Die schönsten Paddeltouren in Thüringen

5 Entdeckungsreisen zu Fluss

In Thüringen gibt es acht Nationale Naturlandschaften, darunter ein Nationalpark, das UNESCO-Weltnaturerbe Hainich, zwei UNESCO-Biosphärenreservate und fünf Naturparks. Jedes dieser Gebiete schützt eine besondere Natur- oder Kulturlandschaft, die sowohl für Tiere und Pflanzen als auch für uns Menschen Lebensraum und Rückzugsort sind. Bei einer Paddeltour kann man diese Natur vom Wasser aus entdecken, den Alltag mit jedem Paddelschlag ein Stück hinter sich lassen und sich einfach mal treiben lassen.

Paddeln auf dem
Saale-Fjord

Die Saale ist mit 196 km nicht nur der längste Fluss in Thüringen, mit ihren Stauseen bildet sie außerdem die sogenannte »Saalekaskade«. Die vierte Etappe auf der Saale ist eine besondere Flusswanderung, denn sie führt über den Hohenwarte-Stausee, der wie ein Fjord in den grünen Hügeln des Naturparks Thüringer Schiefergebirge / Obere Saale eingebettet ist. In einem tief eingeschnittenen Tal der Saale verborgen, liegt die kleine Stadt Ziegenrück und der Startpunkt der 20 km langen Tagestour. Hinter dem Ludwigshütter Wehr wird eingesetzt, dann beginnt das Paddelvergnügen! Der Wald reicht fast überall von den Hängen hinunter bis ans Ufer und auf den ersten 7 km herrscht vor allem Ruhe: kein Motorbootverkehr und viel Zeit, um den rhythmischen Geräuschen der Paddelschläge zu lauschen.

Nach ca. 5 km bietet sich ein Ausblick auf die schroffen Felsen der Teufelskanzel und gut 2 km weiter ist die Linkenmühle erreicht mit einer ersten Möglichkeit zur Pause. Ein besonderer Anblick ist das hier vor Anker liegende Wikingerboot, es sei denn es ist gerade noch einmal ausgelaufen. Es folgen weitere Flussschleifen zum Beispiel um die schmale und langgezogene Halbinsel namens »Drachenschwanz«. Neben mehreren Badestellen, die mit einem erfrischendem Bad im See locken, führt die Paddeltour vorbei an der Hopfenmühle, dann an der ehemaligen Burg von Neidenberga und nach einer letzten Kehre zum Ausstieg am Wassersportzentrum Saalthal-Alter.

Staumauerblick Rennsteig Saale
  • Start:

    Ziegenrück, Ludwigshütter Wehr

  • Ziel:

    Saalthal-Alter, Wassersportzentrum

  • Distanz:

    20 km

  • Besonderheiten:

    fjordartige, bewaldete Uferhänge, mehrere Badestellen und Pausenmöglichkeiten

  • Rastmöglichkeit:

    Linkenmühle, Campingplatz Hopfenmühle, zahlreiche Badestellen

  • Kanuverleih:

    z.B. Wasserziege in Ziegenrück

  • Tipp:

    An einem der zahlreichen Campingplätze unterwegs oder am Ziel in Saalthal-Alter das Zelt aufschlagen und am nächsten Tag wieder zurückpaddeln. Da der Hohenwarte-Stausee kein fließendes Gewässer ist, muss nicht gegen den Strom gepaddelt werden.

Auf der Werra durch den Muschelkalk

Die Werra entspringt im Thüringer Wald und windet sich durch den Westen Thüringens zur Weser im Norden. Im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal ist die achte Etappe mit den imposanten Muschelkalkfelsen eine der landschaftlich reizvollsten Flussabschnitte. Nach einem Blick zwischen den Uferbäumen auf die Burg von Creuzburg, ist das erste Highlight die mittelalterliche Werrabrücke, die sich in sieben Bögen über den Fluss spannt. Sie ist die älteste erhaltene Natursteinbrücke nördlich des Mains, erbaut im Jahr 1223. Nach der Stromschnelle unter der Brücke trägt die Werra ihre Reisenden noch ein ganzes Stück flussabwärts, geradezu auf die markanten Muschelkalkfelsen. Bis zu 170 m hoch ragen die Klippen der Ebenauer Köpfe aus dem Wald empor, gefolgt von den Nordmannsteinen auf der gegenüberliegenden Uferseite.

Hier wartet hinter jeder Flussbiegung eine neue Aussicht. Das Durchbruchstal der Werra, das unmittelbar hinter Creuzburg beginnt, ist Heimat vieler seltener Pflanzen und Tiere, z. B. Rotmilane, Uhus und Fledermäuse. Im weiteren Verlauf windet sich die Werra durch eine Wald- und Wiesenlandschaft, vorbei an idyllisch gelegenen Fachwerkdörfern wie Mihla (wo am Wehr einmal umgetragen werden muss) Ebenshausen, Frankenroda oder Falken (zweites Wehr). Bis nach Treffurt mit der Ritterburg Normannstein sind es knapp 27 km, die Strömung der Werra erleichtert die Reise.

Familie paddelt auf Werra
  • Start:

    Creuzburg Kanustation Werratal-Tours

  • Ziel:

    Treffurt rechtsseitig vor oder linksseitig hinter der Werrabrücke

  • Distanz:

    27 km

  • Besonderheiten:

    Werrabrücke bei Creuzburg, Werradurchbruchstal mit Muschelkalkfelsen

  • Umtragen:

    Wehre in Mihla und Falken

  • Rastmöglichkeit:

    z. B. beim Paddlertreff in Mihla und an vielen weiteren Anlegestellen entlang der Strecke

  • Kanuverleih:

    Werratal-Tours mit Campingplatz in Creuzburg

  • Tipp:

    Für eine kürzere Tour in Mihla nach ca. 11 km oder in Frankenroda nach ca. 18 km aussteigen.

Unstrut – Sanfte Paddeltour und versteckte Naturidylle

Im nördlichen Thüringen zieht die Unstrut von ihrer Quelle bei Dingelstädt im Eichsfeld Richtung Osten in die Saale. Die Paddeltour von Straußfurt nach Sömmerda zeichnet sich durch wechselnde Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten aus. Dort, wo die Unstrut das Rückhaltebecken in Straußfurt verlässt, ist sie zunächst noch schmal und flach. Hin und wieder sorgen Stromschnellen für Schwung und Paddelspaß, aber insgesamt ist die Unstrut ein gemütlicher Fluss und diese Tour auch für Paddelneulinge geeignet. Rastplätze in Wundersleben (5 km) und Schallenburg (8,5 km) laden inmitten grüner Wiesenlandschaften zu Verschnaufpausen ein. Besonders verlockend jedoch ist ein alter, befahrbarer Seitenarm der Unstrut. Dieser endet zwar in einer Sackgasse, doch seine urwüchsige Landschaft und Abgeschiedenheit machen ihn zu einem lohnenden Exkurs. Hier kann man, mit etwas Glück, in der dicht bewachsenen Uferböschung einen farbenprächtigen Eisvogel erspähen. Verschiedene Reiherarten und Kormorane zeigen sich entlang der gesamten Unstrut. In Sömmerda zweigt der Wildwasserkanal des Kanuclubs Sömmerda von der Unstrut ab. Direkt dahinter befindet sich die Ausstiegstelle nach knapp 11 km.

  • Start:

    Straußfurt, hinter der Staumauer des Rückhaltebeckens

  • Ziel:

    Sömmerda, vor dem Wildwasserkanal des Kanuclubs oder Riethgen vor der Brücke

  • Distanz:

    10,8 km bzw. 21,5 km mit Verlängerung bis Riethgen

  • Besonderheiten:

    seichte Stromschnellen, alter befahrbarer Flussarm

  • Rastmöglichkeit:

    Wasserwander-Rastplätze in Wundersleben und Schallenburg oder beim Kanuclub Sömmerda

  • Kanuverleih:
  • Tipp:

    Wer gerne weiterpaddeln möchte, kann die Tour bis nach Riethgen verlängern (insgesamt 21.5 km). In Sömmerda muss beim Kanuclub einmal umgetragen werden.

Kanurutsche und Inselpicknick auf der Weißen Elster

Die 12 km lange Strecke zwischen Berga und Wünschendorf gehört zu den schönsten Flusswanderung auf der Weißen Elster, einem 257 km langen Nebenfluss der Saale. Bei dieser Flusswanderung im Südosten Thüringens ist manchmal mehr Lenken statt kräftiges Paddeln angesagt, aber das wildromantische Elstertal beeindruckt sowohl unerfahrene als auch erfahrene Paddler:innen mit seiner Natürlichkeit. Das Wasser ist oft nur kniehoch und fließt relativ zügig, sodass nach Untiefen und Hindernissen unter der Wasseroberfläche Ausschau gehalten werden muss. An anderen Stellen wiederum ist die Wasseroberfläche so glatt und ruhig, dass sich die Baumkronen und bewaldeten Hügel auf dem Wasser spiegeln und das Grün rund um den Fluss leuchtet. Nach ca. 4 km führt die Paddeltour an der Clodramühle vorbei, wo das Wehr mit einer Kanurutsche für einen kleinen Anflug von Adrenalin sorgt. Ein Umtragen ist zwar ebenso möglich, die kurze Rutschpartie aber sollte man sich nicht entgehen lassen. Unterwegs gibt es mehrere Picknickmöglichkeiten, zum Beispiel direkt hinter dem Wehr der Clodramühle am Kiesufer oder weiter flussabwärts auf einer Elsterinsel. Kommt die hochaufragende rotbraune Abbruchkante des ehemaligen Steinbruchs in Sicht, ist die Ausstiegsstelle vor dem Wehr in Wünschendorf nicht mehr weit.

  • Start:

    Berga (Elster)

  • Ziel:

    Wünschendorf (Elster)

  • Distanz:

    12 km

  • Besonderheiten:

    Kanurutsche und Elsterinseln

  • Rastmöglichkeit:

    Elsterinsel, Kiesufer hinter dem Wehr an der Clodramühle, Märchenwaldbaude

  • Tipp:

    ein Picknick auf eine der Elsterinseln und ein kurzer Spaziergang an Land zur überdachten historischen Holzbrücke in Wünschendorf

Hörsel – Packrafting im Flachwasser

Die Magie einer Paddeltour liegt in ihrer einzigartigen Kombination aus Abenteuer und Ruhe, aus Momenten der Konzentration und Sich-Treiben-Lassen. Die Hörsel ist dafür wie geschaffen, allerdings kommt es bei diesem flachen Fluss auf die Wahl des Bootes an. Im Unterschied zu Kanus oder Kajaks haben die ultraleichten luftigen Packrafts so gut wie keinen Tiefgang, sodass sie auch auf Flüssen mit nur 20 cm Wassertiefe eingesetzt werden können – ein entscheidender Vorteil für das Paddeln auf der Hörsel. Die Packraft–Tour beginnt in der Wartburg-Stadt Eisenach im Naturpark Thüringer Wald und erstreckt sich über 12 km bis zur Mündung der Hörsel in die Werra und ein Stück weiter nach Spichra. Bis dahin gilt es, durch einige flache Staustufen mit wilderem Wasser zu navigieren. Zwischendurch gibt es genug Gelegenheiten, sich zurückzulehnen und die vorbeiziehende Flusslandschaft aus knorrigen Weiden, im Wasser hängenden Ästen und überdimensional groß wirkendem Schilf zu bestaunen. In Hörschel, ca. 2 km vor dem Ziel, mündet die Hörsel dann in die Werra. Der Übergang vom einen in den anderen Fluss gelingt fast wie von allein.

Zwei Packrafts auf Kiesbank
  • Start:

    Eisenach

  • Ziel:

    Spichra vor dem Wehr

  • Distanz:

    12 km

  • Besonderheiten:

    Paddelerlebnis Packraft, flache Stromschnellen und Hörselmündung 


  • Rastmöglichkeit:

    Kiesbank vor der Hörselmündung

  • Packraft-Verleih:
  • Tipp:

    Boat & Bike – nach einer Paddeltour auf der Hörsel, geht es von Hörschel aus auf und neben dem berühmten Rennsteig zurück nach Eisenach, Infos s. Packraft-Verleih

Was es sonst noch zu wissen gibt

Paddeln auf dem Thüringer Meer

Zusammen mit dem Hohenwarte-Stausee bildet die Bleilochtalsperre, Deutschlands größter Stausee, das sogenannte Thüringer Meer mit vielen kleinen Buchten, die zu Erkundungstouren im Kajak oder auf dem Stand-up-Paddelboard locken. Des weiteren bietet sich das Zeulenrodaer Meer für eine Paddeltour an.

Special Thüringens WasserWelten

Weitere Reportagen zu Outdoor-Abenteuern rund um die »Thüringer WasserWelten« von Autorin Svenja Walter findet ihr auf outdoor-welten.de. Hier widmet sie sich beispielsweise dem Land der 1.000 Teiche, der Werra, SUP-Yoga und Windsurfen auf dem Thüringer Meer und den Blauen Spuren rund um Erfurt.


TEXT: Svenja Walter

FOTOS: Archiv Tourismusverband Vogtland; Sebastian Theilig; Andreas Weise; Nicole Bittger; Tourismusverbund Rennsteig-Saaleland e.V.; Florian Trykowski, Thüringer Tourismus GmbH; MERIAN, Peter Hirth; Susen Reuter, Regionalverband Thüringer Wald e.V., Eckehard Wolf

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