Im Bulli durch Kolumbien
Ein Abenteuerbericht aus der Globetrotter-Community
von Sven Sperber und Caroline Zwetsloot.
Cartagena – bunt, historisch, lebendig, karibisch
Cartagena – bunt, historisch, lebendig, karibisch
Von Panama aus setzen wir unsere Reise in Richtung Süden fort, voller Erwartung auf die Abenteuer, die Kolumbien bereithält. Während unser Fahrzeug per Containerschiff über das Karibische Meer transportiert wird, fliegen wir über eine der herausforderndsten und geheimnisvollsten Regionen unserer Route: das Darien Gap. Diese rund 100 Kilometer unwegsame und unerforschte Dschungelzone trennt den Panamericana- Highway und bildet die natürliche Grenze zwischen Panama und Kolumbien.
Endlich wiedervereint mit unserem Auto namens Moose.
Das Darien Gap ist ein Gebiet voller Unsicherheiten und Gefahren – ein scheinbar undurchdringlicher, grüner Dschungel aus dichtem Regenwald, sumpfigem Terrain und zerklüftetem Gelände, das selbst erfahrenen Abenteurern Respekt abverlangt. Es gibt keine Straßen, keine Brücken, die diese Region durchqueren; die Abgeschiedenheit des Darien Gap macht es zu einem der letzten nahezu unberührten Wildnisse der Erde. Doch diese Isolation birgt auch große Risiken: Für Schmuggler, die versteckte Routen suchen, und für Migranten, die die Verbindung zwischen Nord- und Südamerika wagen, wird das Darien Gap oft zur gefährlichen und nicht selten tödlichen Herausforderung.
Nach kaum 50 Minuten landen wir in Cartagena, der strahlenden Perle der Karibik. Vor uns liegen die farbenprächtigen Fassaden der kolonialen Altstadt, und das glitzernde Meer scheint uns mehr als willkommen zu heißen. Diese historische Küstenstadt, bekannt für ihre Festungen, prächtigen Kolonialbauten und das lebendige Treiben auf den Plätzen, wird zum idealen Tor zu Südamerika und demBeginn unserer Entdeckungsreise durch Kolumbien und einem für uns neuen Kontinenten. Mit Spannung und Freude stehen wir an der Schwelle zu einem Land, das uns durch seine einzigartige Kultur, seine atemberaubenden Landschaften und die Gastfreundschaft seiner Menschen schon jetzt fasziniert. Bereit, die letzten und vielleicht schönsten Etappen der Panamericana zu erkunden, freuen wir uns darauf, das Herz Südamerikas zu erleben – Schritt für Schritt und mit allen Sinnen.
Wir erleben das besondere Ambiente Cartagenas bei Tag und Nacht.
Cartagena ist eine Stadt voller Geschichte und pulsierender Energie. Da unser bisheriges Hostel leider keine Kapazität für eine Verlängerung hat, ziehen wir nach nur wenigen Tagen in eine neue Unterkunft um, die leider weniger gut ausgestattet ist – schwarzer Schimmel an den Wänden ließ uns schnell ein anderes Zimmer verlangen. Gleichzeitig kämpft Sven mit einer Magen-Darm- Erkrankung, doch die Aussicht, endlich unser Auto (Moose) aus dem Hafen abzuholen, gibt uns neuen Antrieb.
Wiedersehen macht Freude!
Nach einigen Tagen in Cartagena erfahren wir, dass wir Moose endlich aus dem Hafen abholen können – leider jedoch noch ohne Versicherungspapiere, die sich wegen eines Feiertags bis zur kommenden Woche verzögern werden. Um die Zeit zu überbrücken, beschließen wir, Cartagena weiter zu genießen und uns eine Pause zu gönnen. Ein gemütlicher Spaziergang am Abend durch die charmanten Kopfsteinpflastergassen der Altstadt, die zum UNESCO- Weltkulturerbe gehört, lässt die Wartezeit schnell vergehen. Hier scheint die Stadt bei Sonnenuntergang erst richtig zum Leben zu erwachen, wenn die Hitze nachlässt und sich das bunte Treiben in den Straßen vor uns entfaltet.
Am Sonntag brechen wir zu einem Tagesausflug auf, die nahe gelegenen Rosario-Inseln, einem Archipel aus Koralleninseln, das etwa zwei Stunden von Cartagena entfernt liegt. Ein Ausflug mit dem Katamaran führt uns in das türkisfarbene Wasser der Karibik, das von Korallenriffen umgeben ist. Obwohl die Riffe inzwischen etwas an Vielfalt eingebüßt haben, genießen wir die unberührte Ruhe und kehren am Abend entspannt nach Cartagena zurück.
Tagesausflug mit dem Katamaran.
Eine Reise durch Kolumbiens Landschaft und Dörfer
Nachdem wir die notwendigen Versicherungsunterlagen erhalten haben, können wir Moose nun endlich auf die Straßen Kolumbiens bringen und unsere Reise fortsetzen. Früh am Morgen, bevor die Hitze den Tag übernimmt, verlassen wir Cartagena. Wenn die Hitzenehmen die gut gepflegten Mautstraßen in Richtung Süden.
Endlich können wir weiterziehen.
Mit Moose wagen wir uns auf der Weiterfahrt auf über 2.700 Meter Höhe. Die grünen Hügel sind hier von kleinen Dörfern und Viehweiden übersät, doch die Fahrweise der Kolumbianer stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Während Sven sich im Verkehr zunehmend durchsetzen muss, schließt Caro als Beifahrerin lieber die Augen, um den rasanten Fahrstil um uns herum besser ertragen zu können. Stundenlang geht es durch Nebelwände und an steilen Berghängen vorbei, bis wir schließlich in einem kleinen Bergdorf für die Nacht halten, welche endlich kühle Temperaturen für uns bereithält, die uns erholen lassen. Und so blicken wir voller Neugierde auf die nächsten Etappen, die uns noch tiefer in die Schönheit Kolumbiens und Südamerikas führen werden.
Herausforderungen und Entdeckungen in Guatapé
Unser heutiges Ziel liegt nur drei Stunden Fahrt entfernt, und wir sind überzeugt, dass es ein entspannter Tag wird. Doch als wir durch das kleine Dorf Copacabana fahren, stehen wir vor einer unerwarteten Herausforderung: Die Straße hinauf erweist sich als steil und anspruchsvoll. Die Busse- und Lkw-Verbotsschilder können nicht ansatzweise erahnen lassen, wie steil die Straße tatsächlich ist, die uns als vermeintliche Abkürzung dienen soll. Wir geraten in eine schräge Lage, die uns dazu bringt, uns zu fragen, wer bei dieser Steilheit hier geteert hat. In einer kleinen Einfahrt gönnen wir unserem Moose eine kurze Verschnaufpause, bevor wir einen zweiten Anlauf im Untersetzungsgang wagen. Und zu unserer Erleichterung gelingt es uns schließlich! Die Straße verwandelt sich in einen unbefestigten Weg, auf dem wir zumindest das Gefühl haben, mehr Grip unter den Reifen zu haben.
Kaum angekommen, finden wir einen malerischen Platz direkt am See und beschließen spontan, länger als eine Nacht zu bleiben. Caro nimmt die Herausforderung an und backt einen Blaubeerkuchen, während Sven vergeblich versucht, einen Fisch an die Angel zu bekommen. Die Stille und die idyllische Kulisse tun uns gut, nachdem wir zuvor von Hektik und Reisen gezeichnet waren.
Ein stilles Plätzchen am See – optimal für eine kleine Auszeit.
Bevor wir unsere Reise fortsetzen, erkunden wir den beeindruckenden 200 Meter hohen und 70 Millionen Jahre alten Monolithen in der Nähe. Auf dem Weg dorthin schlendern wir durch kleine, enge Gassen, in denen die pittoresken bunten Häuser zu finden sind, deren Fassaden mit handbemalter Keramik verziert sind. Das kleine Städtchen Guatapé, mit seinen etwa 5.000 Einwohnern, zieht zahlreiche Touristen an, vor allem Kolumbianer aus den großen Städten Medellín und Bogotá. Noch vor Jahrzehnten war das Dorf in den Bergen ein bescheidenes Ziel, dessen Bewohner sich mühsam von der kargen Landwirtschaft ernährten. Doch mit der Erschaffung des Stausees erlebte der Ort einen Aufschwung: Touristen strömen herbei, und zahlreiche neue Bewohner haben hier Häuser und Wohnungen erworben oder gebaut.
Am Ziel angekommen, erblicken wir auf den ersten Blick den imposanten schwarzen Felsen, der vom Fuß bis zur Spitze aussieht, als wäre er mit grobem weißen Garn genäht. In Wirklichkeit sind es die Geländer der steilen Treppen, die sich zum Aussichtspunkt hinauf winden. Fast 700 Stufen trennen uns von einem atemberaubenden Blick über die glitzernde Seenlandschaft. Ein freundlicher Einheimischer versucht uns anschließend zu überzeugen, dass der See vollkommen natürlichen Ursprungs ist. Wir lächeln dankbar für die interessante Information und machen uns wieder auf den Weg zum Auto, bereit für das nächste Abenteuer, das uns in Kolumbien erwartet.
Einige 100 Treppenstufen später erblicken wir den wunderschönen See von oben.
Medellín – Die Stadt des ewigen Frühlings
Medellín, die Stadt des ewigen Frühlings, thront wie ein Kessel, umrahmt von majestätischen Bergen, die besonders nachts einen atemberaubenden Anblick bieten, wenn die Lichter der Stadt die umliegenden Hänge in ein faszinierendes Glühen tauchen. Diese lebendige Metropole hat traurige Berühmtheit erlangt durch ihre enge Verbindung zum illegalen Kokainhandel, insbesondere während der dunklen Ära des Medellín-Kartells in den 1970er und 1980er Jahren. Unter der Führung des berüchtigten Pablo Escobar entwickelte sich das Kartell zu einer mächtigen und gefürchteten Organisation, die einen Großteil des weltweiten Kokainhandels kontrollierte. Die Stadt selbst war das Herzstück dieser illegalen Aktivitäten, und der Drogenhandel hinterließ tiefe Spuren in der sozialen und politischen Landschaft der Region.
Um einen tieferen Einblick in diese komplexe Geschichte zu gewinnen, haben wir eine Tour mit Diego gebucht, einem ehemaligen Mitarbeiter von Pablo Escobar. Diego, der seine Kindheit in New York City verbrachte, begann bereits im Alter von 15 Jahren zu arbeiten und war schnell in die dunkle Welt des Drogenhandels verwickelt. Anfangs wusste er nicht, dass er Kokain von wohlhabenden Menschen von New York nach Miami transportierte; erst zwei Jahre später wurde ihm die Wahrheit offenbart. Im Alter von 18 Jahren begegnete Diego zum ersten Mal Pablo Escobar sowie dessen treuer Vertrauter Griselda Blanco, auch bekannt als die „Cocaine Godmother“. Griselda war eine zentrale Figur im Kokainhandel zwischen Südamerika und den USA und kontrollierte die Geschäfte mit eisernem Griff.
Blick auf Medellín.
Mit jeder Erzählung führt uns Diego zurück zu den lukrativsten Jahren seines Lebens, als er in nur 24 Stunden einen beeindruckenden Scheck über 14 Millionen US-Dollar erhielt. Doch diese Zeit war von Dunkelheit überschattet; Diego kämpfte mit einer Drogenabhängigkeit, die ihn durch die langen Fahrten begleitete. Zwischenzeitlich investierte er in Bars und Restaurants, während die Situation um Pablo Escobar in Medellín zunehmend brisanter wurde. Pablo, getrieben von dem Traum, in die Politik einzutreten, geriet in Konflikt mit Griselda, die das Risiko einer solchen Exposition fürchtete. Diese Zerwürfnisse führten dazu, dass sie die Zusammenarbeit mit ihm beendete und stattdessen Geschäfte mit dem verhassten Cali-Kartell begann. In der Zwischenzeit wurde Pablo Escobar zum reichsten Mann der Welt und ließ nicht lange auf sich warten, um seine ehemalige Chefin bei den Behörden anzuzeigen, was zu ihrer Festnahme und jahrelangen Inhaftierung in den USA führte.
Pablo Escobar, der meistgesuchte Mann der Welt, führte in Medellín einen gewaltsamen Krieg, der Hunderte von Menschenleben forderte. Trotz seiner wohltätigen Aktionen, die er mit seinem Geld finanzierte, atmete die Stadt auf, als die Nachricht von seinem Tod die Runde machte – eine Erleichterung für viele, einschließlich Diego selbst. Die Umstände seines Todes sind umstritten; Die offizielle Version besagt, dass die USA ihn während seiner Flucht erschossen. Diego zeigt uns jedoch verstörende Fotos eines blutigen Kopfes, während Zeitungsberichte keine Blutspuren dokumentieren. Er präsentiert ein unveröffentlichtes Bild von Escobars Ohr, das ein perfektes Einschussloch aufweist, welches so präzise ist, dass es kein zufälliger Schuss von einem der zahlreichen Verfolger gewesen sein kann. Aufgrund des hohen Kopfgeldes wurde Escobars Tod inszeniert, um den Anschein eines gewaltsamen Übergriffs zu erwecken. Nach seinem Selbstmord beruhigte sich die Lage kurzzeitig; Das Cali-Kartell übernahm die Kontrolle über den Kokainhandel, und der Kreislauf des Drogenschmuggels dreht sich bis heute unaufhörlich weiter.
Im Jahr 1998 wurde Diego schließlich mit einer großen Menge Kokain erwischt, nachdem ihn ein Bodyguard verraten hatte – ein Verräter, der wenig später ermordet wurde. Nach 20 Jahren Haft in New Jersey, Miami und Texas wurde er 2018 entlassen. Während seiner Inhaftierung ließ sich seine Frau von ihm scheiden, und bis heute verarbeitet er die Geschehnisse seines Lebens mit therapeutischer Unterstützung. Nun lebt Diego wieder in Medellín, hat erneut geheiratet und ist Vater eines dreijährigen Sohnes.
Nach einem Mittagessen brechen wir auf zu einem Viertel, das in den letzten Jahren einen beeindruckenden Wandel durchgemacht hat. Die Comuna 13, einst von Gewalt und Armut geprägt und als eines der gefährlichsten Viertel der Welt bekannt, ist mittlerweile ein Symbol für sozialen Wandel. Dank gemeinsamer Anstrengungen von Gemeinde und Regierung hat sich die Sicherheit verbessert; Graffiti- Kunst und Rolltreppen haben das Viertel in ein Beispiel für soziale Transformation und Gemeinschaftsengagement verwandelt.
Zwischen Graffiti, Straßenkünstlern und vielen Menschen erzählt Diego viel über seine Vergangnheit und seine Stadt.
Straßenkünstler, spielende Kinder und Touristen, die vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wären, prägen heute das Bild. Doch blicken wir über die bunten Fassaden hinaus, so bleibt das Risiko bestehen: Nach wie vor gibt es gefährliche Ecken, die man meiden sollte. In den Hügeln über dem Viertel werden noch immer Leichen gefunden, die während gewaltsamer Räumungen und massiver Menschenrechtsverletzungen verschwunden sind. Wie viele dort oben am Hang liegen, bleibt ungewiss.
Nach einem langen Tag kehren wir mit vielen Eindrücken im Kopf nach sechs Stunden zurück zu unserem Auto und blicken auf einen interessanten und unvergesslichen Tag zurück. Die Erzählungen von Diego und die Eindrücke von Medellín werden uns sicherlich noch viele Tage begleiten, sowie unser Bild von dieser faszinierenden, aber auch von Schatten geprägten Stadt.
Jardín – Ein malerisches Kleinod in den Anden
Endlich können wir die Fahrt wieder genießen. Die Straßen sind gut, der Verkehr ist spärlich, und das Gedränge sowie das Gehupe, das in Mittelamerika fast allgegenwärtig war, sind und dieser abgelegenen Gegend nicht mehr zu hören. Stattdessen entfaltet sich vor unseren Augen eine wunderschöne Landschaft, die uns das erste Mal das Gefühl vermittelt, wirklich in Kolumbien angekommen zu sein.
Unsere holprige Anfahrt nach Jardín.
Unser heutiges Ziel ist die kleine Stadt Jardín, die uns auf Anhieb begeistert. Umgeben von saftigen Kaffee- und Bananenplantagen liegt dieses farbenfrohe Dorf in einer absolut malerischen Kulisse. Im Zentrum erhebt sich eine auffallend schöne Kirche mit zwei markanten Kirchtürmen, während der große Plaza zu ihren Füßen von fröhlichen Menschen belebt wird. Hier sitzen Einheimische entspannt auf bunten Holzstühlen und genießen ihren Tinto, den traditionellen kolumbianischen Kaffee.
Jardín – ein bunte Stadt in der grünen Natur.
Nachdem wir unsere Wasserreservoirs aufgefüllt haben, machen wir uns auf den Weg in die Berge zum Ausgangspunkt einer Wanderung, die uns zu einer sehenswerten Höhle führen soll. Die Straßen sind eng und stellenweise steil, doch das Panorama, das sich uns bietet, ist einfach grandios. Leider stehen wir nur zwei Kilometer vor unserem Ziel vor einer gesperrten Straße. Enttäuscht drehen wir um und versuchen es über einen alternativen Weg, doch auch hier warten wir kurz vor unserem Ziel vor einer dicken Baustelle. Schließlich finden wir einen angenehmen Platz in der Stadt vor einem Hostel und beschließen, die Wanderung am nächsten Tag ohne unser Auto in Angriff zu nehmen.
Mit dem lokalen öffentlichen Verkehrsmittel – einem Jeep – lassen wir uns mittags Richtung Ausgangspunkt der anstehenden Wanderung bringen, wo wir am Vortag mit dem Auto umkehren mussten. In dem kleinen Fahrzeug finden 13 Personen sowie einige Säcke mit Samen, Düngemitteln und Saatgut Platz. Immer wieder werden wir unterwegs von Bauern auf dem Weg entlastet, denn der Jeep fungiert nicht nur als Taxi, sondern auch als Kurierdienst für die Menschen in den Bergen.
Wir wandern etwa acht Kilometer durch die atemberaubende Landschaft, die uns mit einem herrlichen 360-Grad-Panorama auf die umliegenden Berge belohnt. Am Ziel angekommen, schließen wir uns einer Gruppe Franzosen und einem Guide an, um zu einer beeindruckenden Höhle auf 2.200 Metern Höhe zu gelangen, aus der ein tosender Wasserfall strömt. Auf dem Rückweg, gemeinsam mit unseren neuen französischen Freunden, begegnet uns kurz bevor der Regen einsetzt ein Jeep, der uns netterweise ins Tal mitnimmt. Am Ende des Tages genießen wir eine erfrischend warme Dusche an unserem Stellplatz, bevor wir zum krönenden Abschluss des Tages ein italienisches Restaurant besuchen.
Unsere Wanderung zur Höhle.
Dass sich Jardín selbst als die schönste Stadt der Region Antioquias preist, macht in unseren Augen absolut Sinn! Diese charmante Stadt mit ihrem farbenfrohen Flair und der herzlichen Gastfreundschaft hat uns verzaubert und wird einen besonderen Platz in unseren Erinnerungen einnehmen.
Abschied von Jardín und die Reise nach Salento
Wir verlassen die charmante Stadt mit ihren wunderschön bunt gestrichenen zweistöckigen Häusern und entscheiden uns für einen kürzeren, aber gleichzeitig längeren Weg. Kürzer, weil er weniger Kilometer umfasst, länger, weil uns eine unbefestigte Straße bevorsteht. Unsere Entscheidung hätte besser nicht sein können. Die Route führt uns auf 3.000 Höhenmeter, durch diesige Regenwälder und immergrüne Wiesen mit herrlichem Bergpanorama. Während der dreistündigen Fahrt sind wir fast alleine auf der Straße und genießen die eindrucksvolle Landschaft in vollen Zügen.
In Salento angekommen, will der Funke nicht so ganz überspringen. Wir machen den Fehler, die kleine Stadt, die ebenso vom Kaffeeanbau lebt und inmitten grüner Berge liegt, mit Jardín zu vergleichen. Zudem regnet es in Strömen, sodass wir zunächst Zuflucht in einem Restaurant suchen, in dem wir auf dem dazugehörigen Parkplatz übernachten können.
Der nächste Morgen begrüßt uns mit strahlend blauem Himmel, und wir brechen bereits vor Sonnenaufgang ins 20 Minuten entfernte Valle de Cocora auf. Dieses breite, grüne Tal, umgeben von schroffen Gipfeln, beherbergt die palma de cera, die Quindio-Wachspalme, die größte Palme der Welt, die bis zu 60 Meter hoch wird. Der Nationalbaum Kolumbiens ist bereits vom Auto aus überall zu sehen. Doch am eindrucksvollsten wirkt der Baum bei einer kleinen Wanderung inmitten der nebelverhangenen, grünen Berge, während die Sonne langsam aufgeht.
Wir sind beeindruckt von den riesigen Wachspalmen.
Auf der Suche nach dem schnelleren Weg
Obwohl es uns in den Fingern juckt, erneut eine Schotterpiste zu befahren, entscheiden wir uns diesmal für die schnellere Route. Doch nach fast drei Stunden im Stau auf der Autobahn, verursacht durch einen umgekippten Mangotransporter, ärgern wir uns ein wenig über unsere Wahl. Während des Wartens kommen wir jedoch mit einem in Kolumbien lebenden Mexikaner ins Gespräch, der uns von seiner Liebe zu diesem Land erzählt. Er hebt hervor, wie herzlich die Menschen sind, das Leben entspannt verläuft und die Schulen aufregende Ausflüge, wie Klassenfahrten in den Amazonas, unternehmen. Sein Traum ist es, seine Rente in einer der vielen Kaffeeplantagen zu verbringen, was für uns durchaus verlockend klingt.
Kurz bevor wir unser heutiges Ziel erreichen, suchen wir nach einer Fähre, die uns und unser Fahrzeug über den Río Magdalena bringt. Als wir an der Einfahrt zur kleinen Fähre für Fußgänger und Motorräder stehen und erkennen, dass unser Auto nicht weiterfahren kann, wird uns von einem freundlichen Motorradfahrer schnell geholfen.
An der Fähre angekommen, dürfen wir direkt einsteigen, und das klapprige Boot bringt uns innerhalb weniger Minuten auf die andere Seite. Die beiden Herren an Bord sind so freundlich und hilfsbereit, dass sie uns die Route zu unserem Ziel auf einem Blatt Papier aufzeichnen. Wir müssen ein Tor öffnen und wieder schließen, um die Kühe, die dort grasen, nicht entkommen zu lassen. Sven bedankt sich bei den beiden mit einem kühlen Bier, was ihre Augen vor Freude erstrahlen lässt. Solch eine positive Reaktion ist für uns unbezahlbar!
In der Dämmerung erreichen wir die Tatacoa-Wüste und sind gespannt, was uns hier erwartet. Überall stehen Häuser, und wir sind keineswegs allein, während wir uns über Sandstraßen immer tiefer in die Wüste bewegen. Wir entscheiden, unser Urteil über diesen Ort auf den nächsten Tag zu verschieben, denn im Licht sieht alles oft anders aus. Wir gehen in einer drückenden Hitze ins Bett, die wir in den letzten Tagen so gar nicht vermisst haben.
In den Tiefen der Tatacoa-Wüste.
Die Tatacoa-Wüste in Kolumbien, nahe Neiva, eine ungewöhnliche Facette des Landes. Auf einer Fläche von 300 Quadratkilometern erstreckt sich diese Wüste südlich der Hauptstadt Bogotá. Die berühmten Zonen „ROJO“ (rote Steinformationen) und „GRIS“ (graue Steinformationen) präsentieren sich auf einzigartige Weise und erinnern an eine Mischung aus Utah und den kaktusgesäumten Sandstraßen der Baja California in Mexiko. Das Wetter lässt zu wünschen übrig, denn trotz der Lage in einem Trockenbecken zwischen den Gebirgen der Zentral- und Ostkordillere regnet es hier unerwartet häufig. Unsere Schuhe kleben fast am lehmigen Boden, während wir die Gegend erkunden. Mit einem Gemisch aus „sieht schon irgendwie cool aus“ und „die Fährfahrt war „Das Interessanteste“: Machen wir uns auf den nächsten langen Fahrtag bereit.
Obwohl wir ursprünglich die gefährliche Straße namens „Trampolina del Muerte“ meiden wollten, sorgt die Routenplanung dafür, dass wir sie unwillkürlich doch ansteuern. Denn als wir auf die vor uns liegende Straße abbiegen, schaut Caro vorsichtshalber noch einmal in die iOverlander-App und rät Sven, umzudrehen. Dort liest sie von Berichten über Reisende, die von der Guerillagruppe FARC bedroht wurden und sogar Schüsse auf ihr Auto erhielten. Die FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) organisierten sich ursprünglich, um landwirtschaftliche Gebiete und deren Bevölkerung vor militärischen Übergriffen zu schützen. In den 80er Jahren wandelte sich jedoch ihre Finanzierung, und sie wurde zunehmend zu einer „Narco-Guerilla“, die von den Einnahmen des Drogenhandels abhängig wurde.
Also drehen wir um und verlängern unsere Reise um weitere drei Stunden. Die Stimmung ist gedrückt, doch Sicherheit geht vor. In der restlichen Zeit verbringen wir jede Minute in Gedanken versunken. Bevor die Dunkelheit hereinbricht, parken wir unser Auto bei einer freundlichen Familie neben ihrem Restaurant. Wir bestellen willkürlich etwas mit Hähnchen und Rindfleisch, denn eine Speisekarte gibt es nicht. Es ist kalt, und die klare Suppe als Vorspeise tut gut. Das Hauptgericht hingegen haut uns nicht gerade vom Hocker, und wir sind froh, dass wir zwei hungrige Hunde finden, die unsere Reste dankbar annehmen, bevor die Bedienung zurückkommt und unsere leeren Teller abräumt. Die langen Fahrtage zehren an unseren Kräften, und erschöpft fallen wir ins Bett.
Ein Abenteuer auf dem Trampolín de la Muerte
Der Tag beginnt wie gewohnt früh, und nach 2,5 Stunden Fahrt erreichen wir den Beginn des sogenannten Trampolín de la Muerte. Wir haben uns bewusst gegen diese vermeintlich gefährliche Schotterpiste entschieden, da sie weder einen 4×4- Antrieb noch besondere Bodenfreiheit voraussetzt und darüber hinaus stark befahren ist. Letztendlich bietet sie uns also nichts, was besonders reizvoll wäre. Dennoch stehen wir nun am Anfang (oder Ende, je nach Ankunftsort) und biegen auf die Straße ab. Das Navigationsgerät zeigt uns die Route an, und Unmengen von Serpentinen liegen vor uns, während wir Kilometer um Kilometer immer weiter nach oben klettern.
Der „Trampolín de la Muerte“ erstreckt sich über die Strecke zwischen Mocoa und Pasto. Diese etwa 75 Kilometer lange, felsige Straße führt über zwei Gipfel auf Höhen von bis zu 2.800 Metern und fordert jährlich mehr Todesopfer als jede andere Straße in Kolumbien. Entsprechend ist sie gesäumt von zahlreichen Kreuzen und Warnschildern, die auf die schmalen Straßen und Erdrutschgefahren hinweisen. An bestimmten Stellen bleibt nur Platz für ein einzelnes Fahrzeug, und die Fahrer können lediglich hoffen, dass ihnen kein Lastwagen um die nächste Kurve entgegenkommt. Der erste Abschnitt von Mocoa aus ist geprägt von 270-Grad-Kehren. Entlang der Strecke finden sich viele Bäche und Wasserfälle, die sich nach Regenfällen in reißende Flüsse verwandeln. Wir lesen, dass dies die häufigste Ursache für die meisten Unfälle ist: Viele Menschen unterschätzen die Kraft des Wassers, das sie einfach mitreißt.
Zu Beginn genießen wir eine schöne Sicht, umgeben von majestätischen Bergen, bis diese schließlich in einer dicken Nebeldecke verschwinden, die unsere Sicht erheblich einschränkt. Wir halten an einer ehemaligen Polizeistation, die hier oben scheinbar nicht mehr benötigt wird. Die Natur beginnt bereits, sich das Gebiet zurückzuerobern, und in einigen der ehemaligen Räume wächst schon Gras.
Obwohl wir definitiv nicht allein unterwegs sind, ist der Verkehr weniger schlimm als gedacht. Es gibt genügend Ausweichmöglichkeiten, und die meisten Fahrer agieren vorsichtig und vorausschauend – eine positive Überraschung in dieser Region. Oben angekommen, geht es gleich wieder bergab, und am Fuß des Berges beginnt die nächste Steigung. Dies wiederholt sich mehrmals. Nach 3,5 Stunden haben wir endlich wieder asphaltierte Straßen unter unseren Reisen, auch wenn es weiterhin bergauf und bergab geht. Unser Mosse pfeift mal wieder aus allen Löchern, und wir sind erleichtert, als wir nach insgesamt 10 Stunden Fahrt unser letztes Ziel in Kolumbien erreichen.
Der „Trampolín de la Muerte“ – kilometerweit pure Spannung.
Ankunft am Santuario de Nuestra Señora de las Lajas
Am frühen Abend, kurz vor der Grenze zu Ecuador, erreichen wir eine beeindruckende Kirche, die bereits von Weitem einen imposanten Eindruck auf uns macht. Das Santuario de Nuestra Señora de las Lajas ist eine römisch- katholische Wallfahrtsstätte, die der Marienanrufung Nuestra Señora de las Lajas gewidmet ist. Diese bedeutende Wallfahrtsstätte, die im Canyon des Río Guáitara gelegen ist, hat seit dem 18. Jahrhundert an Bedeutung gewonnen. Aufgrund ihrer spektakulären Architektur und der atemberaubenden Lage in der tiefen Schlucht hat sie sich zu einem markanten Wahrzeichen entwickelt.
Im Verlauf der Bauarbeiten wurde der Kirche im vierten Abschnitt ein Vorplatz sowie eine zweibogige Brücke hinzugefügt. Der fünfte Bauabschnitt, dessen Grundstein am 1. Januar 1916 gelegt wurde und der im August 1949 abgeschlossen war, führte zur Vollendung des beeindruckenden Gebäudes in seinem heutigen Zustand. Das Projekt wurde unter der Leitung der Ingenieure J. Gualberto Pérez und Lucindo Espinosa realisiert, wobei etwa 1.850.000 kolumbianische Pesos (ca. 1.000.000 Dollar) aufgebracht wurden, überwiegend durch Spenden aus Kolumbien und Ecuador.
Wir parken unser Auto gleich in der Nähe, essen eine Suppe und lassen das vielfältige Land Kolumbiens Revue passieren. Gerne hätten wir deutlich mehr gesehen, jedoch steckt uns der Motorschaden in Guatemala immer noch im zeitlichen Nacken. Wir erfreuen uns dennoch vielen Begegnungen und Erlebnissen der letzten Wochen und sind gespannt, was uns Ecuador zu bieten hat, welches gleich hinter dem nächsten Hügel auf uns wartet.
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