Hunderte in Stein geschnitzte Bilder, sogenannte Petroglyphen, die eine über 5000 Jahre alte Besiedlung der Mi’kmaq vor Ort dokumentieren – beeindruckend. Tipp: Am besten informieren sich Wander- und Geschichtsbegeisterte im Besucherzentrum unweit von EJ’s Grill & General Store (heiß begehrt: Crispy Avocado Wraps). Mitarbeiter geben hier nicht nur Kartenmaterial zu den unzähligen Wanderwegen aus, sondern zeigen auch einen aufwendig produzierten Imagefilm über Hemlocktannen-, Ahorn- und rund 20 weitere Wälder und deren tierische Bewohner von Bibern bis zu den seltenen Blanding-Schildkröten. Und was passiert nachts? Statt Kneipenbesuchen steht Star Gazing auf dem Programm. In Nova Scotias einzigem Dark Sky Preserve erhellen in jeder wolkenlosen Nacht Zehntausende funkelnde Sterne den Himmel. Lichtverschmutzung? Fehlanzeige!

Startrail Nova Scotia

Kejimkujik National Park and National Historic Site
Kejimukujik National Park Seaside im Winter
Kejimkujik National Park

Hochgefühle in den Highlands

Cape Breton ist zwar eine Insel, doch dank Straßendamm via Auto oder Bus in wenigen Minuten erreichbar. Sind ja auch nur 800 Meter! Museumsliebhaber machen gleich mal in Baddeck am Bras d’Or Lake Station, um die XXL-Ausstellung alias National Historic Site über den bekanntesten Neu-Neuschotten zu besuchen: Alexander Graham Bell. Erkenntnis: Der Mann hat sehr viel mehr erfunden als das Telefon. Und die Insel hat viel mehr zu bieten, insbesondere für Outdoor-Fans. Seen, Flüsse und Moore, Wälder und die Highlands im Norden. Am besten erpaddeln sie sich etwa mit den Seakajaks von Angelo Spinazzola selbst ein Bild. Vogelwild: Zu den Highlights seiner North River Kayak Tours zählen Weißkopfseeadler, die sich in der St. Ann’s Bay zuverlässig blicken lassen. Wer will, nächtigt in coolen Holzhütten.

Oberste Pilgerstätte für Naturliebhaber ist jedoch der knapp 1000 Quadratkilometer große Cape Breton Highlands National Park. Die erste (An-)Laufstelle stellt der sieben Kilometer lange Skyline Trail dar. Bei gutem Wetter ist die Sicht auf die zerklüftete Küste zum Niederknien! Von der Anhöhe genießt man beste Sicht – mit etwas Glück lässt sich im Fernglas sogar eine vorbeiziehende Walfamilie ausmachen, die auf dem Meeressäuger-Highway dahindüst. Planbarer sind jedoch die inneren Werte von Cape Breton, Stichwort Trekking. Insgesamt finden sich in dem bis zu 530 Meter hohen Gebirgszug 26 Strecken, vom Spaziergang bis zur Mehrtagestour. Gut zu wissen: Die recht neuen Cape Smokey-Gondeln schweben auf 300 Meter Seh-Höhe – und ermöglichen Outdoorspaß von Skifahren über Biken bis Ausblick genießen. Auf das nahe Meer und den Cabot Trail, eine der schönsten Panoramastraßen der Welt. Da wird Autofahren zum Trödelvergnügen mit permanenten Foto-Stopps.


Cape Breton Highland's National Park
Cape Breton Cabot Trail

Wenn’s also mal wieder länger dauert: einfach unterwegs übernachten, etwa in der Keltic Lodge at the Highlands oder in den Luxus-Domes von True North Destinations. So bleibt Zeit für weitere Highlights am Wegesrand, etwa das Les Trois Pignons, ein Museum über die Kultur der Akadier, Inverness, einen lebendigen Ort für schottische und gälische Folklore, und die Whisky-Destillerie Glenora Inn. Praktisch: Nach einer ausgiebigen Verkostung muss keiner mehr fahren: Gleich nebenan lassen sich nette Zimmer mieten …

INFOS NOVA SCOTIA

Allgemeine Reiseinfos über die Provinz gibt es hier.

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Cape Lahave Adventures Kayak

Cape Lahave Adventures Kayak

Franey Trail, Cape Breton

Franey Trail, Cape Breton

Franey Trail Nova Scotia

Skyline Trail, Cape Breton

Lunenburg, Hafenfront

Wale und Delfine in der Bay of Fundy

Wale und Delfine in der Bay of Fundy

Peggy’s Cove

Inhaltsverzeichnis
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