Klettern und Wandern in Katalonien
Tarragona, die spanische Provinz am Mittelmeer, hat im Frühjahr weit mehr zu bieten als die gleichnamige Stadt und schöne Strände. Konglomeratfelsen, karge Gebirgszüge und Bouldergebiete aus griffigem Sandstein – das Hinterland ist ein echtes Outdoor El Dorado!
… ist eine Provinz in der spanischen Region Katalonien. Im Norden grenzt sie an die Provinz Barcelona. Der Küstenstreifen ist flach und touristisch geprägt. Landwirtschaft – vorwiegend Mandeln und Haselnüsse – kann nur mit Bewässerung betrieben werden. Im Landesinneren erhebt sich das Küstengebirge auf rund 1000 Metern Höhe. In der Karstlandschaft findet man zahlreiche Höhlen. Das Frühjahr bietet sich für den Outdoorsport an, dann lässt sich in den Bergen vorzüglich Biken, Klettern und Wandern. Und das bereits ab März bei frühsommerlichen Temperaturen.
Der rötlich weiße Sandstein des Küstengebirges scheint wie für Kletternde gemacht.
Wer im Frühjahr ans Mittelmeer reist, hat vor allem eines im Sinn. Bei angenehmen Temperaturen die nasskalten Wintermonate aus den Knochen zu bekommen und so richtig Sonne zu tanken. Wenn das Ganze auch noch aktiv ablaufen soll, dann ist Tarragona das perfekte Ziel. Also Wanderschuhe und Kletterausrüstung eingepackt und nichts wie los! Wir zeigen euch, wo Ihr mit Wildkräuterduft und Meeresbrise in der Nase so richtig in den Frühling starten könnt.
Klettern in Margalef
Es gibt Konglomerat und es gibt Konglomerat. Der eine ist eher Typ Speckkiesel Rottachberg und der andere ist ein hervorragender Grund, nach Tarragona zu reisen. Eines der schönsten Klettergebiete mit Routen für Kletteranfänger und Profis ist zweifelsohne Margalef. Das weitläufige Gebiet am Rande der Serra de Montsant bietet feinsten Fels, sehr kiesellastig und stark durchsetzt mit Muschelkalk. Die Steine sind herrlich rau, griffig und wechseln sich mit Mulden, Löchern und langgezogenen Sintern ab. Hier findet man wirklich alles, von geneigten Knubbelplatten bis hin zu brachialen Überhängen. Nicht umsonst hat sich die Créme de la Créme der weltweiten Kletterszene jahrelang in Margalef ausgetobt. Die Region ist heute eines der Top-Klettergebiete in Spanien.
Hier findet Ihr Kletterrouten im gemäßigten Schwierigkeitsgrad
Can Llepafils – wunderschönes, hoch gelegenes Klettergebiet mit vielen Routen im Schwierigkeitsgrad 4 – 6b. Die Einstiege liegen auf einem Felsband über El Laboratori. Das Band ist an sich gut zu begehen und recht breit, etwas Vorsicht ist dennoch geboten.
Can Mansettes und El Tobogan – auf dem Weg ins Tal vor dem Ort Margalef links der Straße entlang dem Riu Montsant folgen, bis Ihr einen Stausee erreicht. Rechts des Sees einem schmalen Pfad bis an die Felsen folgen. In Can Mansettes findet Ihr vorwiegend Touren von 4 – 6b, in El Tobogan von 5 – 7a.
Anspruchsvolle Klettergebiete in Margalef
El balco de l’ ermita – tolles Ambiente, knackige Ausdauerrouten, vorwiegend im Bereich 7c! Von Margalef nach »Ermita Sant Salvador«, dort ist ein Parkplatz. Der Zustieg erfordert gute Orientierung durch buschige Hänge und wird zuletzt steil und felsig. An einigen Stellen sind Tritthilfen angebracht.
Raco de les Espadelles – hier gibt es im ersten Sektor ein paar mittelschwere Routen, ansonsten ist die große, teils überhängende Felsklippe eher was für Profis. Die meisten Routen warten mit einem Schwierigkeitsgrad von 7b – 8c auf.
Unterkunft in Margalef
Die meisten Kletterer wohnen im Refugi de Margalef. Hier bekommt man auch alle Infos zu den Gebieten aus erster Hand. +34 677 611 098 | refumargalef@yahoo.es
Wer mit dem Camper oder mit Zelt unterwegs ist, schaut am besten zu Camping Margalef. Hier gibt’s schöne Plätze für jeden Geschmack. +34 687 771 687 | info@campingmargalef.com
Kletterführer gibt es bei Globetrotter: Passion vertical – auf der Suche nach den besten Kletterspots Europas
Bouldern an Sandsteinblöcken: El Cogul
Ja, ok, El Cogul ist nicht mehr Tarragona, sondern liegt bereits in der Nachbarprovinz Lleida. Pardon. Trotzdem solltet Ihr einen Abstecher dorthin machen und die Boulderprobleme an den Sandsteingebilden unter die Finger bekommen. Vor allem im Frühjahr und Herbst ist der Fels herrlich griffig. Schaut einfach mal hin! Das Gebiet liegt beim gleichnamigen Ort.
Boulder an Sandstein-Ansammlungen gibt es auch in Tarragona überall, die Gebiete sind aber eher inoffiziell. Sprecht hier einfach mit einheimischen Kletterern und anderen Besuchern, so kommt Ihr sicher an ein paar Geheimtipps. Ein wenig Recherche vor Ort lohnt sich, an vielen Boulderspots seid Ihr unter der Woche völlig allein.
Wanderungen in der Serra de Montsant
Entlang der Nordostküste Spaniens erstreckt sich das Katalanische Küstengebirge. Ein sehr beeindruckender Teil davon ist die Serra de Montsant, ein Hochplateau, an seinen Rändern gesäumt von steil abfallenden Felswänden. Auch hier lässt sich natürlich exquisit klettern, aber Montsant, seit 2002 Naturpark, ist vor allem in Wanderschuhen ganz wunderbar zu erkunden. Die Erosion hat in dem Kalkstein tiefe Risse, Schluchten und Höhlen hinterlassen. Höchste Erhebung ist der Fels Corbatera, mit 1.163 Metern. Besonders beeindruckend sind die mächtigen Felsabstürze an der Mayor-Felsküste.
Eine spektakuläre Tour führt in die Congost del Fraguerau, eine mächtige Schlucht, gegraben durch den Montsant Fluss. Ihren Namen verdankt sie dem Einsiedler Fra Guerau, der im Mittelalter an diesem schönen Ort in einer Höhle lebte – wer mag es ihm verdenken.
Nahe Margalef führt vom Parkplatz La Presa, an einem Stausee des Riu Montsant, eine schöne Runde bis hinauf ins Hochland der Serra. Durch eine lange Schlucht führt der Weg hier höher und höher bis zum La Cogulla, einer der höchsten Erhebungen der Region, mit 1.062 Metern. Die ganze Route findest du bei Komoot.
Ein schöne Sammlung mit weiteren Touren in der Serra de Montsant findet ihr auch auf Komoot.
Ihr wollt auf eigene Faust das Hochland erkunden? Von Editorial Piolet gibt es eine detaillierte Wanderkarte im Maßstab 1:20.000 mit allen Wegen in der Serra de Montsant. Die bekommt ihr in der Region.
Wichtig: Achtet auf passendes Schuhwerk!
Auch wenn die Region nicht sonderlich hoch ist, haben die Wege oft alpinen Charakter. Steil, felsig, schmal und voller Schotter. Zieht Wanderschuhe mit fester, griffiger Sohle an. Am besten eignet sich ein Bergwanderschuh der Kategorie B oder ein stabiler Zustiegsschuh.
Und was gibt es in der Stadt Tarragona zu sehen?
Schwere Beine, dicke Arme? Dann wird es Zeit, bei einem Pausentag in Tarragona aufzutanken. Die Stadt am Meer bietet nicht nur schöne Blicke aufs Wasser. Hier verwirklichten sich bereits die Römer vor 2.000 Jahren und es gibt viele Sehenswürdigkeiten und sogar Weltkulturerbe zu bestaunen.
Geschichtlich Interessierte sollten sich unbedingt das römische Amphitheater ansehen. Früher Schauplatz vieler Vorführungen, aber auch von blutigen Gladiatorenkämpfen. Der Standort war anscheinend so beliebt, dass auf den Überresten des Theaters auch noch eine westgotische Basilika (6. Jh) und später, im 12. Jh, eine romanische Kirche errichtet wurde. Wer noch mehr Rom schnuppern möchte, kann direkt weiter zum Platz des Provinzialforums und sich das Prätorium und den Zirkus (im 1. Jh Schauplatz von Wagenrennen) zu Gemüte führen. Schwer beeindruckt von der Antike? Noch mehr? Dann geht einfach die gesamte Römerroute.
Wer eher auf Genuss und Meer aus ist, kann den Tag an einem der vielen schönen Sandstrände bei Tarragona verbringen. Viele fallen sehr flach ab und man kann weit ins Meer hineingehen. In diesen flachen Bereichen erwärmt sich das Wasser auch schon früh im Jahr. Je nach Vorliebe gibt es naturbelassene oder urbane Strände.
Abends lohnt sich ein Abstecher in das Fischerviertel El Serallo. Hier ist es nicht nur schön, es gibt auch die besten Fisch- und Meeresfrüchte-Gerichte der Stadt. Wer lieber selbst am Camper grillt, bekommt hier sicher auch die frischeste Dorade der Costa Daurada.
Erholt? Frisch gestärkt? Dann könnt ihr ja wieder den Wanderrucksack packen oder endlich euer Kletterprojekt in Margalef abschließen. Es warten noch so viele Touren und Routen auf euch in Tarragona. Horizontal und vertikal.
TEXT: André Tappe
FOTOS: André Tappe, Unsplash