Mit der steigenden Nachfrage nach mehr Klimaschutz und Umweltbewusstsein wächst auch die Bedeutung von Nachhaltigkeits-Zertifizierungen, um Greenwashing und zweideutigen Behauptungen entgegenzuwirken. Dieser Leitfaden hilft dir, dich im Dschungel der verschiedenen Nachhaltigkeitsstandards zurechtzufinden.
Wie erkennt man eigentlich, ob die Statements zum Thema Nachhaltigkeit der verschiedenen Outdoor-Firmen richtig sind? Um Verbrauchern, Unternehmen und Gesetzgebern dabei zu helfen, diese Frage zu beantworten, wurden in den vergangenen Jahren verschiedenste Standards und Zertifizierungen entwickelt – angefangen beim Chemikalienmanagement über soziale Arbeitsbedingungen hin zum Thema Recycling.
Was ist ein Nachhaltigkeitszertifikat?
Prinzipiell ist ein Nachhaltigkeitszertifikat eine Bestätigung, dass ein Produkt, eine Dienstleistung oder ein Unternehmen bestimmte Nachhaltigkeits-Kriterien erfüllt. Diese Kriterien können je nach Zertifizierungsprogramm variieren, können jedoch beispielsweise Aspekte wie Umweltschutz, soziale Verantwortung oder ethische Geschäftspraktiken umfassen.
Die Zertifizierung erfolgt in der Regel durch unabhängige Dritte, die die Einhaltung der Kriterien überprüfen und gegebenenfalls Audits durchführen. Unternehmen können ein Nachhaltigkeits-Zertifikat erwerben, um ihr Engagement für Nachhaltigkeit zu demonstrieren und ihr Image zu verbessern. Verbraucher können nachhaltig zertifizierte Produkte und Dienstleistungen wählen, um sicherzustellen, dass sie ihre Kaufentscheidungen mit einem umwelt- und sozialverträglichen Verhalten in Einklang bringen.
Nachhaltigkeitszertifikate für Outdoor-Produkte
Doch welche Nachhaltigkeitsstandards für Outdoor-Firmen gibt es überhaupt? Und welches sind die wichtigsten Labels, die man für Funktionskleidung kennen sollte? Im folgenden Guide geben wir dir einen Überblick.
Bluesign
Das Ziel des bluesign® PRODUCT Siegels ist es, die Umweltauswirkungen der Textilindustrie zu reduzieren. Es steht außerdem für die sichere Produktion und Verarbeitung von synthetischen und natürlichen Fasern. Produkte, die zu mindestens 90 Prozent in zertifizierten Betrieben verarbeitet wurden, dürfen das bluesign® PRODUCT Siegel tragen.
ClimatePartner
ClimatePartner hilft bei der Berechnung und Reduzierung von Kohlenstoff-Emissionen und gleicht Rest-Emissionen aus. Dadurch werden Produkte und Unternehmen klima-kompensiert, was durch das ClimatePartner Siegel bestätigt wird. Spannend: Jeder CO2-Ausgleich erhält eine eindeutige ID-Nummer. Über diese Nummer und die zugehörige Web-Adresse sind die Menge der berechneten Emissionen und die unterstützten Klimaschutzprojekte nachvollziehbar. Verbraucher können die Web-Adresse bequem über einen QR-Code abrufen.
Cradle to Cradle
Der Cradle to Cradle Certified™ Product Standard konzentriert sich auf die Kreislauffähigkeit von Produkten. Er betrachtet ein Produkt anhand von fünf Kategorien: Materialgesundheit, Wiederverwendung von Materialien, erneuerbare Energien und Kohlenstoffmanagement, Wassermanagement und soziale Nachhaltigkeit. Ein Produkt erhält in jeder Kategorie eine Leistungsstufe (Basis, Bronze, Silber, Gold oder Platin). Das Gesamtproduktlabel entspricht der Kategorie mit der niedrigsten Stufe.
Der grüne Knopf
Das staatliche Textilsiegel Grüner Knopf wurde im September 2019 vom Bundesentwicklungsministerium ins Leben gerufen. Ziel ist der Schutz von Mensch und Umwelt in der Lieferkette – von der Faser bis zum Bügel.
Eine grünere Wahl
Die Unterzeichnung des sogenannten Code of Conduct, einer Art Verhaltenskodex, ist für all unsere Lieferanten Pflicht. Sie bestätigen damit die Einhaltung wesentlicher ökologischer und sozialer Standards bei der Herstellung ihrer Produkte.
Einen wesentlichen Schritt weiter geht unser „Eine grünere Wahl“-Label: Anhand festgelegter Kriterien bewerten wir die Nachhaltigkeit jedes einzelnen Produkts. Dabei gibt es sowohl „No Go-“ als auch Positiv-Kriterien. Trifft auch nur ein No-Go-Kriterium auf ein Produkt zu, so kann es das Label nicht erhalten. Zusätzlich müssen alle Produkte mindestens vier Positivkriterien erfüllen.
Mehr Infos zu Eine Grünere Wahl findest du hier.
So funktioniert unser Label EINE GRÜNERE WAHL
EU Ecolabel
Das 1992 eingeführte EU-Umweltzeichen ist ein zertifiziertes Siegel nach Typ I ISO 14024. Es soll Produkte und Dienstleistungen fördern, die eine geringere Umweltbelastung aufweisen, und so den europäischen Verbrauchern helfen, umweltfreundlichere Produkte zu erkennen. Das EU-Umweltzeichen ist ein europaweit anerkanntes Gütesiegel, das an Produkte und Dienstleistungen vergeben wird, die während ihres gesamten Lebenszyklus hohe Umweltstandards erfüllen: von der Rohstoffgewinnung über die Produktion hin zu Vertrieb und Entsorgung.
Das 1992 eingeführte EU-Umweltzeichen ist ein zertifiziertes Siegel nach Typ I ISO 14024. Es soll Produkte und Dienstleistungen fördern, die eine geringere Umweltbelastung aufweisen, und so den europäischen Verbrauchern helfen, umweltfreundlichere Produkte zu erkennen. Das EU-Umweltzeichen ist ein europaweit anerkanntes Gütesiegel, das an Produkte und Dienstleistungen vergeben wird, die während ihres gesamten Lebenszyklus hohe Umweltstandards erfüllen: von der Rohstoffgewinnung über die Produktion hin zu Vertrieb und Entsorgung.
Fair Labor Association (FLA)
Bei der Fair Labor Association (FLA) handelt es sich um eine Multi-Stakeholder-Initiative von Universitäten, NGOs und Unternehmen, die soziale Praktiken bewertet und deren Umsetzung in der Lieferkette überwacht. Der FLA-Verhaltenskodex für Arbeitsplätze setzt Standards für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in Fabriken und auf Farmen. Die FLA-Prinzipien für faire Arbeitsbedingungen und verantwortungsvolle Beschaffung und Produktion definieren wesentliche Unternehmenspraktiken, um sichere und nachhaltige Lieferketten sicherzustellen. Alle FLA-Standards basieren auf den ILO-Kernkonventionen und international anerkannten Arbeitspraktiken. Mitgliedsunternehmen verpflichten sich zur Einhaltung dieser Grundsätze in ihren Geschäftspraktiken und Lieferketten.
Fair Trade
Ziel von Fairtrade ist es, Handelsbedingungen für benachteiligte landwirtschaftliche Produzenten und Arbeiter in Entwicklungsländern zu verbessern, indem sie von fairen Preisen und langfristigen Handelsbeziehungen profitieren. Für eine Fairtrade-Zertifizierung müssen Produzenten, Händler und Unternehmen soziale, ökologische und wirtschaftliche Standards erfüllen. Die Zertifizierung wird von FLOCERT und einigen nationalen Fairtrade-Organisationen durchgeführt. Der Dachverband FLO e.V. entwickelt die Kriterien für den Fairen Handel, auf deren Basis das Siegel vergeben wird, während nationale Mitgliedsorganisationen wie TransFair e.V. das Siegel vermarkten.
Fair Wear Foundation
Die Fair Wear Foundation konzentriert sich auf die soziale Seite der Nachhaltigkeit und unterstützt die Bedingungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den jeweiligen Werken. Die Organisation arbeitet unabhängig und konzentriert sich besonders auf die Arbeitsbedingungen in Bekleidungsfabriken.
Global Organic Textile Standard (GOTS)
Der Global Organic Textile Standard (GOTS) konzentriert sich auf die Rückverfolgung von zertifizierten Bio-Fasern (hauptsächlich Baumwolle, aber auch zertifizierte Wolle und Seide). Dabei handelt es sich um eine der vertrauenswürdigsten und ganzheitlichsten Nachhaltigkeits-Zertifizierungen der Branche. Diese umfasst die Verarbeitung, Herstellung, Verpackung, Kennzeichnung, den Handel und Vertrieb aller Textilien, die zu mindestens 70 Prozent aus zertifizierten Bio-Naturfasern bestehen. Die Textilien müssen bestimmte Umweltstandards (Toxizität, Abwasser etc.) sowie soziale Kriterien in Übereinstimmung mit der Internationalen Arbeitsorganisation International Labor Organization) erfüllen.
Global Recycled Standard (GRS)
Der Global Recycled Standard (GRS) wurde entwickelt, um der Forderung nach einer Überprüfung des Anteils an recycelten Teilen oder Inhaltsstoffen in einem bestimmten Produkt nachzukommen. Der GRS bietet ein Track-and-Trace-Zertifizierungssystem, das sicherstellt, dass die Behauptungen über ein Produkt mit dokumentierten Nachweisen belegt sind.
Global Traceable Down Standard (GTDS)
Der Global Traceable Down Standard (GTDS) zertifiziert Daunen. Dabei wird die gesamte Lieferkette einem Audit unterzogen, in dem sichergestellt wird, dass von der Aufzucht bis zur Schlachtung eines Tieres ganzheitliche Tierschutzmaßnahmen eingehalten werden – einschließlich des Verzichts auf lebendiges Rupfen und Zwangsernährung. Die teilnehmenden Betriebe müssen so unter anderem eine Rückverfolgbarkeit aller Schritte der Lieferkette für die geprüften Daunen sicherstellen.
Higg Index
Der Higg Index ist ein Werkzeug zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Unternehmen in der Textil-, Bekleidungs- und Schuhindustrie. Es wurde vom Sustainable Apparel Coalition (SAC) entwickelt. Der Higg Index umfasst mehrere Module, die verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit bewerten, wie zum Beispiel die Umweltbelastung bei der Produktion, den Einsatz von Chemikalien und die Arbeitsbedingungen in der Lieferkette. Unternehmen können den Higg Index verwenden, um ihre Nachhaltigkeits-Initiativen zu bewerten, Ziele zu setzen und ihre Fortschritte im Laufe der Zeit zu verfolgen.
International Wool Textile Organisation (IWTO)
Die International Wool Textile Organisation (IWTO) ist die globale Autorität für Standards in der Wolltextilindustrie. Seit 1930 vertritt die IWTO die gesammelten Interessen des weltweiten Wollhandels. Die 33 Mitglieder der IWTO sind in 22 Ländern auf der ganzen Welt ansässig und repräsentieren alle Stufen der Wolltextilproduktion – vom Bauernhof bis zum Einzelhandel. Durch wissenschaftliche Forschung, Ausbildung im Bereich Wolltextilien und Wissensaustausch sorgt die IWTO für eine nachhaltige Zukunft der Wolle.
Land to Market
Land to Market gilt als der höchste Standard für Regenerative Landwirtschaft und ist die weltweit erste ergebnisorientierte, verifizierte Lösung für regenerative Beschaffung. Das Programm nutzt das Environmental Outcome Verification Protocol, um die Effektivität von Ökosystem-Prozessen zu messen und so regenerative Ergebnisse auf dem Land zu verifizieren.
Leather Working Group (LWG)
Im Jahr 2005 schlossen sich Akteure aus Industrie, Handel, NGOs und wissenschaftlichen Instituten zusammen und gründeten die Leather Working Group (LWG). Die Initiative ist heute mit über 2000 Stakeholdern in rund 60 Ländern die wohl wichtigste Kontrollinstanz und Triebkraft einer nachhaltigen und transparenten Lederindustrie. Sie entwickelt Umwelt- und Sozialstandards für verschiedene Aspekte der Produktion und bietet ein Zertifizierungsprogramm an, bei dem Lederhersteller und -verarbeiter ihre Prozesse und Betriebsabläufe bewerten lassen können. Dabei werden Siegel in den Kategorien Gold, Silber und Bronze vergeben – sowohl für die Umwelt- und Sozialstandards, als auch für Transparenz und Rückverfolgbarkeit.
Oeko-Tex Made In Green
Die internationale Organisation Oeko-Tex prüft seit 1992 Produkte auf Schadstoffe. Sie ist ein weiteres vertrauenswürdiges Label, das sich auf Chemikalien konzentriert. Es gibt verschiedene Zertifizierungen, wobei das MADE IN GREEN Siegel dir die Gewissheit gibt, dass ein Textilprodukt aus schadstoffgeprüften Materialien und in umweltfreundlichen Fabriken sowie an sicheren und sozial verantwortlichen Arbeitsplätzen hergestellt wurde.
Oeko-Tex Standard 100
Der Oeko-Tex Standard 100 ist ein weiteres Label von Oeko-Tex. Dabei handelt es sich um eine der gebräuchlichsten Nachhaltigkeits-Zertifizierungen überhaupt. Diese Zertifizierung prüft auf Substanzen wie giftige Chemikalien, die für den Menschen schädlich sind.
Organic Content Standard (OCS)
Der Organic Content Standard (OCS) ist ein Standard, der von der gemeinnützigen Organisation Textile Exchange entwickelt wurde. Im Wesentlichen arbeitet der OCS auf der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe mit anerkannten nationalen Zertifizierungsstellen zusammen, um zu überprüfen, ob das Endprodukt überwiegend ökologisch angebaute und geerntete Pflanzen enthält.
Preferred Fiber and Material Matrix
Die Preferred Fiber and Material Matrix ist ein Instrument von Textile Exchange, mit dem Materialien innerhalb einer Kategorie anhand von verschiedenen Indikatoren, wie etwa Bodengesundheit, Klimaauswirkungen oder Biodiversität verglichen werden können.
Recycled Claim Standard (RCS)
Der Recycled Claim Standard (RCS) ist ein internationaler und freiwilliger Chain-of-Custody-Standard, der von der Organisation Textile Exchange entwickelt wurde. Er prüft das recycelte Ausgangsmaterial und verfolgt es über die gesamte Lieferkette bis zum Endprodukt.
Responsible Down Standard (RDS)
Der Responsible Down Standard (RDS) ist ein unabhängiger globaler Standard, der unter Mitwirkung von Tierschutzorganisationen und Branchenvertretern entwickelt wurde. Daunen sind nur dann RDS-zertifiziert, wenn die gesamte Lieferkette eine Prüfung durch Dritte besteht, die sicherstellt, dass vom Schlüpfen bis zur Schlachtung ein ganzheitlicher Tierschutz eingehalten wird – einschließlich des Verzichts auf Lebendrupf und Zwangsfütterung.
Responsible Wool Standard (RWS)
Der Responsible Wool Standard (RWS) ist ein freiwilliger Standard, der sich mit dem Wohlergehen von Schafen und dem Land, auf dem sie weiden, befasst. Ziel des Responsible Wool Standard ist es, der Branche ein Instrument an die Hand zu geben, mit dem sie die nachhaltige Praktiken der Landwirte anerkennen kann. So soll sichergestellt werden, dass die Wolle von Betrieben stammt, die einen fortschrittlichen Ansatz bei der Bewirtschaftung ihres Landes verfolgen, das Wohlergehen der Schafe ganzheitlich berücksichtigen und Tierschutz-Kriterien einhalten.
Terracare
Als Vorreiter bei der Produktion von hochwertigem wie nachhaltigem Leder für den Outdoor-Bereich gilt die deutsche Gerberei Heinen, die unter anderem Wanderschuh-Marken wie Hanwag oder Meindl beliefert. Bekannt ist das Unternehmen vor allem für sein Label terracare©, die führende Ingredient-Brand für umwelt- und sozialverträglich hergestelltes Leder. Die Häute dafür stammen fast ausschließlich aus Deutschland, wobei die Herkunft zu 100 Prozent per App nachvollziehbar ist. Heinen setzt ausschließlich Leather Working Group Gold oder Silber zertifizierte Leder ein, recycelt fast alle Produktionsreste, verfügt über eine Prozesswasser-Aufbereitungsanlage und verwendet nur regenerative Energie.
Vegan-Label
Das Vegan-Label für vegane Stoffe bedeutet, dass bei einem Stoff bei dessen Herstellung keine Tierprodukte verwendet werden. Das heißt: keine Seide, Wolle, Kaschmir, Leder oder andere Stoffe, die aus einem Tier hergestellt werden. Damit unterstützt du, dass tierische Produkte nicht als Material für die Herstellung von Stoffen oder Kleidungsstücken verwendet werden.
Woolkeepers
Woolkeepers gilt als das umfassendste System zur Rückverfolgbarkeit von Wolle und konzentriert sich auf die europäische Wollproduktion (da RWS in der nördlichen Hemisphäre nur wenig verbreitet ist). Es umfasst Informationen für den Einstieg in die ökologische Landwirtschaft hin zum Status der ReGenerative Agriculture.
Zero Discharge of Hazardous Chemicals – ZDHC
Bei der ZDHC handelt es sich um eine Gruppe von Bekleidungs- und Schuhmarken sowie Einzelhändlern, die zusammenarbeiten, um die Industrie langfristig zu einem Verzicht von bedenklichen Chemikalien zu führen. Die ZDHC wurde 2011 als Reaktion auf die Greenpeace DeTox-Kampagne ins Leben gerufen.
ZQ
Als einer der weltweit führenden ethischen Wollstandards ist ZQ ein Wollzertifizierungsstandard, der fünf zentrale Werte hervorhebt: Tierschutz und Gesundheit, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung, Qualitätsfasern und Rückverfolgbarkeit.