Ein Kamelritt am Furkapass

Kletter-Biwak mit dem Primus Ulti Stove System

Der Furkapass mit seinen umliegenden Gipfeln ist Eldorado fürs Sportklettern. Johannes und Torge haben sich für das ausgesetzte Kleine Kamel inklusive Biwak entschieden – mit im Gepäck das neue Primus Ulti Stove System.

Der Furkapass

Der Furkapass mit seinen umliegenden Gipfeln ist weithin bekannt als Schweizer Mekka für Kletterer und Bergsteiger zugleich. Der Pass liegt 2.429m über dem Meeresspiegel und trennt den Kanton Uri vom Oberwallis. Er ist geprägt von saftig grünen Hängen, durch die sich reißende Flüsse tosend ihren Weg ins Tal von Andermatt bahnen. Vervollständigt wird das Ensemble durch geschwungene eisige Gletscher und zackige Gipfel aus Granit, die hoch über dem Pass thronen. Es ist dieser leuchtende und griffige Granit, der Bergbegeisterte aus aller Welt anlockt. Sie versuchen sich an legendären Routen, die durch die scheinbar unpassierbaren Wände führen. Am Hannibal-Turm, der Grauen Wand, oder dem Groß Bielenhorn findet man Kletterrouten und Mehrseillängen für ambitionierte Anfänger und erfahrene Alpinisten zugleich. Seit einer ikonischen Kampagne von Mammut zählen auch das Kleine und Große Kamel zu beliebten Zielen. Die Routen auf das Kleine Kamel sind technisch nicht besonders anspruchsvoll, aber der markante Gipfel zieht nicht zuletzt wegen seiner auffälligen Form und der exponierten Lage alle Blicke auf sich.

Auch uns lockt das kleine Kamel, als spontanes Mikroabenteuer am Wochenende. Der Plan ist einfach: Wir wollen inmitten der Gipfel unser Basislager aufschlagen, um mit dem Morgengrauen aufzustehen, das Kleine Kamel zu erklimmen und von oben den Sonnenaufgang zu bewundern.

Auf dem Weg zum Basislager

Der Rucksack ist schwer und schneidet tief in unsere Schultern, während wir langsam an Höhe gewinnen. Zwar herrschen hier oben kühlere Temperaturen als im Tal, aber die schwere Last auf unseren Schultern treibt uns bald den Schweiß auf die Stirn. Einerseits haben wir das Material für das Basislager – also Zelt, Schlafsack, Isomatte und Kocher – dabei, andererseits Kletterschuhe, Karabiner, Seil und Expressschlingen für die Kletterei am nächsten Morgen. Wir tauchen ein in die Gebirgswelt um uns, halten immer wieder inne und betrachten begeistert das umliegende Panorama. Das Flüstern des Windes und das Tosen des Sidelenbachs spielen auf zu einer Symphonie, während wir eine schmale Brücke überqueren. Gleich einem Solisten mischt sich das Summen der Insekten hinzu, die im spätsommerlichen Licht die letzten Blumen suchen. Auf 2.600m schließlich machen wir eine einladende Fläche zwischen den Granitfelsen aus, die wie Murmeln im Gelände verteilt liegen. Der Boden ist gepolstert von feinem Gras und wir sind uns einig den perfekten Platz für unser Basislager gefunden zu haben. Das Zelt ist schnell aufgebaut, die Isomatte aufgeblasen und das Lager bereitet, als unsere leeren Mägen uns an den kräftezehrenden Aufstieg erinnern.

Während Johannes das Wasser aus dem nahen Fluss holt, bereite ich die Feldküche vor. Ein flacher Stein bildet eine unebene Arbeitsfläche, worauf Kocher und Gaskartusche Platz finden. Aus dem Urserental kommt ein frischer Wind auf und es keimen stille Zweifel, ob wir heute Nacht nicht mit leerem Magen in den Schlafsack kriechen. Doch weit gefehlt: Ungeachtet der Brise beginnt das Wasser nach kurzer Zeit zu dampfen und kocht alsbald, was mit begeistertem Gemurmel quittiert wird.

Trotz der Höhe von 2.600m verspricht das Abendessen aus einfachem getrockneten Kartoffelpulver keine »Haute Cuisine«, doch wir sind dankbar unsere leeren Mägen mit etwas Warmen zu füllen. Wohlige Wärme breitet sich in uns aus, während wir träge das scheidende Tageslicht betrachten und erste Sterne erblicken, die am Firmament zu funkeln beginnen.

Kochen ohne Flamme mit Infrarot

Das neue Primus Ulti Stove System

Das Ulti Stove System ist ein innovativer Outdoor-Kocher vom schwedischen Outdoorhersteller Primus, der speziell für den Einsatz unter extremen Bedingungen entwickelt wurde. Es kombiniert mehrere Technologien, darunter einen Katalysator und Infrarotstrahlung, um eine effiziente und saubere Verbrennung zu ermöglichen. Ein Wärmetauscher am Boden der Töpfe reduziert zusätzlich den Wärmeverlust. So wird anstatt der Umgebungsluft primär der Kochtopf und sein Inhalt erhitzt, was den Brennstoffverbrauch senkt. Anders als herkömmliche Kocher kommt das Ulti Stove System ohne offene Flamme aus, und ist so deutlich windresistenter.

Mit einem Gewicht von etwa 600 g ist das System nicht ultraleicht, aber robust und kompakt für Expeditionen. Der Kocher kann zusammen mit einer Gaskartusche im Topf verstaut werden und findet dank klappbarer Standfüße auch auf unebenem Grund Halt. Es kann mit verschiedenen Gaskartuschen betrieben werden, die bei tiefen Temperaturen kopfüber verwendet werden können. Primus hat bei der Entwicklung auch eine gute Bedienbarkeit mit Handschuhen berücksichtigt. Der Kocher ist in verschiedenen Topfgrößen erhältlich, um unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden und zum Beispiel Schnee zu schmelzen.

Das Ulti Stove System ist ideal für raue Bedingungen wie hochalpine Expeditionen oder Abenteuer in abgelegenen Regionen, wo Robustheit und Effizienz entscheidend sind. Die ISPO Jury würdigte die Innovation aus 130 Jahren Unternehmenserfahrung mit dem den ISPO Award 2023 für die neue Verbrennungstechnologie, die einfache Anwendung und das zugleich kompakte Design.

Um 04.00 Uhr reißt uns der Wecker aus dem tiefen Schlaf: Kurz sind wir versucht, im warmen Schlafsack liegenzubleiben, aber wir kriechen müde aus dem Zelt und schlüpfen in unsere klammen Kleider. Der Rucksack ist merklich leichter als wir das Basislager hinter uns lassen, um uns im Schein unserer Stirnlampen zum Fuße des kleinen Kamels aufzumachen. Der Furkapass und die umgebenen Gipfel werden vollständig von der Dunkelheit verschluckt, nur der Nachthimmel ist übersät von funkelnden Sternen. Mit jedem Schritt voran weicht die Müdigkeit der wachsenden Vorfreude auf die bevorstehende Kletterei. Als wir einen kleinen See passieren, halten wir kurz an, um den Sternenhimmel zu bewundern. Mit ausgeschalteter Stirnlampe schälen sich immer mehr Konturen aus der Dunkelheit und es zeichnen sich vertraute Silhouetten gegen den schillernden Nachthimmel ab – Groß Furkahorn, Galenstock, Chil Bielenhorn und da: Tatsächlich machen wir auch das kleine und große Kamel aus!

Vom Wanderer zum Kamelreiter

Die dunkle Nacht weicht bereits dem ersten Tageslicht, als wir das kleine Kamel erreichen. Der Zustieg hat länger gedauert als geplant, sodass wir uns beeilen müssen, um rechtzeitig den Gipfel zu erreichen. Routiniert legen wir Klettergurt, Schuhe und Helm an und Knoten uns ins Kletterseil ein. Ein letztes Mal kontrollieren wir das Material, bevor wir uns in die Wand wagen. Es erfordert etwas Zeit, um im Zwielicht die Route ausfindig zu machen, aber der Fels ist griffig und bietet guten Halt. Zug um Zug tasten wir uns weiter vor und fallen bald in einen vertrauten Rhythmus. Der erste Sicherungsplatz ist schnell erreicht, und als ich mich an die Wand gesichert habe, ertönt ein kurzes »Stand!«, sodass Johannes das Seil freigibt. Während er nachsteigt, habe ich Zeit den Blick schweifen zu lassen und die erwachende Landschaft zu betrachten. Am Talboden mache ich tanzende Lichter aus, die sich den Felsen nähern – gleichgesinnte Kletterer, die auf dem Weg zu den Felsen sind. Mit fortschreitender Stunde wechselt der Himmel von einem tiefen blau über lila zu rosa und orange. Um 06:30 Uhr schließlich werden die umliegenden Gipfel vom Alpenglühen erfasst – die Felsen leuchten im schillernden Rot der aufgehenden Sonne.

Nun aber eilig: Der Gipfel ist noch 2 Seillängen entfernt, also klettern wir zügig weiter, das Ziel vor Augen. Es folgen einige kräftige Züge mit akrobatischen Verrenkungen bevor wir uns mit den letzten Kräften auf eine Felsstufe wuchten. Als ich den Kopf hebe, erblicke ich ein weites Panorama und blinzle in die aufgehende Sonne: Gerade noch rechtzeitig haben wir es auf den Gipfel des kleinen Kamels geschafft. Müde aber Glücklich lassen wir uns auf dem Kamel nieder und genehmigen uns ein ausgiebiges Frühstück. Ob man uns zwei kleine Kamelreiter wohl vom Tal ausmacht? Nach einer wohlverdienten Pause geht es an den Abstieg: Noch einmal ist beim Abseilen volle Konzentration gefragt, während wir am Seil rund 40m über dem Abgrund baumeln. Unten angekommen treten wir den langen Weg zurück zum Basislager an. Immer wieder halten wir auf dem Rückweg inne und blicken über die Schulter zurück zum kleinen Kamel. Der Furkapass hat auch uns in seinen Bann geschlagen und wir planen bereits übermütig unsere nächste Pilgerreise ins Schweizer Kletter-Mekka.

Granitklettern am Furkapass

Zustieg: Leicht auf markiertem Weg.

Von der Sidelenhütte: 45min / 200 Hm
Vom Restaurant Furkablick: 2h /480 Hm

Beste Zeit zum Klettern: Juni-Oktober. Achtung, es kann noch bis in den Sommer Schnee liegen! Insbesondere das Colouir für den Abstieg ist steil, sodass es sich früh in der Saison empfiehlt Pickel und Steigeisen mitzunehmen.

Route: Insgesamt 5 Seillängen bis 6a+, überwiegend jedoch deutlich leichter. Besonders die letzte Seillänge ist exponiert und erfordert etwas technisches Geschick. Kompakter und griffiger Granit Fels.

Absicherung: Die Route ist vollständig mit Bohrhaken und Sicherungsständen abgesichert.

Material: Eine Standardausrüstung für Mehrseillängen. 2x50m Halbseile insbesondere zum Abseilen. Ca. 10 Expressschlingen. Material zum mobilen Absichern ist nicht erforderlich, vom Gipfel kann jedoch nur abgeseilt werden.

Dauer Kletterroute: Ca. 1.5 – 2h

Torge Fahl

Torge Fahl

… hat es – wie seinen Freund Johannes Greiff für die Arbeit ins Wallis gezogen, und sie sind für die Berge geblieben. Seither erkunden sie gemeinsam die Region, sei es auf Skitouren, beim Klettern oder bei Nächten unter freiem Himmel. Stets dabei ist die Kamera, um die Erlebnisse und Atmosphäre der Walliser Alpen einzufangen und festzuhalten. Entscheidend sind dabei nicht Grenzerfahrungen und wie waghalsig die Touren sind, sondern die gemeinsame Zeit draußen. 


TEXT & FOTOS: Torge Fahl

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