Frauenspezifische Rucksäcke von deuter
Wer hat’s erfunden?
Als wohl erster Hersteller auf dem Markt brachte Deuter speziell für Frauen designte Rucksäcke auf den Markt. Globetrotter wollte wissen, was diese im Detail auszeichnet und worauf es noch bei der Auswahl ankommt.
Emily und Svenja, aktuell gibt es gefühlt fast genausoviele Rucksäcke für Damen als für Herren. War das schon immer so?
Nein. Lange gab es Rucksäcke fast ausschließlich mit einer Passform, die die Bedürfnisse einer klassisch »maskulinen« Statur bedienten. Als erste Marke brachte Deuter im Jahr 2006 die SL-Passform (SL = Slim Line) auf den Markt, welche sich der »weiblichen« Anatomie zuwendete. Auch war damals das Ziel, damit mehr Frauen an den Berg zu holen und sie in der Kollektion und im Sport sichtbar zu machen. Glücklicherweise nehmen Frauen mittlerweile auch Hauptrollen im Outdoorsport ein – und dass nicht nur in Outdoorfilmen oder auf Social Media – sondern auch jeden Tag am Berg. Die Nachfrage nach optimierten Passformen steigt und viele Hersteller reagieren.
Technical Product Development
Design & Development
Die Geschichte der SL-Line
Was sind die größten Unterschiede?
Die größten Unterschiede liegen in der Paßform: kürzere Rückenlänge, steilere Hüftflossenwinkel, Brustgurte mit größerem Verstellweg, sowie die schmaleren Schulterträger mit verstärktem Schwung. Zudem haben die SL-Systeme oft ein Somderfeature, das wir »Soft Edge« nennen: An den Schulterträgern zieht sich das Kontaktmaterial (meist ein Abstandsgewirke) weiter um den Schaumkern des Schulterträgers herum. Das ist komfortabler und beugt Scheuerstellen vor.
Also ist es nicht bloß die Farbe?
Nein. Aber es stimmt schon, dass es Farbstellungen gibt, die vielleicht eher Frauen ansprechen. Früher waren das zum Beispiel hellere oder pastelligere Töne, während sich viele Männer häufig zu neutraleren, dunkleren Farben hingezogen fühlten. Der Punkt Farbe hat sich aber sehr verändert. Die Mode widersetzt sich aktuell herkömmlicher Geschlechternormen; Inklusivität und Vielfalt gewinnen an Bedeutung.
Interpretiert jeder Hersteller das Thema Frauenrucksack ähnlich?
Natürlich gibt es Überschneidungen, manchmal versucht man aber auch das Rad neu zu erfinden. Meist sind es Details: manchmal wird z.B. nur die feste Rückenlänge verkürzt, andere bieten besonders viele Verstellmöglichkeiten. Die Unterschiede sind gut so und sorgen für Vielfalt im Angebot. Schließlich entwickelt sich die gesamte Outdoorwelt stetig weiter. Man lotet Nischen aus und sucht nach Produktlösungen für die unterschiedlichsten Anwendergruppen.
Sind Frauenrucksäcke auch leichter?
Das Volumen der SL-Rucksäcke ist im Vergleich zu den Regular-Modellen meist kleiner, da kleinere Personen auch weniger Gepäckvolumen haben – etwa durch geringere Kleidergröße und auf die Körpergröße angepasste Ausrüstung – wie etwa Isomatte und Schlafsack. Ergo wiegen die SL-Modelle auch etwas weniger. Einen speziellen Leichtbau bei den Materialien betreiben wir jedoch nicht.
Der erste Hersteller, der verstärkt auf spezielle Rucksäcke für die weibliche Anatomie gesetzt hat, war Deuter. Habt ihr auch heute noch die Nase vorne?
Mit dem ersten SL-Rucksack haben wir den Ton gesetzt und waren lange Vorbild für andere. Wir sind immer noch Marktführer in Europa Marktführer und nehmen jeden Wettbewerb an.
Die SL-Passform wurde übrigens in Zusammenarbeit mit Gerlinde Kaltenbrunner entwickelt. Gerlinde ist eine der erfolgreichsten Höhenbergsteigerinnen der Welt. Sie hat als erste Frau alle Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen. Auch heute setzt Deuter auf die Zusammenarbeit mit Athletinnen und Athleten aller Altersgruppen, die nah am Puls der Zeit sind und uns wertvolle Testergebnisse und Impulse liefern. Darunter etwa Tamaro Lunger, die heute im alpinen Bergsteigen das ist, was Gerline zu ihrer Hochzeit war.
Ähnliches gilt für unsere hauseigene Entwicklungsabteilung: wir testen mit Leidenschaft alles am Berg, was wir hervorbringen. Deshalb wurde auch der Schaffensprozess angepasst, denn die SL-Passform wurde lange nachgelagert zu den Herrenmodellen entwickelt. Mittlerweile wird sie von Anfang an mit demselben Fokus ausgearbeitet wie das Regular-Modell.
So muss der perfekte Rucksack sitzen
Wo ist eigenlich die Blume hin?
Aus unseren großen Märkten in Skandinavien und Amerika kam Feedback, dass Käuferinnen die SL-Blume bewusst ablehnten, denn eine Blume als Sinnbild für Weiblichkeit im Sportsegment ist heute einfach nicht mehr zeitgemäß. Die Kunststoffblume hatte keinen Nutzwert, außer das SL-Produkt zu markieren. Dafür extra ein Kunststoff-Teil zu produzieren, ist schon länger nicht mehr Teil unserer Nachhaltigkeits-Philosophie. Deshalb hat sich die Blume in ein SL-Hangtag aus Pappe verwandelt.
Lohnt es sich für Frauen, auch mal die Herrenmodelle auszuprobieren?
Je nach individueller Anatomie. Wer als Frau groß ist und einen langen Rücken hat, könnte durchaus mit einem Regular- oder sogar EL-Modell (=Extra Long) glücklich werden. Auch für Herren mit kurzem Rücken kann ein SL-Modell passender sein.
Worauf sollte ich noch achten auf dem Weg zum perfekten Rucksack?
Jeder Körper ist einzigartig, daher ersetzt nichts eine Anprobe im Laden. Belade ihn dort mit ausreichend Gewicht, behalte ihn eine längere Zeit auf, laufe herum, steige Treppen – am besten in der Kleidung, die auch auf Tour getragen wird. Genauso wie ein Wanderschuh muss auch ein Trekkingrucksack sehr lange bequem bleiben und sollte nicht ausschließlich nach der Lieblingsfarbe gewählt werden – auch wenn unsere neuen Farben sehr dazu ermutigen 😉
Wann kommt endlich der selbsttragende Rucksack?
Wenn man selbsttragend so interpretiert, dass die Last für unseren Planeten weniger wird, dann sind wir auf jeden Fall auf dem Weg in diese Richtung. Wir arbeiten stark daran, mit jeder Kollektion Innovationen zu bringen, auf technische Weise sowie in Sachen Nachhaltigkeit. Ein sehr großer Teil unserer Kollektion hat bereits das Bluesign-Label und die meisten unserer Stoffe bestehen aus recyceltem Kunststoff. Nicht zu vergessen der »Grüne Knopf« und neuerdings auch Climate-Partner-Zertifizierungen. Wir freuen uns sehr, dass unsere Reparaturwerkstatt immer mehr Zulauf bekommt, immer mehr Leute möchten ihr altes Produkt weiter nutzen und lassen es reparieren. Bei uns wird großen Wert daraufgelegt, unsere Produkte so zu gestalten, dass sie effizient reparabel sind.