Merino-Mix in Outdoor-Kleidung – eine nachhaltigere Alternative?

Silvano Zeiter

Merinowolle ist der natürliche Superstar unter den Funktionsmaterialien: Weich und elastisch, nicht kratzend und geruchsneutral, wärmend bei Kälte und angenehm bei Wärme, leicht und feuchtigkeitsregulierend. Und als Naturmaterial ein nachwachsender Rohstoff, der biologisch abbaubar ist. Diese Eigenschaften machen Merinowolle für viele Outdoormarken zur ersten Wahl, wenn es um Stoffe für funktionale Shirts und Baselayer geht (alles zum Thema Merino findest du hier).

Neben Kleidung aus reiner Merinowolle gibt es inzwischen auch immer mehr Beispiele für Mischmaterialien, bei denen Merinowolle mit einer Kunstfaser oder einer Zellulosefaser kombiniert wird. Die neuseeländischen Wollspezialisten von Icebreaker, bekannt für den Claim “Move to natural”, ergänzen ihr Hauptsortiment aus reinen Merinoprodukten etwa durch ihre Cool-Lite-Kollektion, bei denen die Naturfaser Tencel mit eingemischt wird. Die schweizer Marke super.natural dagegen setzt komplett auf ein Material, das jeweils zur Hälfte aus recyceltem Polyester und Merino besteht. Was versprechen sich die Hersteller davon und wie stehen die Merino-Mix-Materialien in Punkto Nachhaltigkeit da?

Foto: Globetrotter

Argumente für Merino-Mischmaterialien

Es gibt verschiedene Gründe, Kunst- oder Zellulosefaser mit Merinowolle zu vermischen. Gerade bei Sportkleidung wird dadurch sowohl die Trockenzeit als auch das Feuchtigkeitsmanagement verbessert. Die Fasern nehmen weniger Flüssigkeit auf und lassen diese schneller verdunsten. Gleichzeitig sind Merino-Mixmaterialien strapazierfähiger und sorgen dafür, dass das Kleidungsstück länger seine Form behält und leichter zu waschen ist. Auch Kosten spielen eine Rolle. Denn künstlich hergestellte Fasern sind in der Regel günstiger und meist leichter verfügbar als hochwertige Merinowolle – was sich in der Konsequenz dann auch in den Preisen niederschlägt.

Nicht zuletzt sprechen auch Nachhaltigkeitsargumente für einen Mix: Hier ist insbesondere die erhöhte Langlebigkeit des Materials ein wichtiger Aspekt, da sich dadurch der Bedarf an Neukäufen und somit der Ressourcenverbrauch reduziert. Zellulosefasern zeichnen sich darüber hinaus dadurch aus, dass sie – sofern nicht chemisch behandelt – genau wie die Wolle biologisch abbaubar sind und wieder in den natürlichen Kreislauf zurückkehren können. Außerdem erfordert die Herstellung im Vergleich zu anderen Fasern (z.B. aus Baumwolle oder Polyester) meist weniger Wasser und Energie. Wenn der Zellstoff aus Holzresten oder, wie etwa bei Tencel, aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern gewonnen wird, kann sich das zusätzlich positiv auf den ökologischen Fußabdruck auswirken.

Foto: Ortovox

Die Frage nach der Herkunft

Bei Merino-Mischungen mit Kunstfasern hängt die Nachhaltigkeitsfrage davon ab, ob der Kunststoff neu aus fossilen Ressourcen oder aus recycelten Materialien gewonnen wird. Polyester etwa ist grundsätzlich ein vollständig und leicht wiederverwertbarer Stoff, der an vielen Orten der Welt recycelt und zu neuen Textilien verarbeitet werden kann. Zwar ist der Weg zu einer gut funktionierenden Infrastruktur für recycelten Polyester noch weit (mehr dazu in unserem Blogbeitrag zum Thema recyceltes Polyester). Doch fallen hier im Vergleich zur Merinowolle, die vor allem aus Neuseeland, Australien und Südamerika stammt, in der Regel kürzere Transportwege an. Nachteile von Merino-Mix-Materialien mit Polyester oder Nylon sind, dass diese weder biologisch abbaubar sind, noch ohne weiteres recycelt werden können. Auch die Belastung durch Mikroplastik, das vor allem bei der Produktion in die Umwelt und letztlich in die Weltmeere gelangt und dort verbleibt, ist hier größer (mehr dazu in unserem Hintergrundbeitrag zum Thema Mikroplastik).

Für einen Nachhaltigkeits-Vergleich müssen schließlich auch die Bedingungen beachtet werden, unter denen die Merino-Wolle gewonnen wird: Stammt sie aus nachhaltigen Schaftzuchtpraktiken, bei denen es sowohl eine sorgfältige Bewirtschaftung der Weideflächen als auch eine artgerechte Tierhaltung (Stichwort Mulesing) gibt? Werden umweltfreundliche Verarbeitungs- und Färbemethoden verwendet? Zertifizierungen wie der Responsible Wool Standard (RWS), der Global Organic Textile Standard (GOTS) oder Cradle to Cradle geben hier Orientierung.

Bei Globetrotter findest du eine große Auswahl an Produkten aus reiner (nachhaltig gewonnener) Merinowolle, Merino-Tencel-Mischungen und Merino-Mischungen mit recyceltem Polyester oder Nylon. Unter anderem von Icebreaker, super.natural, Patagonia oder Ortovox.

Text: Philipp Olsmeyer
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