Zu Besuch bei Katadyn

Trinkwasserfilter nach Schweizer Art

Auf Wanderungen, bei ausgedehnten Trekkingabenteuern oder Reisen durch abgelegene Regionen – sauberes Trinkwasser ist essenziell. Für hochqualitative Trinkwasserfilter ist das Unternehmen Katadyn aus der Schweiz bekannt. Bei ihrem Besuch im Werk in Kemptthal erleben unser Redakteur Christian und Einkäufer Peter, wie präzise die Schweizer sind, wie der hohe Qualitätsanspruch sichergestellt wird und weshalb die Produkte des Unternehmens auch Lebensretter sind.

Stell dir vor, du bist unterwegs auf einer langen Wandertour. Deine Trinkflasche ist schon eine Weile geleert, doch die nächste Trinkwasserquelle liegt noch in kilometerweiter Ferne. Dafür fließt direkt nebenan dir ein klarer, verlockender Gebirgsbach. Doch wie rein ist das Wasser wirklich? Selbst sauber wirkendes Wasser enthält häufig Bakterien, Protozoen oder andere Krankheitserreger. Genau hier kommen die Wasserfilter von Katadyn ins Spiel.

Das Unternehmen aus Kemptthal in der Nähe von Zürich in der Schweiz hat sich auf das Thema Trinkwasserversorgung spezialisiert – und das bereits seit mehr als 90 Jahren. Im Segment der Wasseraufbereitung ist Katadyn weltweit führend. Daneben ist die Katadyn Gruppe mit zwei weiteren Marken im Outdoor-Markt vertreten: Optimus (Kocher und Zubehör) sowie Trekkingmahlzeiten von Trek‘ n Eat (auch hier waren wir zu Besuch). Inzwischen hat Katadyn Niederlassungen in Europa, Asien, Kanada und den USA. Die Firmenzentrale befindet sich im beschaulichen Kemptthal. Und genau hier waren wir zu Besuch.

Unser Redakteur Christian (rechts) und Einkäufer Peter (links) zu Besuch bei Katadyn in der Schweiz. © Christian Köpps

Schweizer Präzision

Auf den ersten äußeren Blick wirkt das Gebäude am Hauptsitz in Kemptthal verhältnismäßig klein. Doch der Schein trügt, wie wir schnell feststellten. Hinter den einladenden und stilvoll gestalteten Büroräumen befindet sich die Produktion des Unternehmens. Hier werden unter anderem der Befree Filter und der Pocket Filter hergestellt.

Über die gesamte Halle, die so groß ist wie ein Fußballfeld, erstrecken sich auf der linken Seite Lagerflächen, während auf der rechten viele kleinere Maschinen stehen. Diese falten z. B. die Glasfaserfilter. An anderer Stelle werden Deckel und Filter bombenfest verschweißt, während im linken Bereich bei den Lagerregalen Kartons gefaltet und befüllt werden. Auffällig: Vieles wird in Handarbeit gemacht und wo immer der Blick hinfällt, jeder Handgriff sitzt – Schweizer Präzision eben. Nahezu magisch an zieht uns die Stempelmaschine. Manuell wird ein Filter eingespannt und Firmenlogo sowie das Schweizer Kreuz aufgestempelt – Markenzeichen und Siegel zugleich.

Die Produktionshalle und die Stempelmaschine, die es Peter und Christian besonders angetan hatte. © Christian Köpps

Filter, die Leben retten

Die Schweizer Präzision und Qualität offenbart sich uns auf dem Rundgang immer wieder. Im Laufe der Jahrzehnte hat Katadyn hocheffiziente Abläufe entwickelt. Hier wird nichts dem Zufall überlassen getreu dem Leitsatz: „Sicher ist sicher“. Deshalb verlässt kein Filter die Fabrik, ohne getestet worden zu sein – wirklich keiner!

An einer dieser Teststationen sehen wir, wie gerade der Survivor 06 genaustens geprüft wird. Scheiben, die sich im Uhrzeigersinn drehen, simulieren das normalerweise von Hand stattfindende Pumpen dieses kleinsten handbetriebenen Entsalzungsapparates der Welt. Ein Filter, der Leben retten kann, denn er wandelt Meerwasser in Trinkwasser um. Mit dem Filter an Bord erhöhen sich die Überlebenschancen nach einem Schiffbruch deutlich. Damit wirklich alles einwandfrei funktioniert, durchläuft jeder der Salzwasserfilter die Teststation und die Funktionalität wird strengstens geprüft. Ein Mitarbeiter entnimmt Proben und testet den Salzgehalt im gefilterten Wasser – „sicher ist sicher“. Denn längst sind die Trinkwasserfilter von Katadyn nicht mehr nur für Outdoor-Fans gemacht, sondern retten Leben in Krisengebieten.

Auf dem Trail und in Krisengebieten im Einsatz

Neben Militär und Marine gehören auch Hilfsorganisationen zu den Kunden von Katadyn. Während unseres Besuchs wird gerade eine Sonderbestellung von Unicef für Myanmar produziert. Über 3000 der bei Katadyn gefertigten Keramikfilter, die 99,9999 % Bakterien und 99,9 % Protozoen, Zysten, Algen, Sporen und Sedimente aus Schmutzwasser herausfiltern, hat die Organisation geordert. Neben der normalen Produktion muss auch diese Sonderbestellung produziert werden, ein organisatorisches Meisterstück.

Das von Unicef bestellte Set besteht aus dem erwähnten Keramikfilter und zwei Eimern. Die Eimer werden aufeinandergestapelt und in den oberen der Filter hineingelegt. Das in den Eimer geschöpfte Wasser durchläuft den Filter und das frische Trinkwasser wird im unteren Eimer aufgefangen. So kann ohne viel Aufwand eine große Menge an Schmutzwasser in Trinkwasser umgewandelt werden. Aufgrund seiner einfachen Handhabung ist dieses System aus Filter & Eimer vornehmlich für humanitäre Hilfsorganisationen bestimmt.

Ein streng gehütetes Geheimnis

Der gleiche Keramikfilter wird auch im Pocket Filter verwendet. In diesem Fall wird er in ein robustes Gehäuse verbaut und ist mit einem Pumpsystem ausgestattet. So begleitet er dich auf Expeditionen oder einer Weltreise mit einer Durchlaufmenge von sagenhaften 50.000 Litern.

Der Keramikfilter besteht aus einem speziellen Gemisch aus Kieslgur (fossile Algen) und weiteren Materialien, die genaue Zusammensetzung ist ein streng gehütetes Geheimnis. Vermischt wird die Masse für den Filter in einer alten Mischmaschine, die bereits viele Jahre hervorragende Arbeit leistet. Sie steht in einem gesonderten Raum, der nur für das Mischen vorgesehen ist – unverkennbar eine staubige Angelegenheit. Auch die Gradzahl, bei der die aus der Masse gepressten Röhren anschließend getrocknet werden, ist streng geheim. Beim Trockenvorgang entstehen feinste 0,0002 mm große Poren, die für die hohe Filterleistung entscheidend sind.

Die Keramikfilter werden zur Trocknung vorbereitet.
© Peter Matern

Nachhaltig gedacht

Unsere Produktionstour setzt sich mit dem Fahrstuhl fort, der uns ins obere Stockwerk bringt. Es riecht nach geschmolzenem Plastik und laute Musik schallt aus den Lautsprechern. Aneinandergereiht stehen große Maschinen, die mit viel Hitze und ordentlich Druck aus Granulat die Deckel für die diversen Filterflaschen von Katadyn pressen. Für jede Deckelform gibt es ein ganz eigenes Spritzgusswerkzeug.

In unterschiedlichen Farben und Formen zeigen sich die fertigen Deckel. © Christian Köpps

Auf unserem Gang durch die Produktionshallen wird deutlich: Nicht nur an Qualität, sondern auch an Nachhaltigkeit wird gedacht. Ob Kunststoffreste aus der Deckelproduktion oder Bauschutt aus der Keramikbearbeitung – alles, was sich wiederverwerten lässt, wird gesammelt und aufbereitet. Alles andere, das den hohen Standards gerecht wird, wird zu einer Lösung für humanitäre Missionen oder sauberes Trinkwasser auf deinem nächsten Outdoor-Abenteuer. Sicher ist sicher.


TEXT: Christian Köpps

FOTOS: Christian Köpps, Peter Matern

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