FAQ:
Wie nachhaltig sind Naturfasern?

Was macht ein Naturprodukt wirklich nachhaltiger? Sind Naturfasern immer umweltfreundlicher im Vergleich zu Kunstfasern? Bei der Wahl der Materialien steckt der Teufel wie immer im Detail. Wir werfen einen genauen Blick auf die Vor- und Nachteile von natürlichen Fasern.

Wann ist Kleidung nachhaltig? Vorab, Produktion braucht immer Ressourcen und alles hat einen gewissen Fußabdruck und Verbrauch. Diesen weitestgehend zu reduzieren, ist das erklärte Ziel. Wenn Ausrüstung also auf eine umweltfreundlichere und ethischere Art und Weise hergestellt wird, die Ressourcen schont und faire Arbeitsbedingungen berücksichtigt, ist sie nachhaltiger. Ebenso natürlich, wenn Ressourcen geschont und auf bereits Bestehendes zurückgegriffen werden kann. Stichwort: Second Hand oder Verleihware. 

Ansonsten spielen auch verschiedene Punkte in der Produktion eine Rolle, etwa bei verwendeten Materialien und Fasern – wie sie angebaut, hergestellt und welche Chemikalien verwendet wurden, wie viel Energie und Wasser verbraucht wurde und wie mit Abfall umgegangen wird. Und natürlich spielt auch der Transport von der Anbaufläche zur Produktion oder von der Produktionsstätte zum Markt und letztlich zum Verbraucher eine Rolle.

In der Regel haben natürliche Materialien wie Hanf, Leinen, Baumwolle, Zellulosefasern oder Wolle verschiedene Vorteile, aber auch Nachteile im Vergleich zu erdölbasierten Materialien wie Polyester-, Acryl- oder Nylonfasern (oder einfacher: wie Kunststoffe). Es ist also komplex und nicht immer ist klar abzugrenzen, was das Beste ist. Zeit für einen genaueren Blick auf natürliche Fasern und ihre Vor- und Nachteile.

Was sind die Vorteile von Naturfasern?

Baumwolle, Leinen, Hanf, Seide, Wolle und oft auch Viskose, die aus nachhaltig gewonnenem Zellstoff hergestellt wird, gelten als natürliche Materialien. Diese Fasern sind biologisch abbaubar, erneuerbar und haben im Vergleich zu synthetischen Fasern oft einen geringeren ökologischen Fußabdruck. Auch die Fasern, die beim Waschvorgang abgegeben werden, sind im Vergleich zu Mikroplastik meist weniger schädlich. Dabei kommt es aber auf die Behandlung der Fasern an, also inwiefern sie chemisch behandelt oder auch wie diese gefärbt wurden. Verschiedene Hersteller setzen hier bereits auf natürliche und pflanzliche Farbstoffe ohne Chemikalien, ein Hersteller-Check kann sich also lohnen.

Natürliche Fasern haben oft auch noch andere Vorteile: Atmungsaktivität ist ein typisches Merkmal der meisten Naturfasern, die für eine bessere Temperaturregulierung sorgen und die Schweißbildung verringern. Da sie die Feuchtigkeit aufnehmen und Schweiß abtransportieren, entstehen im Vergleich zu Synthetikfasern auch weniger Hautreizungen und Gerüche. Naturfasern können auch langlebig sein und altern und erhalten mit der Zeit ein charakteristisches Aussehen (wie beispielsweise Leder). Potentiell kommt es dadurch auch zu weniger Waschgängen und damit weniger Energieverbrauch.

Was sind die Nachteile von Naturfasern?

Im Vergleich zu Synthetikfasern sind Textilien aus natürlichen Materialien möglicherweise nicht so leicht und leiern oder bleichen eher aus. Einige dieser Textilien sind auch empfindlicher und erfordern vorsichtige Behandlung und Pflege.

Natürliches Material bedeutet zudem nicht automatisch, dass das Kleidungsstück nachhaltig hergestellt wurde. Konventionelle Baumwolle zum Beispiel ist bekanntermaßen wasser- und pestizid-intensiv und verschwendet Wasserressourcen in oft trockenen Gebieten. Sich für Bio-Baumwolle und andere Fasern wie Hanf oder Bambus zu entscheiden, kann diese Probleme bereits abmildern. 

Genaues Hinsehen lohnt sich auch bei Textilien aus Zellstoff wie Viskose, bei deren Herstellung chemische Verfahren eingesetzt werden. Standards und Zertifizierungen wie GOTS helfen bei der Nachhaltigkeits-Recherche und dabei, sich zwischen verschiedenen Materialien und Komponenten zurechtzufinden. 

Aufgrund komplexer Lieferketten lässt sich der Ursprung von Inhaltsstoffen und Komponenten in Outdoor-Produkten nicht immer leicht in den Nachhaltigkeitsberichten der Unternehmen nachvollziehen. Wenn du also Kleidung und Ausrüstung aus natürlichen Materialien kaufst, achte auf eine umweltverträgliche Produktion, die schadstofffrei und emissionsarm ist. Teil davon sollten auch eher nachwachsende als ressourcenintensive Materialien sein. Wer sich genauer einlesen oder direkt tief einsteigen möchte: Viele Firmen zeigen in ihren CSR- und Nachhaltigkeitsberichten, wo sie aktuell im Thema stehen. Zusätzlich bieten auch Siegel wie Eine grünere Wahl von Globetrotter gute Orientierungsmöglichkeiten. Wenn du nach wie vor nicht sicher bist oder dich zwischen verschiedenen Teilen entscheiden willst, lass dich vor dem Kauf beraten.

Können tierische Fasern nachhaltig sein?

Tierische Fasern wie Leder, Wolle, Pelz oder Federn verursachen oft mehr Kohlenstoffemissionen als ihre pflanzlichen Alternativen. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel: Zum Beispiel beim Vergleich zwischen konventioneller Baumwolle und Wolle. Laut dem HIGG Material Sustainability Index Score schneidet da Schafswolle über ihren Produktlebenszyklus besser ab als konventionelle Baumwolle. Bio-Baumwolle und recycelte Baumwollsorten liegen jedoch vor der Wolle

Tierische Fasern haben in der Regel auch bestimmte vorteilhafte Leistungsmerkmale, wie z. B. ihre isolierenden oder thermoregulierenden Eigenschaften, die dich warm halten, wenn es kühl ist und kühl bei Wärme. Die meisten von ihnen sind außerdem geruchsresistent und trocknen schneller als Baumwolle. 

Bei der Leistungsfähigkeit kommt es auf die verwendete Faser an: Während Wolle auch in nassem Zustand wärmt, ist dies bei Daunen nicht der Fall, sie sind jedoch leichter und lassen sich kleiner verpacken – ein Aspekt, den du bei der Auswahl von Bekleidung für bestimmte Einsatzbereiche beachten solltest. Merinowolle knittert außerdem nicht so stark und muss im Vergleich zu einem Baumwollhemd weniger oft gewaschen werden, kann aber etwas empfindlicher sein. 

Wolle, Seide oder Leder sind im Vergleich zu anderen Fasern insgesamt pflegeintensiver. Wenn du aber einmal den Dreh raus hast, wie das jeweilige Material richtig zu pflegen ist, hält deine Ausrüstung trotzdem lange und macht viele gemeinsame Abenteuer mit.

Tierische Fasern sind aber mit einer Reihe ethischer Bedenken verknüpft, die sich nicht ohne weiteres von der Frage trennen lassen, ob ein Kleidungsstück umweltfreundlich oder nachhaltig ist. Die Einhaltung von Tierschutzstandards ist also immer eine wichtige zu beachtende Komponente.

Kann Leder nachhaltig sein?

Leder ist aufgrund seiner Herstellung ein bisschen ein Ausreißer im Vergleich zu anderen Naturfasern. Zunächst einmal ist die Lederproduktion eng mit der globalen Fleischproduktion und den damit verbundenen Umweltauswirkungen und -problemen verwoben. Leder könnte im Vergleich zu Alternativen auf Kunststoffbasis die nachhaltigere Option sein, da es erneuerbar und größtenteils auch reparaturfreundlich ist, aber es kommt immer darauf an. Was die Performance angeht, so ist es atmungsaktiv und langlebig, aber möglicherweise nicht so leicht wie synthetische Materialien.

Zertifizierungen von OEKO-TEX oder der Leather Working Group zeigen, woher das Leder stammt und wie es hergestellt wurde. Natürlich hat sich die Branche in den letzten 20 Jahren durch die Reduzierung und Einschränkung von Schadstoffen ebenfalls verändert. Etwa 80 Prozent der Gerbung erfolgt aber nach wie vor mit Chrom. Es gibt aber auch Lösungen auf pflanzlicher Basis, um Leder auf nachhaltigere Weise herzustellen. 

Leder braucht immer Pflege, um lange zu halten und um die Emissionen und den Wasserverbrauch im Verhältnis zur Nutzungsdauer aufzuwiegen, denn bei der Herstellung werden mehr Ressourcen verbraucht.

Wie sieht es mit innovativen, nachhaltigen Materialien aus pflanzlichen Produktionsresten aus?

Nachhaltige Kleidung aus biobasierten Materialien als vegane Lederalternative ist noch relativ neu auf dem Markt. Wie funktioniert das also? 

Die Hersteller nutzen dafür Biotechnologie und materialwissenschaftliche Forschung, um Pflanzenabfälle oder biologisches Material in brauchbare Fasern zu verwandeln. Das Ziel ist auch hier, giftige Chemikalien am besten gar nicht und Ressourcen sparsam einzusetzen. Beispiele sind veganes Kaschmir aus Sojaprotein, veganes Leder aus Fruchtabfällen oder biobasierte Kunststoffe auf Algenbasis, die in Kleidung, Turnschuhen oder sogar Skiern verwendet werden. 

Im Moment gibt es allerdings noch ein paar Haken: Die Entsorgung und das Recycling dieser neuen Materialien ist noch nicht vollständig geklärt. Es gibt also vielleicht noch keine Möglichkeit, die Materialien zu recyceln. Sie sind auch nicht automatisch biologisch abbaubar wie andere Naturfasern. Einige werden für mehr Stabilität auch mit herkömmlichen oder recycelten Polyestern gemischt, so dass sie derzeit nicht recycelbar sind. 

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