Alpenüberquerung:
Wanderung von Berchtesgaden nach Lienz
Auf deiner Bucket-List steht eine Solo-Alpenüberquerung als Frau? Ob Einsteigerin oder erfahrene Gipfelstürmerin – für fast jedes Level gibt es die passende Transalpwanderung. Hier findest du Informationen zur Alpenüberquerung von Berchtesgaden bis Lienz.
Was bedeutet Alpenüberquerung?
Im Unterschied zu anderen Mehrtagestouren in den Bergen wird bei einer Alpenüberquerung an irgendeiner Stelle den Alpenhauptkamm überschritten. Neben den bereits etablierten Transalpwanderungen kommen immer mal wieder neue Alpenüberquerungen dazu, die Alpenregionen erschließen, um nicht zuletzt den Wandertourismus zu verstärken. Mit ausreichend Erfahrung kannst du eine Alpenüberquerung jedoch auch komplett allein planen. Hier erhältst du einen detaillierten Einblick in meine Alpenüberquerung von Berchtesgaden (Deutschland) nach Lienz (Österreich).
Alpenüberquerung: Allein als Frau von Berchtesgaden nach Lienz in Osttirol
Alpenüberquerung: Allein als Frau von Berchtesgaden nach Lienz in Osttirol
Distanz: ca. 120 km
Dauer: 9-10 Tagesetappen
Höhenmeter: ca. 7.500 hm Aufstieg | 7.800 hm Abstieg
Schwierigkeit: mittelschwer bis schwer
Level: für Fortgeschrittene geeignet
Voraussetzungen: alpine Erfahrung und gute Kondition
Die Alpenüberquerung startet entspannt mit einer Seefahrt von Berchtesgaden über den Königssee. In St. Bartholomä geht es noch ein Stück am See entlang, bevor es endlich die ersten Höhenmeter nach oben geht. Über die sogenannte Saugasse geht es zum Kärlingerhaus am Funtensee – angeblich einer der kältesten See in den Alpen. Auf jeden Fall testen und reinspringen!
Distanz: 10,6 km | Dauer: ca. 4 h
Vor allem unter der Woche ist auf dieser Etappe wenig los. Ich bin auf diesem Abschnitt tatsächlich mehr Schafen als Menschen begegnet. In der kargen Landschaft des Steinernen Meers aber auch nicht verwunderlich. Schon nach wenigen Stunden erreicht man die nächste Hütte. Das Riemannhaus liegt auf 2.177 m und wurde schon 1885 eröffnet. Bewirtschaftet wird die Hütte über eine Materialseilbahn; Wasser für Toilette und Duschen werden vor Ort aus Schnee gewonnen. Rund um das Riemannhaus gibt es einige Gipfelmöglichkeiten. Alternativ kannst du auch auf eine Übernachtung dort verzichten und direkt nach Maria Alm absteigen.
Distanz: 6 km | Dauer: ca. 2 h 15 min | Höhenmeter: 580 hm Aufstieg | 30 hm Abstieg
Heute steht der erste größere Abstieg deiner Alpenüberquerung an. Vom Riemannhaus geht es in den kleinen Talort Maria Alm – ein kleiner Schock ist vorprogrammiert, denn hier sind plötzlich so viele Menschen zu sehen. Dafür kannst du dich hier nochmal mit Verpflegung und Ausrüstung eindecken, falls noch etwas fehlt. Der Abstieg ist steil und teilweise mit Seilen gesichert – vor allem bei Regen solltest du hier vorsichtig sein.
Distanz: 9 km | Dauer: ca. 3 h | Höhenmeter: 50 hm Aufstieg | 1.370 hm Abstieg
Von Maria Alm geht es hoch zur Schwalbenwand – einer wunderschönen Kammwanderung. Leider hatte ich bei meiner Alpenüberquerung ziemlich Pech mit dem Wetter und hatte vor allem Nebel als Ausblick.
Distanz: 10 km | Dauer: ca. 3 h 20 min | Höhenmeter: 1.290 hm Aufstieg
DHeute geht es zunächst ins Tal nach Bruck. Hier kannst du nochmal deine Vorräte auffüllen. Mit dem Bus geht es nach Ferleiten und von dort zu Fuß auf die Trauneralm im Nationalpark Hohe Tauern.
Etappe 5a: Statzerhaus–Bruck | Distanz: 13 km
Dauer: ca. 3 h 20 min | Höhenmeter: 10 hm Aufstieg | 1.330 hm Abstieg
Etappe 5b: Ferleiten–Trauneralm | Distanz: 7 km
Dauer: ca. 1 h 45 min | Höhenmeter: 370 hm Aufstieg
Von der Trauneralm geht es zum höchsten Punkt auf der Alpenüberquerung – der Pfandlscharte. Selbst im Hochsommer kann es sein, dass du hier mit Altschneefeldern zu kämpfen hast. Diese sind aber meistens gespurt und du brauchst nicht unbedingt Grödel. Informiere dich am besten vorab in entsprechenden Foren oder Facebook-Gruppen. Von der Pfandlscharte sind es nur wenige Höhenmeter auf den Spielmann (3.027 m) – einen echten 3000er, den du unterwegs mitnehmen kannst. Meinen Rucksack habe ich damals einfach hinter einem Stein an der Pfandlscharte gelassen und bin ohne Gepäck aufgestiegen.
Distanz: 8,5 km | Dauer: ca. 3 h 45 min | Höhenmeter: 1.160 hm Aufstieg | 550 hm Abstieg
Weg vom Trubel geht es zur Glorer Hütte – eine meiner Lieblingshütten auf der Alpenüberquerung. Supernettes und witziges Personal, das erstmal mit allen Übernachtungsgästen bei der Ankunft einen Schnaps trinkt. Und dann noch das Essen: ein 3-Gänge-Menü der Extraklasse. Um die Hütte herum gibt es viele süße Murmeltiere, die aber ziemlich scheu sind.
Distanz: 10 km | Dauer: ca. 3 h 30 min | Höhenmeter: 800 hm Aufstieg | 270 hm Abstieg
Durch viele Geröllfelder geht es von der Glorer Hütte zur Lienzer Hütte. Unterwegs kannst du das Böse Weibl (3.121 m) mitnehmen – dann würde ich eine Übernachtung in der Eberfelder Hütte empfehlen, um den Tag ein wenig zu verkürzen.
Distanz: 15 km | Dauer: ca. 6 h | Höhenmeter: 920 hm Aufstieg | 1.600 hm Abstieg
Ein kurzer Marsch von der Lienzer Hütte zur Wangenitzseehütte am gleichnamigen See. Wem der Tag zu kurz ist, kann von der Wangenitzseehütte einen weiteren 3000er mitnehmen: das Petzeck (3.283 m), den höchsten Gipfel der Schobergruppe. Alternativ kannst du auch direkt von der Lienzer Hütte nach Lienz absteigen und dir sogar Unterstützung vom Lift holen. Die Wangenitzseehütte war aber eines meiner Highlights, daher würde ich das nicht empfehlen.
Distanz: 5,8 km | Dauer: ca. 2 h 10 min | Höhenmeter: 560 hm Aufstieg | 40 hm Abstieg
Der lange Abstieg ins Tal und zurück in die Zivilisation nach Lienz.
Distanz: 23 km | Höhenmeter: 140 hm Aufstieg | 1.950 hm Abstieg
An-und Abreise
Anreise mit dem Zug ab München nach Berchtesgaden und per Boot über den Königssee. Am besten schon am Abend vorher anreisen und den Königsee genießen.
Abreise von Lienz mit dem Zug entweder über Italien oder Österreich zurück nach Deutschland. Ich habe eine Nacht in Südtirol eingeplant und bin von dort mit dem Zug zurück nach München gefahren.
Planung
Vor allem die Hüttenübernachtungen frühzeitig planen und reservieren. Viele der Hütten kannst du online reservieren, einige aber auch nur telefonisch. Wenn du einige Gipfel mitnehmen willst oder auch einfach mal entspannen willst, plane in ein oder zwei Hütten eine extra Nacht ein. Ich habe im Glocknerhaus und in der Wangenitzseehütte jeweils zwei Nächte gebucht. Sollten sich deine Pläne kurzfristig z. B. wegen des Wetters ändern, gibt den Hüttenwirt:innen auf jeden Fall so früh wie möglich Bescheid, falls du nicht kommst. Sonst rückt die Bergwacht im Zweifel unnötig aus, um dich zu suchen.
TEXT & FOTOS: Kathrin Kriesch und Steffka Bunge | The Female Explorer