Biwakieren mit Blick aufs Matterhorn

Outdoorwissen: How to Biwakieren in den Alpen

Das solltest du über das Biwakieren in den Alpen wissen

Sachen packen und eine Nacht unter freiem Himmel in den Bergen verbringen – klingt einfach, oder? Ganz so unkompliziert ist es leider nicht. Wer in den Alpen biwakieren möchte, muss einige Regeln beachten. Denn in den Alpenländern gelten strenge Vorgaben, wo du dein Lager überhaupt aufschlagen darfst. Wir erklären dir, was du über das Bikwakieren wissen solltest.


TEXT: Mona Boos

FOTO: Torge Fahl

Was bedeutet Biwakieren überhaupt?

Ein Biwak ist eine minimalistische Übernachtung draußen ohne Zelt. Unterschieden wird zwischen einem Notbiwak, einem geplanten Biwak und der Übernachtung in einer Biwakschachtel. Ersteres ist eine Notfallmaßnahme, beispielsweise wenn man bei einer Bergtour in die Dunkelheit gerät, das Wetter plötzlich umschlägt oder die Kraft nicht mehr für den Abstieg reicht. Ein geplantes Biwak erklärt sich von selbst: Dabei bist du vorbereitet und möchtest ganz bewusst eine Nacht unter freiem Himmel verbringen.
Biwakschachteln sind kleine Schutzhütten aus Holz oder Metall. Sie stehen oft an Ausgangs- und Stützpunkten für hochalpine Touren oder an Weitwanderwegen, wo über weite Strecken keine bewirtschafteten Hütten vorhanden sind. Sie sind primär für Bergsteiger:innen gedacht, die auf anspruchsvollen Touren unterwegs sind und auf eine Zwischenunterkunft angewiesen sind.

Ist Biwakieren in den Alpen erlaubt?

Ein Notbiwak ist in den Alpen immer legal. Es dient im Ernstfall dazu, eine Nacht in den Bergen zu überleben. Anders sieht es beim geplanten Biwakieren aus: Hier gelten im gesamten Alpenraum strenge Regeln. In Nationalparks sowie Natur- und Wildschutzgebieten ist das Übernachten im Freien in der Regel verboten und kann bei Verstößen mit hohen Geldstrafen geahndet werden. Außerhalb dieser Schutzgebiete gibt es jedoch keine einheitliche Gesetzeslage: Ob Biwakieren erlaubt ist, hängt vom jeweiligen Land, Bundesland, Kanton oder sogar der einzelnen Gemeinde ab. In vielen Regionen wird das Biwakieren außerhalb sensibler Zonen geduldet, solange man sich unauffällig und naturschonend verhält – rechtlich ist das jedoch keine Freigabe, sondern meist nur eine stillschweigende Akzeptanz.

Deshalb gilt: Informiere dich unbedingt vorab bei der zuständigen Gemeinde oder Touristeninformation, ob dein geplantes Biwak erlaubt ist. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich in manchen Regionen sogar eine offizielle Genehmigung holen und schläft dann ganz legal unter freiem Himmel.

Welche Ausrüstung brauche ich, um in den Alpen zu biwakieren?

Notbiwak

Die Ausrüstung für ein Notbiwak solltest du immer in deinem Wanderrucksack haben: ein Biwaksack, eine Rettungsdecke, eine Stirnlampe, eine warme Jacke und eine Mütze. (Welche Notfall-Ausrüstung außerdem in deinen Rucksack gehört, liest du hier.) Auch wenn die Tour noch so kurz ist, ein Notfall kann immer eintreten. Ein Biwaksack ist wind- und wasserabweisend und schützt dich zumindest für eine Weile vor dem Auskühlen. An einem windgeschützen Platz kannst du damit auf die Bergrettung warten oder im schlimmsten Fall eine Nacht in den Bergen verbringen.

Geplantes Biwak

Wenn du bewusst eine Nacht unter freiem Himmel verbringst, kannst du die Nacht etwas angenehmer gestalten. Zur Grundausstattung gehören dabei: eine Isomatte, ein Schlafsack und der Biwaksack. Beim Schlafsack empfiehlt es sich eher einen wärmeren zu mitzunehmen, denn auch im Sommer kann es in Höhenlagen einstellige Temperaturen geben. Als Unterlage eignen sich sowohl eine Schaumstoffisomatte oder eine selbstaufblasende Luftmatte. Achte hier darauf, dass die Matte isoliert ist, damit du nicht über den Boden Wärme verlierst. (Kaufberatung Isomatte) Der Biwaksack wird über die Isomatte und den Schlafsack gestülpt und schützt vor Wind und Feuchtigkeit, sodass du die ganze Nacht über warm und trocken bleibst. Bei stabilem, klarem Wetter kannst du den Biwaksack gegebenenfalls weglassen – dennoch gehört er zur Sicherheitsausrüstung und sollte immer im Rucksack sein. Für etwas mehr Komfort kannst du noch ein kleines aufblasbares Kopfkissen und dicke Socken mitnehmen.

Verpflegung

Snacks wie Müsliriegel, Nüsse und Trockenobst gehören neben dem Biwaksack immer in dein Wandergepäck und können dich im Notfall für eine Weile mit Energie versorgen. Wenn du deine Nacht in den Bergen planst, kannst du ein Abendessen und ein Frühstück einpacken. Welche Lebensmittel sich dafür am besten eignen liest du hier. Eine warme Mahlzeit und eine heiße Schokolade können bei einer Nacht in den Bergen echte Seelenwärmer sein. Deshalb Topf, Kocher, Gaskartusche und ein Feuerzeug mit einpacken. Stelle außerdem sicher, dass du genügend Wasser dabeihast. Mindestens zwei bis drei Liter pro Person sind für Biwaknächte zu empfehlen. Ansonsten kannst du auch einen Wasserfilter oder Tabletten einpacken, um dich unterwegs mit Wasser versorgen zu können.

Wie bereite ich ein Biwak in den Alpen vor?

Rechtliche Bestimmungen

Informiere dich vorab über die örtlichen Regelungen zum Biwakieren und wende dich im Zweifel an die zuständige Gemeinde.

Teste deine Ausrüstung vorab

Mache ein Probelager im Garten oder auf einem Biwakplatz. So merkst du, ob dein Schlafsystem wirklich warm, bequem und praktisch genug ist.

Checke den Wetterbericht

Bei Regen, Sturm oder vor allem Gewittergefahr solltest du dein Vorhaben verschieben – bei instabilem Bergwetter kann ein Biwak schnell gefährlich werden.

Plane deinen Schlafplatz sorgfältig

Nutze eine Karte (analog oder digital), um mögliche Schlafstellen zu finden. Achte dabei auf Verbote, Schutzgebiete und sensible Zonen. Ökologisch unbedenklich sind meist Standorte oberhalb der Waldgrenze, abseits von Wegen, Weiden und Quellen.

Wähle einen sicheren und ebenen Schlafplatz

Vermeide Felskanten, steile Abhänge, Rinnen, Bachbetten, Steinschlagzonen oder potenzielle Lawinenhänge (im Frühjahr). Ideal ist ein flacher, trockener, leicht zugänglicher Ort.

Suche Windschutz

Ein geschützter Platz macht die Nacht angenehmer. Gipfel sind oft zugig und exponiert. Besser ist es, das Biwak etwas tiefer, z. B. auf einem Rücken oder in einer Mulde aufzubauen.

Ausrichtung bedenken

Wenn du morgens den Sonnenaufgang beobachten oder in der Morgensonne frühstücken möchtest, suche dir am besten einen Platz aus, der nach Osten ausgerichtet ist.

Denke an den Notausstieg

Wenn du zum ersten Mal biwakierst: Wähle einen Ort, von dem du im Notfall auch nachts wieder absteigen kannst, zum Beispiel in ein Tal oder zu einer Hütte.

»Leave No Trace«-Grundregeln beim Biwakieren

Das internationale Prinzip »Leave No Trace« – zu Deutsch: Hinterlasse keine Spuren – stammt ursprünglich aus den USA und wurde von Naturschutzorganisationen entwickelt, um einen achtsamen Umgang mit der Wildnis zu fördern. Es basiert auf einfachen Grundsätzen, die helfen sollen, die Natur möglichst unberührt zu lassen.

  • Vermeide Lärm und Licht

    Viele Wildtiere wie zum Beispiel Rehe, Gämsen und Füchse sind dämmerungs- und nachtaktiv. Helles Licht, Stimmen und Musik können sie stören, vergrämen oder ihren natürlichen Rhythmus verändern.

  • Auf geeignetem Untergrund biwakieren

    Übernachte nur auf robustem, unempfindlichem Boden zum Beispiel auf Steinen und trockenen Wiesen, nicht auf Mooren oder in sensibler Vegetation.

  • Feuer machen

    In den meisten Teilen der Alpen sind Lagerfeuer dauerhaft verboten. Gaskocher sind meist erlaubt – sofern verantwortungsvoll genutzt.

  • Toilettengang

    Immer eine kleine Schaufel dabeihaben. Suche dir einen Ort weit entfernt von Wasserläufen und grabe ein Loch. Toilettenpapier bitte nicht vergraben und nicht verbrennen – die umweltfreundlichste Lösung: in einem Zip-Beutel mitnehmen.

  • Alles mitnehmen, nichts zurücklassen

    Nimm sämtlichen Müll wieder mit – auch Bioabfälle wie Essensreste. Wenn du dein Lager am Morgen verlässt, sollten nur deine Fußspuren bleiben.

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