Das Ende der “ewigen Chemikalien”: Die große Globetrotter-Umfrage zum PFAS-Ausstieg

Laut einer neuen Studie von Globetrotter sind viele Outdoor-Marken bereit, sich endgültig von „ewigen Chemikalien“ zu trennen. Kommende Gesetze sowie Forderungen von NGOs, Kunden und Einzelhändlern haben den Prozess beschleunigt.

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Im Februar 2023 veröffentlichte die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) ein Dokument, das Beschränkungen für Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) vorschlägt und die Verwendung dieser problematischen Chemikalien in Europa weitgehend verbieten würde. PFAS sind eine Familie synthetisch hergestellter Chemikalien, die häufig in Produkten verwendet werden, mit denen wir täglich zu tun haben. Im Outdoor-Bereich findet man sie oft in Membranen und wetterfesten Behandlungen wie DWR-Beschichtungen (durable water repellent) in Funktionsbekleidung, Schuhen, Zelten oder Rucksäcken. PFAS werden als “ewige Chemikalien” bezeichnet, da sie nicht abbaubar sind, wenn sie in die Natur oder den menschlichen Körper gelangen.

Der lang erwartete Vorschlag, für den sich zahlreiche Umwelt- und Menschenrechtsgruppen eingesetzt haben, zeigt die Ambitionen der EU, die Herstellung und Einfuhr von über 10.000 persistenten Chemikalien zu unterbinden und ihre anschließende Freisetzung in die Umwelt drastisch zu reduzieren. Obwohl ein mögliches Regelwerk wahrscheinlich schrittweise über mehrere Jahre hinweg umgesetzt wird, kann es in vielen Branchen zur Herausforderung werden – nicht zuletzt in der Outdoor-Industrie.

Globetrotter’s proaktiver Ansatz

Als Reaktion auf den Vorschlag führte der deutsche Outdoor-Händler Globetrotter im Frühjahr 2023 eine umfassende Umfrage bei seinen 26 wichtigsten Lieferanten durch. Die Kernfragen: Sind führende Outdoor-Marken bereit, sich von ihrer PFAS-Abhängigkeit zu befreien? Welche Marken sind bereits auf einem guten Weg? Und welche Ziele und Zeitpläne wurden festgelegt, die gefährlichen Substanzen ein für alle Mal loszuwerden.

„Globetrotter hat die Ambition, die besten Produkte ihrer Klasse anzubieten – und das natürlich auch in Sachen Umweltverträglichkeit“, erklärt Fabian Nendza, Senior Sustainability Manager bei Fenix Outdoor/Globetrotter. „PFAS sind in der Outdoor-Branche immer noch sehr präsent. Deshalb ist es wichtig, dass alle Marken, mit denen wir zusammenarbeiten, auf PFAS-freie Alternativen umsteigen. Durch das wachsende Problembewusstsein der Konsumenten und das erwartete Verbot der Chemikalien besteht ein immer größerer Bedarf an kreislauffähigen Ersatzstoffen.“

Herausforderungen bei der Umstellung

Die Auswirkungen von PFAS auf die Umwelt und unsere Gesundheit sind seit vielen Jahren bekannt. Viele Outdoor-Marken haben bereits Alternativen auf den Markt gebracht, um die Verwendung von PFAS schrittweise einzustellen und der Gesetzgebung vorzukommen.

Doch die Umstellung war und ist für die Marken kein leichter Weg. Einer der Branchenpioniere beim Verzicht auf PFAS ist Fjällräven, das seit 2008 weder in Membranen noch in Imprägnierungen PFAS verwendet. Ab 2015 hatte Fjällräven PFAS aus Textilien für Zelte und alle anderen Produkte eliminiert, aber erst 2021 konnte die Marke hochwertige Reißverschlüsse ohne PFAS beschaffen. In einem kürzlich erschienenen CSR-Journal von Fjällräven erklärte das Unternehmen Folgendes: „Nach einer Untersuchung dieses Themas haben wir erfahren, dass die Gefahr besteht, dass PFC in mehr Zutaten verwendet werden, als unseren Lieferanten bewusst ist. Daher ist es für uns wichtig, eine gute und offene Kommunikation mit allen zu pflegen und gemeinsam daran zu arbeiten, PFCs in allen Reißverschlüssen zu entdecken und schließlich auslaufen zu lassen.“

Andere Marken kämpften seit 2013 gegen die schädlichen PFAS, als sie entdeckten, dass auch kurzkettige Fluorkohlenstoffe, die man zunächst als Lösung betrachtet hatte, genauso schädlich war wie die ursprüngliche Chemikalie. Ein Beispiel dafür ist Patagonia: Nachdem das Problem erkannt war, beschloss die Marke, alle Fluorkohlenwasserstoffe aus ihren Produkten zu verbannen. Stattdessen entwickelte man gemeinsam mit Gore Fabrics eine fluorkohlenstofffreie Membran, die seither auf dem Markt erhältlich ist.

Höhere Herausforderungen für Membran-Produkte

Die Umfrage von Globetrotter ergab, dass die meisten der teilnehmenden Marken bereits eine Strategie zum Ausstieg aus PFAS haben. Viele haben sich jedoch nicht öffentlich zu einem konkreten Zeitplan verpflichtet. Die Komplexität hängt ganz offensichtlich mit der Funktion und den Performance-Ansprüchen der jeweiligen Produktkategorie zusammen. Bei Hochleistungsbekleidungsprodukten beispielsweise wird der Ausstieg wahrscheinlich nicht vor 2027 abgeschlossen, während die meisten nicht wasserdichten oder isolierten Produkte voraussichtlich schon bis 2025 PFAS-frei sein werden.

„Es ist gut zu sehen, dass die meisten Marken aktiv am Ausstieg arbeiten“, sagt Fabian Nendza. Bei den wasserdichten Produkten seien die Ergebnisse keine Überraschung, sondern nur eine Bestätigung dessen, was man bei Globetrotter bereits wusste. “Eine solche Umstellung braucht Zeit. Anders ist es bei Produkten, die keine Membran benötigen und PFAS zur Imprägnierung und Behandlung oder Produktbestandteilen wie beispielsweise Reißverschlüssen verwenden. Dies sind niedrig hängende Früchte, bei denen direkte Maßnahmen ergriffen werden können.“

Mehr Transparenz in der Kommunikation

Im Rahmen der Globetrotter-Studie wurde auch die öffentliche Kommunikation über PFAS und die Informationen der Outdoor-Marken für den Verbraucher genauer untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass es oft an Transparenz und Verbindlichkeit mangelt. So schreiben manche Marken zwar auf ihren Websites über das Thema PFAS, unterstützen gesetzliche Beschränkungen oder stellen Informationen über PFAS-haltige Produkte bereit. Gleichzeitig zögern sie offensichtlich, ein konkretes Bekenntnis zum vollständigen Verzicht auf diese Stoffe zu veröffentlichen. Während das Bewusstsein der Verbraucher für PFAS wächst, nimmt die Nachfrage nach Produkten, die diese Stoffe enthalten, ab. Aber wie können diese Ergebnisse den Einzelhändlern helfen, ihre Kaufentscheidungen so zu treffen, dass sie nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich nachhaltig sind?

„Die Verbraucher sind sich der PFAS-Problematik bereits sehr bewusst, was natürlich ihre Kaufentscheidungen beeinflusst. Wo immer möglich, würden sie einem funktionell und preislich gleichwertigen Produkt ohne PFAS den Vorzug geben“, erklärt Fabian Nendza. „Diese Studie soll einen zusätzlichen Akzent setzen und einen Schub in die richtige Richtung geben – sowohl intern bei Globetrotter als auch auf Markenebene. Sie hilft uns im Gespräch mit den Lieferanten, bei der Planung zukünftiger Sortimente und in der Kommunikation mit Filialen und Mitarbeitern.”

Text: Hannah Mitchell