EuroVelo, La Route Verte und Otago Central Rail Trail

Fernradwege von Kroatien bis Kanada

Einmal mit dem Rad den größten See Schwedens umrunden oder 5.300 Kilometer von Montreal ans Meer? Die irische Küste Irland entlang oder doch lieber durch acht der Balkanländer – oder was gibt es eigentlich am anderen Ende der Welt? Hier kommen fünf ganz besondere Fernradwege für Bikepacker, Trekking- und Tourenradler.

EuroVelo Routen

Traumstrecken – auch in Irland

Auf wohl keinem Kontinent wird einem das Radreisen so traumhaft vor die Reifen gelegt wie in Europa. 17 EuroVelo-Radfernwege verlaufen kreuz und quer durch die europäischen Länder, verbinden Nationen, Flüsse, Landschaften. Sie alle wurden zusammengestellt und zertifiziert von der European Cyclists‘ Federation (ECF). Eine der bekanntesten und beliebtesten ist wohl die EuroVelo 6. Sie beginnt in Nantes, verläuft quer durch Frankreich – und durch neun weitere europäische Länder bis zum Schwarzen Meer in Rumänien. Doch lasst uns ganz vorne beginnen: mit der EuroVelo 1. Und mit ihr im äußersten Westen Europas: entlang der keltischen Küste, von Irland nach Nordirland. Der Start liegt am Fährhafen Rosslare Harbour im Südosten und 2.550 Kilometer später rollt man in der nordirischen Hauptstadt Belfast ein. Je nach Wunsch kann man in die irische EuroVelo 1 ein- und aussteigen. Man könnte etwa 8 Etappen durch das County Cork den wilden Südwest-Zipfel der Insel abfahren. Oder von Galway weiter gen County Mayo. Die irische Gastfreundschaft begleitet einen stets. Genauso wie das Meer und Fish n‘ Chips, Burgen und Steinbrücken, hübsche Dörfer und volle Pubs.

  • Achill Island liegt im äußersten Westen der Grafschaft Mayo. | © Failte Ireland

  • Ein Stopp in Portstewart lohnt sich – nicht zuletzt fürs Essen. | © Julia Weigl

  • Quigley’s Point ist ein Dorf an der Ostküste der Halbinsel Inishowen. | © Fáilte Ireland

Great Rides of New Zealand

besonders beliebt: der Otago Central Rail Trail

Am anderen Ende der Welt bündeln sich 23 Fernradwege zu den „Ngā Haerenga“, den Great Rides of New Zealand. Sie sind über das ganze Land verstreut, führen durch die Berge und den Regenwald, um Seen und am Ozean entlang. Es ist ein kunterbunter Haufen an Strecken, von Tagestouren mit 30 Kilometern bis hin zu Etappentouren mit 300 Kilometern. Genauso variieren die Schwierigkeitsgrade und der Untergrund. Es gibt Mountainbike-Touren genauso wie asphaltierte Strecken. Der Radweg, der in Neuseeland die Great-Ride-Bewegung ursprünglich losgetreten hat, ist der Otago Central Rail Trail. Er folgt 150 Kilometer einer stillgelegten Bahnlinie, ist somit einfach zu bestreiten und eine der beliebtesten Touren in Neuseeland. Der längste Great Ride ist der Alps 2 Ocean Cycle Trail, der sich über 300 Kilometer durch die südlichen Alpen bis an den Pazifik windet. Auf die sich gern rasch verändernden Bedingungen in den Bergen um den höchsten Gipfel Neuseelands, Aoraki (Mount Cook), muss man vorbereitet sein. Aber die Strecke führt nicht auf Singletracks, sondern primär auf Schotter. Am Nordende der Südinsel hingegen liegt der Great Taste Trail – und man mag es erahnen: Die 200-Kilometer-Schleife von der Küste Nelson-Tasmans ins Hinterland und zurück spielt der Wein keine kleine Rolle. Aber man genießt natürlich genauso die Flora und Fauna, den Blick aufs Meer und in die Berge. Ach, und ausreichend Cafés und Brauereien gibt es unterwegs ebenfalls…

  • Der Great Taste Trail in Tasman ist eine das ganze Jahr über geöffnete Radroute.| © Nelson Tasman

  • Entlang der Küste, querfeldein und durch bewaldetes Vorgebirge… | © nelsontasman.nz

  • …und vorbei an Obstständen und Cafés, Craft-Bier-Pubs und Weingut-Restaurants. | © Miles Holden

Vänerleden

640 Kilometer um Schwedens größten See

Wasser und Wälder, Sandstrände und Museen, Küstenorte und süße Hofläden – eine Route wie aus dem Bullerbü-Buche: Vänerleden. Der erst im Jahr 2022 eingeweihte Radweg führt über 640 Kilometer rings um den Vänern – den größten See Schwedens und den größten See auf EU-Gebiet. Er liegt etwa auf der Höhe von Stockholm im Westen des Landes und breitet sich auf einer Fläche von 5.655 Quadratkilometern aus.

Die Umrundung kann man komplett machen, sie ist aber auch in vier Abschnitte (je 126 km bis 210 km) jeweils mit Tagesetappen unterteilbar. Highlights findet man überall auf der Strecke, die dem Wasser immer ganz nahe verläuft. Es gibt jede Menge Museen und Kultur, immer wieder Badestellen und Schärengärten, Naturreservate wie Kinnekulle und Kummelön und hübsche Orte wie Mariestad und Karlstad mit ihren Altstädten und Kanälen.

Der Vänerleden verläuft schön flach größtenteils auf asphaltierten Radwegen und Schotter und ist gut ausgeschildert. 

  • Der Radweg hat alles, was wir an Skandinavien lieben: Charmante Kanäle, Wälder und Holzhäuser am Wegesrand. | © Roger Borgelid

  • Eine atemberaubende Natur-Kulisse bietet der größte See des Landes, der Vänern. | © Linnea Gustavsson

  • Karlstad ist einer der Orte, durch die der Fernradweg Vänerleden führt. | © Linn Malmén

Trans Dinarica

Durch alle 8 Länder des westlichen Balkans

Du möchtest Länder sammeln? Kein Problem auf der neuen Trans Dinarica-Route, die von Slowenien durch Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien, Kosovo, Nordmazedonien bis nach Serbien führt. Womöglich fehlt dir die Zeit, die gesamten 5.500 Kilometer und 96.500 Höhenmeter zu erradeln. Aber die 2024 vollendete Route (bereits jetzt einer der schönsten Fernradwege Europas) durch die acht Balkan-Länder lässt sich natürlich auch in Abschnitte aufteilen. 

Du möchtest primär Kroatien erradeln? 514 Kilometer und 8.700 Höhenmeter gibt es allein hier auf der Hauptroute zu entdecken. 590 Kilometer der Trans Dinarica führen durch Albanien, 400 durch Nordmazedonien. Es ist ganz dir überlassen, picke dir deine Etappen heraus: Es gibt Kultur, Kunst, Küste genauso wie Wildnis, Einsamkeit und urige Dörfer. 80% der Trans Dinarica sind asphaltiert und die Infrastruktur wurde von den Streckenverantwortlichen, dem GoodTrail-Team, akribisch ausgearbeitet und auf der Seite aufgelistet.

  • Der Prokoško See liegt auf einer Höhe von 1636 Metern über dem Meeresspiegel. | © Matevz Hribar

  • Bosnischer Kaffee wird in kleinen Tassen serviert und typischerweise ohne Zucker, Milch oder Gewürze getrunken. | © Matevz Hribar

  • Pag ist eine kroatische Insel in der Adria. Sie ist für ihre karge, mondartige Landschaft bekannt. | © Matevz Hribar

  • Die Etappen durch Nordmazedonien sind ein Mix aus Natur, Kultur und Kulinarik. | © Matevz Hribar

  • Hausboote auf der Drina – dem Grenzfluss zwischen Serbien und Bosnien und Herzegowina. | © Matevz Hribar

La Route Verte

5.300 Kilometer durch Kanada 

La Route Verte – man ahnt es – erstreckt sich über den französischsprachigen Teil Kanadas. Durch ganz Québec verläuft mit 5.300 Kilometern das längste Radstreckennetz Nordamerikas. Über die letzten 25 Jahre ist die Route immer wieder als einer der schönsten Fernradwege der Welt ausgezeichnet worden – für ihre gute Beschilderung und Infrastruktur und für ihre landschaftlich so sensationelle Streckenführung: Ahornwälder, Weinberge, Steilküsten, viel, viel Wasser – es gibt wenig, was sich auf der Route von Montréal bis zur Ostküste nicht findet. Such dir das Streckenstück heraus, das dich am meisten reizt und dir vom Höhenprofil und Untergrund am besten entgegenkommt. 235 Kilometer sind es etwa von Montréal nach Sherbrooke auf der Véloroute Courmande mit sehr, sehr vielen kulinarischen Highlights. Oder du radelst von der Stadt Québec immer am Sankt-Lorenz-Strom entlang bis in den Parc National du Bic. Nach 300 Kilometer kannst du im Nationalpark den Seehunden und Kegelrobben zuwinken.
  • Insgesamt 12.000 Kilometer Radwege ziehen sich von Ost nach West und von Nord nach Süd durch Québec – unter anderem die Route Verte. | © GouvQc, Crankworx Summer Series

  • Die Route Verte führt durch Laurentides, eine Region in Québec nördlich von Montréal. | © GouvQc, GaelleLeroyer

  • Montréal und die Region um die Stadt lassen sich unkompliziert mit dem Rad erkunden. | © GouvQc, GaelleLeroyer


TEXT: Sissi Pärsch

FOTOS: Aufmacher Väberleden: Jonas Ingman; Aufmacher Trans Dinrica: Matevz Hribar; Aufmacher EuroVelo: Failte Ireland; Aufmacher La Route Verte: GouvQcTourisme, Monteregie; Aufmacher Ngā Haerenga: Tourism NZ 

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