Interview mit Silke zu „Eine grünere Wahl“

Das Produktlabel „Eine grünere Wahl“ kennzeichnet nachhaltigere Produktalternativen im Globetrotter-Sortiment. Silke Sorgalla ist CSR-Produktmanagerin und hat das Label mitentwickelt. Im Interview erklärt sie, wofür das Label steht und welche Kriterien ein Produkt erfüllen muss, um zur grüneren Wahl zu gehören.

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In den Globetrotter-Filialen und im Online-Shop tragen viele Produkte das Label „Eine grünere Wahl“ – wofür steht das Siegel?

Mit dem Label möchten wir unsere Kundinnen und Kunden dabei unterstützen, bessere Kaufentscheidungen zu treffen und einen nachhaltigeren Lebensstil zu pflegen. Das Label kennzeichnet Produktalternativen aus unserem Sortiment, die bestimmte, überdurchschnittliche Nachhaltigkeitskriterien im Vergleich zu anderen Produkten ihrer Kategorie erfüllen. Mittlerweile führen wir rund 2.000 Outdoor-Produkte, die mit „Eine grünere Wahl“ als nachhaltige Vorreiter gekennzeichnet sind.

Es gibt bei Globetrotter ja auch noch einen Verhaltenskodex, den Code of Conduct – reicht das nicht, um Nachhaltigkeit sicherzustellen?

Für alle unsere Lieferanten gelten bestimmte Mindestanforderungen, die in unserem Code of Conduct festgehalten sind. Dieser umfasst etwa die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten, Umweltschutz sowie den Kampf gegen alle Formen von Zwangs-, Straf- und Kinderarbeit. Das allein ist schon ein wichtiges Werkzeug für eine nachhaltigere Herstellung. „Eine grünere Wahl“-Produkte gehen in puncto Nachhaltigkeit aber gleich mehrere Schritte weiter und erfüllen zahlreiche Kriterien, die über unsere Mindestanforderungen hinausgehen – wie etwa ein nachhaltigeres Chemikalienmanagement, den Einsatz natürlicher und recycelter Materialien oder faire Arbeitsbedingungen. Darüber hinaus haben wir zehn No-Go-Kriterien definiert; trifft nur eines dieser Kriterien auf das Produkt zu, ist es für das Label disqualifiziert.

Warum heißt das Siegel eigentlich „Eine grünere Wahl“, und nicht „Eine grüne Wahl“?

Mit dem Label „Eine grünere Wahl“ möchten wir Bekleidung und Ausrüstung hervorheben, die eine nachhaltigere Alternative zu anderen Produkten in unserem Sortiment darstellen. Das heißt nicht, dass dieses Produkt zu 100 Prozent nachhaltig ist – es stellt aber eine der aktuell besten, verfügbaren Alternativen dar. Nehmen wir einmal das Beispiel einer Regenjacke: Eine neue Regenjacke kann per se nicht vollständig nachhaltig sein, denn für ihre Produktion werden Energie, Wasser und Rohstoffe aufgewendet. Bei der Produktion einer Outdoorjacke, die das „Eine grünere Wahl“-Label trägt, wurde aber beispielsweise auf den Einsatz bestimmter Chemikalien wie PFC verzichtet und es wurden umfassendere Sozialstandards eingehalten. Vielleicht arbeitet der Hersteller auch daran, seinen CO2-Ausstoß bei der Produktion zu verringern oder produziert in der EU. Mit unserem Label möchten wir die Hersteller ermutigen, den bisweilen steinigen Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit weiterzugehen. Daher arbeiten wir gemeinsam mit ihnen Stück für Stück daran, gängige Verfahren und Produkte nachhaltiger zu gestalten. Wir betrachten Nachhaltigkeit als eine Reise und einen Ansporn zur kontinuierlichen Verbesserung.

Nachhaltige Alternativen erkennen: "Eine Grünere Wahl" hilft dir dabei.

Das heißt, die Kriterien für das Label werden ständig angepasst?

Ja, genau. Nachhaltige Kaufentscheidungen und Produktnutzung werden immer wichtiger. Viele Hersteller haben in den vergangenen Jahren umweltschonendere Verfahren entwickelt und ihre Prozesse verbessert. Um diesen Trend entgegenzukommen und stets die Pioniere der Branche auszuzeichnen, entwickeln auch wir unsere Kriterien ständig weiter. Nach jeder Saison prüfen wir daher, ob wir unsere Anforderungen anpassen müssen – denn wir möchten nur die besten Produkte auszeichnen. Ein gutes Beispiel für diesen Weg ist das Kriterium „PFC-Verzicht“: Zur Einführung des Labels wurde der Verzicht auf diesen Stoff mit einem Punkt belohnt – heute stellt der Einsatz von PFC für uns ein klares No-Go-Kriterium dar. Aktuell stellt “Eine grünere Wahl” das umfassendste System dar, um Outdoor-Produkte auf dem europäischen Markt zu evaluieren.  

Wie genau wird ein Produkt zur „grüneren Wahl“? Wer kann teilnehmen und was muss ein Hersteller dafür tun? Wie hoch ist der Aufwand für die Lieferanten?

Die Teilnahme ist ganz einfach: Jeder Lieferant der Frilufts Retail Group, zu der Globetrotter gehört, kann uns zur saisonalen Bewertung seiner gelisteten Produkte kontaktieren oder wird von Globetrotter gebeten, diese einzureichen. Ist ein Hersteller neu dabei, wird der Prozess der Bewertung in einem Vorgespräch genau erklärt und gemeinsam das nachhaltige Potential der Produkte ermittelt. Im Anschluss füllt der Lieferant ein Formular aus und gibt eine Selbstauskunft auf Produktebene gemäß der „Eine grünere Wahl“ Kriterien ab.

Relevant ist in diesem Zusammenhang beispielsweise, aus welchen Materialien das Produkt hergestellt wurde: Bedenkliche Inhaltsstoffe oder Ausrüstungsgegenstände schließen wir bei der „grüneren Wahl“ aus – ebenso wie Einweg-Artikel. Soziale Kriterien spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Bewertung. Daher schließen wir Produkte, die in bestimmten Risiko-Produktionsländern hergestellt werden, kategorisch aus – etwa, weil das Risiko für Korruption hier besonders hoch ist. Die Verwendung kritischer Materialien wie z.B. Baumwolle oder Wolle aus bestimmten Herkunftsländern, die mit Zwangsarbeit in Verbindung gebracht werden oder in denen das Tierwohl missachtet wird, wird bereits in unserem Code of Conduct ausgeschlossen. Auch bei der „grüneren Wahl“ gilt, dass Produkte mit Materialien aus diesen Herkunftsländern das Label nicht erhalten können.

Pluspunkte vergeben wir beispielsweise für den Einsatz besonders nachhaltiger Materialien, etwa aus organischer Herkunft oder aus recyceltem Material. Zudem fragen wir nach verwendeten chemischen Stoffen, sowie nach der Transparenz und der Reparatur- und Recyclingfähigkeit des Produktes. Darüber hinaus werden Aspekte des ökologischen Fußabdrucks, der Sozialstandards in der Produktion oder das Produktionsland berücksichtigt. Zudem spielt die Beschäftigung mit den Umweltauswirkungen der Produkte, die Bereitschaft, sich mit Projekten für das Gemeinwohl zu engagieren oder Auswirkungen eines Produktes zu kompensieren, eine maßgebliche Rolle.

Bei Lieferanten, die den Prozess schon einmal durchlaufen haben, geht diese Prüfung natürlich deutlich schneller: Sie können sich im Wesentlichen auf die Bewertung neu gelisteter Produkte fokussieren. Anschließend werden die vorgelegten Unterlagen für die gesamte Frilufts-Retail- Gruppe geprüft und im Austausch mit den Lieferanten fertiggestellt.

Verfügt das Produkt schon über bestimmte Zertifizierungen und Siegel, geht die Prüfung natürlich deutlich schneller. Hat ein Produkt die Einstiegshürden genommen und mindestens vier Positiv- Kriterien erfüllt, erhält es das „Eine grünere Wahl“ Siegel. Ausgenommen sind selbstverständlich Produkte, auf die eines oder mehrere unserer No-Go-Kriterien zutreffen. In der Herbst-Winter-Saison wurden rund 55 Prozent des gesamten Globetrotter-Sortiments geprüft – für 17 Prozent davon hat es zur „grüneren Wahl“ gereicht.

Nachhaltigkeit beim Einkauf von Outdoor-Produkten - worauf können Kunden achten?

Warum könnte es für Hersteller interessant sein, ihr Produkt anhand der „Eine grünere Wahl“ Kriterien bewerten zu lassen?

Es gibt viele gute Gründe, zur „grüneren Wahl“ zu gehören: Mit unserem Feedback unterstützten wir beispielsweise Hersteller dabei, zu sehen, wo sie mit ihren Produkten im Vergleich zu anderen in puncto Nachhaltigkeit stehen und die eigenen Nachhaltigkeitserfolge bei den Kundinnen und Kunden sichtbarer zu machen. Die „Eine grünere Wahl“ Auszeichnung hebt die Produkte mit der „Extra- Anstrengung“ in unserem Sortiment als Vorreiter hervor und erhöht so die Sichtbarkeit dieser Marke. Das Label kennzeichnet nachhaltigere Produkte nicht nur bei Globetrotter, sondern auch bei Naturkompaniet in Schweden und Norwegen, Partioaitta in Finnland und Friluftsland in Dänemark und erreicht somit eine große Anzahl an Kundinnen und Kunden. Entsprechend wird das Nachhaltigkeitsengagement der Marke durch die Auszeichnung mit dem Label gleichzeitig auf mehreren Absatzmärkten kommuniziert. Produkte, die mit dem „Eine grünere Wahl“ Label gekennzeichnet sind, sind gefragt: In den letzten beiden Jahren haben sich die Verkaufszahlen dieser Produkte bei Globetrotter mehr als verdoppelt!