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Hinter den Kulissen:
Secondhand bei Globetrotter


Was passiert mit den gebrauchten Produkten, die Outdoor-Fans in die Secondhand-Abteilungen von Globetrotter bringen? Mareike Heubel, Senior Product Lifecycle Managerin bei Globetrotter, erzählt von den verschiedenen Schritten – und warum Secondhand sowohl für den Geldbeutel als auch für die Umwelt besser sein kann.

Gleich hinter dem Eingang, noch bevor man zu den neuen Waren gelangt, hängen sie ordentlich sortiert auf der Kleiderstange: Jacken, die Wind und Regen getrotzt haben, Hosen mit kaum sichtbaren Spuren vergangener Wanderungen, Rucksäcke, die schon den einen oder anderen Campingkocher transportiert haben, und Neoprenanzüge, die wahrscheinlich unzählige Wellen gesurft sind. Einige sehen fast wie neu aus, andere erzählen still von der Zeit, die sie im Freien verbracht haben.

Seit 2021 betreibt Globetrotter in allen Filialen permanente Secondhand-Bereiche. Die Waren haben seitdem einen prominenten Platz  erhalten – nicht als versteckter Bereich in einer Ecke, sondern als integraler Bestandteil der Verkaufsfläche, häufig direkt am Eingang des Ladens. Mit Größe, Marke und Preis ausgezeichnet – und ohne die geringste Flohmarktatmosphäre.

Im Juni 2023 hat Globetrotter eine eigene Secondhand-Onlineplattform hinzugefügt.

Secondhand, Reparatur und mehr: Das sind die Arbeitsbereiche von Product-Lifecycle Managerinnen Mareike Heubel und Christiane Gawlik.

„Globetrotter verkauft Produkte für Outdoor-Aktivitäten – und wir sollten alles tun, um die Umwelt zu schützen und sie nicht zusätzlich zu belasten. Outdoor-Produkte sind komplex in der Herstellung und verbrauchen Ressourcen wie Energie, Wasser und Rohstoffe“, sagt Mareike Heubel, Senior Product Lifecycle Managerin und verantwortlich für alle Kreislaufdienstleistungen bei Globetrotter, und fährt fort:

„Leider werden viele Produkte viel früher entsorgt, als es ihre technische Lebensdauer zulassen würde. Unser Konsumverhalten muss sich ändern – und Secondhand ist ein dringend notwendiger Schritt, um die Einsatzzeit hochwertiger Ausrüstung zu verlängern und die hohen Herstellungskosten besser zu nutzen.“

Eine Analyse von Globetrotter und der Klimaschutzorganisation Myclimate zeigt, wie groß das Einsparpotenzial ist: Eine neu produzierte Regenjacke verursacht durchschnittlich rund 9,1 Kilogramm CO₂-Äquivalente, eine gebrauchte nur rund 2 Kilogramm. Ein neues Zelt beansprucht rund 67 Kilogramm CO₂-Äquivalente, ein gebrauchtes rund 10 Kilogramm. Auch bei Schuhen ist der Unterschied deutlich: 45 Kilogramm CO₂e bei Neuware gegenüber rund 8 Kilogramm bei Secondhandware.

Im Durchschnitt sind die Emissionen von gebrauchten Produkten um 70 bis 80 Prozent geringer als die von Neukäufen, da die wenigen verbleibenden Emissionen nur durch Transport, Reinigung und eventuelle Reparaturen verursacht werden.

Werkstätten und Reparaturzentren in ganz Deutschland

“Wenn man eigene gebrauchte Kleidung oder Ausrüstungsgegenstände verkaufen möchte, kann man diese in ein Geschäft bringen oder sie online im Secondhand-Bereich der Globetrotter-Website registrieren”, erklärt Mareike Heubel. Alle funktionsfähigen Produkte, die im Globetrotter-Sortiment gelistet sind, werden angenommen. (Für Schuhe gibt es einige Einschränkungen: Sie dürfen nicht älter als zwei Jahre sein. Ältere Modelle sind ausgeschlossen, da die geklebten Sohlenmaterialien – insbesondere Polyurethan – mit der Zeit zerfallen und sich beim Tragen ablösen können. In diesem Fall kann Globetrotter die Qualität des Produkts nicht mehr garantieren.) 

“Wir stehen als Globetrotter für hochwertige langlebige Ausrüstung – das ist unser Anspruch und zugleich haben wir auch Kriterien in Bezug auf die Bedingungen, wie Produkte hergestellt werden. Das versuchen wir nach bestem Wissen und Gewissen auch bei Secondhand sicherzustellen -damit unsere Kunden auch hier auf qualitativ hochwertige Ausrüstung vertrauen können. Bei Fremdmarken, die wir nicht führen, gibt es entsprechende Gründe in Hinblick auf die Produktion oder Nachhaltigkeit. Und gewisse Marken können wir nicht bewerten, da es sich um Eigenmarken anderer Retailer handelt.” 

Nach der Anlieferung wird jeder Artikel auf Funktionalität, Sauberkeit, Zustand und Reparaturbedarf geprüft.

„Auf dieser Grundlage wird ein Wiederverkaufswert berechnet und man erhält ein Angebot in Form eines Gutscheins. Wir kaufen auch defekte Produkte an, reparieren diese und nehmen sie wieder in den Verkauf. Der Ankaufspreis wird dann entsprechend angepasst.“

Um sicherzustellen, dass die Produkte zuverlässig wiederaufbereitet werden können, betreibt Globetrotter ein dichtes Netzwerk an Werkstätten: Neben dem zentralen Reparaturzentrum in Ludwigslust verfügen mittlerweile 18 der 22 Filialen über eigene Werkstätten. Dort und im Reparaturzentrum können die Secondhand-Artikel je nach Zustand repariert oder aufgearbeitet und so für die Wiederverwendung vorbereitet werden.

Secondhand und Werkstätten bilden mittlerweile einen festen Bestandteil der Globetrotter Filialen.

Keine Korrespondenz und keine bösen Überraschungen

Wenn man seine Outdoor-Produkte nicht direkt in einer Filiale abgeben möchte oder kann, ist es möglich, diese online unter globerotter.de zu registrieren. Man gibt die Marke, den Zustand und das Alter des Produktes an und erhält einen Versandaufkleber. Das Produkt wird verpackt und an die zentrale Sammelstelle geschickt und im Reparaturzentrum in Ludwigslust geprüft. Nach der technischen Prüfung erhält man per E-Mail ein Angebot für einen Gutschein. Das Produkt wird dann in das Zentrallager gebracht, etikettiert und als Gebrauchtware im Online-Shop zum Verkauf angeboten – inklusive der gesetzlichen Gewährleistung.

Im Gegensatz zum privaten Verkauf über Plattformen wie eBay oder Kleinanzeigen ist der Secondhand-Bereich von Globetrotter für Verkäufer mit deutlich weniger Aufwand und für Käufer mit mehr Sicherheit verbunden. Wer Artikel abgibt, muss keine Fotos machen, keine Beschreibungen verfassen, keinen Versand organisieren und keine Preise aushandeln.

Wer ein Produkt kauft, erhält technisch geprüfte, gereinigte und gegebenenfalls reparierte Ware – inklusive gesetzlicher Gewährleistung. „Das erspart einem die ganze E-Mail-Korrespondenz mit potenziellen Käufern, die am Ende vielleicht doch noch abspringen – und umgekehrt erlebt man keine bösen Überraschungen, wenn es um den Zustand des Produkts geht, das bei einem zu Hause ankommt“, sagt Mareike Heubel.

Wachsendes Interesse bei den Kunden

In den vergangenen fünf Jahren ist das Interesse der Globetrotter-Kunden an Secondhand-Produkten stark gewachsen und mit ihm die Zahl der verkauften Artikel. Der Trend entwickelt sich weiterhin positiv. Im Jahr 2024 sind knapp 50.000 Secondhand-Waren über die Ladentheke gegangen.

“Bei Kleidung sind wir erfahrungsgemäß immer besser aufgestellt als im Bereich Ausrüstung/Hardware. Gerade Rucksäcke und Taschen werden von unseren Kunden gesucht und auch schnell wieder verkauft.”, sagt Mareike Heubel. „Für junge Menschen, die beispielsweise nach dem Schulabschluss eine große Reise machen wollen, ist dies oft eine gute Möglichkeit, sich auszustatten, ohne alles neu kaufen zu müssen. Secondhand-Kleidung eignet sich auch besonders gut für Kinder, da sie so schnell aus ihren Kleidungsgrößen herauswachsen – oft sind Artikel noch fast ungetragen, wenn sie bereits zu klein sein“, sagt Mareike Heubel. “Wir suchen nicht gezielt nach speziellen Produkten. Wir freuen uns über jede gut erhaltene und gepflegte Markenausrüstung, die wir mit unserem Anspruch an Qualität Secondhand weiterverkaufen können.”

Begehrte Marken sind aktuell Fjällräven, Patagonia, Arc’teryx, VAUDE, Jack Wolfskin und The North Face. Deuter und Osprey sind im Bereich Hardware besonders populär. 

“Hier spielt auch mit rein, dass von den großen Marken natürlich generell mehr Produkte im Umlauf sind und auch den Weg in den Secondhand-Kreislauf finden. Kleinere Marken (mit kleineren Volumen) wie Ortovox, Klättermusen etc. sind aber auch sehr beliebt”, sagt Mareike Heubel. 

Die Mitarbeitenden in den Globetrotter-Filialen weisen Kunden bei der Beratung auch gezielt auf gebrauchte Waren hin. Denn viele Menschen kennen diese Möglichkeit noch nicht.

„Wenn jemand nach einem bestimmten Produkt sucht, schauen wir oft, ob es in der Secondhand-Abteilung zu finden ist. Wir möchten, dass unsere Kunden unser gebrauchtes Sortiment als integralen und gleichberechtigten Bereich unseres Produktangebots sehen. Für uns ist das kein Randthema, sondern Teil einer strukturellen Neuausrichtung des Outdoor-Fachhandels“, sagt Mareike Heubel.

Globetrotter hat sich zum Ziel gesetzt, der nachhaltigste Outdoor-Fachhändler Deutschlands zu werden – und Secondhand ist ein wichtiger Bestandteil davon.

„Viele Secondhand-Artikel werden oft schon kurz nach ihrer Listung in unseren Filialen verkauft. Wir freuen uns sehr über jedes weitere Produkt, das seinen Weg zu uns findet und dem wir ein neues Leben schenken können. Jeder Artikel erzählt seine eigene Geschichte – und Secondhand ermöglicht ihm, ein neues Kapitel zu beginnen.“

Text: Karen Hensel
Fotos: Jonas Skorpil / Karen Hensel


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