Sommerurlaub in Sicht, aber noch keinen konkreten Plan? Wie wäre es mit einem Kletter-Roadtrip durchs Ötztal? In Tirols längstem Seitental gibt es 750 Kletterrouten. Und nicht nur für Kletterer ist das Ötztal ein Paradies. Wer Lust auf Mountainbiken, Rennradfahren, Canyoning oder Hüttenwandern hat, wird ebenfalls fündig.
Im Sommer verwandelt sich das Ötztal in ein wahres Abenteuerland für Berg- und Kletterfans: 67 Gletscher, 250 Dreitausender und 750 Kletterrouten. Unser Fokus bei diesem Roadtrip liegt auf den über 15 Klettergärten und 9 Mehrseillängengebieten, die nur darauf warten, von uns entdeckt zu werden. Doch an kletterfreien Tagen, wenn unsere Arme mal eine Pause brauchen, wird uns nicht langweilig: Hüttenwandern, Mountainbiken, Canyoning oder Schwimmen an wunderschönen Seen – das ist im Ötztal alles möglich. Und das Beste: Das Tal ist nur 65 Kilometer lang, also alle Aktivitäten, die dein Herz begehrt, liegen maximal eine einstündige Autofahrt voneinander entfernt. Möge der Sommerurlaub ewig dauern …
Susa Schreiner und ihr Mann Herbert Streibel teilen seit über 20 Jahren eine große Leidenschaft und die lautet Bergsport. Sie ist freie Journalistin, Redakteurin, Moderatorin und Bergsport-Allrounderin. Sie liebt das Klettern in allen Facetten, sprich Sportklettern, Alpinklettern und Bouldern. Einen 6.000er-Gipfel hat sie in ihrer Bergsteigerinnen-Karriere auch schon erklommen. Herbert Streibel hat schon mehrere hohe und schwere Gipfel begangen. Er ist Bergführer, hat Expeditionen geführt und war viele Jahre als Profi weltweit unterwegs. Mittlerweile geht das Paar viel gemeinsam zum Mountainbiken und im Winter auf Skitour oder lieber noch zum Eisklettern.
Unser Kletter-Roadtrip startet in Haiming. Und unser erstes Kletterziel ist die beeindruckende, mehrere hundert Meter hohe Geierwand. Ein würdiger Auftakt für einen Kletter-Roadtrip. Die Geierwand bietet nicht nur traumhafte Mehrseillängenrouten, sondern auch einen lohnenden Klettersteig und einen top gepflegten Klettergarten. Dieses Felsen-Begrüßungskomitee empfängt seine Gäste auf eine Art, die Lust macht auf mehr.
Denn: Die Mehrseillängenrouten sind allesamt bestens abgesichert, und der Kalkfels zeigt sich griffig und rau. Besonders empfehlenswert ist zum Beispiel die Route »Nebraska« mit satten elf Seillängen. Wer es etwas leichter mag, sollte in die »Inntal Sinfonie« (max. 6a+) einsteigen und den Panoramaausblick genießen. Weil die Auswahl riesig ist, empfehlen wir, mindestens zwei Nächte in Haiming zu bleiben.
Irgendwann heißt es Abschied nehmen von Haiming, denn es warten noch so viele Kletterspots und andere Abenteuer auf uns. Wir fahren durch mediterran anmutende Föhrenwälder, stecken die Köpfe aus den offenen Fenstern und lassen uns vom Duft der Föhren betören, während wir ins Tal hineinfahren. Unser Ziel ist der »Ötztal Camping Umhausen«, ein gut gelegener Ausgangspunkt für die kommenden Tage.
In den Klettergärten »Oetz« und »Rammelstein« bei Sautens bekommen Finger und Füße Granit zu spüren. Wer mag, klettert morgens im südseitig ausgerichteten Klettergarten Oetz und streckt nachmittags die Füße ins kühle Nass.
Ganztägige Kletterei an Rissen, Dellen und Leisten verspricht der nordseitig ausgerichtete Klettergarten »Rammelstein« in Sautens. In beiden Arealen finden sich Routen sowohl für Einsteiger als auch für ambitionierte Sportkletterer.
Ein echter Klassiker und allein deshalb einen Klettertag wert: die Engelswand. Sie ist wegen ihrer Lage, des einfachen Zugangs und der breiten Wiese am Wandfuß bei vielen Familien sehr beliebt – und das völlig zu Recht. Kids und Erwachsene können hier einen entspannten Klettertag verbringen und sich dabei einer fast schon meditativen Regelmäßigkeit hingeben: klettern, ausruhen, Kühen beim Ausruhen zusehen, Kühen beim Grasen zusehen, selbst etwas essen – und dann wieder klettern. Zack, steht die Sonne schon schräg und der Abend läutet sich ein.
Gut ausgeruht und mit neuer Energie geht es heute zum Mehrseillängenklettern nach Nösslach. Die Wand ist südwestausgerichtet, es lohnt sich also, früh aufzustehen – auch, um als erste Seilschaft noch in aller Ruhe in den Klettertag starten zu können. Wie wäre es beispielsweise mit der »Träumerei« oder der Route »Sonnenblume«? Die schönen Linien im Gneis verlangen präzise Fußarbeit sowie einen ausbalancierten Körperschwerpunkt, und so geht es Meter für Meter bergwärts. Und weil das so schön ist, geht man noch eine Tour – und noch eine – oder macht ein paar Baseclimbs im Klettergarten.
Wir lassen uns bei diesem Roadtrip treiben, getreu dem Motto: Sleep, Climb, Repeat. Das Leben kann so einfach und herrlich sein. Unzählige Sportkletterrouten und Mehrseillängen im Ötztal sind noch nicht geklettert, und wir wünschten, der Sommerurlaub würde ewig dauern …
Ja, es wäre so schön, würde der Sommerurlaub ewig dauern, denn neben den Klettergebieten gibt es noch so viel anderes zu entdecken, wie beispielsweise die Ötzi-Fundstelle am Tisenjoch. Wer sich auf die Spuren der Steinzeit begeben möchte, braucht alpine Erfahrung und die richtige Ausrüstung. Ist beides gegeben, dann kann man von Vent über die Martin-Busch-Hütte (2.501 m) auf die Similaunhütte (3.017 m) aufsteigen und hier übernachten (vorab Übernachtungsmöglichkeit und Verfügbarkeit online checken). Am nächsten Tag geht es dann auf das nahe Haulabjoch (3.208 m) und zur Fundstelle der Ötzi-Mumie. Danach folgt ein langer Abstieg ins Tal. Wer die Knie und die Oberschenkelmuskulatur schonen möchte, kann eine weitere Nacht auf der Martin-Busch-Hütte verbringen.
Haiming ist Tirols Zentrum für geführte Rafting- und Canyoningtouren. Schon in den frühen 1990er-Jahren haben sich hier die ersten Anbieter für den Wildwasserspaß angesiedelt – und sind geblieben. Eine Teilnahme ist unkompliziert buchbar: Einfach in eines der Zentren gehen, sich für einen Trip anmelden und schon geht die Post ab durch das wilde Wasser des Inns oder der Ötztaler Ache. Auch die Area 47 im Ötztal ist der perfekte Spielplatz für Wasserratten: Sowohl die Wakeboard-Anlage als auch die vielen Wasserrutschen lassen Abenteuerherzen höherschlagen. Wer es nicht ganz so trubelig wie in der Area 47 mag, aber trotzdem gerne schwimmt, der fährt zum Piburger See. Brotzeit nicht vergessen oder Geld einstecken für einen Sundowner am See. Sehr romantisch!
Auf unserem Roadtrip durchs Ötztal haben wir natürlich die Räder dabei. In Sölden tauchen wir ein in die Welt der Mountainbiker mit ihren bunten Trikots, Schienbeinschonern und Vollvisierhelmen. Der Bikepark und die Bike Repuplic Sölden genießen in der Szene einen hervorragenden Ruf. Die Trails sind perfekt präpariert und bieten für jedes Fahrniveau ein köstlich-prickelndes Erlebnis. Der Campingplatz Sölden liegt nur eine Radminute entfernt. Die Bike Republic Sölden feiert im Sommer 2025 ihr 10-jähriges Jubiläum samt Festival!
Sein Aussehen samt markanten Steilstufen, wo sich die Straßen über enge Kehren nach oben schlängeln, hat das Ötztal der Natur zu verdanken: Einerseits formten mächtige Gletscherzungen das schmale Trogtal, und andererseits verpassten Bergstürze dem inneralpinen Trockental die terrassenartigen Landschaftsstufen. Seinen fulminanten Höhepunkt findet all das in der Timmelsjoch Hochalpenstraße. Die Passstraße verbindet Tirol mit Südtirol und schiebt sich in vielen Kehren auf 2.474 Meter Passhöhe empor. Gerade mal 17 Monate Arbeitszeit wurden für den Straßenbau auf der österreichischen Seite benötigt. Die Befahrung einer der schönsten Hochalpenstraßen ist für Rennradsportler ein MUSS! Startpunkt zur legendären Rennradstrecke ist auch Sölden.