Nachhaltigkeit von Outdoor-Jacken:
ein Guide mit den wichtigsten Überlegungen

Der Kauf einer nachhaltigeren Outdoor-Jacke kann sich wie die Vorbereitung auf eine Expedition anfühlen. Dabei müssen mehrere Aspekte des Produktionsprozesses berücksichtigt werden, von den ausgewählten Materialien bis hin zur Ethik der Herstellung. Wir betrachten die wichtigsten Überlegungen, damit du eine wertebasierte Entscheidung treffen kannst und dich nicht im Dschungel der Zertifizierungslabels verirrst.

1. Materialauswahl

Recycelte Materialien wie Polyester und Nylon sind in der Outdoor-Branche aus gutem Grund immer beliebter geworden. Sie reduzieren die Nachfrage nach neuen Ressourcen, stoßen in der Regel weniger Treibhausgase aus und fördern die Kreislaufwirtschaft. Allerdings sind nicht alle recycelten Jacken gleich konzipiert. Einige bestehen nur zu einem geringen Prozentsatz aus recycelten Materialien, was sich auf die Nachhaltigkeit des Gesamtprodukts möglicherweise nicht wesentlich auswirkt. Berücksichtige die tatsächlichen Auswirkungen ausgewählter Materialien und suche nach einer Jacke mit einem hohen Anteil an recyceltem Material, vorzugsweise mit einer Zertifizierung.

2. Haltbarkeit und Reparaturfähigkeit

Die Umweltbelastung der Jacke nimmt mit ihrer Langlebigkeit ab. Wähle Marken, die ihre Jacken auf eine lange Lebensdauer auslegen. Achte auf verstärkte Nähte, robuste Reißverschlüsse und abriebfeste Stoffe. Und wenn das Material bei einem deiner Abenteuer Schnitte oder Löcher abbekommt? Wenn eine Marke Reparaturservices oder sogar einfache DIY-Reparatursets bereit stellt, kann deine Jacke jahrelang halten. Patagonia bietet beispielsweise einen lebenslangen Reparaturservice an und auf der Website von Arc’teryx findest du leicht verständliche Reparaturanleitungen. Und auch die Globetrotter Reparaturwerkstätten können dir in diesen Fällen oftmals weiterhelfen – teilweise sind die Reparaturen sogar durch den Hersteller zertifiziert – dies betrifft etwa die Marken Vaude und Ortlieb. Je länger du deine Jacke verwendest, desto geringer ist ihr ökologischer Fußabdruck. Sei also stolz auf die Reparaturflicken.

3. PFAS vermeiden

Die technischen Eigenschaften der Jacke, wie Wasserdichte und Wasserfestigkeit, haben nicht selten einen gut versteckten ökologischen Preis. Trotz der bevorstehenden strengeren Gesetzgebung werden einige Outdoor-Jacken und/oder ihre Membranen immer noch durch PFAS wasserabweisend gemacht. PFAS, die oft als „ewige Chemikalien“ bezeichnet werden, sind dafür berüchtigt, sowohl giftig als auch in der Umwelt sehr langlebig zu sein. Es gibt jedoch Alternativen, und immer mehr Marken setzen auf diese. Ein Beispiel hierfür ist die Texapore-Technologie von Jack Wolfskin, bei der Polyurethan-Membranen und -Beschichtungen zum Einsatz kommen, die kein PFAS enthalten. Es gibt auch weniger chemisch behandelte Alternativen wie gewachste Baumwolle, die wasserabweisend sind, ohne toxisch zu sein.

4. Den Kreislauf schließen

Der Begriff Recyclingfähigkeit ist den meisten Käufern von Ausrüstung vielleicht nicht bekannt, sollte es aber definitiv sein. Er bedeutet, dass sowohl das Design als auch die Materialien so gewählt werden, dass die Jacke recycelt werden kann, wenn sie abgenutzt ist. Eine Jacke aus einem einzigen Material (auch Monomaterialien genannt), zum Beispiel 100 % Polyester, ist oft leichter zu recyceln als eine Jacke aus einem Gemisch verschiedener Fasern. Marken wie The North Face machen es durch ihr Programm „Clothes the Loop“ einfacher, indem sie Rücknahme- und Recyclingoptionen anbieten. Dadurch werden nicht nur Materialien von Mülldeponien ferngehalten, sondern auch der Produktionskreislauf geschlossen, indem alte Jacken in etwas Neues verwandelt werden.

5. Markentransparenz zeigt das Gesamtbild

In der Flut von grünen Behauptungen in der Branche ist Transparenz dein bester Freund. Marken, die ihre Lieferkette, die Anforderungen an die Materialbeschaffung und die Produktionsmethoden transparent machen, zeigen, dass sie echte Nachhaltigkeitsbemühungen über Marketing stellen.Vaude, Ortovox und Houdini sind gute Beispiele für Marken, die detaillierte Berichte über ihre Nachhaltigkeitsinitiativen und ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen veröffentlichen. Je mehr du darüber erfährst, wo und wie deine Jacke hergestellt wurde, desto besser bist du in der Lage, eine verantwortungsvolle Entscheidung zu treffen.

6. Nachhaltigkeitszertifizierungen für mehr Details

Es ist leicht, sich von der Anzahl der Zertifizierungen und Standards für Materialien, Produkte, Arbeitsaspekte usw. überwältigen zu lassen – aber viele davon existieren aus guten Gründen. Und einige sind besser und vertrauenswürdiger als andere. Zwei wichtige Überlegungen, die man im Hinterkopf behalten sollte: Welche Organisation steht hinter dem Zertifikat – ist sie unabhängig und wissenschaftlich fundiert oder handelt es sich um eine Branchenorganisation, die ihre Mitgliedsunternehmen vertritt? Und werden die Prüfung und die Autorisierung von unabhängigen Dritten oder vom Unternehmen selbst durchgeführt? In unserem Leitfaden zu gängigen Nachhaltigkeitsstandards in der Outdoor-Branche erfährst du mehr.

7. Secondhand-Optionen: ein wachsendes Segment

Zurück zum Aspekt der Langlebigkeit: Der Kauf von Secondhand-Produkten ist oft der einfachste Weg, eine nachhaltigere Wahl zu treffen. Es ist eigentlich eine Win-win-Situation: Du erhältst ein großartiges Produkt zu einem deutlich niedrigeren Preis und verringerst gleichzeitig den Bedarf an Neuproduktionen. Außerdem ist es ein tolles Gefühl, die perfekte gebrauchte Jacke zu finden. Und der Second-Hand-Markt für Outdoor-Bekleidung wächst rasant. Auf gängigen Tausch- und Verkaufs-Plattformen wie findest du hochwertige Jacken und Einzelhändler wie Globetrotter bieten geprüfte 2nd Hand Waren.