Oberbayern mit dem Fahrrad erleben, bedeutet nicht zwangsläufig Pässekurbeln. Wir zeigen dir drei Schleifen, bei denen das Wasser ein stetiger Begleiter ist. Wilkommen auf den Wasser-Radlwegen!
Hier schlängeln sich die Wasser-Radlwege durch beeindruckende Hopfengärten, hügelige Landschaften, idyllische Dörfer und vorbei an zahlreichen weltberühmten Bierstätten. Mit rund 270 Kilometern Länge führt die Route zwischen Ingolstadt, München, Schrobenhausen und Freising direkt in die Hallertau – das größte zusammenhängende Hopfen-Anbaugebiet der Welt.
Rund um den Radweg entlang der Nymphenburgerstraße befindet sich ein kleines Brauereieck. Die Traditionshäuser Löwenbräu, Augustiner und Spaten haben sich hier in unmittelbarer Nähe niedergelassen, um inmitten der Landeshauptstadt bestes bayerisches Bier zu erzeugen. 1860 erwirbt Brauer und Eigentümer der Löwenbrauerei Ludwig Brey den sogenannten »Löwenbräukeller«, der auch heute noch als Wirtshaus und Veranstaltungsort genutzt wird. Wenige Meter entfernt befindet sich die gleichnamige Brauerei Löwenbräu, in der das Bier zwar unter Einsatz neuester Brautechnologie, aber stets unter Einhaltung des bayerischen Reinheitsgebotes gebraut wird. Die Brauerei Spaten in der Marsstraße bietet jeden ersten Freitag im Monat sowie samstags Brauereiführungen an. Der Augustiner Keller ist ebenfalls und im wahrsten Sinne des Wortes gleich ums Eck, nämlich in der Arnulfstraße. Seinen traditionellen Biergartencharme aus dem Jahr 1896 hat sich dieses Münchner Urgestein bis heute bewahrt. Damals wurde die gartenähnliche Anlage mit Küche und Bewirtung nach einem Umbau wiedereröffnet. Im gleichen Jahr wurde auch der Festsaal mit 5.000 Plätzen gebaut. Hier ist also bei jedem Wetter ein Plätzchen für Radler frei.
Wer kam eigentlich auf die Idee, in der Hallertau Hopfen anzubauen, und wie wird er geerntet? Antworten auf diese und viele weitere Fragen werden im Deutschen Hopfenmuseum mit Filmen, einer riesigen Hopfendolde, Fotos oder echten Hopfenzupfer-Utensilien beantwortet. Die Hopfenbotschafterinnen nehmen ihre Gäste mit auf eine spannende Reise durch ihre Hopfengärten und auf ihre Höfe. Mit viel Liebe zum Detail erzählen sie von ihrem Leben und ihrer Arbeit mit dem »Grünen Gold« der Hallertau. Am eindrucksvollsten ist eine Hopfenführung zur Erntezeit von Ende August bis Mitte September. Radfreunde hingegen finden in der Hallertau ganzjährig eine besondere Kulisse.
Dass sich im Landkreis Pfaffenhofen auch einer der Wakeboard-Hotspots Bayerns befindet, wissen nur die wenigsten. Auch wer nicht übers Wasser gleiten möchte, wird den Zwischenstopp beim Wake & Groove auf dem Lorenzisee nahe Geisenfeld lieben: Im Liegestuhl auf der großen Holzterrasse des Restaurants oder am Ufer des Badesees ist es ein Leichtes, das Leben zu genießen oder sich während der Radltour kurz abzukühlen.
380 »gesalzene«, aber genussvolle Kilometer: Orte wie Mühldorf, Traunstein, Altötting und Burghausen liegen auf der Salzrunde der Wasser-Radlwege durch Oberbayern. Hier ist das Salz allgegenwärtig und die Spuren des weißen Goldes lassen sich entlang der Salzach bis zu seinem Ursprung in Bad Reichenhall zurückverfolgen. Da die Atemwege salzige Momente lieben, sollte auch eine der zahlreichen Thermen auf dem Tourplan stehen.
Unter dem Motto »Kunst und Kultur am Inn« steht die Tour entlang der Innschleife in Wasserburg. Innerhalb des Stadtgebietes ist man zunächst auf dem Skulpturenweg unterwegs, der 1988 von der Künstlergemeinschaft AK 68 Wasserburg entworfen wurde. Über 32 Skulpturen stehen hier Spalier. Der Weg schlängelt sich in der Form eines Hufeisens durch die Stadt und bringt seine Besucher auch an zahlreichen Cafés und Gaststätten vorbei. Lässt man die romantischen Häuserfassaden der Altstadt hinter sich, geht es über einen kurzen Anstieg weiter flußaufwärts Richtung Attel, wo man dem Kloster Attel einen Besuch abstatten kann. Hier lässt Wasserburg, eine der bedeutendsten und schönsten Städte entlang der Salzhandelsroute, mit all ihren Reizen erleben – es lohnt sich, das Rad auch mal für eine kleine Weile dort stehen zu lassen …
Es muss nicht immer schnell gehen: Plätten nennt man die früheren Salzkähne, auf denen einst Salz aus den Salinen nach Burghausen transportiert wurde. Wie das damals wohl war, seine Tage auf so einem Kahn zu verbringen? Einfach ausprobieren – zwar nicht tagelang – aber wenigstens eine Fahrt lang. Vielleicht die schönste und entspannteste Art und Weise, Geschichte, Landschaft und Umgebung von Burghausen kennenzulernen. Öffentliche Plättenfahrten oder Plättenfahrten für Gruppen – auch mit musikalischer Untermalung – können im Voraus online gebucht werden. Eine willkommene Abwechslung auf einer Radreise durch Oberbayern.
Von den Wasser-Radlwegen ist es nicht mehr weit zu der oberbayerischen Salz-Region. In der Alpenstadt Bad Reichenhall und im Salzbergwerk Berchtesgaden warten die faszinierendsten Facetten des Salzes. Wer ihnen auf den Grund gehen will, fährt in die Tiefe des Salzbergwerkes, bestaunt den Salzsee und die Unterwelt, in der das Salz abgebaut wird. Die Alte Saline in Bad Reichenhall ist die einzige königliche und wahrscheinlich die schönste Saline Deutschlands: König Ludwig I. von Bayern selbst ließ sie 1837 erbauen. Im Hauptbrunnhaus drehen sich – damals wie heute – die riesigen Wasserräder. Was es mit den Wasserrädern auf sich hat und noch viele weitere Geheimnisse rund um Salz und Sole verrät vielleicht einer der letzten Brunnwarte persönlich. Wer lieber direkt ins Salz eintaucht, als in seine Geschichte – der radelt in die RupertusTherme. Sauna oder wohlig warme AlpenSole direkt aus der Heilquelle mit Bergblick – in der modernen Therme findet jeder sein passendes Wellness- Vergnügen und die perfekte Auszeit nach einem erlebnisreichen Tourentag.
UNESCO Weltkulturerbe, Sisis Heimat-Kulisse, hollywoodreife Szenen und große Meisterwerke der Kunst: Auf rund 346 Kilometern verläuft die südwestliche Schleife der Wasser-Radlwege zwischen München und Garmisch-Partenkirchen. Der Fernradweg führt direkt durch das Murnauer Moos, dem Ursprung des Blauen Reiters sowie die idyllische Fluss- und Seenlandschaft rund um den Ammersee.
Rubens, Dürer, Da Vinci, Rembrandt, Klimt, Van Gogh, Monet, Picasso, Klee … – das Lenbachhaus und die drei Pinakotheken sind ein absolutes Muss für Kunst- und Kulturliebhaber, die in München auf Tour sind. Praktisch, dass die großen Meisterwerke so nah beieinander hängen – nur wenige Meter trennen die berühmten Kunstmuseen voneinander. So kann man bequem durch die verschiedenen Epochen »radeln«. Alte Pinakothek, Pinakothek der Moderne, Museum Brandhorst und das Lenbachhaus befinden sich alle fußläufig rund um den Königsplatz. Und wer danach auch noch erleben will, wo einige der großen Künstler des Blauen Reiters gemalt und gelebt haben, der fährt auf den Wasser-Radlwegen einfach weiter gen Süden zu Staffel- und Walchensee, an deren Ufern große Kunst entstanden ist.
Mönche sollen früher im Mangfalltal gesiedelt und auch die Namenswahl für den Fluss getroffen haben. »Die Mannigfaltige« wurde der Fluss aufgrund seiner ständig wechselnden Form und der vielen Gesichter des Gewässers zunächst genannt, woraus sich später die Abkürzung »Mangfall« ergab. Das Mangfalltal erstreckt sich an die 50 Kilometer: von Gmund am Tegernsee bis hin nach Rosenheim. Eine wunderschöne Strecke, um die wilde Natur rund um die Mangfall und den Fluss mit seinen tausend Gesichtern per Bike zu erkunden.
Der Legende nach soll auf der Kugler Alm im Süden von München das »Radler« erfunden worden sein. Von Franz Xaver Kugler gegründet, war die Kugler Alm in den 20er Jahren eines der populärsten Wirtshäuser Münchens. Als das Fahrradfahren sich bei den Münchnern immer größerer Beliebtheit erfreute, ließ der geschäftstüchtige Wirt eigens einen Fahrradweg zur Kugler Alm anlegen. Mit durchschlagendem Erfolg – es kamen mehr durstige Radfahrer zur Kugler Alm, als Bier im Keller war und so musste der Wirt sein Bier mit Zitronenlimonade strecken. Die Radlermaß war geboren.
Oberbayern ist ein Paradies für Fahrradfahrer und bietet mit seinen malerischen Landschaften und idyllischen Orten ideale Voraussetzungen für Etappenradtouren. Im Tourenportal Outdooractive haben wir weitere Tourenvorschläge und Tipps für mehrtägige Radtouren in der Region gesammelt. Dabei bieten die Etappenradtouren nicht nur sportliche Herausforderungen, sondern auch die Möglichkeit, die Schönheit Oberbayerns hautnah zu erleben und die Region intensiv im Fahrrad-Tempo kennenzulernen.
FOTOS: Janina Laszlo, Daniel Reiter, Peter von Felbert