Fjällräven Polar 2025 – 300 Kilometer durch die Arktis
Den Hundeschlitten durch die schwedische Arktis lenken, vier Nächte in der Wildnis schlafen und die Natur genießen, so wie sie ist: kalt, rau und großartig – aber doch (unter Anleitung) beherrschbar. Das erleben Melanie und Timo beim Fjällräven Polar.
Fjällräven Polar 2025 in Zahlen
Fjällräven Polar 2025 in Zahlen
300 Kilometer
5 Tage
150 Huskys
20 Teilnehmende
-35°C
4 Nächte
Melanie Többe (28) und Timo Heinen (46)
Die Fjällräven Polar Expedition ist ein jährliches Einladungsevent. Bewerben können sich Menschen aus der ganzen Welt. Aus Deutschland haben in diesem Jahr Melanie und Timo den Zuschlag erhalten. Dabei mussten sie im Vorfeld zeigen, dass sie den Herausforderungen der arktischen Wildnis gewachsen sind. Melanie ist Outdoor-Fotografin aus Niedersachsen. Auch Timo ist in der Natur mit der Kamera unterwegs, allerdings als Hobby. Er liebt Mehrtages-Trekkingtouren und dabei zieht es ihn immer wieder auf den Kungsleden oder den West Highland Way in Schottland.
Ein endloses Weiß. Himmel und Erde verschmelzen, jede Kontur verschwimmt. Wir sind im Grenzgebirge zwischen Schweden und Norwegen, ganz hoch im Norden. Der vierte Tag unserer Reise. Keine Bäume, kein Horizont, nur Schneekristalle, die vom Wind wie feiner Staub über den Boden fegen. Stille liegt über der Szenerie, unwirklich und rau. Nur das Hecheln, Bellen und Jaulen der Hunde durchbricht die Leere. Ganz selten ein Ruf des Mushers. Er kennt den Weg, auch wenn wir nur vage Markierungen im Nebel erahnen. Unsere Aufgabe ist simpel: dem Vorausfahrenden folgen, auf dem Schlitten bleiben, balancieren, bremsen. Alles andere erledigen die sechs Huskys.
Der Traum vom Fjällräven Polar
Schon Monate zuvor beginnt das Abenteuer. Wir – Melanie Többe und Timo Heinen – gehören zu den zwanzig glücklichen Teilnehmenden des Fjällräven Polar 2025, ausgewählt aus über 30.000 Bewerbungen. Die Zusage fühlt sich erst surreal an, doch schnell ist klar: Das wird ernst. Gemeinsam mit den anderen treffen wir uns online, bekommen Hausaufgaben, lernen, wie man Zelt, Kocher und Kleidung handhabt. Nach und nach entsteht ein Zusammenhalt, der schon vor dem Abflug wie ein festes Band wirkt. Als wir schließlich im Hotel aufeinandertreffen, fühlt es sich nicht wie ein erstes Kennenlernen an. Wir lachen, teilen Geschichten, Ängste, Motivation. Zwanzig völlig unterschiedliche Menschen aus der ganzen Welt, die in kurzer Zeit zu einer Einheit zusammenwachsen werden.
Sechs Huskys, ein Schlitten
Am nächsten Morgen bringt uns der Bus zum Startpunkt. Schon beim Aussteigen hören wir sie – ein Chor aus Bellen und Jaulen, wild und kraftvoll. Die Hunde spüren, dass es gleich losgeht. Auf dem Platz stehen die Schlitten, im Eis verkeilt und mit Seilen an Pfosten gebunden. Erst später beim Start verstehen wir, warum: Jeder Schlitten wird von sechs Huskys gezogen, und ihr Drang zu laufen ist unbändig.
Beim Anleinen spüren wir die Unterschiede: neugierige, verspielte Hunde, daneben zurückhaltende, beinahe scheue. Hundeschlittenfahren bedeutet, mit echten Charakteren zu reisen – nicht mit Motoren. Jeder findet im Team seinen Platz. Als der Anker gelöst wird, geschieht es: ein Ruck, ein Aufschrei – und die Hunde preschen los. Wir klammern uns an die Bügel, bremsen, stemmen uns mit dem ganzen Gewicht in die Metallkrallen der Bremse. Ohne sie wären wir sofort verloren. Die Hunde folgen dem Vorderschlitten, schneiden keine Kurven, laufen zielstrebig, als gäbe es ein unsichtbares Gleis.
Von Poikkijärvi in die Wildnis
Unsere Reise führt zunächst über zugefrorene Seen, deren glatte Oberflächen nur schwach mit Schnee bedeckt sind. Der Schlitten gleitet mühelos, die Hunde können das Tempo anziehen, doch jeder kleine Riss und jede Verwehung verlangen Konzentration. Danach wechseln wir auf Waldwege: tiefer Schnee, Wurzeln unter der Oberfläche, enge Kurven zwischen kahlen Bäumen. Der Schlitten springt, ruckelt, wird von den Huskys präzise geführt.
Schon nach wenigen Kilometern öffnet sich die Landschaft wieder. Die Weite wächst, die Tundra breitet sich endlos aus. Kleine Hügel werfen Schatten, und langsam verschwindet die Zivilisation. Immer vier Gespanne der Teilnehmenden folgen einem professionellen Musher, der den Weg bestimmt. Insgesamt sind wir fünf solcher Gruppen – mehr als 150 Hunde insgesamt. Die Expedition beginnt in der Nähe von Kiruna in Nordschweden, das Ziel ist Signaldalen in Norwegen. 300 Kilometer arktische Tundra ohne Straßenanschluss. Die Tagesetappen variieren zwischen 50 und 70 Kilometern. Abhängig von Schneelage und Wetterbedingungen brauchen wir dafür sechs bis acht Stunden.
»Mitten in dieser weiten, leeren Landschaft entsteht mit Schaufel und Muskelkraft unser Lager.«
Zelten bei minus 35 Grad
Die Abende gehören der Routine: Hunde abschnallen, Futter vorbereiten, Pfoten kontrollieren. Jeder ist für die sechs Huskys seines Schlittens verantwortlich. Hier gilt: erst die Hunde, dann du. Danach Zelte aufbauen, Schnee schmelzen, Schlafsäcke ausrollen. Schon beim Zeltaufbau heißt es, Maßnahmen gegen die Kälte zu ergreifen. Unter der Apsis schachten wir den Schnee knietief aus. So entsteht ein Platz zum Sitzen – und nachts eine Kältefalle. Die kälteste Luft sammelt sich am Boden, wodurch es im Schlafbereich etwas wärmer bleibt.
In der ersten Nacht schlafen wir kaum. Draußen hecheln die Hunde, irgendwo bellt einer. Dann plötzlich stimmen sie alle gemeinsam ein Jaulen an – und kurz darauf flammen über uns die Nordlichter auf. Grün und violett, in Wellen, als atmete der Himmel. Niemand spricht, niemand bewegt sich. Nur Staunen.
Mensch und Hund werden ein Team
Fleischwurst im Heißwasserbad
Am Abend warten neue Herausforderungen: Das Hacken gefrorener Fleischwürste für die Hunde ist gefährlicher, als es klingt. »Das ist das Gefährlichste der ganzen Tour«, sagt jemand lachend – und niemand widerspricht. Für die Huskys gibt es zermanschte Wurst, in kochendem Wasser aufgelöst. Für uns Trekkingmahlzeiten aus der Tüte – morgens, mittags, abends. Natürlich gibt es auch Stürze. Rutscht man vom Schlitten, bleibt keine Zeit zum Grübeln. Die Hunde rennen weiter, als freuten sie sich, weniger Ballast ziehen zu müssen. Dann hilft nur, dass jemand anderes den Schlitten stoppt – oder er sich von selbst verhakt. Jedes Mal ein Adrenalinschub, jedes Mal ein Lächeln, wenn man wieder aufspringt.
Schlaf unter Nordlichtern
In der dritten Nacht schlafen wir unter freiem Himmel. Die Guides zeigen uns, wie man im Schnee ein Lager errichtet. Wir legen Birkenzweige aus, graben eine Mulde, rollen die Schlafsäcke aus. Über uns funkeln Sterne, die Kälte kriecht bis ins Gesicht. Dann flammt das Nordlicht wieder auf – diesmal kräftiger, greller, intensiver. Stundenlang tanzen die Farben. Kein Foto könnte das Gefühl einfangen.
Whiteout – Orientierung im Nichts
»Parka und Schneehose sind wie eine Rüstung: drei Kilo schwer, unverwüstlich und super warm.«
Das Ziel vor Augen
Am letzten Tag starten wir im Morgengrauen um 4:30 Uhr. Noch einmal anspannen, noch einmal losfahren. Die Stille der Nacht liegt über der Tundra, nur unterbrochen vom rhythmischen Hecheln der Hunde. Dann ein Sonnenaufgang, der alles überstrahlt: Rot und Gold über den Bergen, glitzernder Schnee, funkelnde Kristalle in der Luft.
Der Schlitten läuft leichter, als wüssten die Hunde, dass das Ziel nah ist. Berge und Bäume tauchen auf, Schatten und Licht spielen über Kuppen und Täler. Dann überqueren wir die Grenze zu Norwegen – und wissen, das Abenteuer ist fast vorbei.
Die letzte Abfahrt ist rasant, sechs Kilometer pure Geschwindigkeit. Wir lehnen uns zurück, fühlen Erleichterung und Abschiedsschmerz zugleich. Dann: Signaldalen. Der Bus wartet, warme Dusche, frische Kleidung, Tränen. Und am Abend – eine kleine Disco im Hotel.
Was bleibt
Fünf Tage, 300 Kilometer – war es ein Wimpernschlag oder ein ganzer Monat? Die Zeit war aufgelöst. Der Abschied von den Hunden ist der schwerste Moment. Sie haben uns begleitet, gezogen, vertraut. Was bleibt, ist mehr als eine Erinnerung: vier Nächte mit Nordlichtern, Teamgeist, Trekkingessen, Stürze, Gelächter, das Hecheln und den Geruch von 150 Hunden. Und die Gewissheit, dass jeder Mensch mit der richtigen Unterstützung eine arktische Expedition meistern kann. Danke, Åke.
Der Fjällräven Polar:
So nimmst du teil
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TEXT: Melanie Többe und Timo Heinen
FOTOS: Melanie Többe, Anette Andersson