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Mit dem Campervan quer durch den Balkan

Das wilde Herz Europas

Stefan und Esther reisen mit ihrem alten VW-Bus »Dickbert« fünf Monate lang durch die zehn Länder des Balkans mit wunderschönen Landschaften, vielfältigen Kulturen, mediterranen Städten und dreitausend Jahren Geschichte.

Karte Quer durch den Balkan mit dem Campervan, On the Road

Was würdet ihr mit fünf Monaten Freizeit anfangen? Mit dem Rucksack durch Asien touren, zu Fuß den Jakobsweg gehen oder eine Safari in Südafrika machen? Wir haben darüber nachgedacht – und uns dann doch anders entschieden: Wir sind durch den Balkan gereist. Bis dahin kannten wir von diesem Teil Europas nur den Namen.

Wir sind Esther und Stefan. Seit 2011 reisen wir gemeinsam mit unserem Campervan, einem über 35 Jahre alten VW-Bus T3 Syncro. Meistens heißt er Dickbert – und manchmal »Blöde Karre«, wenn wieder mal etwas kaputtgeht. Mit ihm sind wir also 14.000 Kilometer kreuz und quer über die Balkanhalbinsel gefahren.

Unsere Tour führte von Berlin durch die slowenischen Alpen nach Nordkroatien, quer durch Bosnien und Herzegowina, Montenegro, den Kosovo und Serbien bis nach Bulgarien ans Schwarze Meer. Von dort fuhren wir an die griechische Ägäis und über die Berge des Pindos zum Ionischen Meer in Albanien. Um den Ohridsee führte die Reise nach Nordmazedonien und durch Albaniens Berge zurück nach Montenegro. Die Felsküste der kroatischen Adria entlang fuhren wir nordwärts nach Istrien und über die slowenische Riviera zurück nach Hause.

Wir haben wilde Landschaften entdeckt, von denen wir nie gedacht hätten, dass sie in Europa existieren, und mediterrane Städte erkundet, die wir sonst nur aus Italien kennen. Nach dieser Reise steht für uns fest: Das wilde Herz Europas schlägt auf dem Balkan.


TEXT UND FOTOS:Stefan Eisenberg

    Slowenien

    Nach 1.000 Kilometern Anreise durch Bayern und Österreich startet unser Balkan-Abenteuer im Herzen der Julischen Alpen. Das Wort »Balkan« ist kein regionaler Begriff, sondern eher eine vage geografische Beschreibung – als deren nordwestlichste Grenze die Soča in Slowenien gilt. Der Fluss entspringt im Triglav-Nationalpark, sein kristallklares Wasser rauscht durch tiefe Canyons und leuchtet dabei so türkisblau, dass sofort klar wird, warum die Soča auch Smaragdfluss genannt wird. Und sie ist eiskalt – wie wir beim Baden auf unserer ersten Wanderung auf dem Soča-Trail feststellen. Auf unseren Touren durch das Triglav-Gebirge und seine wilden Schluchten hat uns die unscheinbare Grotte des Slap Kozjak am meisten verzaubert.

    Von Sloweniens Hauptstadt Ljubljana fahren wir weiter zur Küste, die stolz den Namen »Slowenische Riviera« trägt. Das malerische Hafenstädtchen Piran mit venezianischer Altstadt ist zurecht ein begehrtes Reiseziel. Zu einem unserer Lieblingsorte in Slowenien zählt das Höhlensystem Zelške jame (deutsch: Selzach-Höhlen). Wer sie erkunden will, sollte feste Schuhe anziehen und die Stirnlampe nicht vergessen.

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    Basics: Die Einreise erfolgt ohne Grenzkontrolle. Du solltest jedoch die Grüne Versicherungskarte (auch »internationale Versicherungskarte« genannt) als Nachweis deiner Kfz-Haftpflichtversicherung dabei haben. Bezahlen ist bequem in Euro möglich.

    Unterwegs: Auf den Autobahnen besteht Mautpflicht. Die E-Vignette kann an Tankstellen in Autobahnnähe erworben werden.

    Besonderheiten: Keine.

    Kroatien

    In Kroatien ist Zagreb unser erstes Ziel. Anschließend fahren wir an der Save weiter nach Osten. Kaum Touristen verirren sich hierher, die Landschaft wirkt unscheinbar – dafür steckt die Region voller Geschichte. Die Wunden der Balkankriege, die 1991 nach dem Zerfall Jugoslawiens begannen, sind hier noch heute unübersehbar. In Vukovar überragt der zerschossene Wasserturm als Mahnmal gegen den Krieg die gesamte Stadt – auch das gehört zu Kroatien.

    Im Süden dagegen sind die Kriegsspuren längst verschwunden. Hier erleben wir Kroatiens unglaubliche landschaftliche Vielfalt. Doch die hat sich herumgesprochen: Kroatien gehört zu den besucherreichsten Urlaubszielen der Welt. Entsprechend voll ist es selbst in der Nebensaison. Dubrovnik ist tatsächlich so grandios, wie alle sagen (und im Oktober nicht überlaufen), die zauberhafte Schönheit der Plitvicer Seen lässt sich kaum in Worte fassen – trotz aller Touristenströme. Kroatien ist jede Reise wert, auch wenn man es mit vielen anderen teilen muss. Wo wir es am schönsten fanden? Auf dem Premužić-Trail, dem Trockenmauerweg im wilden Karstgebirge Velebit.

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    Basics: Auch hier gibt es keine Grenzkontrollen, und es gilt der Euro.

    Unterwegs: Auf bestimmten Autobahnen besteht Mautpflicht. Die Küsten sind wahre Touristenhochburgen. Hier – und in den Nationalparks – werden Campingverbote meist streng kontrolliert, und es drohen hohe Strafen.

    Besonderheiten: Keine.

    Auf dem Socatrail…

    in Richtung Socaquelle.

    Sloweniens Hauptstadt Ljubljana.

    Mystische Stimmung über dem Bleder See in Slowenien.

    Glasklares Wasser am Kap Kamenjak in Kroatien.

    Die Flugzeugkaverne Željava an der bosnisch-kroatischen Grenze war einst die größte militärische Flugzeugkaverne in Europa.

    Der Nationalpark Krka in der Nähe von Šibenik ist eine der schönsten Perlen Kroatiens.

    Bosnien und Herzegowina

    In Bosnien und Herzegowina sehen wir ebenfalls die Wunden des Balkankriegs. Von allen Staaten des ehemaligen Jugoslawiens traf er diese Region am härtesten. Wie wenige Touristen hierher kommen, bemerken wir auf unserer Fahrt durch bewaldete Hügel nach Süden. In den Dörfern winken uns Menschen auf der Straße zu. Die Suche nach den kaum bekannten Wasserfällen Vodopadi Ilomske wird zu einem spannenden Tunnelabenteuer – doch wir werden fündig. Schließlich können wir am Fuß des spektakulären Wasserfalls baden, der über 40 Meter zu uns herabstürzt. Und natürlich sind wir dort vollkommen allein.

    Die nächsten Stationen, Sarajevo und Mostar, sind historisch spannend und zu Recht Touristenmagnete. In beiden Städten liegen tausend Jahre osmanische Geschichte und die Spuren der Balkankriege ganz nah beieinander. Es lohnt sich, sich auf beides einzulassen. In Sarajevo empfehlen wir besonders die Galerija 11/07/95 und das Museum der Kindheit im Krieg sowie einen Besuch des zerschossenen Observatoriums unterhalb der alten Olympia-Rodelbahn.

    In Mostar sollte man sich nicht nur die Altstadt mit der berühmten Brücke Stari Most anschauen, sondern möglichst Zeit für einen geführten Stadtrundgang einplanen: Unser Guide Sheva von mostarfreewalkingtours.com hat den Krieg in Mostar erlebt und erzählt informativ und bewegend von der Geschichte seiner Stadt. Die Tour ist unsere unbedingte Empfehlung.

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    Basics: Die Grüne Versicherungskarte muss mitgeführt werden und das Länderkürzel »BiH« enthalten. Bezahlt wird in Konvertibler Mark (KM) mit Festkurs: 1 EUR = 1,95583 KM. Es gilt kein EU-Roaming.

    Unterwegs: Nur wenige Strecken sind mautpflichtig, die Zahlung erfolgt direkt an den Mautstationen. Nicht überall gibt es Campingplätze, wir hatten beim Freistehen jedoch keinerlei Probleme.

    Besonderheiten: Beachte, dass es noch verminte Gebiete gibt, die entsprechend ausgeschildert sind. Bleib unbedingt auf den Wegen, auch wenn du zu Fuß unterwegs bist. Mehr Informationen und eine Warn-App für Android und iOS findest du unter: www.euforbih.org/index.php/en/bih-minefield-maps

    Montenegro

    Unser erstes Ziel im Norden Montenegros ist das Durmitor-Gebirge. Von der üppigen, sattgrünen Berglandschaft sind wir sofort verzaubert. Es gibt fantastische Wanderrouten und etwas Besonderes: den Durmitor-Ring, eine schmale Panoramastraße, die durch den Nationalpark führt. Und das Beste: Die Straße darf nicht nur offiziell befahren werden, in den Bergen ist auch freies Übernachten erlaubt.

    Unser Ziel ganz im Osten des Landes ist ein Gebirge, das so zerklüftet und unzugänglich ist, dass seine letzten Täler erst im 20. Jahrhundert erforscht wurden. Das Prokletije, auch »die Verwunschenen Berge« genannt, liegt im Grenzgebiet zwischen Montenegro, Albanien und dem Kosovo. Der legendäre Weitwanderweg Peaks of the Balkans führt mitten durch dieses Gebirge. Für diese zehntägige Runde haben wir zwar keine Zeit, aber wir erkunden die Gegend auf wunderschönen Tagestouren. Dort ist unser Lieblingsort das Auge des Grashüpfers, die Karstquelle Oko Skakavice. Im Süden Montenegros sind wir vom Supfgebiet des Flusses Morača ganz hingerissen und natürlich vom Lovćen-Gebirge.

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    Basics: Die Grüne Versicherungskarte mit dem Länderkürzel »MNE« ist erforderlich. Gezahlt wird in Euro. Es gibt kein EU-Roaming.

    Unterwegs: Einspurige Straßen sind hier keine Seltenheit. Maut wird nur auf zwei Strecken erhoben und direkt an der Mautstation bezahlt. Das generelle Campingverbot wird an der Küste kontrolliert, hier drohen hohe Strafen. In einigen Nationalparks ist das Übernachten hingegen erlaubt. Informiere dich am besten vor Ort.

    Besonderheiten: Keine.

    Das Observatorium Bistrik Kula ist eine stillgelegte Sternwarte in Sarajevo.

    Das Innere der Ruine. 

    Die Kravica-Wasserfälle in Bosnien und Herzegowina.

    Die Altstadt von Mostar. 

    Magischer Sonnenuntergang in Montenegro.

    Blick vom Aussichtspunkt Pavlova Strana auf den Fluss Rijeka Crnojevica.

    Das Ropojana Tal im Prokletije-Nationalpark ist ein schönes Wanderziel in Montenegro.

    Die Pässe in Montenegro sind nichts für schwache Nerven. 

    Der Kosovo

    Im Kosovo, diesem kleinen Land, haben uns nicht die spannenden Klöster, der Rugova-Canyon, die steilen Berge oder die lebendige Hauptstadt Pristina am meisten beeindruckt, sondern die Menschen. Wir wurden bisher in keinem Land der Welt so herzlich empfangen wie hier.

    Bist du schon einmal an einer Grenze mit Handschlag begrüßt worden? Hat für dich schon einmal jemand sein Date im Café sitzen lassen, um bei der Suche nach einer Telefonkarte zu helfen? Nein? Dann fahr mal in den Kosovo – hier ist das ganz normal. Zum Land gehört aber auch die gewaltvolle Geschichte des Kosovo-Krieges, von der uns die Menschen erzählen, ebenso wie von der noch immer schwelenden Fehde der Ethnien des Kosovo.

    Als wir nach einer Woche wieder ausreisen, sind wir um viele wunderbare Begegnungen reicher. Wandern lässt sich im Kosovo ebenfalls hervorragend. Auch hier verläuft der Peaks of the Balkans Trail. Bei unserem Ausflug in die Berge gehen wir ein Stück davon und sind absolut begeistert.

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    Basics: Bei der Einreise muss an der Grenzübergangsstelle eine örtliche, vergleichsweise günstige Kfz-Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden. Serbien erkennt den Kosovo nicht an. Manchmal kommt es zu Problemen, wenn man mit dem kosovarischen Einreisestempel im Pass nach Serbien weiterfährt und von dort ausreisen möchte. Es fehlt dann der gültige serbische Einreisestempel. Den Ärger kannst du dir sparen, wenn du in beiden Ländern einfach den Personalausweis nutzt – er gilt an beiden Grenzen. Gezahlt wird in Euro. Es gibt kein kostenfreies EU-Roaming.

    Unterwegs: Freies Campen ist gesetzlich nicht geregelt und nach unserer Erfahrung kein Problem. Allerdings solltet ihr nicht in Gebieten übernachten, die von der KFOR (»Kosovo Force«, eine militärische NATO-Friedenstruppe) bewacht werden. Camping-Infrastruktur ist quasi nicht vorhanden, Chemietoiletten sollten daher vorher geleert werden.

    Besonderheiten: Das Auswärtige Amt rät aktuell von Besuchen der Grenzregion im Norden ab, da es regelmäßig zu gewalttätigen Konflikten kommt. Wir selbst waren nicht dort. Nirgends auf dem Balkan haben wir die ethnischen Spannungen so allgegenwärtig erlebt wie im Kosovo. Doch davon solltest du dich auf keinen Fall abschrecken lassen – die Menschen im Kosovo sind fantastisch freundlich.

    Serbien

    »Ich hoffe, ihr seid keine Vegetarier?«, fragt ein junger Mann grinsend bei unserem ersten Stopp an einem Picknickplatz und reicht uns einen Teller mit gegrilltem Fleisch und Fladenbrot. Milan hat in Bamberg studiert und zeigt uns die serbische Gastfreundschaft. Wir unterhalten uns, als würden wir uns schon ewig kennen, und bekommen haufenweise Reisetipps. Serbien ist landschaftlich etwas weniger spektakulär als seine Nachbarländer, aber ein sehr spannendes Reiseland. Mit viel Platz zum Wandern: 30 Prozent des Landes sind bewaldet, und fast alles davon ist naturbelassen – nicht nur in den fünf Nationalparks.

    In Serbiens Hauptstadt Belgrad treffen wir eine alte Bekannte: die Save mündet hier in die Donau. Belgrad wirkt wie eine richtige Metropole. Die Stadt hat viele Sehenswürdigkeiten und ist berühmt für ihr Nachtleben. Doch uns zieht es wieder in die Natur. Einen Tag später rollen wir schon an der Donau entlang weiter nach Osten. Vor uns liegt das Eiserne Tor, ein Durchbruchtal, in dem sich die Donau durch die Felsen der Karpaten gegraben hat.

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    Basics: Die Weiterreise vom Kosovo ist, wie oben beschrieben, etwas schwierig. Bezahlt wird mit dem serbischen Dinar (RSD). Als Faustformel gilt: 1 RSD = 0,85 EUR. EU-Roaming gibt es nicht.

    Unterwegs: Schnellstraßen und Autobahnen sind gebührenpflichtig, die Zahlung erfolgt an den Mautstationen. Die Camping-Infrastruktur ist überschaubar, wir hatten auch ohne Campingplätze keine Probleme.

    Besonderheiten: Es gilt eine polizeiliche Registrierungspflicht bis 24 Stunden nach Einreise. Es ist daher ratsam, die erste Nacht auf einem Campingplatz oder im Hotel zu verbringen.

    Bulgarien

    Als wir über die Grenze fahren, sind wir ziemlich irritiert. Alles wirkt verlassen, die meisten Industrieanlagen sind Ruinen. Viele Häuser in den Dörfern sind marode, manche stehen leer. Der Zusammenbruch Jugoslawiens traf Bulgarien schwer, und bis heute kämpft das Land mit den wirtschaftlichen Folgen.

    Von allen Balkanstaaten hat uns Bulgarien am meisten berührt. Und in Bulgarien haben wir unsere schönste Begegnung: Eigentlich wollen wir bloß das kleine Kloster Sveti Yoan Predtecha besichtigen, als uns jemand anspricht. Maria ist Studentin aus Sofia, der Hauptstadt Bulgariens, und mit ihren Kommiliton:innen auf Exkursion. Sie möchte gerne wissen, wie uns Bulgarien gefällt. Aus der kurzen Begrüßung werden anderthalb Stunden Gespräch, und wir verpassen die Klosterführung. Wir reden über Bulgarien und die Armut sowie ihre Ursachen. Sie erzählt von der jahrzehntelangen Abwanderung der jungen Bevölkerung und was das für ihr Land bedeutet. Und sie überschüttet uns mit Reisetipps. Ohne Maria wären wir an Plovdiv vorbeigefahren und hätten die Magie der Devetàshka-Höhle nie erlebt. Wir hätten das Busludscha-Denkmal im Balkan-Gebirge verpasst und die Wanderung zu den Sieben Rila-Seen. Statt zu den wilden Stränden hinter Schabla wären wir zu den Bettenburgen am Goldstrand gefahren und hätten das für Bulgarien gehalten.

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    Basics: Bezahlt wird mit Lew (BGN), 1 Lew entspricht etwa 50 Cent. Es gibt kostenloses EU- Roaming mit meist sehr guter Netzqualität.

    Unterwegs: Die Straßen sind sehr unterschiedlich in ihrem Zustand und können extrem schlecht sein. In dünn besiedelten Gebieten würden wir deshalb von Nachtfahrten abraten. Auf Nationalstraßen gilt eine generelle Mautpflicht. Die elektronische Vignette kann über Terminals an Grenzübergängen und Tankstellen erworben werden. Offiziell ist freies Camping verboten, doch kaum jemand hält sich daran – auch die Einheimischen nicht.

    Besonderheiten: Es gibt eine Stunde Zeitunterschied.

    Tierischer Besuch an einem Campingplatz im Kosovo.

    Ein weiterer idyllischer Campingplatz im Kosovo.

    Die Festung Golumbac in Serbien. 

    Đavolja varoš ist eine Gruppe von über 200 zwei bis 15 Meter hohen Erdpyramiden im südserbischen Gebirge Radan.

    Magische Abendstimmung im Nationalpark Kopaonik. 

    Hübsche Cafés und Restaurants in Belgrad.

    Das Kloster Rila in Bulgarien. 

    Wir finden außergewöhnliche Muscheln am Strand in Bulgarien. 

    Das Rila-Gebirge in Bulgarien.

    Nordgriechenland

    Nach Bulgariens rauem Hochgebirge könnte der Kontrast zum mediterranen Norden Griechenlands nicht größer sein. Unsere erste Station ist Stena Nestou, die enge Schlucht des Nestos. Auf einer geführten Kajak-Tour erkunden wir den Canyon und baden im kristallklaren Fluss – später auch im türkisgrünen Meer, denn wir haben die Ägäis erreicht. Wie Finger ragen die drei Landzungen der Halbinsel Chalkidiki ins Meer; Aristoteles wurde hier geboren. An den Steilküsten finden sich einsame Strände und abgeschiedene Buchten, die wir in den nächsten Tagen erkunden, bevor wir Thessaloniki besuchen. Stadt und Land sind durchwoben von dreitausend Jahren Geschichte, überall finden wir ihre Spuren: etwa die Metéora-Klöster, die von orthodoxen Mönchen in schwindelnder Höhe auf senkrechte Felsnadeln gebaut wurden.

    Dann fahren wir hinauf ins Pindos-Gebirge und wandern über die steilen Treppen Skala Vradetou zur Beloi-Aussicht, um in die tiefste Schlucht der Welt zu blicken. Der Blick in den Vikos-Canyon ist überwältigend.

    Mehr Infos zu Nordgriechenland

    Basics: Grenzkontrollen entfallen nur bei Einreise über ein Schengen-Land. Gezahlt wird in Euro. EU-Roaming ist nutzbar, und die Netzabdeckung ist sehr gut.

    Unterwegs: Die meisten Autobahnen sind mautpflichtig; die Zahlung erfolgt an Mautstationen. Freies Campen ist verboten. Es wurde lange toleriert, bis 2025 ein neues Gesetz Wildcamping unmöglich machte. Dank einer Petition wurde das Gesetz jedoch etwas entschärft. Nun dürfen Camper bis 7,5 Meter Länge wieder unbegrenzt außerhalb von Ortschaften stehen, sofern dort kein Parkverbot gilt und sie kein Campingverhalten zeigen. Naturschutzgebiete und Touristenstrände sind allerdings tabu. Dort wird kontrolliert, und es können Strafen von bis zu 3.000 Euro pro Person fällig werden.

    Besonderheiten: Es gibt eine Stunde Zeitunterschied.

    Albanien

    Auf einer schmalen Piste in den albanischen Bergen rumpeln wir durch das wunderschöne Tal der Vjosë. Dass Albanien längst kein Geheimtipp mehr ist, sehen wir an der Albanischen Riviera ganz im Süden: Wo vor ein paar Jahren noch leere Strände waren, reihen sich heute Sonnenliegen, dahinter stehen Bungalows. Über den 1.000 Meter hohen Llogara-Pass fahren wir nach Berat. Die Stadt der tausend Fenster ist wirklich schön und ein Must-see. Nach dem Stadtrundgang fahren wir noch 60 Kilometer weiter und übernachten am einsamen Osum-Canyon.

    Im Norden sehen wir die Verwunschenen Berge wieder, die in Albanien Bjeshkët e Nemuna heißen. Nach einem Stopp am Skutari-See kämpft sich unser Bus über die endlos vielen Kehren des Thore-Passes nach Theth. Das Bergdorf ist von Zweitausendern umringt und war über Jahrhunderte nur zu Fuß erreichbar. Heute hat es sich zu einem Wander- und Trekkingparadies entwickelt.

    Doch in den Bergen verlässt uns das Wetterglück – ausgedehnte Wanderungen sind nicht mehr möglich. Durch das Tal ziehen Regenschleier, die schroffen Gipfel liegen in Wolken. Nach zwei Regentagen im Bus geben wir auf und fahren weiter, ohne die Schlucht von Grunas und Kaprre e Gimajve, das Blaue Auge von Theth, zu sehen.

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    Basics: Man muss die Grüne Versicherungskarte mit dem Länderkürzel »AL« dabeihaben. Die Landeswährung ist der Albanische Lek; als Faustregel gilt: 1 EUR = 120 Lek. Die Netzabdeckung ist hervorragend, EU-Roaming gibt es jedoch nicht.

    Unterwegs: Das Straßennetz ist in den Ebenen und im Süden sehr gut ausgebaut. In den Bergen wird es schnell einspurig und kann abenteuerlich werden. Es gibt nur sehr wenige mautpflichtige Strecken mit Mautstationen. Freies Campen ist erlaubt, allerdings nicht in Naturschutzgebieten, auf privatem Grund und in der Nähe staatlicher Gebäude. Da die Küstengebiete zunehmend kommerziell genutzt werden, ist freies Stehen hier häufig unmöglich. Wer die Touristengebiete meidet, findet Albanien als absolutes Traumland für freies Übernachten.

    Besonderheiten: Leitungswasser ist in der Regel nicht trinkbar, es gibt aber zahlreiche Trinkbrunnen und Quellen. Dort sieht man häufig auch Einheimische Wasser holen.

    Nordmazedonien

    Albanien und Nordmazedonien teilen sich den 1,36 Millionen Jahre alten Ohridsee; er ist der älteste See Europas. Wir passieren am Nordufer das süße Städtchen Ohrid und überqueren dann in steilen Serpentinen das Galičica-Gebirge. Wer die Fahrt über die Berge auf sich nimmt, findet auf der anderen Seite ein touristisch fast unerschlossenes Land. Die Hauptstadt Skopje und manche Hotspots wie Bitola, Matka-Canyon oder Makedonium sind äußerst sehenswert. Von allen Balkanländern hat dieses für uns den Titel »Geheimtipp« am meisten verdient.

    Viele Bergregionen sind fast unerschlossen. Durch die Pinienwälder des Pelister-Nationalparks streifen Wölfe und Braunbären, im Buchenurwald des Dlaboka-Reka-Tals jagen Balkanluchse, und über die Hochweiden des Mavrovo ziehen wilde Gämsen. Nordmazedonien wirkt auf uns wie ein unentdeckter Schatz. Für uns steht fest, dass wir auch hier wiederkommen müssen – mit viel mehr Zeit zum Wandern.

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    Basics: Die Grüne Versicherungskarte mit dem Länderkürzel »NMK« ist Pflicht. Bezahlt wird in Denar (MKD); 1 Euro entspricht etwa 60 Denar. EU-Roaming gibt es nicht.

    Unterwegs: Außerhalb der Ballungsgebiete und Autobahnen sind die Straßen oft in schlechtem Zustand. Routenvorschläge der Navis solltest du kritisch hinterfragen. Auf manchen Autobahnen wird Maut an Stationen erhoben. Da Kartenzahlung nicht immer möglich ist, solltest du hierfür etwas Bargeld dabeihaben. Campingplätze gibt es selten, aber Wildcamping wird meist toleriert – wahrscheinlich wirst du freundlich empfangen.

    Besonderheiten: Keine.

    Türkisblaues Wasser und weiße Sandstrände finden wir in Stratoni in Nordgriechenland.

    Stellplatz mit Meerblick. 

    Galani Beach ist ein beliebtes Reiseziel in Xanthi, bekannt für seine natürliche Schönheit und Ruhe.

    Wunderschöne Wasserfälle und Gumpen im Tal von Theth in Albanien. 

    Ein Stellplatz schöner als der andere. 

    Im Hintergrund: das Kloster Tresklavec in Nordmazedonien.

    Ein Markt im schönen Städtchen Skopje.

    Restaurant am Ohridsee in Nordmazedonien. 

    Ein weiterer wunderschöner See in Nordmazedonien – der Prespasee. 

    Fazit nach fünf Monaten quer durch den Balkan

    Auf unserem Heimweg nach Berlin fragen wir uns, was nach fünf Monaten in diesen so unterschiedlichen Ländern am meisten in Erinnerung bleiben wird.

    Es sind zum einen die Begegnungen mit all den Menschen, die uns tief beeindruckt haben, und zum anderen die wunderschöne Natur. Ausnahmslos alle Balkanländer sind hervorragende Wanderziele. Besonders die Gebirge haben es uns angetan. Dort haben wir nicht nur atemberaubend schöne Landschaften entdeckt, sondern auch eine so üppige Artenvielfalt, wie wir sie in Europa bisher nicht erlebt haben. Auf den Wiesen und in den Wäldern surrt, brummt und flattert es so sehr, dass wir erst jetzt bemerken, wie still es dagegen in Deutschland ist.

    Natürlich wollen wir wiederkommen. Fünf Monate klingen nach einer Ewigkeit, aber es gibt dort noch unendlich viel zu erleben. Im kommenden Jahr werden wir wieder hinfahren. Bei dieser Reise werden wir uns auf die schönsten Wandergebiete konzentrieren: vor allem Montenegro, die Berge Albaniens, der Norden Griechenlands, Bulgarien und Nordmazedonien. Und wir träumen davon, vielleicht den Peaks-of-the-Balkans-Trail komplett zu gehen.

    Wir können nur jedem empfehlen, sich auf das Abenteuer Balkan einzulassen. Vielleicht trifft man sich ja dann im wilden Herz Europas.

      Länderübergreifende Informationen

      Einreise

      Slowenien, Kroatien, Bulgarien und Griechenland gehören dem Schengenraum an; es gibt dort keine Grenzkontrollen. Allerdings gilt das nur, wenn du aus einem anderen Schengen-Land einreist. Daher – und für alle anderen Balkanländer – solltest du grundsätzlich Personalausweis oder Reisepass dabeihaben, idealerweise beides (siehe Kosovo und Serbien). Die internationale Versicherungskarte (Grüne Karte) für dein Auto ist ebenfalls oft Pflicht. Zudem brauchst du natürlich deinen Fahrzeug- und Führerschein. Ein internationaler Führerschein ist nicht notwendig.

      Sicherheit

      Auf unserer Balkan-Rundreise haben wir uns jederzeit sicher gefühlt, besonders auf dem Land. In den Großstädten haben wir unser Auto auf bewachten Parkplätzen abgestellt, die es in allen großen Städten gibt. Von Einbrüchen in Fahrzeuge haben wir nur einmal gehört – ganz anders als an den Küsten Südfrankreichs, wo das extrem häufig passiert. Aus unserer Zeit dort haben wir eine Stahlkassette für Wertsachen im Auto eingebaut.

      Beste Reisezeit

      Die schönste Reisezeit für uns ist der Frühling, wenn alles blüht. Im Sommer kann es im Süden sehr heiß werden, im Herbst sind die Temperaturen angenehmer und es ist auch weniger los.

      Campen

      Die schlechte Nachricht: Freies Campen ist in fast allen Balkanländern offiziell verboten. Die gute Nachricht lautet jedoch: Es wird von Einheimischen meistens toleriert. Wir Reisende tragen großen Anteil daran, dass das so bleibt. Das geht sogar ziemlich einfach: Auch in den allerkleinsten Campern passt eine Trenntoilette. Verhalte dich ansonsten rücksichtsvoll und halte dich unbedingt an explizite Verbote. In touristisch überlasteten Gebieten solltest du Campingplätze nutzen – dort ist die Geduld der Einheimischen aufgebraucht. Wenn du diese einfachen Regeln beherzigst, wirst du den Balkan als Paradies zum Campen erleben.

      Preisniveau und Trinkgeld

      Das Preisniveau liegt in Supermärkten etwas unter dem deutschen. Märkte sind oft sehr preisgünstig, und Essen gehen kannst du meist gut, üppig und für wenig Geld. Die Löhne sind erheblich niedriger als bei uns, was wir beim Trinkgeld häufiger bedacht haben. Ansonsten fährst du mit fünf bis zehn Prozent Trinkgeld gut.

      Netzabdeckung

      Die Netzabdeckung ist in der Regel sehr gut. Nicht in allen Ländern gilt freies EU-Roaming. In diesen Ländern bieten alle lokalen Telefongesellschaften Prepaid-Karten für Touristen an, die du in Supermärkten oder Telefonläden kaufen kannst.

      Unterwegs mit dem Auto

      Wir haben mit freien Karten von OpenStreetMap und der App OsmAnd navigiert. Das funktioniert auch offline zuverlässig. Die Kartendaten sind jedoch häufig veraltet – sowohl bei OSM als auch bei Google. Besonders in Bulgarien, Nordmazedonien und Serbien hat uns das Navi immer wieder auf Pisten geschickt, die selbst mit einem 4×4 kaum fahrbar waren. Auf solchen Wegen kannst du dein Fahrzeug ernsthaft beschädigen. Das solltest du bedenken, wenn dein Navi eine Abkürzung über Nebenstrecken vorschlägt. Häufig, besonders in den Gebirgen, musst du mit sehr engen, steilen und oft einspurigen Straßen rechnen – und dort auch mit Gegenverkehr. Doch wenn du umsichtig fährst, ist das kein Problem. Detaillierte Informationen zum Thema Maut jedem Land findest du beim ADAC.

      Verständigung

      Überraschend viele Menschen in den Balkanländern sprechen Deutsch, bei Jüngeren ist Englisch weit verbreitet. Ansonsten haben wir festgestellt, wie unerheblich Sprachbarrieren sein können: Auf dem Balkan klappt mit Händen, Füßen und einem Lachen eigentlich fast alles.

      Inhaltsverzeichnis
      Inhalts-
      verzeichnis