Expedition Familienreise
Im Wohnmobil über die arabische Halbinsel
Für euch – von euch.
Ein Abenteuerbericht aus der Globetrotter-Community
von Fabian & Jessica Israel
Sand soweit das Auge reicht, die Abendsonne taucht die Landschaft in einen warmen Rotton. Am Horizont zieht eine Kamelherde entlang, die von weitem nur schemenhaft zu erkennen ist. – Ein normal gewordener Anblick für uns, Fabian, Jessica und unsere beiden Kinder. Wir bereisten mit unserem rollenden Zuhause Wanda, einem in die Jahre gekommenen Alkovenwohnmobil, die Arabische Halbinsel. Dabei erlebten wir grenzenlose Gastfreundschaft in Ländern abseits der ausgetretenen Touristenpfade.
Insgesamt dauerte unser Familien Roadtrip 28 Monate. Einen Teil dieser Zeit haben wir auf der arabischen Halbinsel verbracht. Von Israel ging es über Jordanien, Saudi-Arabien, VAE, Oman, Kuwait und über den Irak zurück in die Türkei.
„Geht nicht, gibt’s nicht“, dachten wir, als wir bei den Reisevorbereitungen für diese Region auf unsere Wanda schauten. „Das wird schon zu schaffen sein“, Ermutigten wir uns und nahmen noch einige Umbauten vor, die unser ohnehin schon autarkes Wohnmobil geländegängiger machen sollten.
Wanda von innen – unser gemütliches Zuhause für die nächsten Monate…
Camping in Israel?
Am Fährhafen von Thessaloniki/ Griechenland verabschiedeten wir uns von Wanda, denn sie reiste mit dem Schiff nach Israel, während wir vier das Flugzeug bestiegen, um fünf Tage später im Hafen von Haifa unser rollendes Zuhause in Empfang zu nehmen.
Israel mit dem eigenen Fahrzeug und dann auch noch mit einem Wohnmobil zu bereisen, sorgte bei den Einheimischen für viel Gesprächsstoff, denn obwohl die Israelis ein absolutes Outdoor- und Campervolk sind, wird entweder mit Zelt oder Wohnwagen kampiert. Wohnmobile sind unüblich.
Etwas schwierig war für uns die Suche nach einem Stellplatz. Israel ist ein kleines, sehr dicht besiedeltes Land, so dass wir oft Schwierigkeiten hatten, geeignete Plätze zu finden, an denen wir unsere Ruhe hatten. Auf den Golanhöhen haben wir dann einen solchen Platz gefunden. Wir parkten neben einer Weide mit grasenden Kühen. Schilder warnten vor Tretminen auf der Weide, ein Überbleibsel vergangener Konflikte. Den Kühen schien diese Warnung egal zu sein, gleichgültig kauend beobachteten sie uns. Nachts war es wunderbar ruhig, nur von weitem hörten wir ab und zu die Rufe der Schakale.
In Israel badeten wir im See Genezareth und im Toten Meer, dem wohl bekanntesten Salzwassersee der Welt, der einem durch den hohen Auftrieb des Salzes buchstäblich die Beine wegzieht. Wir besuchten geschichtsträchtige Orte und schnorchelten im Roten Meer, bevor wir das nächste Land, Jordanien, erkundeten.
Paulina in den Gassen Jerusalems
Bekanntschaft mit der Wüste in Jordanien
In Jordanien besuchten wir, wie Millionen anderer Touristen jedes Jahr, die historische Nabatäerstadt Petra. Es lohnt sich, sehr früh am Morgen dort zu sein, um die Ruhe vor dem großen Besucheransturm wenigstens ein wenig genießen zu können. Außerdem ist diese beeindruckende archäologische Stätte so groß, dass man viel Zeit mitbringen sollte.
In Jordanien haben wir schnell gemerkt, dass Allradantrieb im weichen Sand definitiv die bessere Wahl ist. Aber auch ohne Allradantrieb kann man mit bestimmten Techniken, wie zum Beispiel stark reduziertem Reifendruck, bis zu einem gewissen Grad auf sandigem Untergrund fahren. Aber auch mit dem Steckenbleiben hatten wir eine Routine entwickelt und konnten uns immer wieder befreien, indem wir noch mehr Luft aus den Reifen ließen, die Räder freischaufelten und Sandbleche unterlegten. Manchmal mussten uns auch die freundlichen Araber helfen, denen es sichtlich Spaß machte, uns mit ihren PS-starken Geländewägen herauszuziehen.
Wir haben uns nicht nur einmal festgefahren, aber alle wussten, was zu tun ist.
In Gegenden, die für uns aufgrund unserer fehlenden Geländegängigkeit nicht befahrbar waren, überlegten wir uns im Vorfeld Alternativen. So wollten wir zum Beispiel das wunderschöne Wüstental Wadi Rum besuchen. Hier war klar, dass wir im weichen Sand stecken bleiben würden. Also entschieden wir uns, einen Teil des Wadis zu Fuß zu erkunden, denn auf kommerzielle Touristentouren haben wir meistens keine Lust, da wir gerne selbst entscheiden, was wir uns anschauen und wie lange wir bleiben wollen. Für die Kinder war das Wandern keine Strafe, im Gegenteil. Das Wadi Rum war die erste Sandwüste, die wir auf dieser Reise gesehen haben, denn das haben wir sehr schnell gelernt, Wüste ist nicht gleich Wüste. Es gibt zum Beispiel Gegenden auf der arabischen Halbinsel, in denen wir meterhohe Dünen hinauf- und wieder hinuntergelaufen sind, die sich alle in ihrer vom Wind geformten Schönheit übertreffen. Dann gibt es wieder Gegenden, die nur aus flachem, lockerem Gestein bestehen und an Eintönigkeit kaum zu überbieten sind.
Hier im Wadi Rum gab es für die Kinder einen riesigen Sandkasten, in dem sie sich austoben konnten. Der Rückweg unserer Wanderung erwies sich als mühsam und so waren wir froh, als uns ein Beduine mit zwei Kamelen begegnete. Wir fragten ihn, ob es möglich wäre, auf den Kamelen zurück zu unserem Wohnmobil zu reiten. Es war möglich und so kam dieses Abenteuer spontan zustande.
Baggern im größten Sandkasten der Welt und danach Kamelreiten.
Naturgewalten in Saudi-Arabien
Saudi-Arabien ist ein ganz besonderes Land. Erst im Jahr 2019 wurde das Land für den Tourismus geöffnet. Vorher gab es keine Möglichkeit dort Urlaub zu machen. Es waren nur wenige andere Besucher vor Ort und wir hatten das große Privileg die Sehenswürdigkeiten fast für uns alleine zu haben. So konnten wir die antike Stadt Hegra, die wie Petra in Jordanien von den Nabatäern erbaut wurde und seit 2008 ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, mit einer Handvoll anderer Besucher bestaunen. Auch die nahe gelegene, wunderschöne Oase Al Ula hatten wir tagelang für uns allein. Abgesehen von ein paar Arabern, die ebenfalls irgendwo am Horizont ihr Zeltlager aufschlugen.
Die Kinder und Wanda in der faszinierenden Felsenlandschaft von Al-Ula.
Wie fremd uns diese Wüstenlandschaft und auch die klimatischen Bedingungen waren, erfuhren wir hautnah, als wir in unseren ersten Sandsturm gerieten. Wie die meisten, die noch nie auf der Arabischen Halbinsel waren, konnten wir uns nicht vorstellen, wie es ist, mitten in einem solchen Sturm zu stehen. Er traf uns während der Fahrt. Zuerst wurde die ganze Landschaft in ein gelbes Licht getaucht, dann rochen wir die erdige, sandige Luft und plötzlich waren wir mittendrin und konnten absolut nichts mehr sehen. Wir mussten anhalten, denn um uns herum war alles dunkel – wir standen mitten auf der Straße und hatten Angst, dass ein anderes Fahrzeug in uns hineinfahren könnte. Das Wohnmobil schaukelte beängstigend im Wind. Immer wieder ließen die Böen nach und wir konnten wieder etwas sehen, bis ein neuer Windstoß kam und es wieder dunkel wurde, das ging einige Minuten so, bis der Sturm vorbei war. Im Inneren unseres Wohnmobils hörten wir währenddessen, wie das Fahrzeug von außen sandgestrahlt wurde, es knisterte und knirschte. Durch jede Ritze, die nicht ganz dicht war, rieselte feiner Sandstaub herein. So plötzlich die Sandstürme kamen, so schnell waren sie auch wieder vorbei.
Saudi-Arabien – ein Land mit vielen verschiedenen Landschaften.
Die Sandstürme, gepaart mit der unbarmherzigen Wüstensonne und dem monatelangen Übernachten an Stränden mit salziger Meeresluft, haben unserem Wohnmobil äußerlich ziemlich zugesetzt. Die rote Folierung der Wanda war ausgebleicht, hatte Risse bekommen und hing an einigen Stellen in Fetzen herunter.
Unsere komplette Reiseroute – 62.000 km durch 32 Länder.
Im Wohnmobil durch Dubai
Wanda am Strand von Dubai.
Hier findet jeden Abend ein ganz besonderes Spektakel statt: die Dubai Fontaine. Das sind Wasserspiele im künstlich angelegten Dubai Lake vor dem Burj Khalifa. Im Rhythmus der Musik schießen Wasserfontänen in die Höhe und scheinen zur Musik zu tanzen. Im Wechsel mit der Wassershow wird der Burj Khalifa in regelmäßigen Abständen mit einer Lichtshow angestrahlt. Wir erlebten einen unvergesslichen Abend, der einen wunderbaren Kontrast zu unseren sonst eher von Natur geprägten Erlebnissen bot.
Rettung in Not im Oman
Oman bietet alles, was das Herz begehrt: Berge, Strände, wunderschöne Städte, Naturschönheiten, Wadis und vieles mehr. Wie in den vorherigen Ländern konnten wir auch im Oman nicht alle Highlights direkt anfahren, sondern mussten improvisieren. So auch an einem wunderschönen weißen Sandstrand.
Die Stadt Maskat und ein Ausflug zu einem omanischen Basar.
Während die Araber und Touristen mit gemieteten Geländewagen den Strand entlangfuhren, packten wir unsere Rucksäcke für eine schöne Wanderung durch die weißen Dünen und am Strand entlang. Auch hier lohnte es sich wieder, zu Fuß und damit in einem entschleunigten Tempo unterwegs zu sein. Wir entdeckten verschiedene Tierspuren im Sand, rutschten die riesigen Dünen hinunter, picknickten im Schatten eines morschen Baumes und schlenderten gut gelaunt und barfuß am Strand des Indischen Ozeans zurück. Dabei entdeckten wir einige tote Exemplare der großen Meeresschildkröten. Der Anblick machte uns alle traurig, aber wir wollten uns diese beeindruckenden Tiere näher ansehen. Ich googelte gerade ein paar Fakten über die Tiere, die ich den Kindern vorlas, als plötzlich eine der Schildkröten den Kopf hob und uns ansah.
Nach einem kurzen Schreckmoment wurde uns klar, dass diese Schildkröte wie ihre toten Verwandten gestrandet war und nicht mehr allein ins Meer zurückkehren konnte. Denn normalerweise kommen nur die Weibchen an Land, und die auch nur zur Eiablage, und verschwinden bis zum Sonnenaufgang wieder ins Wasser. Jetzt war Ebbe und das Wasser für die Schildkröte zu weit entfernt. Das Tier tat uns so leid, dass wir beschlossen, es ins Meer zu tragen. Sie war so unglaublich schwer. Aber als wir sie hochhoben, ruderte sie mit den Flossen, und das spornte uns an, es zu versuchen. Nach dreimaligem Absetzen hatten wir es tatsächlich geschafft, die mindestens 70 Kilo schwere und unhandliche Schildkröte ins Wasser zu tragen. Zwei, drei Wellen umspülten sie, bis sie ganz im Wasser war und mit kräftigen Flossenschlägen ins weite Meer hinausschwamm.
Am Strand von Salalah lässt sich gut Weihnachten feiern!
Nach dem Oman zog es uns ein zweites Mal nach Saudi-Arabien. Von dort ging es weiter nach Kuwait. Dort mussten wir noch einige Formalitäten für unsere Weiterreise in den Irak erledigen.
Ausflüge und Herausforderungen im Irak
Der Irak ist ein weiteres Land abseits der ausgetretenen Touristenpfade. Deshalb und wegen der besonderen, unvergesslichen Erlebnisse mit den Menschen vor Ort wird uns dieses Land besonders in Erinnerung bleiben.
Natürlich gab es auch im Irak Orte, die wir sehen wollten, Babylon zum Beispiel oder auch den Palast von Saddam Hussein, der heute ein Lost Place ist.
Im Irak hatten wir mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, unter anderem wo wir Diesel herbekommen würden oder wo wir mit unserem Wohnmobil übernachten könnten, denn im Gegensatz zu allen vorherigen Ländern wollten wir hier nicht einfach irgendwo mit dem Wohnmobil stehen. Nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch, weil es für uns in diesem Land nicht einfach war, frei zu stehen. Die freien Flächen wären für uns mit unserem Fahrzeug nicht erreichbar gewesen und selbst wenn, hätten wir nicht gewusst, ob man dort einfach so hinfahren darf oder ob nicht Gefahr durch Minen besteht. Trotzdem haben wir es geschafft, geeignete Schlafplätze zu finden und dank sehr netter und hilfsbereiter Menschen konnten wir alle Herausforderungen meistern.
Wir besichtigen Babylon und treffen im Irak auf viele nette Menschen.
❦
Vanegade – Über abenteuerlustige Eltern und Reisekinder
Wir sind Fabian und Jessica Israel – a.k.a. Vanegade. Gemeinsam mit unseren beiden Kindern bereisten wir, während unserer Elternzeit, Europa und die Arabische Halbinsel.
Wenn ihr noch mehr von unseren Erlebnissen erfahren möchtet, empfehlen wir dir unser Buch „Vanegade – Über abenteuerlustige Eltern und Reisekinder“. Wir nehmen dich mit in unserer Wanda auf die Reise und erzählen anschaulich, witzig und lebendig von unseren Erlebnissen, Begegnungen und Herausforderungen.
Steig ein und fühl dich willkommen!