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Weitwandern mit Aussicht

Die 10 großen Dolomiten-Höhenwege

Die Dolomiten-Höhenwege bieten spektakuläre Mehrtageswanderungen durch atemberaubende Fels- und Almlandschaften. Wir stellen alle zehn Höhenwege in Norditalien vor – von der einfacheren Fernwanderung bis zur schweren Felstour mit Klettersteig abseits der Infrastruktur.

    Entstanden sind die Dolomiten-Höhenwege aus dem Wunsch, die in zahllose Massive und Kalkstöcke gegliederten Dolomiten zu durchqueren. 1965 wurden die ersten zwei Nord-Süd-Höhenwege geplant. Heute laufen dort jedes Jahr Tausende an ständig wechselnden Landschaften und großartigen Felsformationen, malerischen Bergseen vorbei, durch sanfte Almreviere und südliche Sträucherdschungel.

    Mit zusätzlichen anspruchsvolleren Routen ist es seit 1976 möglich, den gesamten Dolomitenraum (Wege 1 bis 5) sowie die östlich des Piavetals gelegenen Bereiche der südlichen Karnischen Alpen (auch »Friulaner Dolomiten« oder »Dolomiten jenseits des Piave«) von Nord nach Süd zu durchwandern (Wege 6 und 7). Drei weitere Höhenwege wurden nach Plänen des Autors dieses Blogposts zwischen 1981 und 1986 geschaffen. Die Höhenroute 8 folgt dem westlichsten Dolomitenast entlang des Eisack- und Etschtales. Der West-Ost-Höhenweg 9 (»Travsersale«) verläuft vom Etschtal ins Piavetal quer durch das Dolmitengebiet. Und der Weg 10 führt aus dem Bozner Becken nach Südwesten über den Mendelkamm, danach durch die felsgewaltige Brentagruppe und die Val-di-Ledro-Alpen nach Gardone di Riviera am Westufer des Gardasees.

    »Auf jeder Höhenroute gibt es
    mindestens eine Etappe, die deutlich
    länger oder schwieriger ist.«

    Die zehn Höhenwege sind alle markiert und großteils auch mit Logo (Dreieck mit farbiger Wegnummer) versehen. Keiner der zwischen 110 und 200 Kilometer langen Wege (Nr. 7 ist mit knapp 40 Kilometern eine Ausnahme) ist leicht. Alle verlangen ein gewisses Maß an Training, Durchhaltevermögen, Trittfestigkeit und Schwindelfreiheit sowie bergsteigerische Übung im felsigen Terrain. Auf jeder Höhenroute gibt es mindestens eine Etappe, die deutlich länger oder schwieriger ist (etwa Klettersteige). Oft können diese Passagen umgangen werden, zum Teil mit Bus oder Taxi. Nummer 1, 2 und 8 gelten als die einfachsten Routen, die Höhenwege 3, 4 und 9 liegen im Mittelfeld, die Alte Vie 5, 6, 7 und 10 gelten als die anspruchsvollsten Unternehmungen mit teils extrem langen Etappen, Klettersteig-Abschnitten (bis C) und gelegentlich mit Übernachtungen in unbewirtschafteten Biwakhütten. Auf Höhenweg 7 muss in Ermangelung von Unterkunftsmöglichkeiten sogar mindestens einmal im Freien übernachtet werden.

    Die 10 Dolomiten-Höhenwege im Überblick

    Dolomiten Höhenwege Karte Weg 1

    Dolomiten-Höhenweg Nr. 1

    Der Klassiker

    Führt vom Pragser Wildsee nahe dem Südtiroler Pustertal in Südrichtung durch die östlichen Dolomiten in die nahe dem Alpensüdrand am Piave gelegene Stadt Belluno.

    LÄNGE: 150 km
    DAUER: 14 Tage
    HÖCHSTER PUNKT: Rifugio Lagazuoi, 2752 m
    STEILSTE ETAPPE: 1100 hm.

    BESONDERHEIT: Mit 2 und 8 einfachster Dolomiten-Höhenweg mit kurzen Teilstrecken und nur einem Klettersteig am Ende der Durchquerung.

    Dolomiten Höhenwege Karte Weg 2

    Dolomiten-Höhenweg Nr. 2

    Weg der Sagen und Legenden

    Führt von Brixen (Wanderstart auf der Plose) in Südrichtung durch die westlichen Dolomiten nach Feltre.

    LÄNGE: 185 km
    DAUER: 15 Tage
    HÖCHSTER PUNKT: Boèhütte, 2873 m
    STEILSTE ETAPPE: 1040 hm.

    BESONDERHEIT: Einfache Wanderung mit kurzen (meist gesicherten) Felspassagen. Anspruchvollste Passage ist der Übergang vom Passo Cereda zum Bivacco Feltre.

    Dolomiten Höhenwege Karte Weg 3

    Dolomiten-Höhenweg Nr. 3

    Weg der Gämsen

    Führt von Toblach (Pustertal) in Südrichtung durch die östlichen Dolomiten nach Longarone im Piavetal.

    LÄNGE: 120 km
    DAUER: 10 Tage
    HÖCHSTER PUNKT: Forcella del Bivacco, 2670 m
    STEILSTE ETAPPE: 1370 hm.

    BESONDERHEIT: Längere Etappen als auf den Höhenwegen 1 und 2, stellt an Ausdauer und Durchhaltevermögen deutlich höhere Ansprüche. Mehrere gesicherte Wegabschnitte, zum Teil auch exponierte Klettersteige.

    Dolomiten Höhenwege Karte Weg 4

    Dolomiten-Höhenweg Nr. 4

    Grohmann-Höhenweg

    Führt von Innichen (Pustertal) durch die östlichen Dolomiten nach Pieve di Cadore im Piavetal.

    LÄNGE: 90 km
    DAUER: 8 Tage
    HÖCHSTER PUNKT: Forcella del Ghiacciaio, 2584 m
    STEILSTE ETAPPE: 930 hm.

    BESONDERHEIT: Von den Anforderungen am ehesten mit Höhenweg 3 zu vergleichen. Mehrere Klettersteig-Etappen.

    Dolomiten Höhenwege Karte Weg 5

    Dolomiten-Höhenweg Nr. 5

    Tizian-Höhenweg

    Führt von Sexten durch die östlichen Dolomiten nach Pieve di Cadore.

    LÄNGE: 100 km
    DAUER: 10 Tage
    HÖCHSTER PUNKT: Sattel in der Hochmarmarole, 2614 m
    STEILSTE ETAPPE: 820 hm.

    BESONDERHEIT: Von den Anforderungen ähnlich den Höhenwegen 3 und 4, jedoch zum Teil ohne bewirtschaftete Hütten. Höhepunkt ist die Durchquerung der einsamen Marmarolegruppe, wo nur in Biwakhütten (im Sommer mitunter Wasserprobleme) übernachten werden kann.

    Dolomiten Höhenwege Karte Weg 2

    Dolomiten-Höhenweg Nr. 6

    Weg der Stille

    Führt von Sappada durch die südlichen Karnischen Alpen (»Friulaner Dolomiten«) nach Vittorio Veneto.

    LÄNGE: 90 km
    DAUER: 14 Tage
    HÖCHSTER PUNKT: Forcella Compol, 2450 m
    STEILSTE ETAPPE: 1230 hm.

    BESONDERHEIT: Einst ein großartiger Höhenweg durch wildes Bergland. Inzwischen haben Felsstürze, Gerölllawinen und Muren die Route zwischen Passo Mauria und Cimolais schwer beeinträchtigt. Im aktuellen Zustand etwa wie die Wege 1 und 2, jedoch mit einigen besonders langen Etappen und beachtlichen Höhenunterschieden.

    Dolomiten Höhenwege Karte Weg 2

    Dolomiten-Höhenweg Nr. 7

    Auf den Spuren Lothar Pateras

    Von Pieve d’Alpago im weiten Bogen über den Kamm der Col-Nudo-Cavallo-Gruppe nach Tambre d‘ Alpago.

    LÄNGE: 36 km
    DAUER: 6 Tage
    HÖCHSTER PUNKT: Cimon del Cavallo, 2251
    STEILSTE ETAPPE: 1700 hm.

    BESONDERHEIT: Kürzester, aber auch anspruchsvollster Höhenweg mit nur zwei bewirtschafteten Schutzhäusern zu Beginn und am Ende. Dazwischen liegt eine lange wasserlose Gratstrecke mit Klettersteig, Kletterpassagen (II) und mindestens einem Freibiwak. Auch für Geübte ist das Hauptproblem im Sommer die Wasserknappheit.

    Dolomiten Höhenwege Karte Weg 2

    Dolomiten-Höhenweg Nr. 8

    Weg der Panoramen

    Führt von Brixen im Eisacktal (Start auf der Plose) entlang des Eisack- und Etschtales durch die westlichen Dolomiten nach Salurn.

    LÄNGE: 160 km
    DAUER: 13 Tage
    HÖCHSTER PUNKT: Östliche Latemarspitze, 2791
    STEILSTE ETAPPE: 1200 hm.

    BESONDERHEIT: Mit 1 und 2 einfachster Dolomiten-Höhenweg. Eine Klettersteig-Etappe im Abstieg (Schwierigkeit B/C). Problem-Strecke ist die durch eine einfache Umgehungsvariante vermeidbare Durchquerung der Latemar-Hochregion.

    Dolomiten Höhenwege Karte Weg 2

    Dolomiten-Höhenweg Nr. 9

    Transversale

    Führt aus dem Etschtal in West-Ost-Richtung durch das Dolomitengebiet nach Santo Stefano im Piavetal.

    LÄNGE: 180 km
    DAUER: 14 Tage
    HÖCHSTER PUNKT: Piz Boè, 3152 m
    STEILSTE ETAPPE: 1010 hm.

    BESONDERHEIT: Etwas anspruchsvoller als die Wege 1, 2 und 8 mit einer Klettersteig-Etappe (»Strada degli Alpini«) gegen Ende der Tour und einigen leistungsmäßig anspruchsvolleren Abschnitten.

    Dolomiten Höhenwege Karte Weg 2

    Dolomiten-Höhenweg Nr. 10

    Judikarien-Höhenweg

    Aus dem Etschtal über den Mendelkamm, durch die Brentagruppe und die westlichen Gardaseeberge nach Gardone di Riviera am südlichen Westufer des Gardasees.

    LÄNGE: 200 km
    DAUER: 18 Tage
    HÖCHSTER PUNKT: Bocchetta dei Due Denti, 2859 m
    STEILSTE ETAPPE: 1360 hm.

    BESONDERHEIT: Lange Höhenwanderung mit zwei Talberührungen und dadurch erheblichen Gegenanstiegen. Mehrere Klettersteige (Schwierigkeit B/C). Ansonsten unschwierige Wanderung, aber mit einigen langen und anstiegsreichen Etappen.

      Der Beliebteste

      Dolomiten-Höhenweg Nr. 1

      Die Höhenroute 1 gilt als beliebteste Dolomiten-Durchquerung. Mit Hütten und Almbetrieben im richtigen Abstand und unvergleichlichen landschaftlichen Schönheiten, sind hier alle Voraussetzungen für genussreiches  Wandern von Hütte zu Hütte gegeben. Als besonderes »Zuckerl« wird erfolgreichen Begehern nach Vorlage der gesammelten Hüttenstempel am Zielort ein Abzeichen verliehen.

      Dolomiten Höhenweg 1
      Dolomiten Höhenweg 1

        Der Höhenweg 1 beginnt an einem der schönsten Dolomitenseen, dem Pragser Wildsee. Von dort geht  es in einem 900-Meter-Anstieg empor zu der nahe der Scharte »Porta Sora al Forn« gelegenen Seekofelhütte. Über Hochflächen wandern wir an der Senneshütte und dem Schutzhaus Fodara Vedla vorbei und erreichen das im Rautal gelegene Berggasthaus Pederü. Nach dem Gegenanstieg auf die seengeschmückten Hochflächen der Fanesalm, erreichen wir die Schutzhäuser Lavarella und Fanes. Über die Forcella del Lago und am Lagazuoisee vorbei erreichen wir die unterm Kleinen Lagazuoi gelegene gleichnamige Hütte mit atemberaubenden Dolomiten-Panorama. Nach Abstieg zum Falzaregopass besteigen wir über die Forcella Nuvolau den hüttenbewehrten Monte Nuvolau mit neuerlich umfassendem Panorama.

        Über das Rifugio Cinque Torri gelangen wir zur Croda-da-Lago-Hütte am Federasee und nach Überschreitung der Forcella Col Duro zu dem unterm Monte Pelmo gelegenen Rifugio Citta di Fiume. Weiter geht es über den Staulanzapass und die Malga Vescova in das Felsenreich der Civettagruppe, wo wir die Coldaihütte anpeilen. Die hier ansetzende Promenade entlang einer Höhenrampe zu Füßen der Civetta-Nordwestwand  gehört zu den Glanzpunkten der Wanderung. Über die Tissihütte und die in einem grandiosen Bergkessel gelegene Vazzolerhütte erreichen wir nach langer Höhentraverse die Carestiatohütte. Ein kurzer Abstieg bringt uns in den Passo Duran, an dem die weniger bekannten, aber nicht weniger großartigen südlichen Dolomitengruppen ansetzen. Zunächst geht es zum Rifugio Sommariva auf Pramperèt, danach durch die einsame Talvenagruppe zum Rifugio Pian de Fontana. Ein anstrengender Aufstieg bringt uns auf den Gipfelgrat des Monte Schiara und zur Blech-Biwakschachtel Màrmol. Hier steht man vor einem Abgrund und zugleich vor dem Ende der langen Wanderung mit Fernblick nach Süden bis zur Adria. Der Abstieg durch die Schiara-Südwand  entlang der »Via ferrata Piero Rossi« (Schwierigkeit B/C) zu dem am Wandfuß gelegenen Rifugio Settimo Alpini bringt einen letzten Höhenpunkt der Tour. Schließlich erreichen wir durch die Talschlucht des Val d‘Ardo den schon im Piavetal gelegenen Ort Bolzano Bellunese, von wo uns der Linienbus nach Belluno bringt.

        Der Spektakulärste

        Dolomiten-Höhenweg Nr. 3

        Dass an dieser Höhenroute zweimal ins Tal abgestiegen werden muss, mag als Abstrich gelten, doch die dazwischenliegenden Highlights – die Überschreitung des Sorapisstocks auf kühner Klettersteig-Route quer durch die Südwände der Croda Marcora, die Besteigung des Monte Rite – eine tollsten Aussichtswarten der Dolomiten – und zuletzt die Durchquerung der phantastischen Bosconerogruppe entschädigen für alle Mühen.

        Dolomiten Höhenweg 3
        Dolomiten Höhenweg 3
        Dolomiten Höhenwege

          Es beginnt mit einer anstrengenden Einleitungsetappe, der Durchwanderung des Dürrensteinkammes von Toblach zur Plätzwiese, wo im Süden schlagartig die märchenhafte Cristallogruppe auftaucht und gleich drei Schutzhäuser zum Verbleib einladen. Anderntags wird mit einem 1000-Meter-Abstieg in das Höhlensteintal und einem ebensolchen Gegenanstieg der von den Kampfhandlungen im Dolomitenkrieg bekannte Monte Piana mit der Bosihütte erstiegen. Durch das Val Popena und über die Sella Popena erreichen wir den Passo Tre Croci zwischen Cristallo- und Sorapissgruppe. Ein zweistündiger Hüttenanstieg bringt uns schließlich in das Herz der Sorapissgruppe, in den von himmelragenden Felswänden flankierten Kessel »Circo di Sorapiss« mit dem grünen Lago di Sorapiss und dem heimeligen Rifugio Vandelli.

          Eine etwas einförmige Geröllstrecke durch das Kar »Tondi di Sorapiss« wird zum Glück in den Morgenstunden bewältigt, denn an der Scharte »Valico Sora la Cengia del Banco« ändert sich das Szenario: Unsere Route führt in die lotrechten Südwände der Fopa di Mattia und Croda Marcora hinein, ein »Göttergang« ohnegleichen!  Auf dem Band »Cengia del Banco« geht es hoch über dem Boitetal, gegenüber der Felsmasse des Monte Pelmo  zum Beginn des Eisenweges »Via Attrezzata Franceso Berti« (Schwierigkeitsgrad C) und auf diesem bald über Leitern und an Drahtseilen senkrecht hinab in eine Geröllrinne. Im Gegenanstieg wird über eine steile gesicherte Wand die Forcella del Banco am Südostgrat der Croda Marcora gewonnen, wo die Via ferrata endet. An der Biwakhütte Slataper vorbei führt unser Weg nun völlig problemlos über Schutthänge hinab zur Forcella Grande zwischen Sorapiss- und Marmarolegruppe, danach durch das steile Gerölltal »Giou Scuro« zu dem auf einem Geländevorsprung wunderschön gelegenen Rifugio San Marco. In einem 800-Meter-Abstieg erreichen wir in San Vito di Cadore die Sohle des Boitetales.

          Dem Talbesuch schließt sich ein problemloser 900-Meter-Anstieg zu dem unterm Monte Pelmo gelegenen Rifugio Venezia an. Um den Monte Penna herum erreichen wir durch ein waldreiches Mittelgebirge das auf einer Wiesenlichtung gegenüber dem imposanten Antelao gelegene Rifugio Talamini. Von ihm geht es im steten Anstieg auf den baumfreien Gipfel des Monte Rite mit dem aus einem alten Sperrfort errichteten Rifugio Dolomites. Neben dem Studium des grandiosen 360-Grad-Panoramas lohnt hier der Besuch des von Reinhold Messner geschaffenen »Mountain Museum Dolomites« mit Darstellung der Dolomiten-Erschließung. Ein kurzer Abstieg bringt uns in den auch per Auto erreichbaren Passo Cibiana vor der im Süden anschließenden unerhört wilden und großartigen Bosconerogruppe. Die drei Etappen durch diesen wilden Felsbezirk bilden den letzten Höhepunkt an unserer Dolomiten-Durchquerung. Über die enge Kerbe der Forcella de le Ciavazole – sie präsentiert die gewaltigen Felsbauten der Gruppe erstmals in voller Größe – erreichen wir die zu Füßen gewaltigen Rocchetta Alta eindrucksvoll gelegene Bosconerohütte. Durch eine lange Schuttrinne steigen wir zur Forcella de la Toanella an. Hier setzt ein spektakulärer Höhengang durch eine wild zerklüftete Felslandschaft an, der uns zu dem inmitten sanfter Blumenwiesen gelegenen Bivacco Tovanella leitet. Ein langer dreistündger 1400-Meter-Abstieg bringt uns glücklich, aber müde nach Longarone im Piavetal.

          Der mit den schönsten Hütten

          Dolomiten-Höhenweg Nr. 8

          Der Weg der Panoramen bietet in 10 bis 13 Tagen eine relativ einfache Durchquerung der Dolomiten. Zu den anspruchsvollsten Abschnitten der Route gehören der Santnerpass-Klettersteig (technisch) sowie der Übergang vom Karerpass zum Rifugio Torre di Pisa (leistungsmäßig), die sich jedoch beide auf einfachen Varianten umgehen lassen. Dank vieler Stützpunkte entlang der Strecke, kann man die Tagesetappen kurz halten, das macht die Wanderung zum Beispiel auch für Familien mit Kindern gut möglich.

          Dolomiten Höhenweg 8
          Dolomiten Höhenweg

            Die Strecke von Brixen über die Plose und die Peitlerscharte haben die Wege 2 und 8 gemein. Doch an der Schlüterhütte führt Höhenweg 8 über die Gampenalm in die Nordseite der großartigen Geislergruppe hinein. Es ist eine Höhenpromenade besonderer Güte, dieser weithin berühmte Adolf-Munkel-Weg zu Füßen der grandiosen Nordwände von Wasserkofel, Sass Rigais, Furchetta, den Odlen und Fermeden zur wunderschön gelegenen Brogleshütte. Über die durch eine steile Felsschlucht erreichbare Panascharte wechseln wir über an die Südseite der Gruppe, wo wir in herrlicher Höhenwanderung über Cisles Alm, Regensburger Hütte, Gamsbluthütte und dem Kirchenjuwel St. Jakob den im Grödnertal gelegenen Urlaubsort St. Ulrich erreichen. Sollte der Weg über die Panascharte wegen Steinschlaggefahr gesperrt sein, setzen wir die Wanderung ab der Brogleshütte geradeaus fort und gelangen auf dem Raschötz-Höhenweg problemlos, aber kaum weniger attraktiv zur Bergstation der Raschötzbahn und mit ihr oder zu Fuß nach St. Ulrich.

            Nach diesem Highlight steht als nächste Sensation die Überschreitung der Seiser Alm mit anschließender Besteigung des Schlern ins Haus. Wir erreichen das Juwel – mit 60 Quadratkilometer gilt sie als größte Almhochfläche Europas – mit den Gondeln der St. Ulricher Seiser-Alm-Bahn. Vom Monte Seuc am Nordrand des Plateaus geht es, begleitet von herrlichen Ausblicken zu den Felsriesen der Langkofelgruppe, am Aussichtsbalkon der Contrin Schwaige vorbei, danach über Ritsch Schwaige, Alpenhotel Panorama und Laurinhütte zur Saltnerhütte vor den dräuenden Ostabstürzen des Schlernmassivs. Ein 600-Metrer Anstieg bringt uns auf das Schlern-Plateau und zum Schlernhaus, dem »Schloss in den Bergen« mit Prachtblick zu den Felsmassiven der Rosengartengruppe. Natürlich besteigen wir von hier die höchste Erhebung des sagenumwobenen Schlern, den »Pez«, einer der besten Panoramapunkte im weiten Dolomitenland.

            Auf gut markierten Wegen gelangen wir über die Tierser-Alpl-Hütte in die Rosengartengruppe und dort über den Grasleitenpass zur viel besuchten Vajolethütte. Durch das Felskar des Gartl erreichen wir, an der Gartlhütte vorbei, den modernen Bau der Santnerpasshütte mit tollem Rückblick auf das klassische Profil der südlichen Vajolettürme. Es folgt die technisch anspruchsvollste Etappe der Alta Via, der Abstieg über den stark frequentierten Santnerpass-Klettersteig (Schwierigkeit B/C) zur Kölner Hütte. Ein Hinweis für weniger Geübte: Die Passage kann ab der Vajolethütte ostseitig auf einfachen Wegen umgangen werden. Von der Kölner Hütte geht es in herrlicher Höhenwanderung weiter zur Paolinahütte und hinab zum Karerpass, wo die Rosengarten-Durchquerung zu Ende ist.

            Es folgt die Überschreitung der Latemargruppe, touristisch und landschaftlich eine Glanzstrecke dieser Höhenroute. Ein Kräfte fordender 1200-Meter-Anstieg auf die Östliche Latemarspitze macht den Beginn, dann geht es im weiten Bogen um den Oberen Valsordakessel herum zu der einem Adlerhorst gleichenden Torre-di-Pisa-Hütte (auch diese Überschreitung kann vermieden werden, diesmal auf Höhenwegen westlich um die Gruppe herum).

            Von der Pisa-Hütte steigen wir zu den Eggentaler Almen ab, danach geht es über das Reiter- und Lavacèjoch zum Gasthof Gurdinalm, in wunderbarer Balkonlage über dem Etschtal. Über den Leitenspitz-Kamm und den Ort Kaltenbrunn gelangen wir in den Erholungsort Truden am Rande des Naturparks Trudener Horn. An der Krabesalm, dem Cisa-Sattel und der Hornalm vorbei, gelangen wir nach Grill, einem malerisch gelegenen Bergweiler hoch über dem Etschtal mit beliebtem Biogasthof. Den Abschluss der Höhenwanderung bildet die Überschreitung des lang gestreckten Salurner Berges, am Rifugio Potzmauer vorbei, zum Lago Santo di Cembra (mit Rifugio), danach der Abstieg über die Sauchhütte und durch das Val Stanausera nach Salurn.

            Dr. Franz Hauleitner

            Dr. Franz Hauleitner, 1944 in Niederösterreich geboren, ist ein ausgewiesener Dolomitenkenner. Er kam früh mit den Dolomiten-Höhenwegen in Berührung und gestaltete selbst die Höhenwege 8,9 und 10 mit. Über alle zehn Wege hat er für den Rother Bergverlag ausführliche Führerliteratur verfasst.


            TEXT & FOTOS: Dr. Franz Hauleitner

            Inhaltsverzeichnis
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